Zitat Zitat von Valada Beitrag anzeigen
Du hast schon in Milchviebetrieben gearbeitet? Oder in Molkerein?


Und trotzdem wird das völlig unnatürliche "Nahrungsmittel" Milch wesentlich häufiger konsumiert und deswegen auch noch bescheuerte Beschränkungen von Nichtbauern an die Haltung der Tiere gestellt, wegen eines angeblich feststellbaren Geschmacksunterschiedes. Ich weiß übrigens wie rein weidegefütterte Rohmilch (körperwarm direkt aus dem Euter oder auf sanfte 4° gekühlt aus dem Tank) schmeckt. Deine Heumilch ist mit Sicherheit genauso eine Mogelpackung, wie der ganze verarbeitete Rest auch.

Oh, und die nationalen Unterschiede kannst Du dank EU-Normen in die Tonne kloppen. Wenn über 90% der deutschen Milch Deinem Anspruch nicht genügen, dann gilt das selbe für Österreich. Solange Du nicht selber neben der Kuh stehst, wenn sie gemolken wird und das Ergebnis direkt mitnimmst, solltest Du nicht allzu sicher sein, Deine Zutatetn wirklich zu kennen.


Unterschiedliche Meinungen zu haben, erzwingt noch lange keine Antipathie. Skar könnte ich seine altbackene Muffeligkeit auch ständig um die Ohren brettern. So what?
Gearbeitet nicht, nein. Ich bin jetzt schon das schwarze Schaf der Familie. Genau so wenig, wie ich diese Stelle nicht unbedingt aufgeben will, möchte ich sie nicht mit aller Macht halten.

Dennoch trinke ich regelmäßig frisch-gemolkene Milch. Immer wenn ich durch die Alpen streife, muss ich vor dem Schlafen gehen, oft so weit absteigen, bis man bei den Bergbauern ist, insofern man nicht weiter oben eine gute Stelle zum Biwakieren gefunden hat. (Angeblich kann man das ganze auch an einer 10cm breiten Steinkante. Aber, das will ich nicht unbedingt ausprobieren. ) Du kannst dir sicher sein, dass da keine Möglichkeit versäume frische Milch zu trinken. Für einen einfachen Stadtmenschen ist frische Milch leider kein Alltag. Unsere Lebensqualität beschränkt sich eben auf schnelle Verfügbarkeit von Kulturgütern, brauchbare öffentliche Verkehrsmittel, und die Tatsache innerhalb von 5 Minuten mit jemanden streiten zu können, den man noch nie gesehen hat, aber garantiert nicht leiden kann.

Das einzige was ich also in der Stadt machen kann, ist Milch so lange durchzuprobieren, bis ich eine finde, die von der Konsistenz nicht an weißes Wasser erinnert, sondern eher so schmeckt, wie Milch meiner Meinung nach schmecken sollte. Ob du es glaubst, oder nicht: Ich schmecke den Unterschied. Der ist schlichtweg deutlich. Für jemand der Milch direkt trinkt, und nicht blos verarbeitet, macht das einen großen Unterschied.

Die Eu schreibt, wie du weist, Mindestnormen vor. Die müssen natürlich überall eingehalten werden. Hier wird aber ein Großteil der landwirtschaftlichen Produkte immer noch für die Deckung des heimischen Marktes verwendet. Dementsprechend wird man nicht an lokale Vorlieben vorbei produzieren. Austrostatistik nennt mir einen -- vergleichsweise -- recht hohen Wert von Milch, die unter Verzicht oben genannter Bedingungen, produziert wird. Euer Äquivalent nennt mir hingegen ganz andere Werte. Ich nehme einmal stark an, das liegt an der nationalen Käseproduktion, die eben Fütterung von Gärfutter, für sehr viele und beliebte Käsesorten, gesetzlich ausschließt.

Die Bratwürste bei euch oben schmecken beim Würstelstandl auch besser, als hier, dank lokalen Traditionen, dessen Einhaltung gesetzlich mit einem bestimmten Namen verknüpft werden. Das selbe Spiel.


Sonst: Selbst wenn ich neben der Kuh stehen würde, wäre es egal. Ich kann ihr ja nicht an den Flecke abzählen, wie sie ernährt wurde. Allerdings gibt es tolle Verbände, die stichprobenweise, die Qualität der Milch auf bestimmte Marker hin testen. Aber, selbst wenn da jemand bescheißt: Insofern der Geschmack stimmt, und ich nachher nicht ins Krankenhaus muss, interessiert es mich nicht.

Meinen Weinbauern hingegen kenne ich persönlich. Der hat mich mal beim Weintrauben klauen erwischt, und mich wieder erkannt. Seit dem macht er gemeine Witze, wenn ich mir meinen Most / Sturm / Wein abhole. Während ich zu dem das selbe Vertrauensverhältnis habe, wie zu meinem Zahnarzt, habe ich bei den meisten Lebensmitteln natürlich nicht dieses Glück. Da muss man eben mit den Informationen leben, die man bekommt, und in Relation zum üblichen Beschiss stellen. Da ist nichts dabei, insofern man immer noch nicht ins Krankenhaus kommt, und immer noch einen guten Geschmack hat.


Wenn du deine Informationen aus einer Werbe-Quelle her ziehst, dann bist du selber schuld. Es gibt tolle Normen. Die kann man sich durchlesen. :P Und auch hier wieder die Krankenhaus-Geschmacks-Prämisse.

Die Kühe sind im Übrigen nur über eine kurze Zeit im Sommer bei den Bergbauern. Der klassische Deal sieht so aus: Die Leute im Tal geben ihre Kühe, kostenlos de Bergbauern, die sie versorgen. Im Gegenzug dürfen die Bergbauern die Milch in der Zeit behalten. Läuft schon seit Urgroßmutters Zeiten, und darüber hinaus, so. Im Winter kann es also keine Bergbauernmilch geben. Da wären die Kühe nämlich eher Eis am Stiel, oder abgestürzter Kadaver im Tal.




Aber, irgendwie reden wir auch einander vorbei. Ich spreche vom Geschmack, und was man eben weg lässt, da man genau weiß, wie es sich auf den Geschmack auswirkt, und du sprichst von Zusatzstoffen, von denen man ohnehin betroffen ist. Ich sehe nicht einmal wie sich unsere größeren Punkte widersprechen.