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Thema: Schildstadt

  1. #61

    Ascadia -> Bal Ur

    Der Kaiserliche nickte nur stumm, legte sich dann neben den Felsen, an welchem er gelehnt hatte und fiel recht schnell in einen flachen Schlaf. Allerdings war auch sein Ausflug ins Land der Träume nur recht kurz. Sie machten sich nur etwa zwei Stunden später wieder auf den Weg. Kaum war der Mittag vorrüber - Vivec war längst außer Sicht - als sie an eine Kreuzung kamen. Der Weg gabelte sich, wobei einer der beiden Straßen nach Osten führte. Der Wegweiser zeigte Pelagiad in dieser Richtung an. Und tatsächlich: Als sie in die Richtung gegen die Sonne blinzelten, konnten sie auf einer Anhöhe eine gewaltige Festung der kaiserlichen Truppen erkennen. Kantig und alles andere als irgendwie passend und trotzdem sehr wehrhaft, krönte das Ungetüm aus Stahl und Stein die Kuppe der Anhöhe. Rechts und links der gepflasterten Straße konnte man noch einige Häuser erkennen.

    Die drei Reisenden beschlossen nach einer kurzen Absprache, dass es unntöig wäre und sie nur Zeit kosten würde, würden sie hier halt machen. Zudem hatten sie noch genügend Vorräte. Sie setzten ihren Weg also fort. Es war Abend, als sich der Weg bereits wieder teilte. Eine Richtung führte dem Wegweiser nach wohl zu einer Stadt namens Balmora. Der Andere nach Suran. Balmora... Steinwald... Unwillkürlich holte der Kaiserliche an angestaubtem Sprachwissen herauf, was ihm Meister Jurano vor so vielen Jahren einmal beigebracht hatte. Nach einem kurzen Augenblick Pause folgte Arranges dann dem Weg nach Suran.

    Sie waren mindestens nochmal zwei Tage unterwegs. Das Land jedoch zog sich noch an diesem Tag sehr zurück und eröffnete ihnen nach Osten den Blick auf eine gewaltige Wasserfläche. Der Amayasee begleitete sie von nun an immer auf der rechten Seite der Straße, welche sich alsbald bereits am Lauf der Berge im Westen und Norden orientierte und nach Osten abbog. Die Landschaft veränderte sich hier nur in sofern, als dass die Ufer des Amayasees ungewöhnlich blumenreich waren. Arranges konnte nur eine davon mit Sicherheit zuordnen. Die Steinblume mit ihren hängenden, sattblauen Blütenkelchen. Die Zeit verging absolut ereignislos. Weder griffen sie wilde Tiere an, noch wurden sie von irgendwelchen Aufständischen behelligt. Der Nekromant erfreute sich innerlich größter Zufriedenheit darüber. Da hätten wir auf Erynns Route vermutlich doppelt so viel Zeit verloren. Die Guare taten ihr Übriges zum schnellen Vorankommen der Gruppe.

    Ein klarer Morgen ging über Ascadia auf und bevor sie aufbrachen, hatte Arranges ihnen noch mitgeteilt, dass sie laut der Karte bald an eine Brücke kommen müssten und nach dieser Bal Ur, was immer das auch sein mochte, erreichen würden und es von dort, so die Karte denn stimmen würde, nur noch knappe eineinhalb Tage nach Molag Mar wären.

    Es war, wie Arranges sagte. Allerdings nicht so, wie alle dachten. Schon auf dem Weg zum Ufer des Nabiaflusses, sahen sie in der Landschaft viele abgebrannte Hütten und einige Herrenhäuser, die nur noch zu Hälfte standen. Übergroße Felder und Plantagen waren schlicht verwüstet worden unter den Schritten sehr vieler gepanzerter Füße. Der Kaiserliche verkniff sich einen Kommentar darüber, wie umständlich, gefährlich und wahrscheinlich sehr viel zeitraubender der Weg von Erynn gewesen wäre. Nur eine halbe Stunde später jedoch musste er hoffen, sich seinerseits nichts von Erynn anhören zu müssen, denn die Brücke, welche sie zum anderen Ufer hätte führen sollen, war zerstört. Lediglich die massiven, hölzernen Brückenköpfe waren noch übrig. So... wir werden also doch noch herausfinden, ob die Guare schwimmen können. Dachte sich Arranges zähneknirschend.

