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Legende
"Danke, Ava. Das war doch euer Name, nicht wahr.?" Sie lächelte die Besitzerin der Obstplantage freundlich an. "Es tut gut zu wissen das jemand bei ihm bleibt, ich muss mich leider schon wieder verabschieden - im Haus des neuen Bürgermeisters laufen noch einige Vorbereitungen, da wird jede Hand gebraucht."
Selene nickte ihr zu und mit einem Seitenblick auf den Mann dem Rebeccas Verwandte wohl die Nase gebrochen hatte und dessen Name ihr immer noch nicht einfiel, stellte sie fest das der Schmerz und die Ohnmacht nun eher Wut und Verwirrung gewichen waren. Auch ein wenig Wehmut schien über sein Gesicht zu huschen und er schien über vergangene Tage nachzudenken - wobei das schwer zu beurteilen war, die Schatten konnten auch gut von den nun aufkommenden blau-grünen Verfärbungen der Blutergüsse herrühren.
Sie näherte sich leicht zitternd der Tafel, die neben dem Schaffott aufgestellt worden war. Dort prangten bereits einige Namen und sie selber ergriff nur widerwillig die Kreide um... ja, wen sollte sie wählen? Miller hatte sich durch seine Aggressivität verdächtig gemacht, dazu kamen einige die sich überhaupt nicht mehr blicken ließen nach der Wahl. Von einigen dieser Vertrauenspersonen kannte sie nur die Namen, hatte aber auch ansonsten nur Gerüchte von ihnen vernommen die geheimnisvoll und unwissend klangen.
Sie kannte den jungen Maxim, der eher über seine eigenen Füße fallen würde als so einen Mord zu begehen. Ebenso wenig verdächtig war Herr Wenning, der Sekretär, der ausgeglichen und freundlich war und dessen Bescheidenheit Selene imponierte. Auch Ava war wie er ein schlichter und friedseliger Charakter.
Die Wirtstochter Elly hatte genau wie Rebecca und sie selbst einfach zu wenig Zeit um ein Verbrechen zu begehen – sogar wenn sie zu Schlaf kamen waren sie immer für ihre Herren oder im Fall von Elly für ihren Pflegevater abrufbereit. Wobei Rebecca gestern auffällig lange dem Hause der von Buschs ferngeblieben war.
Die von Buschs waren in der Nacht unfähig gewesen auch nur einen Schritt zu gehen- letztlich wurden sie von den Bediensteten, unter denen auch Selene war, zu Bett getragen. Sie konnten ihren Rausch auch nicht ohne weiteres ausgeschlafen haben um in der Nacht herumzulaufen.
Der Organist Miller gehörte wie der Antiquar Havelock und der kluge Bauerssohn Shael Hanagon schon so lange zu Düsterburg wie sie sich erinnern konnte und bislang war doch auch nichts dergleichen geschehen. Herr Firas, Graf von Fiddleburg, Graf Dantés, wären wie alle anderen Adeligen imstande gewesen mit Waffen zu kämpfen und hätten es nicht nötig gehabt Kampfhunde oder so etwas einzusetzen. Auch dieser „Train“, nach dem sie sich erkundigte weil er gewählt worden war, hatte eine Pistole, ebenso wie „Graf Zaroff“, werauchimmer das war.
Rebeccas Verwandte, die sehr ungewöhnlich aussah würde sie wohl öfters in Rebeccas Nähe sehen – hier war genug Zeit um sie besser kennenzulernen. Ausserdem vertraute Rebecca ihr offensichtlich, das genügte Selene fürs erste auch wenn sie wusste das die Mischung aus Alkohol und Knoblauch mancheinen schonmal vergessen ließ, was er in der Nacht zuvor getan hatte.
Thorben... diesen Namen hatte ihre Tante verwendet. Selene grübelte, bis ihr einfiel das sie von einem Abenteurer gehört hatte, der sich durch sein Mundwerk oft in brenzlige Situationen gebracht hatte. Vielleicht hatte jemand nur eine Rechnung mit ihm zu begleichen gehabt? Und hier kannte ihn doch niemand. Also doch jemand von ausserhalb, der ihm vielleicht nachgereist war? Oder doch jemand von hier, der nur im Stillen darauf gewartet hatte seine Rachlust zu stillen?
