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Thema: [Vampire von Düsterburg] Tag 3

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Sie hatte ihn die eine Frage gestellt, vor der er sich gefürchtet hatte. Den er, ja er hatte eine Fähigkeit, aber er hatte sie verschwendet.

    "Vielleicht wissen Sie es nicht, aber .. ich leide an Gedächtnissschwund, Amnestie ist das Wort glaub ich, ja Amnestie. Meine früheste intakte Erinnerung, ist wie ich nur mit Julie , die ich draußen angebunden hab, auf einer Waldlichtung zu bewusst sein kommen. Ich wusste nicht wie ich dort hin kam, nur mein Name war mir noch bewusst und der Name von ... von .. nein es tut nichts zur Sache. Jedenfalls hab ich währendessen Dinge über mich herausgefunden, wer ich wirklich war. Ich kann, oder eher konnte, gewisse Orte näher betrachten, sie quasi durchleuchten und sagen ob die Bewohner Böses in sich haben. Ich wusste zunächst nicht wofür das nützlich sein sollte, schließlich musste ich festellen, dass ich auch mit Schwert und Schild gut geübt war, war ich vielleicht mehr als ein einfacher Schwertkämpfer? Ein ..Detektiv? Warum dann diese Rüstung? Warum war ich auf dieser Waldlichtung?.. Ihr seht, dass ich auf viele der Fragen selbst keine zufriedenstellende Antwort habe. Ich weiß aber, dass unser Bürgermeister und Lenoardo Menschen sein müssen, ich .. ich spüre es. Und es war mehr als ein einfacher Verdacht , es war als würde das Wissen und die Fertigkeit eines richtigen Ermittlers in mir schlummern. Leider habe ich seit diesem kleinem Geistesblitz keine weiteren Eingebungen mehr und viel habe ich, wie gesagt, nicht erfahren können und woher soll ich wissen, dass ich mir das nicht eingebildet habe? Leonardo ist vielleicht ein Irrer, aber ein Monstrum ist er nicht.
    Bei der Wahl Raffaels vertraue ich komplett Dankwart. Vielleicht bin ich ein Narr dies zu tun, aber ... zumindest Leonardo kann keine Alternative sein."


    Es fiel ihm sichtlich schwer, als dies vor Gruppe von Fremden zuzugeben, aber irgendwie hatte er Selenes Worten vertraut. Vielleicht war auch sie eine von ihnen? Aber im Endeffekt konnte er seine Skeptik eben doch nicht aufgeben.

    "Verzeiht mir, dass ich euch mit meinen Problemen belästigt habe, wir müssen bei dieser Wahl bleiben."

    Geändert von Mivey (24.11.2011 um 00:17 Uhr)

  2. #2
    Nein, ihr müsst euch nicht entschuldigen. Ich danke euch von Herzen für eure Ehrlichkeit, Meister Grandy. Könnt ihr mir noch eine Frage beantworten, nur um ganz sicherzugehen das ihr seid was ihr vorgebt? Wann habt ihr wen überprüft? Ich meine damit, an welchem Tag und zu welcher Stunde kam der Geistesblitz zu euch als ihr wen betrachtet habt?

    Und alle anderen bitte ich inständig nun vollends von einer Wahl gegen Dragonieri und unseren Bürgermeister abzusehen. Es sind die einzigen zwei, neben euch selbst Grandy, denen wir Bürger vertrauen können, zumindest wenn eure Geschichte stimmt, wovon ich ausgehe.

    Ich verstehe wieso einige Rebecca verdächtig finden und ja sie verhält sich zugegebenermassen merkwürdig in letzter Zeit, aber sollten wir nicht eine Frage nach der anderen lösen?

    Und ebenfalls wichtig ist: Falls jemand sicher sagen kann, das Rafael lügt weil das was er vorgibt zu sein die Rolle eines anderen ist so möge er sich nun erheben und sprechen damit wir einen Lügner hängen und des nachts jemanden von uns retten können. Es gibt Mächte, auch gute, die hier am Werk sind. Und ich denke das die die diesen Schutz am dringendsten brauchen ihn auch erhalten werden. Nun, hat jemand etwas dazu zu sagen?!

