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Ergebnis 1 bis 7 von 7
  1. #1

    soziale Unsicherheit [Umfrage wgn. Therapie]

    Hi,
    ich hab mit meiner Therapeutin mal ausgemacht, in verschiedenen Foren diese Fragen zu stellen. Je mehr sich beteiligen,desto besser - wenn ihr also nur eine oder zwei Fragen beantworten wollt, ist dies natürlich vollkommen in Ordnung.


    Frage 1

    Kannst du dich an eine Situation erinnern, in der du bei einem Gesprächspartner bewusst Unsicherheiten im Umgang mit anderen Menschen feststellen konntest? – Wenn ja, an welchen Anzeichen hast du dies festgemacht? [Hier kannst du also frei definieren, was du als „soziale Unsicherheit“ bezeichnen würdest].

    Frage 2
    Wie hat diese Erkenntnis deine Gedanken, deine Sympathie und dein Handeln dem Gesprächspartner gegenüber beeinflusst? Wenn du dich an eine solche Situation nicht erinnern kannst – wie, glaubst du, würde dies die genannten Aspekte beeinflussen?

    Frage 3
    Wie glaubst du, reagieren andere in der Regel auf soziale Unsicherheit – wie beeinflussen allgemein solche (vermeidenden) Verhaltensweisen die Gedanken und die Sympathien der Mitmenschen.

  2. #2
    Zitat Zitat von Squall2k Beitrag anzeigen
    Frage 1
    Kannst du dich an eine Situation erinnern, in der du bei einem Gesprächspartner bewusst Unsicherheiten im Umgang mit anderen Menschen feststellen konntest? – Wenn ja, an welchen Anzeichen hast du dies festgemacht? [Hier kannst du also frei definieren, was du als „soziale Unsicherheit“ bezeichnen würdest.
    Ja, kann ich. Die Anzeichen sind an den Augenbewegungen und der Gestik, im weitesten Sinne auch der Mimik, festzumachen. Bei den Augenbewegungen merkt man es oft daran, dass Leute beim “Erinnern” ihre Augen nach links bewegen, was nicht Erinnerung sondern Konstruktion ist. Das heisst dann, sie erinnern sich nicht wirklich, sondern erfinden gewisse Details hinzu -- das muss aber nicht absichtlich sein, sondern unbewusst. Gerade bei privaten Themen ist das dann ein Anzeichen dafuer, dass man eine Erinnerung ausschmueckt oder konstruiert. Dito bei der Gestik; wenn man Leute laenger beobachtet merkt man oft, dass bestimmte Muster in den Bewegungsablaeufen immer mit bestimmten mentalen Aktionen in Verbindung stehen. Es gibt Leute, die kratzen sich, wenn sie luegen, ander Nase (beispielsweise), oder immer, wenn sie sich an einen gewissen Moment erinnern, fassen sie einen sogenannten “Ankerpunkt” an ihrem Koerper an, der diese Erinnerung intensiviert oder wieder hervorrufen kann. Dieses Verhalten hab ich oft bei Leuten bemerkt, die sich im Gespraech ueber gewisse Themen meiner Ansicht nach unsicher fuehlen. Dieses “ankern” hilft ihnen dabei, wieder in die comfort zone zurueck zu finden.

    Zitat Zitat von Squall2k Beitrag anzeigen
    Frage 2
    Wie hat diese Erkenntnis deine Gedanken, deine Sympathie und dein Handeln dem Gesprächspartner gegenüber beeinflusst? Wenn du dich an eine solche Situation nicht erinnern kannst – wie, glaubst du, würde dies die genannten Aspekte beeinflussen?
    Kommt ganz stark darauf an, wer der Gespraechspartner ist. Bei einem Freund wuerde ich diese Sachen ansprechen. Ich wuerde sagen, “hey, merkst du, dass du gerade immer wieder visuelle Konstruktion betreibst, wenn ich dich nach X frage?” und ihm das verstaendlich machen. Wenn er sich darauf einlaesst, dann kann das auch helfen, sicherer im Umgang mit diesen Elementen zu werden. Einige Leute sperren sich allerdings total dagegen und glauben einfach nicht, dass es dieses Verhalten wirklich gibt. Da muss man dann anders herangehen und kann solche Dinge auch fuer den anderen unbewusst steuern -- aber ich denke, dass Dir Deine Therapeutin das besser erklaeren kann.
    Wenn ich den Partner nicht so gut kenne, oder er/sie mit mir nicht wirklich ueber das Problem reden will (kommt vor, wenn diese Unsicherheit eher unbewusst auftritt und ich oder er/sie das Thema nicht evoziert hat), dann kann man mit ein paar kleinen Tricks die Unsicherheit aufloesen, wie zum Beispiel durch “Pacing” -- d.h. die eigenen Regungen und Bewegungen denen des Gespraechspartners angleichen. Dadurch entsteht unbewusst so eine Art von Vertrauen, und man wirkt fuer den anderen sympathischer, weil er/sie sich mit den eigenen Regungen identifizieren kann. Pacing reicht von auditiven Mitteln (dem Angleichen des Sprechtempos) bis hin zum “spiegeln” von Bewegungen (wenn er/sie sich am Arm kratzt, mache ich das kurz darauf auch, usw.).

    Zitat Zitat von Squall2k Beitrag anzeigen
    Frage 3
    Wie glaubst du, reagieren andere in der Regel auf soziale Unsicherheit – wie beeinflussen allgemein solche (vermeidenden) Verhaltensweisen die Gedanken und die Sympathien der Mitmenschen.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute, die solche Unsicherheiten nicht bewusst festmachen koennen, oft nicht wissen, wie sie reagieren. Unsicherheit merkt man, wenn sie stark genug ist, auch ohne sich auf Muster wie Augenbewegung oder Gestik zu konzentrieren. Einige Leute stottern oder zucken, wenn die Unsicherheit gross genug wird, und das merkt dann auch so gut wie jeder. Allerdings wissen viele oft nicht, wie sie reagieren sollen. Viele zeigen dann Sympathie, was ja lieb gemeint ist, aber nicht immer funktioniert. Vor allem dann nicht, wenn die Sympathie in einem anderen Sinnessystem stattfindet. Einige Menschen moechten es, dass man ihnen sagt, dass man sie versteht, waehrend fuer andere solche Worte nur Schall und Rauch sind, die moechten lieber umarmt werden, und noch andere fuehlen sich durch den Koerperkontakt beengt und wollen lieber ein empathisches Laecheln sehen. Herauszufinden, in welchem Sinnessystem der andere sich bewegt, und in welchem Sinnessystem man reagieren muss, ist nicht einfach und fuer viele Leute, gerade wenn man nicht gut befreundet ist und einfach fragen kann, “Hey, soll ich dich in den Arm nehmen?”, ein Problem.

    Ich hoffe, ich hab die Fragen einigermassen brauchbar beantwortet und das war jetzt in etwa das, was Du hoeren wolltest. ^^

  3. #3
    Ich bin mir jetzt etwas unsicher was die Beantwortung der Fragen betrifft. Anders als Ranmaru habe ich die erste Frage eher dahingehend gesehen, ob man an sich selbst Unsicherheit festgestellt hat und nicht an anderen. Wie ist das nun zu verstehen?

  4. #4
    Also ich fand das “bei einem Gespraechspaertner” relativ eindeutig auf andere bezogen.

  5. #5
    Zitat Zitat von Squall2k Beitrag anzeigen
    Frage 1
    Kannst du dich an eine Situation erinnern, in der du bei einem Gesprächspartner bewusst Unsicherheiten im Umgang mit anderen Menschen feststellen konntest? – Wenn ja, an welchen Anzeichen hast du dies festgemacht? [Hier kannst du also frei definieren, was du als „soziale Unsicherheit“ bezeichnen würdest].
    Definitiv. Die meisten Beispiele, die ich kenne, machen das vor allem durch Selbstkontakt, also indem sie sich zum Bleistift den Arm reiben (und dadurch auch eine gewisse Abwehrstellung eingehen, weil sie vor sich selbst hergreifen müssen); viele machen das, was Ranmaru schon angeführt hat, nämlich beim Denken die Augen abschweifen lassen, einige können im Gespräch auch absolut keinen Blickkontakt halten und suchen immer wieder "Ausreden" um woanders hin zu schauen, reiben sich den Nacken, um den eigenen Kopf und Blick zu fixieren (oder werden völlig steif, weil sie angestrengt versuchen, Blickkontakt zu halten).

    Zitat Zitat
    Frage 2
    Wie hat diese Erkenntnis deine Gedanken, deine Sympathie und dein Handeln dem Gesprächspartner gegenüber beeinflusst? Wenn du dich an eine solche Situation nicht erinnern kannst – wie, glaubst du, würde dies die genannten Aspekte beeinflussen?
    Weil ich früher, so von 9 bis 13 Jahren, selbst extrem unsicher im Umgang mit Menschen war, weckt das zweierlei: Ich kann mitfühlen, was die Leute in dem Moment empfinden, aber es verunsichert mich selbst auch, eben weil dieses Mitfühlen vorherrscht und weil man nicht so recht weiß, wie man dem anderen aus seiner Unsicherheit heraushelfen soll. Oftmals spürt man auch deutlich, wenn die Leute was sagen wollen, aber sich nicht trauen. Das ist ziemlich unangenehm, weil man dann irgendwie in so eine fiese Rolle schlüpft, als würde man die anderen nicht zu Wort kommen lassen, obwohl das nicht wirklich stimmt.

    Zitat Zitat
    Frage 3
    Wie glaubst du, reagieren andere in der Regel auf soziale Unsicherheit – wie beeinflussen allgemein solche (vermeidenden) Verhaltensweisen die Gedanken und die Sympathien der Mitmenschen.
    Ich denke, das kommt ganz stark auf den einzelnen Gegenüber an. Einige werden dabei total bemuttelnd, andere spielen ihre Dominanz im Gespräch dann vollkommen aus oder "unterdrücken" den anderen. Ich denke, einigen wird es gar nicht auffallen, dass da Unsicherheit vorherrscht, sie werden sich nur wundern, was für ein komischer Mensch da vor ihnen steht und die Frage, warum er sich nicht "normal" artikuliert, mit irgendwelchen Vermutungen füllen (ganz banal: "Er/sie ist so kurz angebunden, weil er/sie mich nicht leiden kann.").
    از جمادی مُردم و نامی شدم — وز نما مُردم به‌حیوان سرزدم / مُردم از حیوانی و آدم شدم — پس چه ترسم؟ کی ز مردن کم شدم؟
    حمله دیگر بمیرم از بشر — تا برآرم از ملائک بال و پر / وز ملک هم بایدم جستن ز جو — کل شیء هالک الا وجهه
    بار دیگر از ملک پران شوم — آنچه اندر وهم ناید آن شوم / پس عدم گردم عدم چو ارغنون — گویدم کانا الیه راجعون

  6. #6
    Zitat Zitat von Squall2k Beitrag anzeigen
    Frage 1
    Kannst du dich an eine Situation erinnern, in der du bei einem Gesprächspartner bewusst Unsicherheiten im Umgang mit anderen Menschen feststellen konntest? – Wenn ja, an welchen Anzeichen hast du dies festgemacht? [Hier kannst du also frei definieren, was du als „soziale Unsicherheit“ bezeichnen würdest].
    Wie bereits erwähnt, fällt mir besonders auf, dass die wenigsten Blickkontakt halten können. Die meisten verunsichert es scheinbar sogar noch mehr, wenn der Gegenüber ihm beim Gespräch durchgehend in die Augen schaut.
    Dann halt bestimmte Gestiken wie Hände in den Hosentaschen oder an irgendwas rumfummeln kann auch ein Anzeichen für Unsicherheit sein. Speziell Frauen spielen sich oft an den Haar rum, machen den Pony aus dem Gesicht und sowas. Eben alles, was irgendwie von einer Unterhaltung ablenken könnte.
    Dann gibts natürlich noch die "üblichen" Verdächtigen wie wenig reden, auf den Boden schauen, Fingernägel kauen, andere nicht ansprechen können usw.
    Etwas, was mir erst vor einigen Jahren bei einigen Menschen aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass einige ihre Stimme in bestimmten Situationen verstellen, meistens etwas höher und sanfter. Andere werden auch laut und aggressiv. Es gibt so viele verschiedene Formen der Unsicherheit.

    Zitat Zitat von Squall2k Beitrag anzeigen
    Frage 2
    Wie hat diese Erkenntnis deine Gedanken, deine Sympathie und dein Handeln dem Gesprächspartner gegenüber beeinflusst? Wenn du dich an eine solche Situation nicht erinnern kannst – wie, glaubst du, würde dies die genannten Aspekte beeinflussen?
    Wenn ich merke, dass jemand unsicher oder schüchtern ist, werde ich meistens ganz freundlich, gesprächig, mach dumme Witze und versuche die Person aus ihrem Schneckenhaus zu holen mit positiver Energie... sozusagen. Aber ehrlich gesagt ist das auch nur ein Anzeichen für meine eigene Unsicherheit, sonst bin ich nämlich eher nicht so.

