-
Auserwählter
„Guten Morgen, Libra. Ist heute was los, oder warum bist du schon so früh so aufgeregt?“
"Das kann man wohl sagen. Zum Thema "so früh": Habt ihr auch dieses Geräusch gehört, das so durchdringend durch das ganze Haus sägte? Meine Güte, da muss aber ein Bauer, der hier residiert, ganze Wälder abgesägt haben."
"Ja. Bauer. Direkt neben mir." grummelte Grandy. "Und was redest du denn mit dem Vermieter hier?" Misstrauisch beäugte er den jungen Burschen hinter der Hoteltheke.
"Offensichtlich ist heute Nacht ein Mord geschehen. Der Junge hat es heute morgen beim Bäcker aufgeschnappt. Ausgangssperre." Libra seufzte und drehte sich um, senkte ihre Stimme und sprach nur noch leise zu Grandy: "Ich habe gehört, diese Stadt hat einen sehr...altmodischen Weg, mit solchen...Problemen umzugehen. Erst wird ein Ausreiseverbot verhängt. Dann wird es eine Abstimmung geben, von allen Menschen, die sich in der Stadt befinden - und wer dort verliert..." Sie vollführte eine Geste, die eindeutig Schlechtes verhiess "...der wird gehenkt. Arg mittelalterlich, findest du nicht? Ich habe gestern auch schon das Schafott gesehen...aber dass es noch im Einsatz ist...." Wiederrum schüttelte sie den Kopf.
"Und?"
"Was?"
"Na, wer ist das Opfer?"
"Kennen wir doch eh nicht. Ein junger Bursche, stammt auch nicht aus der Stadt."
Ein Schweigen schwebte zwischen den Beiden, und ein merkwürdiges Gefühl von Vertrautheit gesellte sich dazu, als sie sich in die Augen blickten.
"...ÄÄhm...also, heisst das, wir können nicht mehr weg?"
"...Anscheinend...anscheinend nein..."
Sie schwiegen, ein schüchternes Schweigen.
"Und...jetzt?"
"Naja..." Die pragmatische Art kehrte in Libra zurück "...Julie muss raus. Und wenn wir dabei sind, können wir auch gleich mal schauen, ob man etwas hört, sollte in diesem Ort ja nicht schwierig werden."
Also war es beschlossene Sache und die beiden gingen in Richtung Tür, und wiederrum folgte ihnen Julie, wenn auch ein bisschen misstrauisch - sie spürte die Spannung, die in der Luft lag. Als sie auf die Straße traten, fiel ihnen der dichte Morgennebel auf, und durch den bedeckten Himmel wirkte die ganze Stadt grau und traurig, als würde sie um den Tod des jungen Thorben weinen wollen.
"HALT, HALT, WARTET DOCH AUF MICH!" rief ihnen Dankwart hinterher, der in diesem Moment die Treppen herunter kam und ihnen einen wunderbaren Morgen wünschen wollte. Er hatte schliesslich gut geschlafen.
Geändert von Caro (12.11.2011 um 00:51 Uhr)
Stichworte
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln