Ich finde zumindest, dass ein Auslandssemester während des Studiums etwas ist, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Denn egal, wohin man geht und was man dort macht, es ist immer eine äußerst große Erfahrung, die man da lange auskosten kann, ohne finanziell oder sonst irgendwie in Not zu geraten. Wenn man später beruflich gebunden ist, gibt es solche Chancen - zumindest nach freier Wahl - nur noch selten, außer man hat eben viel Glück.
Es kommt aber, wie Seph schon sagt, sehr stark auf die einzelne Person an. An meiner Universität gibt es so viele Leute, die schon so derbe schlechtes Englisch sprechen, dass man sie am liebstens irgendwo in einem total deutschen Hinterdorf ansiedeln will, dass sie niemanden mit ihrem sprachlichen Schweißgeruch belästigen.
Für mich ist das jedenfalls etwas, das definitiv sein muss. Ich könnte mir nicht vorstellen, das sein zu lassen. Nicht zwecks Jobchancen und dergleichen, ich glaub als Germanist muss man nich so viel in der ausländischen Welt gewesen sein, sondern für mich selbst. Sprachen und so. Kulturen und so. Andere Leute und so. Ich habe das Pech, an einer Universität zu studieren, wo nur wenige Erasmus-Studenten hinfinden. Aber bereits im ersten Semester hab ich eine Hand voll Leute aus dem Ausland kennen gelernt, die definitiv bereichernd waren und bereichert wurden. Und jetzt kann ich regelmäßig, wenn mir die Lust danach steht, mit einem Türken über die Politik der türkischen Regierung und die Lage in der arabischen Welt sprechen und mit meinem jüdischen Tschecho-Russen Hebräisch lernen. Ich glaube, könnte ich ähnliche Kontakte bei einem Auslandsaufenthalt über Monate hinweg knüpfen und mir direkt aussuchen, ob das beispielsweise Franzosen, Kanadier, Briten oder Tschechen sind, würde ich sogar noch mehr um die Welt reisen wollen.