"Narrative Game" und "Interactive Film" trifft es bei To The Moon sehr gut. Das Erzählerische, die Präsentation und die Geschichte stehen spürbar im Vordergrund. Es ist natürlich auch nicht ganz gameplay los – an mindestens einer Stelle kann man beispielsweise auch entscheiden, welchen der beiden Doktoren man lenkt (wenn sich ihre Wege "trennen" – man sieht dann halt nur das, was bei einem der beiden passiert), was ich aber nicht wirklich als Gameplay bezeichnen würde. Insbesondere für der kommerzielle Release wurden in dieser Richtung aber auch noch ein paar größere Ergänzungen getätigt, die aber keinesfalls erzwungen wirken und Gameplay um des Gameplays bedeuten. Das im Englischen gerne verwendete Wort "Puzzle" trifft es ziemlich gut, denn etwas, bei dem man leicht knobeln muss, ist eine wiederkehrende Komponente vom Gameplay. Ich will nicht zu viel verraten und lieber warten, bis die bereits angekündigten Gameplay-Footages veröffentlicht werden. Auch Minispiele, die in der Beta-Version noch nicht implementiert waren, werden in der Vollversion enthalten sein.
Es wird trotz allem aber ein sehr stark storyorientiertes Spiel bleiben und so soll es auch sein. Das Gameplay, obgleich vorhanden, wird eine untergeordnete Rolle spielen und der Großteil der Handlungen wird tatsächlich in Szenen erzählt, oft auch in Kombination mit Dialogen der Doktoren, die als Beobachter das Geschehen kommentieren, was ja auch ihre Aufgabe ist, um zu Johnnys Innerem vorzudringen. Im Trailer wurde es zwar nicht erwähnt, aber es ist kein Spoiler, wenn ich sage, dass die Hauptaufgabe der Doktoren ist, Johnny besser kennenzulernen, denn er selbst weiß nicht, warum er zum Mond will. Darum müssen sich die Doktoren durch seine Erinnerungen rückwärts über bedeutsame Momente eine Kette bis in die Kindheit erschaffen, um auf die wahren Ursprünge dieses Verlangens zu kommen. Und – ohne spezielle Ereignisse anzusprechen – das ganze Leben von Johnny ergibt so auch einen sehr schönen und tiefen Zusammenhang, psychologisch nachvollziehbar und realistisch. Fragen, die zu Beginn aufgeworfen werden, fügen sich am Ende zu einem Ganzen zusammen; die Puzzlestücke finden zueinander und der Spieler kann Johnny emotional sehr gut verstehen. Und die Geschichte erscheint wirklich lebendig, das ganze Leben sehr umfangreich.
Du hast übrigens Recht mit dem Trailer: Mit gefällt er zwar sehr und er gibt auch eine groben Einblick in die Thematik und eine Vorschau auf die möglicherweise erzeugten Gefühle, aber atmosphärisch gibt er doch nicht das wieder, was man beim Spielen erlebt – zumindest für mich nicht. Das Spiel wirkt in dieser Hinsicht noch sehr viel sanfter und erwachsener. Die Geschichte mag zwar auch durch den Trailer interessant erscheinen, aber das gesamte emotionale und erzählerische Kontingent des Spiels wird durch ihn nicht reflektiert und kann auch nicht durch ein vierminütiges Video zusammengefasst werden.