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ID:	10738
Evanescence - Evanescence

  • Genre: New Metal / Alternative Rock
  • Produzent: Nick Raskulinecz
  • Release: 11.10.2011
  • Gesamtlänge: 47:15
  • Bewertung: 8/10


Review
Mit „Fallen“ (2003) katapultierte sich die Band Evanescence aus dem Untergrund direkt in die großen Hallen dieser Welt. Das ambitionierte und durch den Ausstieg von Gründungsmitglied und Songwriter Ben Moody beeinflusste Nachfolgewerk „The Open Door“ (2006) konnte an diesen Erfolg nicht anknüpfen und so schien sich die Band um Sängern Amy Lee wieder in den Untergrund zurückgezogen zu haben. So dachte man, doch nun steht mit „Evanescence“ ein neues Album der Gruppe aus Little Rock (Arkansas) ins Haus, auf dem man versucht, die Glanztaten vergangener Zeiten in die Gegenwart zu überführen.

Die Stilistik oder die musikalischen Mittel, die bereits ihr Erfolgsalbum mit einigen unwiderstehlichen Songs bestückt haben, werden auch auf der dritten offiziellen Veröffentlichung zur Rate gezogen. Das bedeutet also wieder geradlinige Rocksongs, einige ruhige und vom Piano getragene Momente und ganz viel Eingängigkeit. Gleichzeitig wurden die über weite Strecken wie Fremdkörper wirkenden Kompositionen des Vorgängers von 2006 dankenswerter Weise in der Schublade behalten, so dass sich Evanecnece wieder im vollen Umfang auf das konzentrieren, was sie einst so berühmt gemacht hat. So klingen Titel wie „The Change“, „My Heart Is Broken“, die sich langsam steigernde Ballade „Lost In Paradise“, das mitreißende „Oceans“ oder der ruhige Albumabschluss „Swimming Home“ wie von ihrem Debüt und vereinen eben jene genannten Markenzeichen, jedoch ohne dabei eine ähnlich hohe Ohrwurmqualität aufzuweisen. Interessanter sind da schon Stücke wie die Eröffnungsnummer und erste Single „What You Want“, das mit einem unheimlich energischen Schlagzeugspiel und einer dezenten Referenzen an Depeche Mode beginnt und sich über eine ausladende Bridge in einen großartigen Refrain steigert. Hier zeigt das Quintett, dass es noch immer in der Lage ist, tolle Songs und vor allem starke Hits zu schreiben (alleine das grandiose Finale von „What You Want“ verursacht Gänsehaut). „Erase This“ hingegen lebt vor allem von dem dynamischen Mitwirken des Pianos, das erfrischender Weise nicht in einem melancholischen oder wehklagenden Song zum Einsatz kommt, sondern gleichwertig mit dem Rest der Band einen leicht epischen Song rockt. In diesen Momenten zeigt die Band ihre eigentliche Klasse, wenn sie aus ihren eigenen Konstrukt ausbricht und neue Dinge ausprobiert. Dazu gehört die Rückkehr zu mehr Härte, die man vor allem in dem mit leicht schleppenden Riffs beginnenden „Made Of Stone“, dem rhythmisch groovenden „The Other Side“ oder „The End Of The Dream“ mit seinem epischen Refrain hören kann. Und wenn eine Band sich wagt, in einem Song wie „Sick“ die Kanadier von The Birthday Massacre zu zitieren macht eindeutig klar, dass sie eh nichts zu verlieren haben.
„Evanescence“ versprüht eine angenehme Frische und Leichtigkeit, die dem Vorgängeralbum an so vielen Stellen gefehlt hat. War „The Open Door“ so etwas wie eine Findungsphase, so hat sich die Band mit ihrem dritten Album etabliert. Auf instrumentaler Ebene gibt es eigentlich kaum etwas, was man ankreiden könnte; die Riffs sind knackig, die Melodien eingängig, der Groove hat sogar noch um einiges zulegen können und die Stimme von Amy Lee passt wieder fabelhaft zu den Stücken. Das Einzige, was man der Sängerin ankreiden kann ist die wenige Abwechslung in ihrem Gesang; auf „Fallen“ oder auf dem Demo „Origin“ bewegte sich die gute Frau stimmlich auch mal in etwas tiefer gelegenen Gefilden oder nahm bedrohliche Klangfarben an. Auf „Evanescence“ pendelt der Gesang zwischen pathetisch, normal und melancholisch. Doch angesichts der durchweg starken 12 neuen Stücke dürfte dieser Punkt Jammern auf wirklich hohem Niveau darstellen.

Das dritte Album ist also einer Art Befreiungsschlag gleichgekommen und die schlichte Betitelung „Evanescence“ scheint darauf hinzudeuten, dass die Band nunmehr ihren eigenen Stil gefunden hat. Der unterscheidet sich zwar nur marginal von dem, was man bereits 2003 von ihnen gehört hat, doch unterm Strich haben sie es wieder geschafft, einige wirklich gute Songs zu kreieren.

Tracklist
1. What You Want (03:41)
2. Made of Stone (03:33)
3. The Change (03:42)
4. My Heart Is Broken (04:29)
5. The Other Side (04:05)
6. Erase This (03:55)
7. Lost in Paradise (04:42)
8. Sick (03:30)
9. End of the Dream (03:49)
10. Oceans (03:38 )
11. Never Go Back (04:27)
12. Swimming Home (03:43)