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Klavier zu, Frühstück essen, Mantel anziehen. Miller hatte für den heutigen Tag einige Dinge geplant. Nach der gestrigen Hinrichtung, die der des Vortags in nichts nachstand, war ihm deutlich geworden, wie brenzlig die Lage wirklich aussah - und dabei hatte er die Situation vorher nicht einmal heruntergespielt oder nicht ernst genug genommen. Er war nicht der einzige gewesen, der dieser Meinung gewesen war. Als er die Taverne verlassen hatte, hatte ihn Havelock angesprochen und darum gebeten, am folgenden Tag gegen Mittag bei ihm einzutreffen, um das Treffen nachzuholen, welches bereits einmal abgesagt worden war. Miller war sehr gespannt, was Havelock so Dringendes zu berichten hatte, denn er hielt es für sehr wahrscheinlich, dass zwischen den vielen obskuren Texten des Antiquariats das ein oder andere hilfreiche Fragment zu finden war.
Und wenn er ehrlich war, hatte er dieser reichen Ansammlung an Wissen bisher viel zu wenig Beachtung geschenkt, da der überwiegende Teil nicht das geringste mit Musik zu tun hatte.
Havelock hatte gestern ebenfalls erwähnt, dass er noch weitere Personen einladen wolle, die ihm vertrauenswürdig schienen - Miller vermutete, dass es sich hierbei um Rafael Tiras und vielleicht auch den alten Dankwart handeln könnte. Während Talis noch zum ersten Treffen eingeladen gewesen war, glaubte Miller nach den gestrigen Vorfällen nicht, dass dieser von Havelock angesprochen worden war.
Miller verließ das Haus, und vergaß bei der Gelegenheit auch nicht, ein schönes Volkslied einzustecken, dass er als loses Blatt zwischen den vor kurzem gekauften Partituren gefunden hatte. Die Melodie des Liedes war ansprechend und lieblich, doch für das Klavier nicht anspruchsvoll genug, und Miller selbst war vom lieben Gott leider nicht mit einer Singstimme gesegnet worden. Er dachte an die junge Sängerin, die seit ein paar Tagen in Düsterburg war und ihm bisher, von einer unüberlegten Anklage abgesehen, recht sympathisch erschien. Vielleicht würde sie sich über diese Noten freuen, und gerade in diesen finstren Zeiten war ihr Talent für die ganze Stadt wertvoll.
Mit diesen Gedanken machte er sich zu Havelock auf und klopfte an dessen Tür. "Herr Havelock, machen Sie auf, und beeilen Sie sich. Mit dem, was in der Stadt vor sich geht, werde ich nicht davor zurückschrecken, Ihre schöne Tür einzubrechen, wenn Sie zu lange keine Antwort geben!"
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