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Thema: Das Dorf Gottes Tag 0

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  1. #1
    Ein einziger Blick aus dem kleinen Fenster des Gasthauses sagte Magdalena, dass sie das morgendliche Gebet verschlafen hatte. Das war sehr unüblich für sie. Warum hatte Schwester Katharina sie nicht geweckt? Vermutlich war das Mädchen mal wieder zu gutmütig gewesen und hatte sie in Ruhe ausschlafen lassen, obwohl sie wusste dass die ältere Nonne auch mit wenig Schlaf auskam.
    Schnell warf sich Magdalena in ihre Kutte über und steckte sich die langen schwarzen Locken zu einem Knoten. Dann eilte sie aus dem Gasthaus und lief zu der kleinen Kapelle hinüber. Sie war schon ein wenig verfallen, doch Magdalena mochte sie. "Um Gott nahe zu sein bedarf es eben keiner protzigen Kirche", schmunzelte sie,"außerdem hat diese Kapelle Charakter".
    Sie wollte gerade den Hügel zur Kapelle erklimmen, doch dann bemerkte sie den Mann mit den blauen Haaren, der mit Christian den Obststand aufbaute. Aki hieß er, wenn sie sich richtig erinnerte. Als sie zunächst das kleine Mädchen an seiner Seite gesehen hatte, hatte sie gedacht sie wäre seine Schwester. Aber die Kleine war nicht nur seine Tochter, sondern auch noch die Brut eines Sukkubus! Magdalena war entsetzt. Sukkuben waren die Boten des Teufels! Wie hatte er nur etwas so Verwerfliches tun können! Kopfschüttelnd setzte sie ihren Weg fort, doch nicht ohne ihm noch einen eisklaten Blick zuzuwerfen.
    Doch selbst nachdem sie den Rosenkranz in der Kapelle gebetet hatte, fand sie nicht den üblichen Frieden. Magdalena machte sich fürchterliche Sorgen um Schwester Katharina. Ihre junge Gefährtin war viel zu leichtgläubig und vertrauensseelig. Irgendwann würde ihr das zum Verhängnis werden. Außerdem hatte die ältere Nonne ein schlechtes Gefühl in diesem Dorf. Je früher sie weiterzögen, desto besser.

    Geändert von Neadyn (19.09.2011 um 21:17 Uhr)

  2. #2
    Grögar war erstaunt das er um diese Uhrzeit schon so viele Menschen im Dorf sah. Er nickte jedem, ob Frau oder Mann, freundlich zu.

    Auch schon sprach ihn die Schneiderin Dorothea an !

    Fräulein Dorothea, sehr erfreut Sie zu sehen! Sie wissen doch Morgenstund hat Gold im Mund.
    Aber was ist macht so eine junge hübsche Frau wie Sie denn schon auf den Beinen?

  3. #3
    "Nein, nein, ich arbeite gerne hier, nichts zu danken!", sagte er nervös und stützte sich an dem Stand ab, wodurch er ein Korb verschob, aus dem dann ein Apfel hinunterfiel. "Ah! Mist!", dachte er laut und griff ruckzuck nach dem Apfel, "Die Drei-Sekunden-Regel!" Christian schaute ihn seltsam lächelnd an: "Bei diesem dreckigem Boden?" Beide lächelten. "Hmm, hast Recht. Zieh mir das einfach von meinem Entgelt ab", meinte Aki daraufhin und biss in den Apfel, den er vorher mit seinem Ärmel fein säuberlich abwischte. Die Tatsache, dass seine Kleidung nicht die Sauberste war, bemerkte nur Christian, aber es war bereits zu spät, ihm das zu sagen. "Hmm, irgendwie scheinen wir nicht gerade Kundenmagneten zu sein." "T-tut mir Leid, wahrscheinlich, weil viele bereits wissen, dass ich eine uneheliche Tochter habe, und..." "Nein, nein, mache dir keine Vorwürfe! Ich bin mit meiner Vergangenheit auch nicht ganz unschuldig..." Beide standen eine Weile da und blasten Trübsal. Sie saßen sich hin, standen wieder auf, saßen sich wieder hin, legten sich auf dem Boden, beobachteten den Himmel, standen wieder auf... so ging es weiter. Zwischendurch kamen vereinzelt ein paar Rauferjungen und schnappten sich einen Apfel, aber sehr viel verdient hatten sie bis zum Mittag nicht sehr viel. Christan fing an, sich ein wenig Sorgen zu machen. Doch als er Akis sorgenschweres, aber dennoch entschlossenes Gesicht sah, nahm er sich zusammen und sagte: "Das wird schon... irgendwie!"