    Als sie näherkamen, erkannten sie auch, was wohl die Bezeichnung Bal Ur trug: Auf der anderen Seite des Flusses ragten mächtige, aber auch undenkbar verwinkelte Türme und Säulen in die Höhe. Man konnte nicht sehr viel erkennen, aber Arranges fühlte sich durch die zackige und klauenartige Struktur unangenehm an das Reich Dagons erinnert. Eine seltsame Form eines Daedraschreins?

  2. #62
    Erynn mußte Arranges und Dreveni zähneknirschend doch Recht geben. Ihr Weg am Nordufer des Amayasees entlang war frei von marodierenden Rebellen und sonstigem Ärger, und allzuviel Zeit verloren sie dadurch auch nicht. Die Spuren des Aufstandes waren jedoch überall zu sehen, und die Kriegerin schauderte bei dem Gedanken, was hier geschehen sein mußte. Sie hatte sich Morrowind immer irgendwie zeitlos vorgestellt, ein Ort, an dem sich nicht alles so rasend schnell veränderte wie im von Menschen dominierten Cyrodiil. Aber was sie hier sah, erweckte einen ganz anderen Anschein. Alles schien im Umbruch, die festgefügte Ordnung in Auflösung begriffen. Sie dachte darüber nach, während sie sich immer weiter ihrem Etappenziel näherten.

    Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn alles reibungslos klappen würde, dachte Erynn säuerlich und krabbelte von dem Packgestell herunter. Die anderen beiden stiegen ebenfalls ab und schauten ein wenig ratlos auf den breiten Fluß, der sie von der anderen Seite trennte. Ach was. Die Biester sehen sehr wohl so aus als ob sie schwimmen könnten. Nützt ja nichts, wir müssen es so oder so versuchen. Kurzerhand packte sie die Zügel des einen Guar und führte ihn bis an das Ufer heran. Das Tier senkte den Kopf und schnaubte in das Wasser. Es klang definitiv nicht begeistert. „Na komm schon. Stell dich nicht dümmer an, als du aussiehst!“ Sie verstärkte den Zug an den Zügeln und schleifte den Guar ein paar Schritte in den Fluß hinein. Das Ufer fiel steil ab und schon bald stand sie bis zur Hüfte im Wasser, ihr Reittier im Schlepptau, das nervös herumzappelte und mit den Augen rollte. Erynn stieß einen entnervten Seufzer aus. Nichtmal Falchion hatte so ein Theater veranstaltet, als sie ihn ans Wasser gewöhnt hatte. „Könnte einer von euch dem Biest bitte einen Tritt verpassen?“ rief sie ihren Begleitern zu, die das Schauspiel vom Trockenen aus skeptisch beobachteten.

  3. #63
    Dreveni hatte die meiste Zeit wieder geschwiegen und nur die nötigsten Worte mit ihren Begleitern gewechselt, zu sehr musste sie immer noch an den kurzen Traum von Feryn denken. Es war nicht so, dass sie sonst nie seltsame Dinge träumte, und manchmal waren die Träume auch brutal oder sonst wie makaber, aber noch nie war sie emotional so betroffen gewesen. Ganz davon abgesehen, dass sie den Stich in ihre Schulter fast real gespürt hatte. Sie hoffte ernsthaft, dass es sich nicht wiederholen würde, oder es vielleicht auch nur daran lag, dass sie sich in Morrowind aufhielten, dem Land von dem er ihr soviel erzählt hatte. Nein, das war nicht ganz richtig. Von Morrowind wusste sie leider ziemlich weniger, viel mehr hatten sie Pläne für eine gemeinsame Zeit hier geschmiedet. Von irgendwelchen politischen Dingen hatten sie überhaupt nicht gesprochen.

