Ein weiterer Vampir also... Eigentlich wäre Marina erleichtert gewesen. Doch der Anblick von Chesters wahrem Gesicht hatte sie mehr erschreckt als sie sich selbst hatte eingestehen wollen. Was für ein Glück, dass der alte Dankwart noch so zielsicher war! Doch irgendwie hatte sie das Gefühl, dass dies alles noch nicht vorüber war... Ob wohl wirklich zu allem Überfluss auch noch Werwölfe ihr Unwesen in der Stadt trieben? Fröstelnd schlang sie ihre Arme enger um den Körper, als ein kühler Wind aufkam, der ihr das Haar ins Gesicht wehte und die unangenehme Atmosphäre nur noch weiter unterstrich. Schaudernd wandte die junge Sängerin sich Maxim und Edmond zu, welche ganz in der Nähe standen. Sie versuchte fröhlich und munter zu wirken, brachte aber nur einen kläglichen Schatten ihres sonst strahlenden Lächelns zustande, welcher ihre innere Unruhe und Nervosität nicht im Geringsten zu bedecken vermochte. "Nun, ich denke, das hier ist ein Grund zum Feiern - wenngleich die Umstände nicht gerade dazu einladen..." Marina blickte gen Westen, wo die Sonne gerade verschwunden war und ihre letzten Strahlen bald den düsteren Schatten und noch finstereren Kreaturen der Nacht weichen würde. Bei dem Gedanken begann die junge Sängerin zu zittern. "Ich werde jetzt zurück zum Gasthaus gehen, bevor das Licht ganz verschwunden ist." Sie versuchte, ihre Stimme so fest wie möglich klingen zu lassen, doch es war unübersehbar, wie wenig ihr die Vorstellund behagte, alleine zurückzugehen und so weit fernab ihrer Freunde die Nacht zu verbringen. Jegliche Gedanken an Werwölfe und Vampire beiseite schiebend murmelte sie: "Ich wünsche Euch eine gute Nacht!" Dann drehte sie sich um, lief auf eine Seitengasse zu und hoffte, dass alle anderen ihr Zittern der Kälte zuschreiben würden.