    Christian betrachtete Aki eine Weile. Er war etwa gleichgroß, sah jung aus und hatte eine Tochter, von der er weiß, dass sie acht Jahre alt ist. (Das Milchgesicht ist doch niemals um die 30...), dachte er sich mit fragendem Gesicht, "sag mal, Aki... wie alt... bist du genau?" Aki schaute doof in die Luft und summte ein Lied, welches er mal bei einer umherziehenden Bardentruppe für wenige Augenblicke gehört hat. Er schaute zur Seite und sah Christians Gesicht. "Äh, was? Fragst du etwa mich?", fragte er panisch zurück. "Außer dir steht ja sonst niemand hier, sonst würden wir was verdienen." "Oh- ähm... nun ja... ich- äh... um ehrlich zu sein..." Christians Ausdruck schaute misstrauisch. Es wäre zu offensichtlich, wenn Aki jetzt lügen würde. "Also ich... bin... n-... neunzehn..." "Was, 19?!", schrie Christian überrascht. "Psst, bitte nicht so laut, sonst hört es noch jemand!" "Aber neunzehn... deine Tochter, die ist doch-" "Hier nicht, lass uns das zuhause klären!", unterbrach Aki ihn verschwitzt, "außerdem, du siehst auch nicht gerade aus wie über zwanzig!" "J-ja... aber ich bin ja auch erst... drei... zehn." "Siehst du? Das ist auch überraschend." Sie wussten beide nicht viel voneinander. Aber irgendwie sollte heute Abend der Tag sein, an dem beide auspacken. Das beschlossen sie beide.

    "Hast du eigentlich Hunger?" Aki fasste sich an sein Bauch. "Ah, verstehe. Okay, habe heute Brot gekauft, welches wir...", er schaute auf den leeren Boden, "Moment... wo ist mein- oh, nein! Ich hab's vergessen! Aki, warte hier, ich kaufe es sofort!" Er schnappte sich den Geldbeutel und rannte los, wie ein vergesslicher Broteinkäufer nur konnte. Aki stand allein da und machte nichts. Nach wenigen Sekunden sah er in der Ferne, wie eine Wandergruppe vorbeikommen wollte. Er überlegte. In der ersten Woche brachte Christian ihm bei, schamlos nach Kundschaft zu schreien, was letzendlich aber zwecklos war. Er dachte darüber nach, das Wissen vom gescheiterten Training jetzt einzusetzen. Er erstarrte jedoch zur Salzsäule. Die Wandergruppe kam immer näher und näher. Seine Augen öffneten sich weit und die Pupillen verkleinerten sich. Absolute Nervösität. Die ersten Personen der Wandergruppe liefen schon an ihm vorbei. Etwa zwanzig Mann mussten noch entlang laufen, dann hätte er die Möglichkeit sauber verfehlt. Jedoch riss er sich zusammen, kniff die Augen zu und schrie kleinlaut: "Sch-sch-schaut doch mal unsere Waren an! Bitte!!" Die Wandergruppe hielt langsam und schaute ihn an. "Wat?", sagte einer. Aki antwortete nicht. "Bursche, haste wat jesacht?" "Nu' erzähl doch, Kleener!" Er blieb stumm. "Ey, Chef, ick gloobe, der Jung' hier will wat von uns." "Ach, der will wat? Na, dann horchen wa uns ma' an, wat der auf'm Kieker hat." Sie versammelten sich um den Stand. "Also- ich... äh... nun... ich... wollt ihr vielleicht..." Ihm blieb absolut die Sprache aus. Die Wandergruppe fing an zu tuscheln. "Ob der uns viellech' wat verkoofen will?" "Ick wes nich', dat sieht ja nich' g'rad nach so 'nem richtijen Stand oos, wenn ick da ma' so hinkieke." In diesem Moment kam Christian mit Brot in der Hand vorbei und sah die Wandergruppe, die miteinander redete. "Hä? Was machen die denn da? Gibt's da was umsonst? Ich hoffe mal nicht!"

    Geändert von Ligiiihh (19.09.2011 um 23:48 Uhr)

  4. #4
    Stygia kniete vor dem Altar im Haus des Herrn und betete still.
    Sie spürte dass etwas seltsames im mGange war, doch sie konnte sich nicht erklären was.
    Sehr zum entsetzen der jungen Frau war das Gotteshaus so gut wie leer.
    ´Da sehen wir ja wie gläubig diese Leute wirklich sind ...`, dachte sie und beschloss erst einmal im Gasthaus das Frühstück zu sich zu nehmen. Sie erhob sich und verließ die Kirche.

  5. #5
    "Ach", erwiderte Dorothea, "es hat in letzter Zeit einfach zu wenig geregnet, deshalb muss ich Wasser für die Pflanzen holen. Mein Vater würde sich im Grab umdrehen, wenn er sehen würde, wie trocken die Beete sind..." Ihr Gesichtsausdruck verdunkelte sich kurz, als sie ihren Vater erwähnte, aber dann lächelte sie Grögar an und sagte:"So, nun habe ich Euch aber lange genug von Eurer Arbeit abgehalten. Schaut doch bei mir vorbei, wenn Ihr Kleidung habt, die ausgebessert werden muss!" Mit diesen Worten ging sie wieder Richtung ihres Hauses und kümmerte sich um die Pflanzen. Sofort wollte sie sich aber nicht an ihre Arbeit machen, denn es würde ohnehin niemand vor dem Nachmittag zu ihr kommen, um die Kleider abzuholen oder etwas in Auftrag zu geben. Also beschloss sie, erst der kleinen Kapelle und später den Gräbern ihrer letzten Familienmitglieder einen Besuch abzustatten. Auf dem Weg dorthin bemerkte sie, dass die meisten Dorfbewohner schon auf den Beinen waren und sich anscheinend auch eine der seltenen Wandergruppen hierher verirrt hatte. Saras Buchgeschäft war bereits geöffnet und Christians Stand war bereits errichtet. Allerdings war es nicht Christian, der dort Obst verkaufte, sondern dieser seltsame Junge, Aki. Nie zuvor hatte Dorothea jemanden mit dieser Haarfarbe erblickt, aber was sie noch mehr irritierte waren seine Behauptungen. Das kleine Mädchen sollte seine Tochter sein? Jeder konnte sehen, dass es nicht viele Jahre jünger war, als er. Und dann war da noch diese Sukkubusgeschichte... Vermutlich war der Junge einfach schwachsinnig. Dorothea runzelte die Stirn, als sie beobachtete, wie er dort stand und vor den vielen Menschen kein Wort hervorbrachte. Irgendwie wirkte er ein wenig verloren, aber das war weiß Gott nicht ihr Problem. Entschlossen drehte sie sich um und setzte ihren Weg zur Kapelle fort.

  6. #6
    "Werner, steh auf! Es ist spät!" sagte Sina, währent Lucky bellt.
    "Ich komm ja. Einen Moment. Hast du schon Wasser geholt?" fragte Werner.
    "Ja." antwortete Sina.
    "Danke Sina. Du kannst von mir aus auch zu Mika. Sie wird sich bestimmt freuen." sagte Werner erfreut.
    "Okay. Ich komme heute abend wieder. Und wehe, du liegst immer noch im Bett." sagte Sina.
    Sina ging aus dem Zimmer.
    Werner stand auf und streichelte Lucky.
    "So ein feiner Hund bist du."

  7. #7
    Katharina machte sich auf den Weg zu dem Brunnen, der in der Mitte des Dorfplatzes stand und den sie am Abend zuvor schon gesehen hatte.
    Sie vermutete, dass dies der Ort war, an dem sich die Dorfbewohner trafen um Klatsch und Tratsch auszutauschen. In dieser Hinsicht, wäre dieses Dorf nicht anders als die vielen die Katharina mit Schwester Magdalena auf ihrer Pilgerreise schon passiert hatten.
    und tatsächlich standen dort schon ein kräftig aussehender Mann und unterhielt sich mit einer Frau. Nun sah Katharina aber doch nur aus der Ferne zu und traute sich nicht, jemanden anzusprechen.
    Stattdessen wollte sie sich lieber auf die Suche nach einem Buchladen machen, um dort ihre neue Bibel binden zu lassen, und anschließend war es doch Zeit, zurück zum Gasthaus zu gehen, um dort mit Magdalena ein Frühstück einzunehmen.
    Sie machte sich also auf den Weg. und blickte in jedes Fenster in der nähe des Dorfplatzes um so herauszufinden, ob es hier so etwas wie einen Buchladen überhaupt gab. Das Dorf war zwar eher beschaulich, aber die Möglichkeit bestand durchaus. Auf ihrem Weg kam sie an einem sehr improvisiert wirkenden Obststand vorbei, den zwei jungen gemeinsam führten, der eine war wirklich noch SEHR jung und sie hatte sofort das starke Gefühl hingehen zu müssen und den ganzen Wagen leer zu kaufen, nur damit sich der Junge neue Kleidung und genug zu essen kaufen konnte. Doch der andere, der mit den blauen Augen hielt sie davon ab. Immerhin ist der kleine Junge nicht alleine, dachte sie und setzte ihre Suche fort.
    Da kam sie an ein Fenster und erblickte eine Frau die las. Eine FRAU. Ausgenommen Nonnen, kannte sie keine einzige Frau, die lesen konnte. Das war unüblich, um nicht zu sagen unschicklich. Trotzdem hatte sie hierbei ein gutes Gefühl und betrat den kleinen Raum.
    "Angeneme Nächte und lange Tage wünsche ich Euch! Mein Name ist Katharina. Ich suche jemanden, der mir meine Bibel hier neu binden kann, bevor sie auseinanderfällt.?"
    Katharina blickte sich um und sah Regale auf denen Bücher standen, sie war hier wohl richtig, doch die Frau, deren Namen sie noch nicht einmal wusste, gab keine Antwort. Vielleicht war sie zu versunken in ihr Buch. Zögerlich trat Katharina näher und versuchte es erneut. "Könnt Ihr mir vielleicht damit helfen? Bitte." Da kam endlich eine Reaktion.

  8. #8
    Magdalena wanderte gerade den Hügel von der Kapelle hinab, als Dorothea ihren Weg kreuzte. Anscheinend war sie auf dem Weg zur Kapelle, um vor der Arbeit noch ein wenig zu beten. "Der Herr sei mit Euch", grüßte sie die junge Schneiderin lächelnd. "Seid Ihr auf dem Weg zur Kapelle? Ein wirklich schöner Flecken Erde, meint Ihr nicht auch?" Versonnen sah Magdalena zu dem kleinen Gotteshaus hinüber. Doch dann sank ihre Laune wieder schlagartig, als ihr das versäumte Morgengebet wieder einfiel. Normalerweise beteten die beiden Ordensschwestern morgens immer zusammen und so wollte sie wenigstens das Frühstück mit ihrer Gefährtin einnehmen. Deshalb wandte sie sich noch einmal an Dorothea: "Entschuldigt bitte, aber ist Euch auf Eurem Weg ein Mädchen von etwas über zwanzig Sommern begegnet? Sie trägt ihr Ordensgewand und ist von zierlicher Gestalt." Magdalena zog sorgenvoll ihre Augenbrauen zusammen. Schwester Katharina behauptete immer, sie damit sähe sie aus wie eine alte Frau mit einer ganzen Kinderschar, die ihr nichts als Ärger machte.
    Sie seufzte. Wer wusste, wo sich das Mädchen denn nun schon wieder herumtrieb...

    Geändert von Neadyn (21.09.2011 um 14:42 Uhr)

  9. #9
    In dem Moment trat Eliasar zu dem Menschenpulk hinzu und legte ein kleines Säckchen Münzen auf den Tisch.
    "Oh ja die Herren, das is sehr wohl ein Stand, und hier bekommt man das beste Gemüse des ganzen Dorfes!"
    Und an Aki gewandt fragte er: "Habt ihr meine schwarzen Miesmorcheln bekommen? Ih würde dann gerne noch zwei große Bünde Karotten und eine Steige Tomaten nehmen."

