Ich finde es interessant, dass Schubladendenken immer so schlecht gemacht wird. Wenn ich irgend ein Wort in meinem vorigen Beitrag clever gewählt habe, dann war es "Taxonomie". Zugegeben war die Erwähnung etwas gemein, da im Normalfall nur technisch gebildete Menschen mit diesem Begriff in Berührung kommen.
Taxonomien schließen nicht aus, dass man zu mehreren Kategorien gehört. Taxonomien schließen auch keine Individualisten Eigenschaften aus. Sie geben nur an, was für Erwartunghaltungen man gegenüber Mitgliedern einzelner Kategorien haben darf, um Wissen über bestimmte Dinge wiederverwenden zu können. Viel mehr noch: Kategorien weisen oft gewisse Strukturen auf, die es erlauben, Eigenschaften anderer Kategorien zu übernehmen. Das menschliche Hirn ist zwar clever, aber auch nicht zu clever: Ohne derartigen Strukturen wäre es schlichtweg überlastet. Da deutlich mehr in jemanden zu sehen, als man über seine Kategorien kann, ist pure Theorie, und alles andere als praxistauglich. Das wäre in etwa so, wie gedanklich die Grenzen der Sprachen die man beherrscht brechen zu können. Was man nicht beschreiben bzw. nennen kann, kann man nur bis zu einem bestimmten Grad verstehen. Mehr als, von der Grenze der eigenen Möglichkeiten aus, in eine Richtung zu zeigen um grob abzuschätzen, was man meint, kann man nicht.
Kurzum: Taxonomien sind smexy.
Ich weis nicht genau, wann es angefangen hat, immer den Körper vom Geist trennen zu wollen: Wieso glaubst du, dass die grundliegenden Vorgänge, also sozusagen die Hardware, nichts mit der Art, wie du denkst, zu tun hast?
Man unterscheidet zwischen impliziten, und expliziten Wissen: Wenn du dich jetzt hin setzetn würdest, dir "Und Sie gefielen mir beide" vom Rosegger heraus suchen würdest, um dieses Gedicht auswendig zu lernen, dann würdest du dir explizites Wissen aneignen.
Explizites Wissen hingegen ist von der Art, wie du denkst abhängig. Oder, anders ausgedrückt: Über den Prozess der Denkweise wird automatisch Wissen verwertet, welches nur über den eigentlichen Denkprozess kodiert ist. Natürlich variiert dieser Prozess von Person zu Person: Trotzdem kennen wir -- z.B. von der Tiefenpsychologie -- Vorgänge, die überall auf der Welt gleich sind. Somit ist anzunehmen, dass wir gewisse grundliegende Denkmechanismen beherrschen, welche wir eher von der Natur aus mitbekommen haben.
Kurzum: Die zugrundeliegenden Vorgänge mag man zwar abstrahiert wahrnehmen können, wissen allerdings noch lange nicht genug darüber, um diese Trennung in diesem Punkt auch vornehmen zu können.
Rationalität bedeutet im Übrigen nicht viel mehr, alsdass man auf Basis des eigenen Wissens & Daten über die Welt die bebstmöglichsten Entscheidungen trifft, um in Summe sein Ziel zu erreichen. Selbst wenn das primitivste Teil der Hirn gerade die Fäden übernimmt, handle ich rational. Wenn dir Diomedes z.B. seine brennende Zigarre mit der Glut an deine Hand halten würde, und du würdest deine Hand weg ziehen, schließt dies noch lange kein rationales Verhalten aus.
Die Entscheidung die Hand weg zu ziehen wird nicht einmal von einem Gedankenprozess ausgelöst. Trotzdem ist die Entscheidung rational.
Alle Leute die ich kenne, die so wie ich, in einer wunderhübschen Faschingswelt aufgewachsen sind, hatten ihr persönliches erstes Drama vielleicht erst ziemlich spät, leben aber immer noch stark mit den Auswirkungen. Weltbilder stürzen schnell ein. Bis man sie allerdings durch realere Bilder ersetzt hat, vergeht eine sehr lange Zeit. Während Emotionales eigentlich recht schnell abklingt, kann ich von den meisten meiner engen Freunden sagen, dass sich zumindest die Prioritäten schnell komplett verschoben haben.
Ich kann mich zum Beispiel an eine interessante und gleichzeitig verstörende Beobachtung erinnern: Freund von mir und ich sind in einer Parkanlage gesessen. Da die alten Bezirke sozial recht durch gemischt sind, gab ess da auch einen einzigen Gemeindebau in der unmittelbaren Umgebung. Während wir also auf einem Holzspielgerüst gesessen sind, und uns gerade vor einem Schachbrett den Krieg erklärt haben, mussten wir schon ziemlich bald auf die Uhr verzichten. Die folgende Begebenheit sollte uns nämlich zu sehr ablenken:
- Eine Gruppe von Kindern zwischen 10 und 12 spielen.
- Junge stöpt Mädchen.
- Mädchen schreit: Hör auf, du benimmst dich ja so, als wärst du mein Ex-Mann!
Das war nur eine der Perlen dieser Beobachtung. In diesem Moment wurde uns sehr klar vorgezeigt, wie weit sich unsere eigenen Lebensrealitäten von Anderen unterscheiden. Aber, immerhin: Die wurden besser auf die Zukunft vorbereitet, als wir beide. Und das obwohl wir uns gerade auf einem karierten Brett die schlimmste Gewalt angetan haben, die man sich vorstellen kann.
Du weist ja gar nicht, wie wichtig gutes Essen sein kann.
Wie man mit mir umzugehen hat, überlasse ich dann doch jeden selber. Ich bin kein Polizist: Ich habe es nicht notwendig, zu bestimmen, wie man mir begegnen soll. Insofern ich das mal brauchen sollte, heuere ich bei einem Amt an. Oder, werde Lehrer, in einem kleinen Dorf, wo ich mir mit dem Bürgermeister und dem Pfarrer die allumfassende Macht über Leben und Spott teile. Sobald es so weit ist, sorge ich schon dafür, dass ich meine verlogenen Reaktionen bekomme. :P
Wie es aussieht, brauche ich dringend einen neuen Hut.
Bei dir klingt das mehr, als würdest du jemanden gute Nacht wünschen, der sich gerade am liebsten zum sterben in eine Ecke legen würde. :P
\Aventor
Regnerisch. Thomas wohnt nicht weit (genug) weg von mir. ^^ Wie sieht es mit der Wolkenbildung bei dir aus?
\Thomas:
The End of Time! Thomas! Der Master! Der MASTER!
Ich mag diesen Handlungsstrang. Der Master bietet seiner Freundin Jellybabies an.