Der Kaiserliche nickte nur stumm, legte sich dann neben den Felsen, an welchem er gelehnt hatte und fiel recht schnell in einen flachen Schlaf. Allerdings war auch sein Ausflug ins Land der Träume nur recht kurz. Sie machten sich nur etwa zwei Stunden später wieder auf den Weg. Kaum war der Mittag vorrüber - Vivec war längst außer Sicht - als sie an eine Kreuzung kamen. Der Weg gabelte sich, wobei einer der beiden Straßen nach Osten führte. Der Wegweiser zeigte Pelagiad in dieser Richtung an. Und tatsächlich: Als sie in die Richtung gegen die Sonne blinzelten, konnten sie auf einer Anhöhe eine gewaltige Festung der kaiserlichen Truppen erkennen. Kantig und alles andere als irgendwie passend und trotzdem sehr wehrhaft, krönte das Ungetüm aus Stahl und Stein die Kuppe der Anhöhe. Rechts und links der gepflasterten Straße konnte man noch einige Häuser erkennen.

Die drei Reisenden beschlossen nach einer kurzen Absprache, dass es unntöig wäre und sie nur Zeit kosten würde, würden sie hier halt machen. Zudem hatten sie noch genügend Vorräte. Sie setzten ihren Weg also fort. Es war Abend, als sich der Weg bereits wieder teilte. Eine Richtung führte dem Wegweiser nach wohl zu einer Stadt namens Balmora. Der Andere nach Suran. Balmora... Steinwald... Unwillkürlich holte der Kaiserliche an angestaubtem Sprachwissen herauf, was ihm Meister Jurano vor so vielen Jahren einmal beigebracht hatte. Nach einem kurzen Augenblick Pause folgte Arranges dann dem Weg nach Suran.

Sie waren mindestens nochmal zwei Tage unterwegs. Das Land jedoch zog sich noch an diesem Tag sehr zurück und eröffnete ihnen nach Osten den Blick auf eine gewaltige Wasserfläche. Der Amayasee begleitete sie von nun an immer auf der rechten Seite der Straße, welche sich alsbald bereits am Lauf der Berge im Westen und Norden orientierte und nach Osten abbog. Die Landschaft veränderte sich hier nur in sofern, als dass die Ufer des Amayasees ungewöhnlich blumenreich waren. Arranges konnte nur eine davon mit Sicherheit zuordnen. Die Steinblume mit ihren hängenden, sattblauen Blütenkelchen. Die Zeit verging absolut ereignislos. Weder griffen sie wilde Tiere an, noch wurden sie von irgendwelchen Aufständischen behelligt. Der Nekromant erfreute sich innerlich größter Zufriedenheit darüber. Da hätten wir auf Erynns Route vermutlich doppelt so viel Zeit verloren. Die Guare taten ihr Übriges zum schnellen Vorankommen der Gruppe.

Ein klarer Morgen ging über Ascadia auf und bevor sie aufbrachen, hatte Arranges ihnen noch mitgeteilt, dass sie laut der Karte bald an eine Brücke kommen müssten und nach dieser Bal Ur, was immer das auch sein mochte, erreichen würden und es von dort, so die Karte denn stimmen würde, nur noch knappe eineinhalb Tage nach Molag Mar wären.

Es war, wie Arranges sagte. Allerdings nicht so, wie alle dachten. Schon auf dem Weg zum Ufer des Nabiaflusses, sahen sie in der Landschaft viele abgebrannte Hütten und einige Herrenhäuser, die nur noch zu Hälfte standen. Übergroße Felder und Plantagen waren schlicht verwüstet worden unter den Schritten sehr vieler gepanzerter Füße. Der Kaiserliche verkniff sich einen Kommentar darüber, wie umständlich, gefährlich und wahrscheinlich sehr viel zeitraubender der Weg von Erynn gewesen wäre. Nur eine halbe Stunde später jedoch musste er hoffen, sich seinerseits nichts von Erynn anhören zu müssen, denn die Brücke, welche sie zum anderen Ufer hätte führen sollen, war zerstört. Lediglich die massiven, hölzernen Brückenköpfe waren noch übrig. So... wir werden also doch noch herausfinden, ob die Guare schwimmen können. Dachte sich Arranges zähneknirschend.

Als sie näherkamen, erkannten sie auch, was wohl die Bezeichnung Bal Ur trug: Auf der anderen Seite des Flusses ragten mächtige, aber auch undenkbar verwinkelte Türme und Säulen in die Höhe. Man konnte nicht sehr viel erkennen, aber Arranges fühlte sich durch die zackige und klauenartige Struktur unangenehm an das Reich Dagons erinnert. Eine seltsame Form eines Daedraschreins?