Am Abend zuvor:
Marina war lief in der sich immer weiter ausbreitenden Dunkelheit zurück zum Gasthaus. Bei jedem Geräusch erschrak sie, unsicher, ob es sich um eine der furchtbaren Nachtkreaturen handelte, welche gekommen war, um sie dahinzuraffen. Die Erleichterung der Sängerin war unsagbar groß, als sie schließlich wohlbehalten dort angelangte. Nach einer Malzeit war ihr seltsamerweise nicht zumute, also bestellte sie nur ein Glas Wein und machte sich dann auf den Weg in ihr Zimmer. Eigentlich hatte sie vorgehabt, noch ein wenig an ihren musikalischen Fähigkeiten zu feilen, doch sie fühlte sich seltsam erschöpft und sank nachdem sie sich umgezogen und gewaschen hatte schließlich ins Bett.
Nur wenige Stunden später erwachte Marina schweißgebadet. Ihre Kehle fühlte sich staubtrocken an und ihr Körper fühlte sich an, als stünde er in Flammen. "Wasser...", keuchte sie und stand taumelnd auf. Was war nur mit ihr passiert? So schlimm hatte sie sich noch nie gefühlt. Fiebrig erinnerte sie sich daran, dass draußen ein Brunnen mit frischem Wasser stand. Taumelnd lief sie zur Tür und schaffte es nur mit großer Mühe, nicht die treppe herunter zu fallen. Luft! Wasser! Warum war es nur so unerträglich heiß? Und warum fühlte sich die Kleidung so furchtbar eng an, dass sie ihr die Luft zum Atmen nahm? Ohne nachzudenkenriss sie einen Teil ihres hochgeschlossenen Nachthemdes auf, doch die Luft auf ihrer Haut schenkte keine Linderung. Panik packte Marina, als sie die Vordertür des Gasthauses erreichte. Sie musste zum Brunnen, musste etwas trinken, brauchte frische Luft. Sie brauchte viel Kraft, um in diesem Zustand die Tür zu öffnen und als sie es endlich geschafft hatte und heraustrat, spürte sie wie ihre Beine nachgaben. Stur taumelte sie noch einige Schritte weiter und brach schließlich zussammen. Das fahle Mondlicht schien herab und schimmerte sanft auf ihrem blauschwarzen Haar und ihrer elfenbeinweißen Haut, welche an der Mundpartie nund von einem schmalen Rinnsal Blut befleckt wurde. Was war nur hier geschehen? Sie hatte doch nur einige Lieder spielen und dann weiterziehen wollen... In ihr breitete sich langsam die Dunkelheit aus. Erst versuchte Marina, dagegen anzukämpfen, versuchte bei Bewusstsein zu bleiben. Doch schließlich war keine Kraft mehr übrig. Bevor die Dunkelheit sie völlig umarmte, flüsterte sie einen Namen: "Edmond..."
Dies war das letzte Mal, dass die Sängerin Marina ihre Stimme erheben würde. Doch jeder würde wissen, dass sie nichts als eine unschuldige Stadtbewohnerin gewesen war.