Die beiden Nonnen waren früh aufgestanden, um ihr Morgengebet in der Kirche zu sprechen und für die Seelen der Toten zu beten, als sie auf dem Marktplatz einen ensetzten Aufschrei hörten: "Bitte, schnell, aufwachen! A-Anna, sie... Kommt schnell hierher! Die Lumianer haben sie umgebracht!" Sofort eilten beide zu Christian, der mit Anna in den Armen auf dem Boden niederkniete. Seine Kleidung war blutbefleckt.
Katharina war das Blut aus dem Gesicht gewichen. "Vielleicht... vielleicht können wir sie mit Gottes Hilfe noch retten", flüsterte sie voller Entsetzen. Doch sie alle wussten nur zu gut, dass Anna nicht mehr zu retten war. Zwar konnte die Tat noch nicht lange her sein, da das Blut noch frisch war, aber die Wunde, die durch das Messer in Annas Brust verursacht wurde, war in jedem Fall tödlich. Wenn nicht durch Nekromantie, würde die Hebamme nicht zurückkommen.
Magdalena schloss die Augen. Sie hatte gehofft und dafür gebetet, dass das Morden ein Ende genommen hätte, da am Tage zuvor keiner durch die Hand der Lumianer gestorben war. Stattdessen war Grögar durch die der Dörfler gestorben. Er hatte keineswegs Umgang mit der Sekte gepflegt und war zwar als Alchemist suspekt, aber nicht bösartig gewesen. Und nun Anna. Es war, als würden die Lumianer sie verhöhnen.
"Lasst sie uns zu der Kirche tragen und für ihr Seelenheil beten. Danach können wir mit den restlichen Dörflern eine Beerdigung abhalten. Jemand muss eine Grube ausheben..." Magdalena gelang es, gefasst zu bleiben, obwohl ihr nach Weinen zumute war. Doch die Fassung zu verlieren wäre fatal. Denn wenn sie nicht stark blieb, wer denn dann...?