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Thema: "Heimatfront" - Irgendwo zwischen Salvador Dali und Sergio Corbucci

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Und hier schon einmal ein Appetizer auf das, was noch folgen wird:

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    Kapitel 4 – Der beste Vater der Welt

    "Du und ich, wir sind jetzt alleine – verstehst du?", sagte Johannes Goldschmidt, der beste Vater der Welt. Zumindest in den Augen seines Sohnes. Oliver war gerade erst 10 Jahre alt gewesen zu diesem Zeitpunkt. Er hatte nicht viel von dem verstanden, was sein Vater tun musste, um überhaupt zu gewährleisten, dass Oliver so alt wurde. Nun, als volljähriger Mann mit 13, war ihm alles klar. "Den Geist im Anzug" hatten sie ihn genannt – Wehrmachtssoldaten, die es nicht besser wussten, ebenso SS-Soldaten, die immer wieder versucht hatten, ihn und seine Familie aus dem riesigen Farmhaus am Rande Münchens zu vertreiben. Der Feldweg durch den Wald und der Wald selbst, der vor seinem Haus lag, war gespickt mit von Johannes gelegten Bärenfallen und Tretminen aus Restbeständen der Reichswehr. Und sollte die SS doch näherkommen, hatte Goldschmidt ein beachtliches Waffenarsenal an automatischen und halbautomatischen Gewehren, Pistolen und gar einer Panzerbüchse aus dem Ersten Weltkrieg um die Reste zu erwischen. Johannes Goldschmidt hatte mitgezählt: 49 Soldaten hatte er mittlerweile umgebracht, um seine Familie zu schützen. An diesem Morgen sollten es noch einmal zwölf mehr werden.

    Doch als die SS ungeduldig wurde und im Frühjahr 1943 an einem frühen Herbstmorgen mehrere Mörsergranaten in seinem Haus einschlugen, war es für ihn gezwungenermaßen vorbei mit dem Verschanzen und Verteidigen. Die von Mörserschrapnellen durchlöcherte Leiche seiner Frau küsste er noch einmal kurz, rannte ziel- und planlos durch die Ruine seines Hauses, einen Holzsplitter im rechten Oberarm und pure Wut in den Adern. Geschwind zog er eine der dekorativ aufgehängten Streitäxte von der Wand neben ihm und massakrierte damit kurz hintereinander drei SS-Soldaten, enthauptete den letzten gar. Er kam ins Kinderzimmer. Seine vier Kinder waren tot bis auf eines: Oliver, der Zweitjüngste. Er nahm ihn so schnell er konnte auf den Arm, umklammerte ihn förmlich, während hinter ihm bereits vier weitere Soldaten ins Haus gestürmt kamen, welche allesamt Bekanntschaft mit seiner einhändig geschwungenen Streitaxt machten. Das Kind nahm er nun Huckepack, um seinen Sohn besser vor Kugeln schützen zu können. Halbnackt, schreiend, mit einer Axt in der Hand und einem Kind auf dem Rücken kam er aus dem Haus gerannt wie ein jüdischer Rachegott. Er lief quer durch den Wald, folgte dem lauten Knallen des Mörsertrupps. Links und rechts von ihm explodierten der Stall, der Brunnen, das Maisfeld, die ganze Welt schien links und rechts neben ihm in Rauch aufzugehen. Und als er den Mörsertrupp auf einer kleinen Waldlichtung einige hundert Meter vor seinem Haus fand, wollte er nur eines: Jedem von ihnen den fürchterlichsten Tod bescheren, den sie möglicherweise verdient haben könnten. Er sah jeden der vier Sodlaten abwechselnd an und setzte dann behutsam seinen Sohn ab, die furchterfüllten Blicke der Soldaten spürend, die es nicht wagten auf ihn zu schießen.
    "Olli. Ich will, dass du dich rumdrehst und nicht luscherst, während der Papa mit den Männern redet, ja?", sagte Johannes. Oliver nickte, drehte sich um und starrte gegen den Baum an dem er stand.
    Kamen die ersten zwei Soldaten noch recht harmlos mit einer Enthauptung und einem gespaltenen Schädel davon, waren Soldat Nummer drei und vier nicht so sehr von Glück gesegnet: Der dritte zitterte, als er im Angesicht des Axtschwingers seine Waffe aus dem Holster ziehen wollte und ließ daraufhin die Waffe fallen, als er sie dann endlich fast zu fassen bekommen hatte. Er beugte sich herunter. In dem Moment donnerte Johannes' Axt nieder und trennte ihm den Arm ab. Schreiend kroch er über den Boden und hielt sich den blutigen Armstumpf, während sein Kamerad hinter Johannes seine Pistole durchlud und das Feuer auf den Axt schwingenden Juden eröffnen wollte. Doch er war zu schnell. Und schon hatte Nummer Vier die Axt im Hals. Noch ein Hieb an dieselbe Stelle und der Kopf hing schräg auf dem Bisschen, das noch vom Hals übrig war.

