Kunden? Fehlanzeige...
Bis auf den Komponisten hatte Havelock in letzter Zeit kaum Kundschaft gehabt und der starrende, gleichgültige Pöbel ließ sich heutzutage nicht für Literatur begeistern. Auf seinen Gehstock gestützt, wanderte er durch die Gassen, vorbei am Rathaus, in Richtung der stets gefüllten Schänke. Auf dem Weg rannte eine seltsam bekleidete Dienstmagd, mit kurzen schwarzen Haaren, an ihm vorbei, deren strategische Teile ein seltsames Eigenleben entwickelt hatten. Er blieb kurz verwundert stehen, zog seine Augenbrauen hoch und dachte an die seltsamen Neigungen des Düsterburger Adels. In der Schenke eingekehrt, hinkte er durch den Schankraum, besetzte einen Platz an der Theke und blickte sich gemächlich im Raum um:
Es herrschte das übliche durcheinander, vielleicht etwas mehr als sonst. Ein nach Alkohol stinkender, offensichtlich stark betrunkener Reisender wankte an ihm vorbei, er hatte sein Gesicht zumindest noch nie gesehen, Dienstboten, eine kleine Gruppe Neuankömmlinge, welche sich am Eingang unterhielten,auch die anzügliche Magd war anwesend, welche er unbewusst für einige Sekunden genau musterte, und eine Gruppe zerzauster Abenteurer mit einem Hund...
"Hah, Abenteurer..." sagte Havelock, vielleicht etwas zu laut, zu sich selbst: "Auch ich war einst einer von ihnen... ein elendes Leben, ständig versuchen irgendwelche Leute spitze Dinge in einen hineinzustoßen!"
Zudem konnte er sich noch gut daran erinnern, dass er in jener Zeit, Bücher hauptsächlich aus sanitären Zwecken mit sich herumschleppte, ein Abenteurer sollte stets ein dickes Buch mit sich tragen, denn man wusste nie wann man den nächsten Abort auf seinen Reisen finden würde. Vielleicht konnte er ja doch noch etwas verkaufen, wenn auch nur eines dieser Stammbaum-Verzeichnisse der Adligen, welches den inzüchtigen Lebenslauf, des Düsterburger Adels dokumentierte.
"Damit können die sich ja dann den Hintern abwischen..." murmelte er und grinste hämisch.
Zur Bedienung gewandt sagte er: "Ein Met, bitte!" und schob ein paar Münzen über die Theke. Der Aufenthalt im Gasthaus, versprach zumindest unterhaltsam zu werden.