Verdattert beobachtete Ava, wie Chester ihr nett gemeintes Angebot ignorierte und dann, immer noch unsicher auf den Beinen, zur Liste wankte. Vermutlich hatte er ihre Frage in diesem Tumult gar nicht mitbekommen und war auch sonst noch angeschlagen durch seine Verletzung.
Auch andere hatten schon ihre Stimmen abgegeben, um einen von ihnen heute Abend zu richten. Wie es schien, würde das wohl Train werden. Er hatte mit seiner, wie Ava fand, etwas überzogenen Hetze gegen den Bürgermeister den Verdacht tatsächlich auf sich gelenkt, denn Bürgermeister von Busch war auch nur ein ganz normaler, wenn auch wohlhabender Bürger Düsterburgs. Er war weder unfehlbar noch allwissend. Train hatte ihm zum Vorwurf gemacht, nichts unternommen zu haben, doch wer weiß, wie man sich verhalten würde, wenn man sich in einer solchen Situation wiederfände?
Doch hatte Train es verdient zu sterben, nur weil er seine freie Meinung aussprach?
Aber diese Frage durfte sie nicht beachten, wenn sie sich heute entscheiden wollte. Außerdem gab es noch jemanden, der sich schon immer seltsam gebärdet hatte: Leonardo di Dragoneri.
Jener lebte nun schon seit geraumer Zeit in Düsterburg, jedoch hatte ihn bisher kaum jemand jemals zu Gesicht bekommen. Doch genau das war die Problematik: Man konnte ihm wohl kaum vorwerfen, zu unauffällig zu sein?!
Deshalb vertraute Ava auf ihr Bauchgefühl und trug Train in die Liste ein. So sehr es sie schmerzte, es mussten Entscheidungen getroffen werden... Dies war wahrlich kein Tag zum Feiern.