Ich habe gestern die zehnte und letzte Staffel von Adventure Time zu Ende geschaut. Tolles vierteiliges Finale. Hat mich ganz melancholisch gemacht. Schon ein komisches Gefühl dass es vorbei ist nach 280 Folgen oder so. Ende einer Cartoon-Ära. Irgendwie hat man sich an die Figuren gewöhnt und sie mit der Zeit gut kennengelernt. Dabei hab ich das komplett im Laufe von ca. fünf Monaten geguckt aber es kam mir trotzdem mega umfangreich vor. Wenn die Geschichten in den späteren Staffeln zusammenhängender werden, geht alles ganz schnell. Da bleibt man dran und möchte wissen, was als nächstes passiert. Will gar nicht wissen wie hart das für die Leute sein muss, die seit acht Jahren von Anfang an dabei waren. Die Serie hat ja für viele die gesamte Kindheit und Jugend hindurch begleitet ^__^

Das Finale hatte noch ein paar richtig schöne Überraschungen zu bieten und schafft es, alle wichtigen Handlungsstränge zu Ende zu bringen und alle wesentlichen Figuren nochmal auftauchen zu lassen. Teilweise hatte die Serie das bereits in den vorangegangenen Folgen gut eingeleitet, als die Geschichten für diverse weitere Charaktere mehr oder weniger abgeschlossen wurden, damit die letzten vier Folgen nicht zu vollgepackt werden mussten. Ist sehr rund und befriedigend geworden und das ist bei einer so lange laufenden Serie nach acht Jahren und zehn Staffeln ja alles andere als selbstverständlich. Finde es super, dass die Verantwortlichen von Cartoon Network den Machern der Show nicht spontan etwas reingedrückt haben, auf das dann schnell noch reagiert werden musste, da die Einschaltquoten langsam immer mehr schwinden (oder schlimmer noch - es gar kein richtiges Ende gibt und alles mittendrin aufhört), sondern dass über einen längeren Zeitraum eine wechselseitige Konversation darüber stattgefunden hat, sodass die Adventure Time Leute sich wirklich die Zeit nehmen konnten, ein würdiges Ende zu kreieren und darauf hinzuarbeiten. Schade dass das nicht bei mehr Serien so läuft.

Die letzten vier Folgen werden aus der Sicht von BMO in ferner Zukunft nacherzählt. Passend dazu auch wieder eine neue Variation des Intros usw.. Ich liebe diese bekannte, umrahmende Plot-Device als Abschluss und das passte insbesondere zur postapokalyptischen Welt von Ooo perfekt, da hier erneut unterstrichen wurde, dass Veränderung konstant ist. Einerseits generell, andererseits aber auch als charakteristische Eigenschaft von diesem fiktiven Universum und seinen Bewohnern. Hat sich dadurch plötzlich alles noch viel größer angefühlt und ich wollte mehr über die neuen Charaktere und die Zwischenzeit erfahren ^^ Auch mag ich Enden, die nicht zuuu definitiv und final sind. Ich konnte zum Beispiel gar nicht leiden, wie Nolans The Dark Knight Rises krampfhaft einen Schluss für die ganze Saga und für den Hauptcharakter erzwingen wollte und dadurch überhaupt keinen Raum mehr für die Phantasie der Zuschauer lässt. Vielleicht ein komischer Vergleich, aber ihr wisst bestimmt, was ich meine. Adventure Time erzählt, dass unsere Helden nach dem großen Gum War einfach weiter ihre Leben lebten, und das finde ich unheimlich sympathisch

Es fing damals in den ersten Staffeln alles so seltsam und random an. Aber je mehr ich Orte und Charaktere - einschließlich vieler Nebenfiguren - immer wieder sah, ergab nach und nach alles auf eine sehr seltsame Art Sinn und ich fand mich darin zurecht. Der Schluss hat mir verdeutlicht, was ich inzwischen für eine emotionale Bindung zu den Figuren aufgebaut hatte und wie sehr sie sich im Laufe der Serie auch weiterentwickelt haben oder wie viel mehr wir über sie erfahren durften. Ein großes Highlight und die wohl erfreulichste Überraschung war für mich der Eiskönig. In den ersten paar Staffeln hat er mich unheimlich genervt und ich fand ihn mega uninteressant. Dann kamen ein paar Folgen zu seiner Herkunft und seiner Verbindung zu einem gewissen anderen Charakter und schwupps, in rasender Geschwindigkeit vom lästigen Pseudo-Bösewicht zu einer der tragischsten Figuren gewandelt, die ich je in einem Cartoon gesehen habe! Auch Marcelines Hintergrundgeschichte war super spannend.

Es ist so viel verrücktes Zeug in Ooo passiert und wir haben so viele faszinierende Orte und Ideen dort erlebt, ich liebe es wie dynamisch diese Welt ist und wie sie immer wieder große Veränderungen durchmacht. Was das angeht fällt mir keine andere Serie ein, die sich mit Adventure Time messen könnte. Super originell und kreativ.

In Bezug auf die drei Mini-Serien, die sich in Staffel 7, 8 und 9 jeweils über acht Episoden ziehen, haben mir sowohl Stakes als auch Islands ausgesprochen gut gefallen. Ersteres ist durchweg toll und unterhaltsam, vor allem durch den Kill-Bill-Ansatz, die Gegner von der Liste zu streichen ^^ Islands startet ein wenig langsam, aber wird gegen Ende hin richtig intensiv und lohnenswert, füllt die Lücken in Finns und Susan Strongs Vergangenheit genial aus und beantwortet gleichzeitig ein paar brennende Fragen zum Verbleib der Menschheit. Elements war okay, aber konnte mich nicht so sehr überzeugen wie die beiden davor. Zu viel Füller-Gedöns und ich hatte erwartet, dass auf die veränderten Bereiche in Ooo stärker eingegangen wird, gerade auch in visueller Hinsicht. Da wurde Potential verschenkt.

Falls wer von euch irgendwann noch Adventure Time schauen möchte, empfehle ich den englischen Originalton. In der deutschen Version wechseln nach dem Ende von Staffel 6 komplett die Sprecher und die Synchronregie und sowas find zumindest ich immer total ätzend wenn man sich erstmal völlig umgewöhnen muss. Bin froh dass ich davon früh genug erfahren hab.

Fänds super, wenn sie die Serie irgendwann in Deutschland als Komplettbox auf Blu-ray veröffentlichen. Die würde ich mir kaufen.