Friedrich Miller musste erkennen, dass diese drei Weggefährten zusammen halten würden, im guten wie im schlechten. Es war sinnlos, sie überzeugen zu wollen, dass eine solche Einstellung den Verlauf der Wahl gefährdete und über unschuldige Menschenleben entscheiden konnte.
"Also gut, vielleicht waren meine Worte zu voreilig gesprochen. Dennoch muss ich euch bitten, nicht nur auf Bauchgefühle zu hören, denn diese können und werden trügen. Es ist schön und gut, dass ihr mich nicht verdächtigt, doch wenn diese Sicherheit auf einem Bauchgefühl beruht, möchte ich mich nicht darauf verlassen. Und ihr habt ganz recht, so sehr ich euren Worten glauben möchte - meinen Verdacht können sie nicht erweichen. Ihr macht da allerlei Andeutungen darüber, dass einer von euch eventuell mehr weiß, als er sagen kann - geradezu als wolltet ihr einen gewissen Aberglauben an Geisterseher und ähnliches beschwören, um die Leute auf eure Seite zu ziehen. Das gefällt mir nicht, aber ich werde mich nicht dazu herablassen, einen solch vagen Verdacht in eine Anklage zu formen."

Miller lehnte sich zurück. Das führte alles zu nichts. Er verdächtigte einige Personen, doch er würde niemanden von seinem Verdacht überzeugen können. Er wollte weder Rafael Firas anklagen noch gefiel ihm der Gedanke, einen zerstreuten Gelehrten aufgrund seiner Zerstreutheit zu verurteilen.
In diesem Moment begann der Bürgermeister mit seiner Rede über den gesunden Menschenverstand. Und Rafaels eigene Anklage kam ihm wieder ins Gedächtnis: der Hexenmeister von Busch musste Kontakt zu den anderen finsteren Gestalten gehabt haben. Seine Frau war eine unschuldige, von Liebe geblendete Stadtbewohnerin gewesen. Es kam nur eines der beiden Dienstmädchen in Frage. Miller blickte auf seinen linken Arm. Es gab nur eine Möglichkeit.

Mit einer sanften Verlagerung seines Gewichts erhob er sich und nahm die schlafende Selene auf seinen Arm, denn er wollte sie nicht wecken. Im Salon nebenan legte er sie auf ein Sofa und deckte sie mit einer Wolldecke zu.
Dann schritt er zur Liste der Namen der Angeklagten. "So, wie es für heute aussieht, kann meine Stimme sowieso keine Entscheidung mehr herbeirufen. Der alte Gelehrte wird sterben, und das tut mir leid, denn ich fürchte, dass er unschuldig sein wird. Ich werde stattdessen für eine Person stimmen, die sich tatsächlich verdächtig gemacht hat, wie Herr Firas und unser Bürgermeister Herr von Dantes bereits erwähnten. Ich klage Rebecca Stepback an."
Er setzte einen zweiten Strich hinter den Namen.