Havelocks Gedanken nahm Selene in sich auf. Die Taverne in der das Opfer gesehen worden war – der Bauer musste Shael gewesen sein, aber ein Wanderer mit Alkoholfahne wer war das gewesen?
Zurückgezogenere Personen waren beispielsweise Dalibor von Schnacken, was aber auch auf sein Schicksal zurückzuführen war, was genauso bei Talis Schönbrunn der Fall war. Dann noch der bleiche Barbier Frankenfels, der seit 9 Jahren hier lebte aber von dem man nie erfahren hatte woher er kam oder wieso er an den Wochenenden immer so schnell wütend wurde.
Dann war da noch der Mann im beigen Mantel, der seinen Hut tief ins Gesicht gezogen hatte, der Mann, der blutend auf dem Kopfsteinpflaster saß sowie ein gewisser Leonardo di Dragoneri der sich seit wenigen Tagen in der alten Villa eingenistet hatte und der seitdem mit niemandem geredet hatte, obwohl er an der Wahl teilgenommen hatte.
Wer war denn noch unter den Vertrauenspersonen?
Die Sängerin Marina und Libra, die rothaarige Frau mit dem ungewöhnlichen Wanderstab. Der alte Mann mit der Knollennase der in der Taverne Gespenstergeschichten zum besten gegeben hatte. Und der mysteriöse braunhaarige Mann der davon geredet hatte das sie den Jungen „zerstückelt“ hatten.
Selene musste sich selber eingestehen das sie zuwenig wusste – sie hatte diese Leute noch nicht gut genug kennengelernt um wirkliche Veränderungen an ihrem Verhalten beurteilen zu können.
Wobei... es durchzuckte sie wie ein Blitz und sie legte die Kreide weg um sich zu der Truppe um Libra durchzudrängeln. Dieser braunhaarige Mann, der hatte doch etwas gesagt was er gar nicht wissen konnte!
Weitere Anschuldigungen fielen, während sich Selene durch die Massen drückte, immer auf der Suche nach dem roten Haarschopf von Libra. Als sie die Truppe endlich gefunden hatte, war sie völlig ausser Atem. „Ihr!“, presste sie nur heraus, während sie sich mit einer Hand das Mieder hielt unter dem sie schwer atmete, wobei die andere Hand auf Grandy wies „woher wusstet ihr das das Opfer dieser Nacht komplett zerstückelt wurde? Die Wachen hatten doch keinerlei Informationen herausgegeben? Arbeitet ihr für die Wache oder habt ihr die Leiche heute morgen gefunden?“
Ihr hochroter Kopf wurde nun noch ein wenig röter als sie verschämt ein „Verzeiht, ich vergesse inmitten dieser Beschuldigungen noch meine Manieren. Selene, mein Name, Dienstmädchen im Hause der von Buschs.“ Sie knickste rasch und wandte sich dann an Libra. „Euer Begleiter, Herr...“ trotz eines fordernden Blickes bekam sie keine Antwort von Libra, „er scheint einiges über den Mord heute Nacht zu wissen. Könnt ihr, als seine Begleiter dafür bürgen das er heute Nacht bei euch gewesen ist? Oder besser noch, gibt es jemanden der in Düsterburg ein anerkannter Bürger ist und der sich für euch verbürgen würde?“
Selene wartete, in Gedanken nochmal die einzelnen Verdächtigen durchgehend – diese Abenteurertruppe, die Sängerin, die drei unbekannten Zugereisten und alle Gäster der Taverne gestern – Shael, wie auch die Betrunkene Person. Sie war hochzufrieden mit sich selber und damit das sie ihre Emotionen einigermaßen im Griff hatte. Und wenn diese drei ihr nun keine gute Erklärung gaben würde sie auch den geheimnisvollen Mann mit dem grünen Mantel wählen der Libra begleitete - er wusste viel und wenn er seine Informationen nicht preisgab um zur Klärung zu helfen machte ihn das mehr als verdächtig.
Als aber soeben jemand Caspar von Busch nominierte verließ doch noch ein Fluch ihre Lippen. Was sich manche Leute nur dabei dachten, eine Vertrauensperson sofort wieder ans Messer zu liefern ohne ihr auch nur die Chance zu geben sich zu beweisen.
Geändert von Viviane (14.11.2011 um 15:25 Uhr)
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