  10. #10
    Neugierig musterte Dorothea die Frau in der Nonnenkutte. "Ach, meint ihr vielleicht diese blondhaarige Frau in der gleichen Gewandung wie Ihr?" Als sie den zustimmenden Ausdruck in Magdalenas Gesicht sah, fuhr sie fort. "Sicher habe ich sie gesehen, in einem Dorf wie diesem fällt jeder Fremde auf. Ich meine, gesehen zu haben, wie sie im Buchgeschäft verschwand." Dorothea nickte der Ordensschwester einen Moment zu und meinte: "Gerne würde ich mich noch etwas länger mit Euch unterhalten, aber ich bin etwas in Eile und möchte auch Euch auch nicht länger aufhalten. Möge der Herr Euch behüten." In der Tat war sie ein wenig neugierig, zu erfahren, was zwei noch recht junge Nonnen in einem entlegenen Dorf wie diesem zu suchen hatten, aber diese Frage würde sie ein andermal stellen müssen. Sie wollte es nicht versäumen, ihr morgendliches Gebet in der Kapelle zu verrichten und die Gräber zu besuchen, aber zu lange wollte sie ihr Geschäft auch nicht geschlossen halten. Aus irgendeinem Grunde hatte sie seit einigen Tagen das Gefühl, dass etwas bevorstand. Zwar konnte Dorothea nicht sagen, ob es sich um etwas gutes oder schlechtes handelte, aber dieses Gefühl hatte sie zuletzt kurz bevor ihre Familie gestorben war gehabt. Deshalb war es ihr wichtig, den Gräbern heute einen besuch abzustatten und außerdem den Beistand Gottes zu erbitten.

  11. #11
    An diesem Morgen wachte Anna schweißgebadet auf. "Nein, bitte nicht!" hallte ihr Schrei durch ihr Schlafgemach. Sie schreckte hoch und öffnete die Augen. "Puh, nur ein Traum" mumelte sie. Sie Stand auf und ging hinüber zum Wasserkübel, goß sich etwas Wasser in die kleine Waschschüssel auf der Fensterbank und wusch sich das Gesicht sowie den verschwitzten Körper. Sie blickte aus dem Fenster und sah bereits die Sonne hoch über den Baumspitzen stehen. So lange hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen. "Oh, schon so spät. Ich muss doch heute noch ins Dorf". Anna hüpfte flink in ihre Robe, doch war sie dabei zu sehr in Eile, so dass ihr dabei eine Naht am Saum riss. "Mist. Auch das noch." Sie würde sie wohl in den nächsten Tagen bei der Schneiderin ausbessern lassen müssen.

    Als Anna fertig angekleidet war machte sie sich auf den Weg ins Dorf, wo bereits reger Betrieb herrschte. Der junge Christian hatte seinen Obststand aufgebaut. "Guten Morgen Christian" begrüßte sie ihn freundlich. Der Junge tat ihr irgendwie leid. Es benahm sich zwar desöfteren etwas wild und war mitunter frech zu dem einen oder anedren Dorfbewohner, andererseits war er früh zur Waise geworden und arbeitete wirklich hart um sich mit dem Obstbetrieb seines Vaters über Wasser halten zu können. In gewisser Weise bewunderte Anna ihn sogar ein wenig. "Packst du mir bitte vier Äpfel ein? Ich gehe in der Zeit noch eben hinüber zur Backstube um noch ein Brot zu kaufen."

    Anna überquerte den Marktplatz und grüßte dabei jeden, dem sie begegnete mit einem freundlichen Lächeln. Eine Unterhaltung begann sie jedoch mit niemandem. Bei der Backstube angekommen musste sie jedoch feststellen, dass Stygia nicht anwesend war. Anna runzelte die Stirn. War sie etwa so spät, dass Stygia die Stube bereits wieder geschlossen hatte? So ging sie unverrichteter Dinge zurück zu Christian. "Sag mal Christian, weißt du wo Stygia sein könnte? Hat sie ihre Stube für heute schon geschlossen? Oder ist etwas vorgefallen?"