    Und Dragonieri, bitte, ändert endlich eure Stimme, sie schwebt Damoklesschwertgleich über mir. Wollt ihr mich den Vampiren denn zum Fraß vorwerfen? Ja, gestern war ich vorlaut und heute bin ich es ebensosehr, aber nur weil ich als erste die Stimme erhebe heißt das doch nicht gleich das ich bösartig wäre.

  3. #3
    "Ich...möchte eigentlich nur eine Sache zu bedenken geben." Libra erhob sich, in der großen Hoffnung, so kurz vor dem Ende der Abstimmung noch das Ruder herumzureissen. "Wenn Herr Rafael vorgibt, solche Zauberkraft zu besitzen - wie kann er dann auch noch wissen, dass Grandy hier böse sein soll? Sind dazu nicht ... seherische Fähigkeiten von Nöten? Bitte, nur eine einzige Person müsste sich von Herren Leonardo auf Rafael umentscheiden...Bitte, ich flehe euch an...dieser Mann wird uns morgen sonst alle ins Verderben bringen!"

    Geändert von Caro (24.11.2011 um 01:53 Uhr)

  4. #4
    Hatte er gerade richtig gehört? Ein wahrhafter Alchimist soll in Düsterburg leben? Und dann auch noch Rafael Firas? Havelock wusste bereist vom Tod der Lautenspielerin und es schmerzte sein Herz eine unschuldige dahingerafft zu sehen.
    Wieso hatte er das getan... Sie war doch augenscheinlich nur eine junge Frau, welche der Kunst der Musik fröhnte. Sie hatte Havelock zwar am Tag zuvor angeklagt, doch musste er zugeben, unbewusst Furcht in den Herzen sanfterer Gemüter zu sähen, weswegen er schon immer ein gesellschaftlicher Außenseiter war.

    "Wenn Rafael nun ein Alchimist ist, dann hat er seine Macht missbraucht und falsch eingesetzt, doch ob es wahr ist was er sagt, erscheint mir nicht ganz eindeutig. Seine letzten Aussagen triefen vor Angst und kaum einer sonst wehrt sich mehr vor dem wahrhaftigen Tode, als ein unsterblicher Wiedergänger, ein Untoter...
    Ich ändere meine Stimme somit auf
    (Rafael Firas)!"

    Geändert von Mr.Räbbit (24.11.2011 um 02:26 Uhr)

  5. #5
    Der Tag geht zu Ende und Rafael wird in einer knappen Abstimmung zu Tode verurteilt.

  6. #6
    Zitat Zitat
    Verehrter Vater, geliebte Familie,

    wenn ihr dies lest, so wisset, dass ich in der Stadt Düsterburg mein Ende gefunden habe.
    Die Stadt wurde nicht nur von einer, sondern gleich von zwei Plagen heimgesucht, von denen ich bisher glaubte, dass sie nur in Märchenbüchern existieren würden. Auch wenn ihr mir nicht glauben solltet (wie könntet ihr auch, glaubte ich es doch selbst nicht, bis ich es mit eigenen Augen sah), so existieren Werwölfe und Vampire dennoch unter uns.
    Vater, dir möchte ich nahelegen, sämtlichen Kontakt mit Düsterburg in Zukunft zu unterlassen. Selbst wenn die Monster vernichtet werden sollten, so scheint diese Stadt unter keinem guten Stern zu stehen. Die Verluste an Einnahmen sollten die Firma nicht ruinieren.
    Zuguterletzt möchte ich euch wissen lassen, dass ich bis zu meinem Ende für diese Stadt gekämpft habe, und meinem Schicksal erhobenen Hauptes entgegengetreten bin. Dem Namen Firas habe ich durch meine Taten keine Schande gebracht.

    Lebt wohl, auf das wir uns eines Tages an einem besseren Orte widersehen mögen.

    Rafael Firas
    Nachdem er seinen letzten Brief verfasst hatte, verließ Rafael sein Haus. Anscheinend vertrauten ihm die Bürger soweit, dass sie doch keine Wache geschickt hatten. Gut, denn bei dem, was er nun zu tun beabsichtigte, konnte er keine Zeugen gebrauchen. Er schlich sich in einen finsteren Teil der Stadt, den er bereits vor einigen Tagen ausgekundschaftet hatte. In einer dunklen Gasse betrat er ein Etablissement, das den Namen Schenke eigentlich kaum verdient hatte. Er setze sich an den Tisch einer dunkel gekleideten Person.

