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Thema: [Vampire von Düsterburg] Freier Tag

Baum-Darstellung

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  1. #28
    Der Tag war schon längst angebrochen und die kräftigen Sonnenstrahlen durchfluteten Edmonds Schlafgemach. Langsam weckte ihn die Wärme der herannahenden Mittagssonne und noch recht benommen blinzelte er hinauf zur Decke. Der gesamte Raum war kunstvoll verziert mit Wandmalereien, die größtenteils nur unbekleidete Menschen und wilde Tiere zeigten, welche in einem harmonischen Einklang miteinander zu leben schienen. Für ihn hatte es jedenfalls etwas anrüchiges, auch wenn er zweifellos ebenso ein gewisses Interesse an den Künsten seiner Zeit pflegte. Edmond drehte sich in seinem breiten Himmelsbett ein wenig umher und versuchte sich an die verschiedenen Düfte zu erinnern, die er am vorigen Abend noch wahrgenommen hatte. Konnte tatsächlich schon ein neuer Tag angebrochen sein? Die Erinnerungen schienen so weit entfernt, dass er sie zweifellos für Träume hätte halten können.
    Noch ganz in Gedanken versunken läutete Edmond mit seiner kleinen Glocke, die er neben seinem Bett zu stellen pflegte, doch so sehr er damit auch läutete, so wenig schien die Welt darauf zu reagieren. Erst nach einigen Augenblicken kam ihm wieder in den Sinn, dass er seinen letzten Diener entlassen hatte, nachdem dieser offensichtlich nicht in der Lage war, den Wünschen seines Herrn zu entsprechen. Er mochte sich nicht daran erinnern, mit welchem Temperament er wieder einmal wegen Nichtigkeiten seinen Angestellten aus dem Hause gejagt hatte...

    Langsam erhob sich Edmond und schritt nach seinem morgendlichen Ritual ins angrenzende Ankleidezimmer. Es war schon viel zu spät, schließlich wollte er eigentlich noch einen Inspektionsgang durch sein Comptoir machen. Er hasste Müßiggang, wo sich doch mit Tatendrang so viel erreichen lassen konnte, wie er selbst nur allzu im Leben erfahren hatte, sonst würde er sicherlich nicht dort stehen, wo er sich heute befindet. Aber wenn er manchmal darüber nachdachte, konnte er sich auch bei Weitem schönere Orte als diesen zum Verweilen vorstellen, doch schließlich hatte er in Düsterburg noch eine wichtige Aufgabe zu Ende zu bringen.
    Rasch zog er sich seine einfache Garnitur an, mit der er sich in der Stadt bequem fortbewegen konnte, die Beinkleider hatte er erst am Morgen zuvor von seinem persönlichen Schneider geliefert bekommen und das makellose Weiß spiegelte sich in seinen glänzenden schwarzen Schuhen, welche er mit mattgoldenen Schnallen verschlossen hatte. Edmond zählte sich selbst nicht zu dem vornehmen Adel dieser Stadt, auch wenn er ihnen gerne einen Besuch abstattete, und so verzichtete er auch darauf, sich ganz weibisch zu schminken und seine langen, geflochtenen Haare mit einer extravaganten Perücke zu verdecken. Zumindest seinen altgedienten, aber immer noch gut erhaltenen Hut nutzte er gerne als Accessoire, um immerhin etwas an Erhabenheit auszustrahlen...

    Geändert von Edmond Dantès (08.11.2011 um 22:37 Uhr)

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