Hey ihr. Ich habe es doch tatsächlich noch knapp geschafft, das Buch vor dem Kinobesuch zu Ende zu lesen ^^ Tolle Geschichte, wenn auch richtig gemein und perfide. Jugendliche in einer dystopischen und/oder postapokalyptischen Zukunft und/oder einer repressiven Autokratie find ich ja grundsätzlich spannend und interessant! Man wollte immer wissen wie es weitergeht (und wer als nächstes stirbt).
Nunja, und den Film fand ich dann letztenendes nur gut aber nicht überragend. Ein paar Sachen waren sehr schön, aber wenn man das Buch kennt, enttäuscht doch einiges. Folgende Hauptkritikpunkte sind mir dazu eingefallen:
- Einiges ging zu schnell, während sich anderes zu lange hingezogen hat. Im Film kommt es einem so vor, als würden die eigentlichen Hunger Games nur zwei Tage oder so gehen. Dabei sind es in Wirklichkeit mehrere Wochen. Im Buch bekommt man ein viel besseres Gefühl für die Zeit, die vergeht.
- Generell haben sie viele viele interessante Details weggelassen. Aber okay, das war zu erwarten: Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, da bekommt man automatisch viel mehr von Katniss Innenleben mit. Aber mit ihrer Stimme aus dem Off hätte man da durchaus noch was von umsetzen können.
- Der Film war leider etwas weichgespült, das Buch war an vielen Stellen um einiges drastischer, und das waren genau die Momente, die einem im Gedächtnis geblieben sind. Entsprechend hat mir das dann im Film sehr gefehlt. War halt ab 12. Zwar nicht finanziell, aber inhaltlich umso mehr hätte der Film von einem Ab-16-Rating absolut profitiert!
Einer der Momente im Buch gegen Ende, die ich richtig übel (im positiven Sinne) fand, haben sie im Film weggelassen bzw. miserabel umgesetzt:
- Man erfährt zu wenig über die Hintergrundgeschichte. Die Mutationen wie die Mockingjays oder die Wespen sind ja nicht für die Spiele gemacht worden, sondern waren Waffen in dem Krieg vor 74 Jahren. Besonders die Anekdote über die Entstehung der Mockingjay-Vögel hätten sie einbauen sollen, das fand ich ziemlich originell und hätte im Film auch kaum Screentime gekostet. Ähnlich sieht es mit District 13 aus.
- Im Buch wird mehr auf einige Nebencharaktere eingegangen. Da war ich ziemlich traurig, als das mit Rue passiert, denn man hatte sie vorher etwas kennengelernt. Im Film hatte sie bis zu der Stelle ja kaum mehr als drei Sätze gesagt. Zumal man über sie auch eine Menge über die Verhältnisse in District 11 mitbekommt, und Katniss auch viel über die anderen Distrikte preisgibt.
- Peeta erscheint mir etwas unglücklich getroffen zu sein im Film. Im Buch wusste man bis zum letzten Drittel nie so genau, was für eine Agenda er verfolgt, ob er nun Freund oder Feind ist. Kann man ihm trauen? Ist das mit der Lovestory nur Show fürs Publikum oder empfindet er wirklich was für sie? Das kommt im Film gar nicht rüber :-/
- Das mit den Kanonenschüssen und den Bildern am Nachthimmel wurde ebenfalls nicht konsequent umgesetzt. Im Buch war das so, dass man zwar den Schuss hört, aber erstmal gar nicht weiß, wen es getroffen hat. Erst am Abend wird das Bild in den Himmel projeziert.
- Die Geschichte mit dem Avox-Mädchen, dem Zunge rausschneiden und Katniss Schuldgefühle deswegen haben sie auch komplett rausgelassen. Ich denke gerade das hätte sich gut im Film unterbringen lassen, auch um nochmal zu zeigen, wie abgrundtief mies das Kapitol eigentlich ist.
Joho. Okay, das war jetzt ziemlich viel Gemecker. Schlecht fand ich die Filmfassung trotzdem keineswegs. Aber ich hatte mich vorher so darauf gefreut und dem Kinoabend mit Spannung entgegengefiebert, dass meine Erwartungen offenbar etwas zu hoch waren. Ist halt immer einfacher, Kritik zu üben als die positiven Elemente herauszustellen. Sicherlich ist es meistens so, dass bei Literaturverfilmungen was verloren geht, aber hier kam es mir doch etwas mehr vor als sonst. Es waren gerade diese Kleinigkeiten und Heftigkeiten, die das Buch gut gemacht haben.
Übrigens fand ich es schade, dass Isabelle Fuhrmann als Clove nur so eine kleine und böse Nebenrolle hatte. Ich mag die. Sie hätte bestimmt auch als Katniss eine gute Figur abgegeben (Sie war ein Fan der Bücher und hat auch für die Hauptrolle vorgesprochen). Wobei ich definitiv nichts gegen Jennifer Lawrence habe ^^
Der Soundtrack von James Newton Howard war auch nicht übel, stach aber nicht so dominant hervor. Außer vielleicht bei der Präsentation mit den Streitwagen (vielleicht meine Lieblingsszene im Film). Ich muss mir den nochmal ganz in Ruhe anhören.