Das ist halt wie bei uns mit dem Knigge. Je nobler man essen geht, umso mehr wird auf diesen Etikettenkram geachtet. Wenn man mit drei Kumpels im Izakaya hockt, ist das ziemlich banane, wer wem einschenkt, aber beim Geschäftsessen mit dem CEO von Mitsui sollte man sich dran halten …
Als Ausländer ist es daher eigentlich immer gut, das zu tun, was die Japaner auch tun -- wenn die sich alle daneben benehmen und auf die Etikette pfeifen, kann man das problemlos auch machen. Sich “japanischer als die Japaner” zu verhalten kommt nämlich in den meisten Fällen gar nicht gut an; da ist es wirklich besser, sich nicht so streng danach zu richten und sich den ein oder anderen Faux-pas zu leisten, der dann durch den “Gaijin-Bonus” ausgebügelt wird.
Was Engrish angeht: sobald man mit der komischen Aussprache der Japaner klarkommt, geht das eigentlich ganz gut. Grundlagenenglisch beherrschen die meisten Japaner unserer Generation nämlich eigentlich ganz passabel, das Problem ist nur eben der Akzent, der daher rührt, daß sie es nicht von Muttersprachlern lernen, sondern von Japanern, die auch einen Akzent haben. Von daher klingt “one, two, three” für sie eben befremdlicher als es “wan, tsuu, surii” tun.
Ist ja hier nicht anders, wenn auch nicht so kraß. Wurde im Mediamarkt auch schon doof angeguckt, als ich nach einem “Rauter” (Router) gefragt habe, aber die falsche deutsche Aussprache “Ruhter” versteht hier jeder. Oder “Lehwis” vs. Liehweiß (Levi's Jeans), oder “Naik” vs. “Naikie” (Nike) …