    "Ich hörte sie könntetn Waren trotz des Verbotes aus der Stadt schaffen?"
    "Aber natürlich, Herr Firas. Für den richtigen Preis... Hätte nicht gedacht, dass ein ehrbarer Geschäftsmann mal auf meine Dienste zurückgreifen würde. Ich schätze, bei der Ware handelt es sich um Weinflaschen?"
    "Ihr wisst also, wer ich bin. Gut, das erspart mir Erklärungen. Und nein, es geht nicht um Weinflaschen, sondern um eine Botschaft. Sie muss meinem Vater überbracht werden."
    Er erklärte dem Mann den Weg und reichte ihm den Umschlag.
    "Da werde ich aber eine ganze Weile unterwegs sein. Das wird nicht billig..."
    "Geld spielt für mich keine Rolle mehr."
    Er schob dem Mann einen Beutel mit Münzen zu.
    "Mein Vater wird euch vermutlich noch mehr geben, wenn ihr die Botschaft überbracht habt. Gebt sie ihm persönlich. Wenn euch jemand aufhalten will, so zeigt ihm dies."
    Er holte seinen Talisman hervor. In diesem Moment fielen ihm die Geschichten, die er über ihn gehört hatte, wieder ein. Es sah so aus, als könnten einige davon doch wahr sein. Widerwillig reichte er ihn dem Mann, der ihn betrachtete, als wollte er seinen Marktwert abschätzen, und ihn schließlich achtlos in eine Tasche seines Mantels steckte. Rafael verabschiedete sich von dem Mann und verließ die Spelunke. Als er zu seinem Haus zurückkehrte, gewahrte er zwei Wachen, die bereits vor der Tür standen.

    "Die Abstimmung ist gefallen?"
    Eine der Wachen nickte wortlos. Rafael folgte den beiden widerstandslos. Es gab nichts mehr, das er tun konnte.

    Auf dem Marktplatz hatten sich bereits die übrigen Vertrauenspersonen versammelt. Rafel schritt auf den Galgen zu. Einige letzte Worte hatte er der Menge aber noch zu sagen:
    "Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen. Zunächst einmal: Alles, was ich gesagt habe, ist wahr, abgesehen von zwei Dingen. Weder war ich derjenige, der heute Morgen Adryan Klercs Leben gerettet hat, noch war ich derjenige, der Marina getötet hat. Ich nehme an, einige von euch haben dies bereits vermutet."
    Einige in der Menge nickten, zufrieden mit ihren Schlussfolgerungen.
    "Doch ich tat dies nicht, um mein eigenes Leben zu retten. Meine Chancen, lebend aus diesem Spiel der dunklen Mächte hervorzugehen waren von Anfang an fast gleich null. Ich tat es, um eine andere Person zu schützen. Es tut mir leid, dass ich dazu letztendlich nicht in der Lage war. Trotzdem hoffe ich, dass ihr das, was ich euch davon abgesehen mitgeteilt habe, glauben werdet."
    Er sah aus, als wollte er noch etwas hinzufügen, schüttelte aber dann leicht lächelnd den Kopf. Nichts von dem, was er noch sagen konnte, würde mehr Aussagekraft haben, als das, was die Menschen gleich mit ihren eigenen Augen sehen würden. Daher fügte er nur noch einen Satz hinzu:
    "Wie ich bereits früher an diesem Abend sagte, soll mein Körper der Beweis für meine Worte sein."

    Danach lies er sich die Schlinge um den Hals legen. Als sich die Falltür unter ihm öffnete, brach sein Genick mit einem deutlich hörbaren Knacken. Die Wenigen in der Menge, die immer noch gehofft hatten, zum dritten Mal in Folge einen Erfolg zu erzielen, sahen sich enttäuscht. Bei der Untersuchung des Leichnams wurde festgestellt, dass sie den Märtyrer hingerichtet hatten.

  7. #7
    Grandy musste ansehen, wie die Leiche sich nicht verwandelte oder sonst wie unnatürlich verhielt. Er blieb tot. Allen war klar, was dies bedeutete. Sie hatten zum ersten Mal, seit dem diese Wahl begonnen hatte, einen Menschen geopfert. Grandy wusste nicht wie er sich fühlen sollte, er hatte sich selbst eingesetzt, damit eben kein Mensch heute hier sterben sollte, aber es war vergebens gewesen. Für einen Augenblick fühlte er sich wütend, schuldig und wollte etwas gegen Dankwart sagen, doch dann bedachte er, wie der alte Mann selbst sich fühlen musste. Grandy sah auch ein, dass Vertrauen selbst manchmal sinnlos war.

