Ich habe mir das Leben mal wieder selbst schwer gemacht. Auf eure guten Beiträge nicht zu antworten war unverschämt, aber es steckte kein Unwille dahinter, oder Überheblichkeit. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass schon alles gesagt war. Manchmal kann ich nur nicht anders. Da schreibe ich mit einigem Abstand mehrere Antworten vor und verwerfe sie kurz darauf wieder, weil sie mich nicht zufrieden stellen.
Mittlerweile stellt sich mein Gemütszustand einigermaßen stabilisiert dar, ich habe die Geschichte nochmal Teil dessen werden lassen und kann eure Argumentation nachvollziehen. Das gesagt, bin ich dennoch zufrieden mit der Geschichte und kann nicht versprechen, dass ich jemals aufhören werde meine eigenen Bilder zu interpretieren. Nur das Ausmaß wird Ausnahme bleiben.
Der große Unterschied zwischen Kafkas Konstruktion und meiner ist - so vermute ich -, dass er die Zügel nicht aus der Hand gibt. Er stellt sich nicht selbst vor vollendete Tatsachen, sondern kontrolliert den Ablauf seiner Geschichten. Das tue ich in der Regel nicht und hier ist das besonders prominent. Der Inhalt war einfach da und während ich ihn runtergeschrieben habe, musste ich ihn gleichzeitig interpretieren - zumindest verspürte ich den Zwang das zu tun. Im Grunde bin ich gleichzeitig Autor und unbedarfter Leser der Geschichte. Ich kann nicht mal behaupten, dass die Interpretation total eindeutig ist, fand aber wie ihr, dass ein ziemlich eindeutiges Bild gezeichnet wurde. Vielleicht ist die Geschichte am Ende nicht mehr wie ein Ausdruck von Weltschmerz, wie man ihn mit solcher Offensichtlichkeit sonst nur bei Teenagern findet, aber ich bilde mir zumindest ein, das mit einem gewissen Stolz und realistischem Bewusstsein getan zu haben.
Von daher finde ich diesen Eindruck sehr spannend, weil das genaue Gegenteil der Fall ist:
Zitat von La Cipolla
Ich glaube ich versuche mich in naher Zukunft mal an einer alternativen Version, quasi ohne Interpretation, nur um zu sehen, wie sie wirkt.Zitat von Aenarion
Wie gesagt, eure Argumentation kann ich gut nachvollziehen und bei jeder anderen Geschichte würde ich vermutlich in dieselbe Kritikkerbe schlagen, aber bei meiner habe ich das Gefühl, dass der Entstehungsprozess keine andere Art des Schreibens erlaubt hätte. Auch nicht, was die Zusammenhangslosigkeit zwischen den beiden großen Abschnitten anbelangt. Ich weiß, dass ist ein sehr intimes Merkmal, von dem nur ich was habe, aber eure Reaktionen deuten für mich auf jeden Fall darauf hin, dass ich bessere Brücken zwischen mir und Leser bauen muss und das ist sehr hilfreich. Und ein gesundes Maß zwischen fünfe gerade sein lassen und Verbesserung versuche ich mir gleich mit anzugewöhnen!
Also, vielen Dank!