    "Verfluchter Mist.", war alles, was ihr zu der zerstörten Brücke einfiel. Die Ruinen auf der anderen Seite wirkten auch nicht gerade vertrauenerweckend, aber immerhin war ihr Weg bisher auch fast zu glatt verlaufen. Sie wusste nicht einmal, was das für eine Ruine war, auch wenn sie sich leicht an die Bauten in den Ebenen Oblivions erinnert fühlte. Sie kletterte ebenfalls von dem Guar und sah zu, wie Erynn versuchte, das Tier zum schwimmen zu überreden. Auf Erynns leicht frustriert klingende Worte trat sie an den Guar und überlegte, wie sie das Tier am besten anschieben sollte.
    Sie hatte wenig Lust festzustellen, ob das Vieh treten oder beißen würde, sie wusste nicht einmal, was die Tiere am liebsten fraßen, damit sie vielleicht so über den Fluss gelockt werden konnten. Dreveni sah noch kurz abschätzend auf den Guar und hoffte, dass sie es früh genug merken würde, sollte er treten - an der Seite des Maules stand immerhin jemand anderes, auch wenn es leider nicht Arranges war - und begann das Tier von hinten zu schieben. Der Guar stemmte sich allerdings mit beiden Füßen in den steinigen Untergrund, so dass Drevenis Aktion nicht wirklich von Erfolg gekrönt war. Vielleicht konnte man die Viecher irgendwie erschrecken, aber dann würden sie sie auf der anderen Seite gar nicht mehr in den Griff bekommen. Kurz überlegte sie, dem Guar wirklich einfach einen Tritt zu versetzen, aber das hatte er irgendwie nicht verdient, und wer wusste wie nachtragend er war. Stattdessen versuchte sie ihn mit etwas Anlauf an zuschieben, wodurch das Tier einen überraschten Satz nach vorn machte und schließlich im tiefer werdenden Wasser schwamm.
    Durch ihren Schwung getragen platschte Dreveni allerdings direkt hinter dem Guar flach ins Wasser. "Verdammtes dummes Mistvieh, ersaufen sollst du.", schimpfte sie, als sie wieder auftauchte und sich das Wasser aus dem Gesicht wischte. Ihr war klar, dass sie schwimmen mussten, aber ganz untertauchen wollte sie dann doch nicht. Erynn sollte mit dem Guar jetzt allein fertig werden, dann blieb noch einer übrig, der bei Arranges noch am Ufer stand.

  4. #64
    Erynn bekam einen Stoß gegen die Schulter, als Drevenis Guar einen reichlich uneleganten Satz nach vorne machte, aber es gelang ihr, die Zügel in der Hand zu behalten. Das Tier schnaubte weiterhin, aber es trat immerhin Wasser und sah nicht so aus, als würde es kurz vorm Untergehen stehen. Sie griff mit einer Hand unter den Backenriemen des Zaumzeugs und begann langsam vorwärts zu schwimmen. Der Guar, jetzt scheinbar einigermaßen davon überzeugt, daß ihm ohnehin nichts anderes übrigbleiben würde als zu folgen, fügte sich in sein Schicksal und schlängelte sich langsam, aber erstaunlich elegant durch das Wasser, wobei er seinen kräftigen Schwanz zum Vorwärtskommen benutzte. Der Kopf ragte bis knapp über die Nüstern aus dem Wasser, aber Sattel und Gepäck wurden hoffnungslos durchgeweicht. Na großartig…

    Weiter dürften sie heute wohl nicht mehr kommen. Am anderen Ufer würden sie für den Rest des Tages damit beschäftigt sein ihre Ausrüstung zu trocknen und auszusortieren, was nicht mehr zu retten war. Nachdem das Vieh nun erstens schwamm und sich dabei zweitens sogar in die richtige Richtung bewegte, hatte Erynn einen Moment, sich zu ihren Begleitern umzusehen. Dreveni rappelte sich gerade wieder auf und fluchte wie ein Kesselflicker. Die Kriegerin wandte sich schnell wieder dem Guar zu, damit die Assassinin ihr Grinsen nicht sah, auch wenn ihr dadurch ein Blick auf Arranges’ Gesichtsausdruck verwehrt blieb. Dabei, so mußte sie zugeben, hätte sie den nur zu gerne gesehen.
    Der Guar wuchtete sich hektisch aus dem Fluß heraus, sobald er wieder Grund unter den Füßen hatte, während Erynn weiterhin an seinem Zaum hing wie der buchstäbliche nasse Sack. Es gelang ihr gerade noch, ihre Hand unter dem Backenriemen hervorzuziehen, bevor der Guar sich ausgiebig schüttelte wie ein Straßenköter. Mit großen Augen blickte er sie vorwurfsvoll an, während die Kriegerin mindestens genauso vorwurfsvoll zurückschaute, nachdem sie sich die Wassertropfen aus den Augen geblinzelt hatte. Das stumme Zwiegespräch ergab keinen brauchbaren Kompromiß, und so wandte sich die Dunmer wieder dem anderen Ufer zu, wo Arranges, die ebenso wie sie pitschnasse Dreveni und der zweite, wenig begeisterte Guar standen. Sie würde sich einfach anschauen, wie die beiden anderen mit dem Biest klarkamen, beschloß sie...