    Bevor er schlafen ging, er wollte heute nichts mehr Trinken, ging er nochmal zu Selene.

    "Meine Fähigkeit habe ich auf den neuen Bürgermeister eingesetzt, ich verdächtigte ihn mit dem Bösen im Bunde zu sein, schließlich war er ja von einem Teufelsanbeter ernannt worden, und ich fürchtete wir hätten wieder eine solche Bestie als Bürgermeister. Doch meine Ermittlung verlief erflogslos, ich fand in seiner Umgebung nichts. Das schließt auch Leonardo und ... mich ein. Ich erwarte nicht, dass ihr mir traut. Der heutige Abend hat gezeigt, dass nur der Tod zeigen kann, wer wir wirklich sind, aber falls ich morgen an der Stelle sein soll, wo Raffael heute war, merkt euch meine Worte. Zumindest diese zwei sollten nicht sterben."


    Damit verabschiedete er sich und ging, ohne auf die anderen zu achten, zum Hotel.

  8. #8
    Schweigend blickte Selene dem gerüsteten ominösen Mann hinterher.

    Sie glaubte ihm kein Wort.

    An die übrigen Anwesenden, von denen sich auch einige bereits zum gehen wandten richtete Selene noch einmal leise das Wort:
    "Ich vermutet in Grandy, Libra, Dankwart, Edmond, Maxim, Dragonieri, Havelock und Elizabeth eine Partei. Und nicht alle von ihnen müssen böse Absichten haben. Edmond und Maxim konnten durchaus neutrale Personen sein. Und unter den anderen 6 konnte sich ein Mitläufer verbergen, der nicht wusste was er tat...

    Dafür sprechen vor allem zwei Dinge:

    Rafaels letzte Worte und seine Erinnerung an den Fakt das Grandy zwei (eigtl drei) Geistesblitze haben wollte. Zuerst sah er Böses im Umfeld von Adryan, verbesserte sich und sagte das es bei Rafael gewesen sei, dann sah er sich selbst, Dragonieri und Dantés als unschuldige. Das konnte doch nicht sein!

    Dann noch der Stimmenumschwung von Havelock auf Chester – innerhalb weniger Augenblicke fanden sich Grandy, Libra, Dankwart, Elizabeth, Dragonieri und Havelock selbst zusammen und wendeten so das Todesurteil vom Antiquar ab . Kann das noch Zufall sein?

    Adryan Clerk der Ermittler ist in der Tat unschuldig, das beweist Rafaels Aussage das er heute Nacht angegriffen worden war und er sich für ihn hätte opfern können. Und das hieß auch das die Mörder immer noch nicht den Bürgermeister im Visier gehabt hatten. Wieso sollten sie ihn immer noch leben lassen, jetzt wo sich die Reihen lichteten? Oder ist er für sie einfach nur keine Gefahr?

    Dann noch die vielen Einzelstimmen die doch niemanden getroffen hatten, Talis, Edmond, Dragonieri, der tote Rafael – sie hatten jemand anderen beschuldigt als die anderen. Wussten sie sicher das es keine Vampire mehr gab? Immerhin hatte es seit zwei Tagen keinen mehr getroffen, der an einem Vampirbiss gestorben war.

    Was mir aber am meisten Sorgen macht ist das jeder der sich derzeit offenbart ein Lügner zu sein scheint. Wir sind immernoch 19 Vertrauenspersonen. Aber unter uns laufen alle Mörder noch frei und ungestraft herum. Passt auf euch auf, heute Nacht, jeder von euch."

    In dieser Nacht schlief Selene wieder nicht. Zu groß war ihre Angst das ein bekanntes, freundlich lächelndes Gesicht ihr pechschwarze Klauen ins Herz stoßen würde.

    Sie blickte aus dem Anwesen des Bürgermeisters mit einer Tasse Tee in der Hand zum Mond auf.
    So leid es ihr tat, sogar der freundliche Organist Miller flößte ihr Furcht ein... und auch der Mond schien mit einem fiesen Grinsen auf sie herab zu blicken.