  12. #12
    Sara erschrak ein wenig als sie eine Frauenstimme hörte. Sie war zu vertieft in ihre Lektüre gewesen. „Einen schönen guten Morgen“ sagte sie, nachdem sie sich gesammelt hatte, „Ich kann ihre Bibel sofort neu binden. Ist ja noch nicht so viel los hier.“
    Sara nahm die Bibel entgegen und ging hinter die Theke, wo ihre Werkzeuge aufbewahrt wurden. Sie suchte ein wenig und kurze Zeit später hatte sie alles vor sich ausgebreitet, was sie zum Buchbinden brauchte. Sie machte sich sogleich ans Werk.
    „Ich habe sie noch nie hier gesehen. Sind Sie vielleicht eine der Nonnen, die im Gasthaus untergekommen sind? Gedenken Sie etwas länger zu bleiben?“

  13. #13
    Werner aß die Äpfel, welche Sina mit nach Hause brachte.
    "Danke, Sina. Kannst du für mich zu Aki gehen und ihn
    etwas von meinen Tomaten geben? Er wird sich sicherlich
    freuen." sagte Werner.
    "Ok. Ich sehe unterwegs noch bei Christian vorbei.
    Dir macht es doch nichts aus, wenn ich ihn etwas
    von den Tomaten gebe?" fragte Sina.
    "Natürlich nicht. Gebe ihn ruhig 1-2 Tomaten.
    Ich werde mich dann wieder meinen
    Tomaten widmen." antwortete Werner.
    Lucky beginnt zu bellen.
    "Achja. Bring auf dem Rückweg noch ein
    Eimer Wasser vorbei. Lucky hat nichts
    mehr zu trinken." sagte Werner.
    "Alles klar. Bis später." sagte Sina.
    Lucky ist glücklich.

  14. #14
    Wenn es etwas gab, das Schwester Magdalena besonders hasste, dann war es, beim Gebet unterbrochen zu werden. Besaß Aki, der Vater dieser Teufelsbrut, denn überhaupt kein Schamgefühl?!
    Deshalb war Magdalenas Reaktion auch besonders unfreundlich ausgefallen, als der junge Mann um Hilfe bat. Sie riss Katharina zurück, die natürlich ohne zu Zögern zu ihm eilen wollte und zischte: "Besessener ohne Eheweib!"
    Doch Akis Reaktion überraschte sie ein wenig, denn er bedachte sie nicht mit hasserfüllten Wörtern, wie sie es von einem Besessenen erwartet hätte, stattdessen sah er sie mit einem Blick an, der an ein verwundetes Tier erinnerte.
    Wessen Reaktion sie dagegen keineswegs überraschte, war Schwester Katharinas. Sie befreite sich aus Magdalenas Griff und sagte mit dieser beruhigenden Stimme, die ihr zu eigen war: "Ganz ruhig. Gott ist mit euch! Was ist passiert? Wenn sie uns das erzählen, dann können wir am besten entscheiden, wer helfen kann. Die anderen werden Gottes Hilfe im Gebet suchen und finden. Brauchen sie einen Arzt, oder brennt es irgendwo? Was ist geschehen?" Dieses Mädchen war schlichtweg zu gut für diese Welt...
    Gespannt warteten alle auf Akis Antwort. Doch der schien anscheinend seine Zunge verschluckt zu haben. Doch Katharina zuliebe wollte Magdalena ihn anhören, vorausgesetzt er bekam mal den Mund auf. So bedachte sie ihn mit einem Blick, den selbst den tapfersten Krieger in die Flucht geschlagen und sagte zu ihm: "Bedenke, du befindest dich hier in einem Haus Gottes! Was ist der Grund, dass du unser Gebet unterbrichst? Ich hoffe, es ist dringlich!" Sie ließ mit Absicht das respektvolle "Ihr" fallen. "Nun sprich!"

