Die Diskussionen wogten noch ein wenig hin und her. Doch auch, wenn es inzwischen so aussah, als habe Rafael Chancen, nicht von den Düsterburgern hingerichtet zu werden, hielt er es einfach nicht mehr aus, hier zu sitzen, während über sein Leben verhandelt wurde. Doch zuvor hatte er noch etwas zu sagen:
"Sehr geehrte Damen und Herren, ich werde mich nun zurückziehen. Selbst wenn sie es vorziehen sollten, mich nicht zu töten, schätze ich meine Chancen, einen weiteren Sonnenaufgang zu erleben, eher gering ein. Sollten sie mich verdächtigen, fliehen zu wollen, so schicken sie mir eine Wache hinterher. Doch der eigentliche Grund, warum ich gehen möchte, ist, dass ich vor meinem wahrscheinlichen Ableben noch einige Vorbereitungen treffen möchte.
Zu diesen Vorbereitungen gehört auch ein, nein, eigentlich sogar zwei Geständnisse, sowie eine Warnung an sie:
Als ich heute Morgen durch die Stadt wanderte, fand ich dabei das neueste Opfer der Mörder. Es war ein schrecklicher Anblick, von Wunden übersät, kaum noch als Mensch zu identifizieren. Ich wollte bereits die Behörden verständigen, doch dann stellte ich zu meinem Entsetzen fest, dass noch Leben in diesem Bündel zerfetzen Fleisches war. Als Vorsteher einer Kelterei habe ich Zugang zu allerelei Chemikalien, und einen Teil davon benutzte ich, um diese Überreste eines Menschen zu retten. Ich weiß nicht, ob ich damit nicht einem der Vampire das untote Leben gerettet habe, doch bei der Person handelte es sich ganz bestimmt um ein Opfer der Wesen, die auch die vorherigen Morde begangen haben. Bei der Person handelte es sich um Adryan Clerk. Er erinnert sich wahrscheinlich selbst nicht daran, denn er war zu diesem Zeitpunkt mehr tot als lebendig.
Das zweite Geständnis fällt mir noch schwerer. Denn die Reagenzien, die ich benutzte, sind nicht nur in der Lage, Leben zu geben, sondern auch, es zu nehmen. In einem Anfall blinder Unüberlegtheit vergiftete ich die Sängerin Marina, die ich fälschlicherweise für eines der Monstren hielt. Sollte ich diese Geschehnisse wider aller Erwartungen überleben, werde ich die volle Verantwortung für alles, was ich getan habe, übernehmen. Doch bis dahin werde ich die Ungeheuer, die diese Stadt heimsuchen, bekämpfen.
Zuguterletzt möchte ich euch vor Herrn Grandy warnen. Er ist nicht der, der er vorgibt zu sein. Ich nehme an, dass es sich bei ihm um eines der Wesen handelt, die sich bisher noch nicht offen gezeigt haben, die angeblichen Werwölfe.
Leider kann ich euch für all diese Behauptungen zum jetztigen Zeitpunkt keine Beweise liefern. Sollte ich sterben, so mag mein Körper als Beweis für meine Worte gelten, anosonsten werden sie mir vertrauen müssen, was, wie ich selbst weiß, in diesen Zeiten wohl die schwierigste Forderung ist, die ein Mensch stellen kann.
Leben sie wohl."
Danach drehte er sich, ohne irgendwelche Reaktionen abzuwarten, um und verließ den Saal und anschließend Herrn Dantes' Behausung, um, wie er gesagt hatte, Vorbereitungen für sein Ableben zu treffen. Er hatte dieser Stadt, die nicht einmal seine eigene war, alles gegeben, was er gehabt hatte, außer sein Leben, über das er nicht selbst verfügen konnte. Nun musste sie selbst sehen, was sie damit tat.