Ich wage mal zu bezweifeln, dass hier irgendjemand Einblick in Kan Gaos Geschäftsidee hat. Darin steckt auch vor allem das "Wie, warum und mit wem".
Wie das Eulchen und der Kelven schon richtig sagen, der Maker kostet Geld und selbst wenn er kostenlos wäre, würde das die Spiele nicht prinzipiell für den kommerziellen Betrieb entwerten. Es ist sogar aus offensichtlichen Gründen klüger, aus kleinem Budget viel rauszuschöpfen -- also warum nicht billig anfangen? Warum sollte man dann keine (vermeindlich) kostenlose Engine nutzen?
Es gibt übrigens eine Hand voll Seiten, auf denen selbst schon RM2k-Spiele für kleine Geldsummen angeboten werden. Ob sie damit Profit machen, ist ja erstmal nebensächlich. Ani-kun, der Entwickler von Mondschein, hat seine größeren Projekte teilweise und anfangs auch auf dem Maker geplant und ist dann umgestiegen, hat erstmal kleine Projekte mit wenig Schnickschnack gemacht (Singularis oder Soaped Up Air haben jeweils ein wenig komplexes Spielprinzip, eher im Stile von Arcade-Spielen). Zuletzt hat er ein RP-Game Kit für Unity Game Development Tool veröffentlicht und scheint damit nicht mäßigen Erfolg gehabt zu haben.
Freiberufliches Schaffen funktioniert auf viele Arten und Weisen. Ob man gleich alles riskant auf eine Karte setzen und mit dem Hauptprojekt durchstarten sollte, halte ich auch für fragwürdig. Reives hat sich den Weg in die Branche durch Quintessence definitiv geebnet; das zeigt eine relativ große existierende Fanbase. Nun brescht er im nächsten Schritt mit einem vergleichsweise kleinen Projekt im Low-Budget-Bereich vor und auch hier scheint die Resonanz erstmal groß zu sein, aufbauend eben auf seinem bisherigen Erfolg. Ich gebe dabei auch nochmal zu bedenken, dass er erzählerisch wie konzeptorisch große Potenziale und Fähigkeiten an den Tag legt, die an sich schon positive Reaktionen hervorzurufen scheinen.
Auf so einem Bekanntheitsgrad aufzubauen (Dass Shigihara mitmacht, ist euch aufgefallen? In gewissen Teilen der Internet-Szene ist sie faktisch ein Mem.) und den Einstieg über so ein Step-by-Step-Modell zu probieren ist alles andere als dumm.
Und nun wartet's doch mal ab, elohim adirim. Irgendwelche abstrusen, neiderigen Vermutungen anzustellen und ihm scheinbar insgeheim das Scheitern zu wünschen, ist echt nicht die feine Englische. Es ist verdammt schwer, so etwas zu starten; und es verlangt verdammt viel Eier in der Hose. Weiß auch nicht, ob es in eurer Vorstellung so ablaufen wird wie bei Marlex, dessen Idee für mein Empfinden ziemlich inkohärent mit dem Markt war. Ich persönlich streue da ganz einfach mal weiter Ani-kun mit Okashi Itsumo in den Raum. Ich hab leider nicht mehr wirklich Kontakt zu ihm und kann nicht sagen, wie gut es ihm mit seiner Firma geht, aber seine Projekte scheinen definitiv noch zu existieren und sein Unternehmen zu funktionieren.
Dabei kann man vom Spiel wiederum auch gern halten, was man möchte. Oder von allen freebirdgames-Projekten oder von der Sache selbst. Erfolg oder Scheitern wird sich im 4ten Quartal entscheiden, bis dahin drücke man einfach mal die Daumen. Glaube jeder hier würde sich freuen, wenn er oder sie persönlich Geld für seine Werke bekommen würde. Gao hat sichtbar hart dafür gearbeitet, so weit zu kommen, also gönne man ihm das einfach mal und halte es nicht von Anfang an für die Schnapsidee schlechthin, ohne genauere Informationen zu haben.