    Leise um niemandem im Anwesen aufzuwecken begann Selene zu singen. Ein Lied, dessen Ursprung angeblich hier an diesem Ort gewesen war, damals als die Wölfe ein Dorf namens Düsterwald bedrohten und ein ganzes Söldnerheer dem Erdboden gleichmachten. Keine Überlebenden, aber dieses Lied hatte in vielen Versionen die Zeit überdauert.

    „Der Mond geht auf, der Abendwind weht.
    Weißt du woher er kommt, wohin er geht?
    Dunkel verborgen dein Weg vor dir liegt,
    Keiner ist da der die Ängste besiegt.
    Blinde so gehst du und bist ganz allein.
    Keiner kann dir ein Gefährte hier sein.

    Doch streift dich hier ein helles Licht
    es ist Freiheit die dein Herz dir verspricht.
    Wenn einige Stimmen sich mit dir vereinen,
    wie kannst du da noch länger weinen?
    Sie singen von Liebe, von Wahrheit und Mut
    du weißt doch, am Ende, wird noch alles gut.“


    Ihr Atem bildete einen Hauch an der Fensterscheibe, der zu Eisblumen gefror, als sie sich seufzend vom grinsenden Mond abwandte. Als sie ins Kaminfeuer blickte, reifte in ihrer Brust eine Entscheidung. Wenn sie morgen noch lebte, würde sie das Anwesen verlassen und sich dem Ermittler Adryan Clerk anschließen.

    Ihm vertraute sie nun bedingungslos. Und er war der einzige, bei dem sie sich sicher war das sie dies auch tun konnte.

  9. #9
    Miller grübelte an diesem Abend noch lange über die Taten und Worte des Abends. Es hatte ihn zutiefst bestürzt, dass Rafael Firas verurteilt worden war, und sich dann als Unschuldiger erwies. Immer wieder fragte er sich, ob er das Richtige getan hatte. Er war einer Entscheidung aus dem Weg gegangen, im Glauben, damit weise zu handeln, doch letztendlich hatte er seine Stimme verschenkt. Nur eine einzige Stimme hätte einen Gleichstand erbracht. Er hätte diese Stimme sein können. Der Bürgermeister hatte stark für Herrn Firas argumentiert, so dass seine Entscheidung letztendlich gegen Dragonieri ausgefallen wäre, da war sich Miller sicher.

    Doch es blieb dabei, dass beide Hauptangeklagten auf Miller keinen verdächtigen Eindruck gemacht hatten. Miller seufzte und versuchte, nach vorne zu blicken. Wie würde dieser Tag seine Entscheidungen beeinflussen? Selene hatte einige Aussagen getroffen, denen er leider nicht ganz zustimmen konnte. Zum einen betrafen sie Grandy, den angeblichen Seher. War es so unwahrscheinlich, dass er die Wahrheit sprach? Und wenn ja, hieß das automatisch, dass sowohl Dragonieri als auch von Dantes finstre Gestalten sein mussten? Er hatte betont, dass die Nähe der von ihm genannten Personen eine Rolle bei der Wahl spielte, konnte es also nicht sein, dass er lediglich sich selbst und einen der beiden anderen schützen wollte?
    Eines stand jedoch fest: Würden die Vertrauenspersonen am nächsten Tag Grandy hängen, so hätten sie im besten Fall Gewissheit in 2 Mitbürger, im schlechteren Fall wäre eine der beiden Personen hochverdächtig. Das wäre ein wahrer Anhaltspunkt!

    Auch Selenes Aussage, dass Adryan Clerc unschuldig sein müsse, konnte Miller nicht nachvollziehen. Er konnte genauso gut ein Vampir sein, der vor den Werwölfen gerettet worden war. Eine grausame Ironie des Schicksals wäre dies, doch nicht unmöglich. Wieso war sich Selene so sicher?
    Auch beim Bürgermeister war sie zu sehr fixiert darauf, dass er ein logisches Opfer der Bestien sein müsse, wenn er unschuldig wäre. Doch wieso? Er hatte bei der Wahl der Hinrichtung nur im seltensten Fall eine größere Entscheidungskraft als der Rest, und diese Macht würde bei seinem Tod einfach weitergereicht werden. Es ergab für ihn keinen Sinn.

    Millers Schädel brummte gehörig, als er an diesem Abend sein Heim betrat. Am nächsten Tag, das nahm er sich vor, würde seine Stimme etwas zählen.

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