  15. #15
    Christian wachte nach einer ganzen Weile in seinem Bett auf. Er konnte sich nicht genau erinnern, was mit ihm passiert ist, er war lediglich verwundert darüber, dass er noch im Bett lag. "Wieso liege ich noch im Bett? Und warum tut mir mein Kopf so weh?" Er schaute aus dem Fenster raus und sah einige der Dorfbewohner, allerdings konnte er auf die Entfernung nicht genau sehen, wer da alles stand. Die Personen bemerkten, dass Christian aufgewacht ist und liefen ins Haus. "Gott sei Dank, dir geht es gut!", sagte Katharina und schaute nach oben. "Fühlst du dich besser? Wir haben unser Bestes getan, um dir zu helfen.", sprach die andere Schwester, Magdalena. Nicht möglich, sich an den Unfall zu erinnern, fragte sich Christian, was alle meinen. "Warum... seid ihr hier? Ist etwas passiert?" "Nun, du warst gerade im Dorf und bist losgelaufen, als du..." Werner wurde mitten in seiner Rede unterbrochen. Aki trat hervor und bittete die anderen, Christian für einen Moment alleine zu lassen. "Er braucht für einen Moment seine Ruhe. Ich kümmere mich solange um ihn, geht ihr ruhig schon mal ins Dorf zurück, okay?" Die anderen taten, was Aki sagte, und verliesen das Haus.
    "Würdest du mir bitte erklären, was los war? Ich..." Christian versuchte aufzustehen, spürte aber schnell, dass etwas mit seinem Bein nicht stimmte. "Bleib liegen! Ruh dich aus und bleib liegen. Du bist vorhin im Dorf gestürzt und hast dir anscheinend dein Bein gebrochen. Die beiden Schwestern waren so freundlich und haben sich eine Weile um dich gekümmert." Aki war dabei aus dem Haus zu gehen. "Achja. Ich gehe nochmal ins Dorf und besorge bei einem Schneider neue Kleidung für dich. Deine alte ist ziemlich dreckig geworden und war auch teils voller Blut. Ich bin bald wieder da. Brot liegt neben dir. Und... schlaf gut und erhole dich." Er schloss die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg zum Dorf. Christian machte die Augen zu und schlief nach einer Weile wieder ein.

  16. #16
    "Warum war ich damals nicht vorsichtig genug...?", dachte er auf dem Weg zu Dorothea laut. Die Sukkubus von damals verführte ihn und brachte ihm mit jungen Jahren ein Kind. Das ist wahrlich keine Ehre für ihn gewesen. Er musste zurückdenken, was Schwester Magdalena in der Kirche zu ihm sagte.

    "Sprichst du wohl?!", forderte sie ihn auf, "du hast deiner Tochter schon Unglück gebracht, indem du jung und ohne Eheweib hier stehst. Willst du nun auch noch jemand anderem noch schaden?!"

    Aki schüttelte sich selbst den Kopf. Sich im Ernstfall nicht zusammenreißen zu können ist seine schlimmste Schwäche. "Wie soll ich denn mein Kind so erziehen? Schon seit ihrer Geburt habe ich es ihr nur schwer gemacht..." Er knallte gegen einen Fackelständer, den er umwarf. Das Feuer kugelte über den Boden und er bekam Panik. Voller Hast nahm er die Oberseite des Fackelständer, jedoch war diese zu heiß und er ließ den Ständer zack wieder los und schüttelte seine Hände. Er lief zum Feuer und bückte sich. Er versuchte es auszupusten, jedoch wurde es nurgrößer. Er stand auf und zerstampfte es eine Weile. Dann bemerkte er, dass sein Poncho Feuer fing, warf diesen schnell zu Grunde und trat ebenfalls auf ihn rauf. "Eh... nicht doch!" Der Fackelständer war hinüber und sein Poncho an einer Stelle verbrannt. "Warum muss sowas nur mir passieren?"

    Er kam am Schneidergeschäft an. Es war fast schon dunkel. Er öffnete die Tür und die Klingel, die dabei ertönte, zog sofort Dorotheas Aufmerksamkeit an sich. Doch ihr interessierter Blick wandte sich schnell zu Akis Visage, wodurch sich sofort eine Augenbraue von ihr nach unten senkte. Wie konnte es sein, dass ein armseliger, junger Mann mit einer achtjährigen Tochter (dazu ohne Ehefrau) sie um diese Uhrzeit beim Lesen störte?

    "Der junge Bursche (die Tatsache, dass er wenige Monate älter war, interessierte sie nicht), der es wagt, keine Frau zu besitzen, aber eine Tochter. Was willst du um diese späte Uhrzeit denn hier?"
    Aki war sogleich eingeschüchtert. Obwohl er nur für Christian neue Kleidung besorgen wollte, konnte er kein Wort herausbringen.
    "Ach herrje, was ist denn das für eine Brandmarkung auf deinem Poncho?"

    Geändert von Ligiiihh (21.09.2011 um 22:53 Uhr)

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