Lies lieber mal die Bücher
"John Carter" alleine klingt zu universell. Es hat sicher nicht alleine am Titel gelegen, aber ich denke wie gesagt schon, dass das zumindest einer von vielen Faktoren war, der zu dem Misserfolg beigetragen hat. Ja, die vorangegangenen Desaster mit "Mars" im Namen werden bei den Überlegungen des Studios zur späten Umbenennung bestimmt auch eine Rolle gespielt haben, erst recht der Disney-eigene Mars Needs Moms nur ein Jahr zuvor, der ultra-brutal gefloppt ist (monströses 150 Mio Budget, nur knapp 40 Mio weltweit eingespielt). Aber genau genommen halte ich das für einen fatalen Aberglauben (siehe zum Beispiel Fluch der Karibik, der das Image, Piratenfilme seien Kassengift, durchbrochen hat). An dem Namensproblem kann man eben auch sehr schön exemplarisch sehen, wie wenig das Studio an sein eigenes Projekt geglaubt hat. Sie hätten die Pulp-Ursprünge hochleben lassen sollen mitsamt allen cheesy Plotelementen, anstatt sich davor zu verstecken. So kann das ja nichts werden.Zitat
Interessanterweise hat Stanton durchaus einiges an der Geschichte der Vorlage verändert oder hin und her geschoben. Zum Beispiel die ganze Rahmenhandlung mit Edgar Rice Burroughs selbst fand ich sehr gelungen, die gab es in der Form im Buch nicht. Passte aber imho perfekt rein, weil der Autor auch dort (und in mehreren Fortsetzungen) als literarischen Winkelzug in nem Vorwort behauptet, die Geschichte würde auf einem faktischen Tatsachenbericht basieren, der ihm von John Carter, einem langjährigen, onkelhaften Freund der Familie, mitgeteilt wurde und den er nur wahrheitsgemäß wiedergeben würde. In dem Zusammenhang mochte ich es sehr, wie der Film unterschiedliche Handlungsorte und Zeiten zu einer phantastischen Erzählung verwebt und damit auch für Abwechslung sorgt: Irgendwann am Ende des 19. Jahrhunderts in der verregneten Stadt wo Burroughs das Tagebuch bekommt, dann Jahre zuvor im Bürgerkrieg (Western-Elemente) und schließlich eben auf dem Mars. Ich steh auf nonlinear Storytelling ^^ Bei der Rolle der Thern Bösewichte haben sie aber wirklich übertrieben, die wurden zu früh zu intensiv eingebaut.Zitat
Du würdest dich wundern *g* Zumindest gemessen an dem, was ich so in entsprechenden Kreisen mitbekommen habe, aber vielleicht sind das wie so oft auch nur die, die am lautesten schreien. Jedenfalls mochten viele diese Bookends nicht, also das, was ich einen Absatz weiter oben positiv hervorhob, mit der Begründung, dass es zu lange dauern würde, bis die Hauptfigur endlich auf dem Mars landet. Das geschieht im Buch nach den ersten paar Seiten. So they kinda do have a point. Die Vorlage war mehr straight forward und vielleicht wäre das für den Film auch sinnvoller gewesen. Aber für die ganze Abenteuer-Atmosphäre fand ichs gut so, wie es war. Die Mischung hat was.Zitat
Ich liebe Avatar auch, aber an dem genannten Argument, das immer wieder auftaucht, ist imho was dran. Avatar war von der grundsätzlichen Handlung her alles andere als originell, die Stärken liegen dort woanders. Die Idee mit den ferngesteuerten Körpern, die ganze atemberaubende Optik und 3D, die extrem detailliert ausgearbeitete Welt, ein Soundtrack von einem fähigen Komponisten, ein erinnerungswürdiger Bösewicht, gute Schauspieler usw. usf. ... Manchmal glaube ich, John Carter wurde gar nicht hundert Jahre zu spät verfilmt, sondern nur drei Jahre zu spät. Wäre er vor Avatar erschienen, wäre er bestimmt anders angekommen. Mit Avatar hat James Cameron in mancher Hinsicht quasi schon den Film vorweggenommen, der John Carter hätte sein müssen. Nur halt in blau anstatt rotZitat
Ja, da ist schon was dran. Die beiden Hauptdarsteller kannte man übrigens vor allem auch aus X-Men Origins: Wolverine (Gambit sowie Wolverines Love Interest), und jener Film kam ja auch schon nicht so super an. Ein paar Leute hassen Taylor Kitsch sogar und finden ihn völlig unpassend in der Rolle. Ich finde, er hat die Figur so wie ich sie wahrnehme sehr gut und glaubwürdig verkörpert, aber an Leinwandpräsenz oder Anziehungskraft fehlte es ihm ganz einfach. Kein einziger der Namen ist jetzt wirklich ein Must-See-A-List-Actor, das hätte schon einen Unterschied gemacht, wenn welche dabei gewesen wären (hätte zwar auch wieder gekostet, aber gab ja genug Stellen, wo man was vom Budget hätte einsparen können). Hehe, Bryan Cranston spielt sogar mit, kein Scherz, aber leider nur für gefühlte fünf Minuten ^^Zitat
Hmm. Rechtfertigen und verdienen sind natürlich zwei verschiedene Dinge. Was mir nur immer durch den Kopf geht und was es für mich so traurig macht ist, dass die Probleme ja nicht auch gleichermaßen für ein Sequel gegolten hätten, ganz im Gegenteil. Alleine schon durch die geleistete Animations- und Designarbeit, sowohl was die computeranimierten Figuren als auch die Kostüme angeht, hätte man schon massiv viel Kosten einsparen können. Ich denke schon, dass das als Reihe noch seinen Rhythmus und seine Stärken gefunden hätte. Aber dem Potential wird in der Branche ja direkt ein Riegel vorgeschoben, wenn es beim ersten Mal nicht gut läuft. Ich schätze, selbst wenn John Carter doppelt so viel verdient und Gewinn gemacht hätte, wäre eine Fortsetzung nicht sicher und eher unwahrscheinlich gewesen. Hey, wir leben in Zeiten, wo Sony selbst ein Einspielergebnis von whopping 700 Millionen (Amazing Spider-Man 2) als enttäuschend ansiehtZitat
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