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Engel
"Hast du bereits die neueste Lieferung überprüft? Ich habe gehört, der Düsterburger Wein soll im ganzen Lande sehr beliebt sein, obwohl ich noch nicht die Gelegenheit hatte, ihn selbst zu kosten. Es ist bestimmt harte Arbeit, die Kelterei zu überwachen. Tja, meine Obstplantage ist auch nicht gerade wie Müßiggang.. Und ich befürchte, das mein alter Esel die Strapazen nicht mehr lange ertragen können wird. Aber was rede ich denn da! Im Moment kann ich mich nicht beklagen. Sag, wie hält es dein werter Herr Vater mit seiner Gesundheit?"
Rafael wunderte sich. Woher kannte diese Frau seinen Vater? Und wie kam sie von ihrem Esel plötzlich auf seine Familie? Dann fiel ihm wieder ein, dass er ja gerade mit Herrn Miller über seinen Vater gesprochen hatte. Vermutlich hatte die Frau es mitbekommen und versuchte nun, höflich zu sein. Irritierend, aber immerhin gut gemeint.
"Meiner Familie... äh, geht es gut." meinte er mit einem etwas gequältem Lächeln. Er wusste nicht recht, was er sonst noch sagen sollte. Vermutlich interessierte sie sich ohnehin nicht wirklich für seine Familie.
Um kein peinliches Schweigen entstehen zu lassen, nahm er eine der Kirschen und steckte sie sich in den Mund. Prompt wirkte sein Lächeln deutlich überzeugender. "Hmm, so süß, wie sie aussehen. Ich sollte vermutlich öfter mal auf den Markt kommen."
Dafür wusste er jetzt nicht, was er mit dem Kirschkern anfangen sollte. Ausspucken wollte er ihn vor einer Frau eigentlich nicht... Schließlich schluckte er ihn runter, und wandte sich dann schnell an Herrn Miller, bevor er vor Scham noch im Boden versank: "Gehen wir dann? Ich, äh, begelite sie noch ein bisschen auf ihrem Weg zum Antiquar." Er hatte das Gefühl, dass sein Kopf im Moment dieselbe Farbe angenommen hatte, wie die Kirsche, die er gerade verspeißt hatte. Diese kurze Episode hatte ihn ziemlich aus dem Konzept gebracht.
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