Ein neuer Tag brach an...
Havelock saß an seinem Schreibtisch. Die alten Bücher hatten ihn gewarnt, doch er hatte viel zu spät reagiert. Nun herrschte die Willkür und die Bürger Düsterburgs waren zerstritten und argwöhnisch ihren Mitmenschen gegenüber.
Er war am gestrigen Tage nur knapp dem Tod entronnen, doch war er sich nicht sicher ob er es seiner Zunge oder dem Glück zu verdanken hatte.

Es klopfte an der Tür:"Herr Havelock, machen Sie auf, und beeilen Sie sich. Mit dem, was in der Stadt vor sich geht, werde ich nicht davor zurückschrecken, Ihre schöne Tür einzubrechen, wenn Sie zu lange keine Antwort geben!"
Es war Herr Miller, er war wegen der Einladung erschienen.
Der Antiquar stand aus seinem Stuhl auf, nahm sich seinen Gehstock und hinkte zur Tür.
"Miller, sie Störenfried, was ist das hier für ein Lärm? Ich dachte ich hätte einen Komponisten und nicht ein ganzes Orchester in mein Haus geladen."

"Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie doch mich herbestellt! Und mit dem Hintergrund der Krise, in welcher wir uns befinden, ist Zeit ein kostbares Gut."
Havelock nickte und lies den Komponisten eintreten.

Das Antiquariat war schon immer ein Alptraum jeder reinlichen Hausfrau gewesen, aber was sich nun vor Millers Augen erstreckte, hätte jede Dienstmagd der Stadt Selbstmordgedanken entwickeln lassen. Bücher, Pergamente, alte Kataloge, Atlanten und Wälzer und seltsamerweise auch ein Schinken, waren im ganzen Antiquariat verstreut. Es sah aus als hätte jemand in aller Eile nach etwas gesucht und dabei fast jedes Regal ziellos durchwühlt.
Havelock stand in dem Durcheinander aus Papier, Leder und Staub und sah Friedrich Miller mit müden Augen an.
Einige Sekunden lang musterte Havelock den Komponisten. Miller hatte Havelock schon oft wutentbrannt, oder aufbrausend erlebt, aber die Ruhe die Havelock nun ausstrahlte, machte Miller äußerst nervös. Die verwunderten Blicke Millers, auf das Durcheinander im Laden, nicht beachtend sagte der alte Antiquar:
"Ich wollte Euch sprechen, um Euch... Euch alle... vor etwas zu warnen. Doch noch bevor ich die Gelegenheit dazu bekam, schlug Es mit seiner ganzen Härte auf diese Stadt ein und wird nicht aufhören bis all das vernichtet ist, was wir an diesem Ort so lebenswert finden. Noch gestern wurde ich fast Opfer der Meute, doch hat es wie man sieht, an meiner statt, einen Diener des Bösen getroffen.
Ich sage Euch ganz offen, das ich niemandem traue. Hört Ihr, niemanden selbst Euch nicht, Ihr der Ihr mir noch am ehesten so etwas wie ein Freund seid. Denn das Wissen, welches ich nun mit Euch teilen werde, setzt voraus, das Ihr mir diese eine Frage beantwortet..."

"Friedrich Miller, seid Ihr, bei Eurem Gott und Eurem Leben, ein Vampir, ein Werwolf, oder ein Jünger des Bösen?"
Ein diamantener Blick ruhte auf Miller und fast schien es als würde das Mobiliar und die Bücher selbst, den Atem anhalten um zu hören, was Miller zu sagen hatte.