Zitat Zitat von Wonderwanda Beitrag anzeigen
Ist mir beim ersten Lesen gar nicht so aufgefallen, aber das Problem liegt eher bei "don't try", nicht bei "won't". Allerdings würde ich sagen, dass es nicht zwingend auf einer Ebene ist. Es würde "I won't deny it and I won't try..." gehen, aber meiner Meinung nach ginge auch "I won't deny it and I'm not trying to..." – eben je nachdem, was man ausdrücken will. ("Ich werde es nie versuchen" oder "Ich bin gerade einer Situation, in der ich in Versuchung bin etwas zu tun, aber ich mach's nicht".)
Hmm, ja. Jetzt hab ich den Satz etwa noch dreimal durchgelesen und es stimmt … es ist das Zusammenspiel zwischen “will” und “do”, das die ganze Sache irgendwie komisch klingen lässt. Jetzt sehe ich auch das Problem, das hier einige Leute damit haben, es klingt einfach nicht so rund, wie ich es gerne klingen haben wollte. Ich denke, “not trying to” kommt da näher an das, was ich aussagen wollte.
Mir ist das aber auch nicht aufgefallen, weder beim Schreiben noch beim Korrekturlesen. Erst jetzt, wo Du mich darauf hinweist …

Anyway, noch mal zur Geschlossenheit bzw. Nichtgeschlossenheit der Geschichte: ich denke, Mordechaj, wir beide haben wir einfach grundlegend andere Ansichten, wie man einen Spannungsbogen schliesst. Das fällt mir, wenn ich Deine Beispiele so lese, auf.
Ich weiss nicht, ob Du schonmal was von mir gelesen hast, aber auf jeden Fall hab ich, glaube ich, diese Angewohnheit, Enden entsprechend offen zu lassen. Einfach, weil ich es für mich befriedigender finde, nicht abzuschliessen. So kann ich zum einen dem Leser einen gewissen Spielraum für alle Form von Interpretation geben, und zum anderen muss ich selber nicht mit einem definitiven Ende leben, das mir vielleicht einige Zeit später nicht mehr gefällt. Das geht mir bei Büchern, die ich lese, übrigens auch so … aber das würde jetzt zu weit führen, denke ich. Auf jeden Fall dachte ich, nachdem ich Deine Kritik gelesen habe, zunächst nicht, dass mein Problem wirklich beim Ende liegt, sondern eher an einem nicht zum Ende passenden Anfang bzw. einem nicht zum Ende passenden Plot. Auf jeden Fall hab ich Deine Kritik dann gelesen, und da ist mir was aufgefallen.

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Der eine hält seine Erinnerungen für nicht so einfach zu entbehren, lässt sich dann aber aus ziemlich fragwürdigen Gründen (Zeitdruck, Nachahmungszwang, Gleichgültigkeit gegenüber dem Selbst) zur Auslöschung verleiten, der andere hat sich mal die Hände gewaschen, wie er sich noch nie zuvor die Hände gewaschen hat […]
Hier habe ich zustimmend mit dem Kopf genickt und mir gedacht, hey, da versteht jemand meine Charaktere.

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[…] das sind keine zugänglichen Charaktere, sie sind sogar fast ein bisschen autistisch
Und hier wusste ich dann, dass es keinen Sinn mehr macht, zu diskutieren, weil wir einfach grundverschiedene Ansichten haben.
Nimm's mir nicht übel, aber ich glaube das Problem liegt hier einfach daran, dass entweder Dir die Charaktere nicht gefallen (bzw. Du Dich nicht mit ihnen identifizieren magst … da will ich jetzt auch gar keine Thesen anstellen, wieso das so ist, das steht mir nicht zu und ausserdem ist's ja Dein gutes Recht), denn eigentlich finde ich nach wie vor, dass die Charaktere so per se ganz gut gelungen sind. Sie sind zumindest auch nach dreimal nachlesen noch genau so in ihrem Handlungsrahmen drin, wie ich sie haben will.

Die Frage, wieso der Erzähler jetzt am Ende auf einmal doch den Knopf drückt, puh, weiss ich auch nicht. Da müsste ich ihn fragen, aber der lebt ja jetzt irgendwo als Viehzüchter in Texas oder so. Auf jeden Fall ist er nicht greifbar.
Ich find's halt ganz cool, wenn ich dem Leser dieses bisschen Interpretation selbst überlasse und eben nicht hergehe und am Ende schreibe, “Ich musste den Knopf drücken, weil …” -- Klar hätte ich das tun können, aber wo ist denn da der Spass bei der Sache? Das sind dann Momente, wo ich mir als Leser immer öfter an den Kopf fasse und sage, okay, so hätte ich das nicht gemacht. Lieber liefere ich überhaupt keine Lösung als eine, die dann die Hälfte der Leser nicht nachvollziehen kann, und das ist bei solchen Geschichten, die irgendwo mit Moral spielen, immer so. Das gefällt mir nicht. Mit offenem Ende kann im Grunde jeder das daraus machen, was für ihn passt, und so ziehe ich mich als Autor nicht nur geschickt aus der Verantwortung, sondern liefere auch ein gewissermassen universell funktionierendes Ende.
Ich find's auf jeden Fall durchaus richtig so wie's ist.