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Engel
Endlich war er darauf gekommen, was an ihm genagt hatte: Leonardo di Dragoneri, ein Gelehrter aus Italien hatte einmal erwähnt, diese Wesen hier erforschen zu wollen. Und das bevor sie überhaupt aufgetaucht waren. Und gestern war er auch zu einer Vertrauensperson ernannt worden. Doch jetzt konnte Rafael ihn nirgends entdecken. Er nahm sich vor, den Namen im Hinterkopf zu behalten, auch wenn er ihn im Moment nicht wirklich anklagen wollte, solange er keine Möglichkeit zur Gegenwehr hatte.
Als Rafael bemerkte, dass plötzlich alle anfingen, wild Stimmen abzugeben, stand er auf. In Erwartung, wen er wohl beschuldigen würde, wurde es still. Doch statt selbst eine Anklage vorzubringen, hatte er anderes im Sinn:
"Bitte, Leute, versucht doch etwas ruhiger zu bleiben. Wenn jeder für jemand anderen stimmt, dann nutzt das vor allem den Vampiren, da ihr Opfer mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls draufgehen wird. (Nebenbei bringt mich diese seltsame Bedingung zu der Frage, wie diese Vampire jemand in einer Stadt mit einem weniger willkürlichen Rechtssystem umbringen wollen, aber das ist eine rein intelektuelle Frage und tut im Moment nichts zur Sache.)
Und all jene, die Herrn Havelock angeklagt haben oder dies noch tun wollen, möchte ich bitten, eine Sache zu bedenken: Welchen Vorteil hätte er davon gehabt, sich selbst anzuklagen, statt sich einfach der Mehrheit anzuschließen und für Train zu stimmen, wie es die meisten (auch ich, wie ich zugeben muss) getan haben, was wesentlich unauffälliger gewesen wäre? Ich sage nicht, dass er unschuldig ist, denn das kann ich für niemanden hier im Raum tun, mich selbst vielleicht ausgenommen", bei diesen Worten gestattete er sich ein schwaches selbstironisches Lächeln, "aber immerhin geht es hier um kein Spiel, sondern um Leben und Tod, und deshalb sollten solche Entscheidungen nicht leichtfertig getroffen werden. Aus diesem Grund habe ich selbst auch noch keine Entscheidung getroffen."
Damit setzte er sich wieder hin. Er hätte noch ein paar Gründe anführen können, warum er selbst Havelocks Stimme für keinen Beweis seiner Schuld hielt, aber er wollte die Menge nicht zu sehr beeinflussen, besonders da er sich wirklich noch nicht entschieden hatte, und letztendlich vielleicht sogar selbst gegen Havelock stimmen würde, wenn ihm schlüssige Argumente für diese Entscheidung geliefert würden.
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