  5. #65
    Arranges beäugte das Bemühen der beiden Dunkelelfen mit einem leicht spöttischen Grinsen auf dem Gesicht. Schwer zu sagen, wer nun dämlicher von denen ist, der Guar, der sich von zwei so unfähigen Weibern herumschubsen lässt oder die beiden Dunmer... Der Nekromant musste sich arg zusammenreissen, als der Guar dann doch einen plötzlichen Satz nach vorn ins Wasser tat und Dreveni daraufhin einen recht uneleganten Bauchplatscher präsentierte. Und sowas schimpft sich Assassinin... sogar ein dressierter Skamp hätte sich hier weniger dämlich angestellt. Erynn hatte es derweil geschafft, den Guar auf die andere Seite des Flusses zu befördern und schaute jetzt zu ihnen herüber.

    Gut, dann werd ich mal vormachen, wie es einfacher gegangen wäre... Arranges drehte sich zu seinem Guar herum und blickte ihn einen Momant nachdenklich an, dann schwang er sich in den Sattel und nahm fest die Zügel in die Hände. Der Guar wusste nicht recht, was er davon halten sollte, lediglich die Tatsache, dass sein Reiter ihn wohl nicht mit vorsärtzlicher Gewalt dort ins Wasser buxieren wollte, rechnet er dem Kaiserlichen im Moment hoch an. Arranges packte währenddessen die Zügel nochmal fester und richtete den Blick konzentriert nach vorn. Ein Feueratronach trat plötzlich aus einer gleißend roten Kaskade hinter dem Reittier. Gerade so weit weg, dass er den Guar nicht verbrannte, aber noch so nahe, dass das Tier die plötzliche Hitze deutlich am Schwanz spüren konnte. Das Tier drehte erschrocken den Kopf nach hinten. Ein kehliges, aber deutlich ängstliches Knurren war zu hören und im nächsten Moment wurde Arranges auch schon arg durchgeschüttelt, als der Guar mit einigen gewaltigen Sätzen die Flucht nach vorn antrat, ohne jegliche Rücksicht an Dreveni vorbeipreschte und mit dem Magier im Sattel regelrecht durch den Fluss raste.

    Das ganze Schauspiel dauerte nur wenige Augenblicke und Arranges musste grob an den Zügeln ziehen, um den Guar wieder unter seine Kontrolle zu bringen, als dieser auf der anderen Seite das doch recht steile Ufer hinaufhetzte. Nocht deutlich panisch schaute sich der Guar zum anderen Ufer um. Arranges hatte den Atronach längst wieder entlassen. Die Kreatur scharrte noch einige Male nervös mit ihren kräftigen Beinen in dem sandigen, grauen Grund, schien sich aber so weit wieder von dem Schrecken erholt zu haben.

    Mit einem triumphierenden Grinsen stieg Arranges aus dem Sattel und gesellte sich zu Erynn um auf Dreveni zu warten.

    'Naja, wenigstens kann man sich mit dir jetzt wieder halbwegs sehen lassen...' Nuschelte Arranges nach einem vielsagenden Blick auf Erynn und sein Grinsen wurde für einen Moment noch breiter.

  6. #66
    Dreveni schüttelte nur stumm den Kopf, als Arranges den Atronach beschwor. Der Gedanke das Tier zu erschrecken, war ihr auch gekommen, allerdings war ihr dass dann doch zu riskant erschienen. Es machte auch den Eindruck, als hätte Arranges mehr Glück als Verstand gehabt, als er mitsamt dem Guar heil am anderen Ufer ankam. Dafür würde ihn das Tier jetzt vermutlich bis an sein Lebensende hassen.