    Zitat Zitat von Squall2k Beitrag anzeigen
    Frage 3
    Wie glaubst du, reagieren andere in der Regel auf soziale Unsicherheit – wie beeinflussen allgemein solche (vermeidenden) Verhaltensweisen die Gedanken und die Sympathien der Mitmenschen.
    Unsichere Menschen werden meistens entweder von den Dominanten übergangen oder bemitleidet. Mitleid soll dabei jetzt auch nicht negativ bewertet werden, sondern als Mitgefühl gesehen werden, wodurch den Unsicheren extra Chancen gegeben werden die Unsicherheit zu bekämpfen.
    Und das mit der Sympathie ist so eine Sache. Ich könnte mir Vorstellen, dass viele eher selbstbewusste Leute einen unsicheren Menschen als blass und langweilig empfinden und deswegen halt eher nichts mit dieser Person zutun haben bzw. ihr neutral gegenüber stehen. Wobei es da sicher auch Ausnahmen gibt, aber so war es oft in meinem Umfeld, zumindest bei den sehr schüchternen Leuten. Irgendwann unsicher ist immerhin jeder mal

  7. #7
    Zitat Zitat von Squall2k Beitrag anzeigen
    Hi,

    Frage 1

    Kannst du dich an eine Situation erinnern, in der du bei einem Gesprächspartner bewusst Unsicherheiten im Umgang mit anderen Menschen feststellen konntest? – Wenn ja, an welchen Anzeichen hast du dies festgemacht? [Hier kannst du also frei definieren, was du als „soziale Unsicherheit“ bezeichnen würdest].
    Ja, ich kann mich an solche Situationen erinnern. Die Gesprächspartner sind dann unruhig, die Augen wandern. Typisch ist auch, dass man anfängt, betont locker zu reden - man erzählt kleine Anekdoten und es huscht öfter mal ein Lächeln über die Lippen, bleibt aber nie lange. Je nach Gespräch kann auch häufiges Nicken, manchmal an unpassenden Stellen, der Fall sein. Wenn die Person etwas erzählt, neigt sie eventuell dazu, kleine Details ausschweifend zu besprechen, und eine gewisse Melodie in der Stimme kommt dazu - das Betonen von bestimmten Wörtern, schnelleres Sprechen bei bestimmten Passagen und natürlich auch mal Stocken und Pausieren. Bestimmte Wörter oder Satzstrukturen wiederholen sich, Selbstbestätigung durch Einschübe wie "...ja, genau, so war's" oder "und so ist das halt" oder Ähnliches kommt gehäuft vor (gerade wenn mehrere Zuhörer anwesend sind, die der sprechenden Person unbekannt sind).

    Zitat Zitat
    Frage 2
    Wie hat diese Erkenntnis deine Gedanken, deine Sympathie und dein Handeln dem Gesprächspartner gegenüber beeinflusst? Wenn du dich an eine solche Situation nicht erinnern kannst – wie, glaubst du, würde dies die genannten Aspekte beeinflussen?
    Schwierige Frage. Ich finde bei Unterhaltungen sehr oft interessant, wie etwas gesagt wird und wie Dinge zwischen den Zeilen vermittelt werden, deshalb kann es passieren, dass ich einer unsicheren Person viel faszinierter zuhöre als anderen Personen. Für mich ist das generell eigentlich auch immer ein Sympathiepunkt, den die Person einheimst. In einem direkten Gespräch beginne ich dann automatisch, viel zu lächeln und mich freundlich zu zeigen. Eventuell passe ich mich der Person in bestimmten Dingen an, und kümmere mich (unbewusst) darum, dass Unsicherheiten kaschiert werden, z.B. indem ich einen kleinen positiven Kommentar mache.
    Wenn jemand für eine Seite argumentiert, deren Standpunkte ich nicht teile, dann hat er meistens eine bessere Chance dadurch, dass er unsicher wirkt. Aber je nach meiner eigenen Überzeugung kann es schon auch vorkommen, dass ich das ausnutze und beispielsweise auch schwache Argumente benutze, um meine Seite zu festigen, da ich weiß, dass die Person momentan nicht in der Lage ist, diese angemessen beiseite zu schieben.

    Zitat Zitat
    Frage 3
    Wie glaubst du, reagieren andere in der Regel auf soziale Unsicherheit – wie beeinflussen allgemein solche (vermeidenden) Verhaltensweisen die Gedanken und die Sympathien der Mitmenschen.
    Mein Verhalten wie in Frage 2 beschrieben ist glaube ich nicht so untypisch. Aber es hängt natürlich immer von der Situation ab. Viele Leute beginnen, die Person zu belächeln, oftmals wortwörtlich. Ich habe gerade Gespräche zwischen Bekannten vor Augen, wo eine Person redet und die andere nur halb zuhört und leicht lächelt - durch ihre Unsicherheit hat die andere Person sich die Chance verspielt, ernstgenommen zu werden.
    Generell glaube ich aber, dass Sympathie die vorherrschende Reaktion ist.

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