    Nummer Drei starb wenig später am Schock, die Bilder seines halb enthaußpteten Kameraden wohl noch ins Gedächtnis gebrannt. Doch das waren nicht alle. Das waren alles nur Mannschafter. Der Offizier musste hier noch sein. Johannes sah sich um und entdeckte eine Schneise, die quer durch den Wald verlief. Und kurz darauf vernahm er einen gellenden Schrei aus der Ferne. Der Mann dürfte in eine Bärenfalle getappt sein. Und nun schrie er sich seine Nazi-Seele aus dem Leib. Und Johannes dachte gar nicht daran, dem Mann entgegen zu kommen. Egal, wie oft er "Komm' schon du Judensau! Nimm' das Teil von meinem Fuß weg! Komm' schon!" schrie.

    Stattdessen schätzte er aufgrund der Richtung, aus der der Schrei kam, wo in etwa der Mann sein konnte. Schnell einen der Mörser ausrichten auf die Quelle des Krakelens. Und Olli sagen, dass er die Ohren zuhalten soll. Und dann einfach die Granate ins Rohr gleiten lassen. Es ploppte, man hörte ein kurzes Pfeifen und kurz darauf sah man ein paar Hundert Meter entfernt eine kleine, pilzförmige Explosion, bei der selbst im Dämmerungslicht ein leichter Rot-Ton im Zentrum zu bemerken war.

    Kurz darauf begab er sich mit seinem nackten, geschockten Sohn zurück zu seinem Haus, das lichterloh in Flammen stand. Sie campierten im separierten Kellerraum, dessen Zugang hinter dem Haus zu finden war, um am nächsten Morgen die Familie zu begraben und das Nötigste mitzunehmen. Das Nötigste waren in diesem Fall einer von Johannes' feine Anzügen, der die Schlacht unversehrt überlebt hatte, Ollis verbliebene Anziehsachen und seine zwei Lieblingsbücher, die Axt und ungefähr ein Dutzend verschiedener Schusswaffen inklusive Munition, welche Johannes in eine Decke zusammenrollte und dieses "Paket" auf den Sattel seines Pferdes schnallte. Sein Sohn hatte ein eigenes Pferd, mit welchem sie die Kleidung und die Nahrung transportieren wollten. Und kurz bevor sie losritten, um für die nächsten Wochen auf sich allein gestellt durch die vom Krieg zerrissene Heimat zu reiten als wären sie zwei Cowboys, sagte sein Vater Oliver diese Worte, die ihn immer verfolgen würden: "Du und ich, wir sind jetzt alleine – verstehst du? Und du, du bist jetzt erwachsen, mein Sohn."

    Oliver wusste, dass das kein Spiel war, sondern harte Realität. Also nickte er, bereit, ein Mann zu sein und in Zukunft das zu tun, was zu tun nötig war.

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    Und ja - "Der Geist im Anzug" ist quasi eine Hommage an El Topo
    EDIT:
    Als Schmankerl hab ich für euch mal die Art Musik zusammengesucht, die im Hintergrund läuft während ich den Schwurbel schreibe:

    - The Gun Club - Stranger in our Town
    - Andy Prieboy - Build a better Garden - Dimsches Theme, sogesehen
    - Jackie Mittoo - Hang 'em high
    - Johnny Cash - The Man comes around - Fuchs' Theme, quasi
    - Maurizio Graf - The Return of Ringo
    - Ennio Morricone - Liberta (vom Soundtrack von "Die gefürchteten Zwei") - das lief z.B. im Hintergrund bei Holzsplitter-im-Auge-Szene

    Und so weiter, kommt noch was in der Zukunft

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (06.01.2013 um 15:35 Uhr)

  2. #2
    Appetizer, pfff, wo bleibt das vollständige Kapitel?

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