Ach, immer dieses Simple English. Wo ist denn da der lyrische Anspruch?
“Will” hat in den ersten Personen durchaus diese “wollen”-Konnotation … darum ja auch das allseits beliebte Merkbeispiel mit dem “I will drown, no one shall save me” vs. “I shall drown, no one will save me”. Ich weiss, dass der Unterschied zwischen shall und will gerade in der Umgangssprache verschwommen bis verloren ist, aber in 'nem Prosatext darf ich drauf rumreiten, oder?
Ansonsten hast Du meine Intention eigentlich ganz gut getroffen. Ich seh auch Dein Problem mit dem offenen Ende, aber Kurzgeschichten haben für mich immer diesen Charakter einer Momentaufnahme. Ich werfe den Leser unvorbereitet in eine Szene und reisse ihn genau so abrupt wieder raus, offener Anfang und offenes Ende sind daher durchaus beabsichtigt. Ich möchte auch gar nicht jede Frage beantworten, wie etwa die, warum es ihm auf einmal leichter fällt, den Knopf zu drücken … vielleicht steht er unter Zeitdruck und will keinen Rückzieher machen, jetzt wo sein Freund es schon getan hat, vielleicht fällt es ihm auch gar nicht so leicht, aber er möchte sich das selber nicht eingestehen. Ich beantworte mir selbst nicht alle Fragen beim Schreiben, ich lasse die Charaktere einfach mal machen und fungiere als “Protokollant”. Letztendlich lass ich's auch so offen stehen, damit jeder Leser für sich selbst sagen kann, was es aussagt -- eine Moral auf dem Silbertablett zu servieren oder mit dem Hammer zu vermitteln liegt mir fern, dann bleib ich lieber bei offenen Enden, die jeder so auslegen kann wie er will.
Könnte aber auch einfach so eine Macke von mir sein. Aber ich glaube, ich habe noch 'ne eine Kurzgeschichte geschrieben, die kein offenes Ende hatte.