    Mürrisch sah Dreveni auf den Fluss, sie hatte jetzt nicht die geringste Lust zu schwimmen, obwohl sie sowieso schon komplett nass war. Irgendwann hatte sie sogar einmal einen Zauber gelernt, um über Wasser gehen zu können, und in der Schule der Veränderung war sie auch nicht schlecht, allein schon für Schlösser an Türen war das nützlich. Jetzt musste ihr das Ganze nur noch wieder einfallen. Sie ging kurz nachdenklich ein paar Schritte auf und ab, dann war sie sich sicher, dass ihr die Formel wieder eingefallen war. Würde das jetzt nicht funktionieren, wäre es absolut peinlich, dessen war sie sich bewusst. Sie hob die rechte Hand, murmelte ein paar Worte und wurde kurz in ein helles Leuchten gehüllt. Danach ging sie auf den Fluss zu und setzte prüfend einen Fuß ins Wasser. Sie sank nicht ein, stattdessen fühlte sich die Wasseroberfläche an wie fester nasser Sand am Ufer. Mit einem leicht triumphierenden Grinsen ging sie daraufhin ohne große Eile einfach über den Fluss.

    Auf der anderen Seite löste sie den Zauber, und sie begannen, Holz für ein Feuer zu sammeln. Als es schließlich brannte, begann Dreveni, ihr Gepäck auszuräumen. Die Karte konnte man so ziemlich vergessen, die Tinte war verlaufen. Ihre Kleidung und die restlichen Sachen breitet sie auf den warmen Steinen zum trocknen aus, dann begann sie sich die Reste des Flusses aus den Haaren zu kämmen, das ein oder andere Blatt fand sie dabei doch.

  7. #67

    Ostufer des Nabiaflusses, nahe Bal Ur

    Nachdem Mensch, Mer und Tiere unbeschadet über den Fluß gekommen waren und sie ein Feuer entzündet hatten, schälte sich Erynn aus ihrer patschnassen Rüstung und betrachtete mißmutig das Leder. Am Feuer trocknen konnte sie die Teile nicht, ohne daß sie sich verziehen und brüchig werden würden. Einen Regenguß mochte das Material ohne weiteres wegstecken, aber für ein Vollbad war es schlicht und ergreifend nicht konzipiert.
    Tatsächlich dauerte es recht lange, bis sie ihren Kram um das Feuer ausgebreitet und, soweit es möglich war, notdürftig trockengewischt hatten. Erynn sprach nicht viel dabei, wenngleich ihr der Verlust ihrer Karte nicht entgangen war. Großartig... Irgendwo im fremden Land, mit dürftiger Orientierung und du mittendrin, Erynn. Die Menge dessen, was sie abschreiben konnten, hielt sich jedoch in Grenzen. Hauptsächlich alles, was aus Papier war. Nach einiger Zeit schließlich gab es nichts mehr zu tun außer zu warten. Die Elfin legte sich auf den Rücken und genoß die Wärme, die von dem teils felsigen, teils aschestaubigen Boden ausging. Die Lava dicht unter der Oberfläche heizte den Grund auf und trieb ihr die klamme Nässe aus Kleidung und Knochen. Zwar würde sie später aussehen wie ein wandelnder Teil der Landschaft, aber sie wäre zumindest trocken und zudem gut getarnt, überlegte sie mit einem halben, selbstironischen Grinsen.

    Die meiste Zeit über, während sie so dalag, starrte die Kriegerin gedankenversunken zu den Zinnen der merkwürdigen Ruine hinauf, dortin, wohin ihr Blick seit einiger Zeit immer wieder wanderte. Bal Ur... Was das wohl bedeuten mag? Es erinnert mich ein wenig an die Gebäude aus den Totenlanden, aber irgendwie... anders. Fest stand, daß die Architektur auf den ersten Blick nicht wirklich Sinn ergab. Die Teile der Anlage, die sie sehen konnte, schraubten sich wie verkrümmte Klauenfinger in den nachmittäglichen Himmel, schienen aber keinem anderen Zweck zu dienen als dem, einen befremdlichen Anschein zu erwecken. Erynn war bewußt, daß diese Steine schon seit Generationen aufeinanderstehen mußten, aber das Ganze wirkte, als würde es jeden Moment in sich zusammenstürzen oder hätte es, legte man die Regeln der Vernunft an, schon längst tun sollen.
    Zwischenzeitlich schloß sie die Augen und lauschte auf die Geräusche um sich herum. Das Feuer aus den seltsam dürren, dornigen Ranken, die sie an einem der Hänge geschlagen hatten, knackte leise vor sich hin und verströmte einen würzigen, intensiven Geruch, der ein wenig beflügelnd wirkte. Die Guars hatten sich schnell wieder beruhigt, tappten mal hierhin, mal dorthin und kauten geräuschvoll an dürrem Gras oder ein paar Ästen, die sie im Bereich des Flußufers fanden. Alles in allem wirkte die ganze Szene sehr friedlich, aber Erynn fand keine Ruhe. Hier lag sie, am Fuße einer höchstwahrscheinlich daedrischen Ruine... so nah dran. Allein eine langgezogene Anhöhe trennte sie von der Anlage, die erschreckende, aber auch merkwürdig angenehme Erinnerungen an die Stunden weckte, die sie Mehrunes Dagons Reich verbracht hatte. Als sich die Sonne dem westlichen Horizont bereits weit genähert hatte, hielt sie es nicht mehr aus. Geschmeidig stand sie auf und begann, ihre Begleiter dabei ignorierend, die steile Anhöhe hinaufzuklettern, hinter der das Gemäuer lag. Wenigstens einen kurzen Blick wollte sie darauf werfen, und der Kamm oben dürfte sich als Beobachtungspunkt hervorragend eignen...

  8. #68
    Oha... sie kann zaubern? Und das sogar brauchbar... Für einen kurzen Moment empfand Arranges einen seltsamen Anflug von ehrlicher Sympathie für Dreveni. Allerdings war der nur sehr kurz andauernde Abgleich, den er im Geiste zu dem Bild tat, sehr viel unheimlicher. Die Dunmer schritt mit einer Eleganz und absoluter Unantastbarkeit übers Wasser, dass sich Arranges für den Bruchteil einer Sekunde an Torrah erinnert fühlte. Er schüttelte den Gedanken ab und sogleich folgte wieder Neid und Abneigung ihr gegenüber.

    Er musste sich nicht groß aus- oder umziehen, bei dem Kaiserlichen waren lediglich die Beinkleider nass geworden und so setzte er sich einfach nur ans Feuer und hing seinen eigenen Hedanken nach. Plötzlich bemerkte er, wie Erynn aufstand. Er sah ihr mit recht skeptischem Blick hinterher. Was zum Teufel hat sie jetzt schon wieder vor? Der Nekromant konnte sich keinen wirklichen Reim darauf bilden, was die Dunmer da auf dem niedrigen Kamm jetzt wollte, auf den sie zuging.

    Etwas schwerfällig erhob sich der Magier ebenfalls und wollte ihr hinterher. Er hatte gerade einen Schritt getan, als er sich etwas stutzig umblickte. Wo waren die Guare? Bis vor einigen Augenblicken standen die Tiere noch beieinander, nicht weit vom Feuer und scharrten friedlich im sandigen Grund. Es dauerte einen Moment, bis der Kaiserliche die beiden Geschöpfe etwas abseits, gedrängt nebeneinander stehen erspähte. Eigentlich war nichts besonderes dabei, würden die Augen der Kreaturen nicht Bände sprechen. Völlige Verängstigung sprach aus den hellblauen Augen der beiden. Arranges zuckte leicht erschrocken zusammen und blickte sich alarmiert um. Er wollte schon der Schützin nach und sie darauf hinweisen, dass irgendwas nicht ganz stimmte, aber weiter als bis zu diesem Gedanken kam er gar nicht.

    Plötzlich hallten einige grobe Worte, gesprochen von zwei, mehr als rauhen Stimmen, aus der Ruine herüber. 'Verdammt!' Knurrte Arranges, aber ehe er die Hand auch nur auf den Schwertknauf legen konnte, wuchsen links und rechts von ihm zwei... Dinge aus dem Boden. Buchstäblich. Blut, Innereien, Knochen und Metallsplitter drangen aus dem von Asche bedeckten Erdreich und türmten sich von ganz allein zu zwei humanuiden Gestalten auf. Das Ergebnis waren zwei massige Kreaturen, welche die pure Pestilenz verströmten.Untote. Sie erinnerten mit etwas Phantasie an Zombies, waren allerdings kein Stück vermodert oder verwest, im Gegenteil, es hatte eher den Anschein, als wären es frische Leichen, denen man die Haut abgezogen hätte. Die reine Aggression sprang ihn aus ihren dunklen Augen an und die Haltung der Monster allein war Aussage genug darüber, dass schlicht und einfach das Böse die Gedanken, welche diese Geschöpfe lenkten, entstehen ließ.

    Dann ging alles so schnell, dass der Nekromant unmöglich folgen konnte, so sehr war er von dieser absolut fremden Erscheinung eingenommen. Arranges war sich sicher, dass er Untote gegen sich hatte und wollte eigentlich tun, was er in solchen Fällen immer zu tun pflegte: Sie einfach zu vertreiben. Subtil, einfach, schnell. Aber ehe er die Hand zum Zauber heben konnte, begannen seine Ohren plötzlich zu dröhnen und es war ihm vom einen auf den anderen Moment einfach unmöglich, Magie zu fokusieren. Den Zauber, der in getroffen hatte, hatte er gar nicht kommen sehen und im nächsten Augenblick spürte er, wie seine Muskeln am ganzen Körper begannen zu schmerzen und zu brennen. Er versuchte noch dagegenzuhalten, aber nach einem weiteren Augenblick musste er dem plötzlich viel zu schweren Gewicht seiner Montur und Waffen nachgeben. Wie eine leblose, leere Hülle, sackte Arranges zusammen. Das... wars? Aber die beiden Kreaturen taten nichts weiter, als auf ihn herabzustarren.

    Er hörte, wie sich Schritte näherten, er wollte schreihen, aber sogar um seine Zunge zu heben, fehlte ihm im Moment der Wille, auch wenn er es noch so sehr versuchte.

    'Eh! Ihr da!' Eine weibliche Stimme, streng, aber nicht wirklich aggressiv, eher leicht wütend, erscholl. 'Ja genau, ihr!' Arranges hatte keine Ahnung, wer oder was, da mit wem auch immer, reden mochte. Seine Sinne schwanden ihm für einen kurzen Augenblick, als er die Lider wieder hob, stellte er fest, dass die beiden Untoten verschwunden waren,stattdessen stand nun eine Frau neben ihm - zumindest ging er davon aus, bei dem, was er erkennen konnte. Eine Dunmerin in einer Glasrüstung, im klassischen Stil Vvardenfells, so eine, wie sie auch Jurano besaß. Die Person deutete auf ihn und sprach in die Richtung, in die Erynn zuvor verschwunden war: 'Was fällt euch eigentlich ein, einen Gefangenen in voller Rüstung und mit Waffen hier herumspazieren zu lassen?' Gefangener?! 'Nichtmal gefesselt... Ich sollte euch, statt diesem hier, Molag Bal opfern... steht nicht so dummdämlich herum, bewegt euch her und seht zu, dass der N'wah den Weg nach unten zum Schrein findet!' Ihre Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass sie absolut meinte, was sie sagte. Opfern?! Völlige Verwirrung machte sich in dem Verstand des Kaiserlichen breit, aber dann schwanden ihm bereits wieder die Sinne...

  9. #69
    [Dreveni]
    Dreveni wunderte sich nur kurz, was Erynn vorhatte, sie selbst interessierte die Ruine auch, außerdem war das eine willkommene Gelegenheit, sich von Feryn und dem Traum abzulenken. Sie war etwas schneller als der Nekromant und folgte Erynn ebenso lautlos. Sie hatte den Kamm noch nicht ganz erreicht, da hörte sie ebenfalls die Stimmen. Aus Reflex griff sie zu ihrem Gürtel, aber ihre Waffen lagen alle ein paar Meter weiter unten am Feuer. