Selene kam recht schnell herbeigeeilt, und sah aus, als hätte sie bis eben schon eine Menge zu tun gehabt. Während Sophia sich wusch und ankleidete, sprach sie das Dienstmädchen nicht an - sie legte eigentlich keinen großen Wert auf Konversation, bevor sie nicht ausgiebig den Schlaf der Nacht ausgetrieben, und sich für den Tag frisch gemacht und in Schale geworfen hatte.
"Ist Rebecca außer Haus?" ,fragte sie schließlich, als sie sich in einem Spiegel betrachtete. Selene hatte ruhig gewirkt, und hatte ihre Aufgaben vorhin geduldig und geschickt erledigt, dennoch hatte man ihr beim Eintreten deutlich angemerkt, dass es wohl schon früh Morgens einiges für sie zu tun gegeben hatte.
Das Dienstmädchen nickte auf eine höfliche und auch demütige Art und Weise, so sehr es ihr eben möglich war zu reagieren, während sie noch ein paar Haarnadeln in den Haaren ihrer Herrin befestigte. "Ich möchte einen Spaziergang machen." ,fuhr Sophia fort, "Üblicherweise begleitet mich Rebecca auf meinen Ausgängen, aber ich möchte ungern warten, bis die Mittagssonne direkt auf mich niederbrennt. Sollte sie nach meinem Frühstück nicht zurückgekehrt sein, und mein Mann dir keine weiteren Arbeiten für diese Zeit aufgetragen haben, musst du mich begleiten." "Sehr wohl, Frau von Busch."
Etwas unsicher über diese Entscheidung, gesellte sich Sophia nun in den Speisesaal. Selene schien ohne Frage eine fleißige, junge Frau zu sein, und auch ihr gesamtes Auftreten war stets korrekt. Dennoch hatte sie noch keine richtige Uniform, die sie eindeutig als Dienerin des Hauses von Busch kennzeichnete, und während Rebecca ein gewohnter Anblick an Sophias Seite war, war dies noch eine recht neue Angestellte. "Für den Spaziergang solltest du dich noch einmal frisch machen. Wir wollen keinen schlechten Eindruck machen." ,sagte die Herrin des Hauses, als sie am Esstisch Platz nahm. "Oh, und wo ist der Schinken?"

Nachdem die Sache mit dem Schinken schließlich ein zweites Mal geklärt war - Sophia hatte es stumm hingenommen, denn sie war sicher, ihr Mann hatte schon genug Strenge gezeigt - machte auch sie sich noch einmal frisch für den Spaziergang, und bald traten die beiden Damen aus dem Herrenhaus auf die belebten Straßen Düsterburgs.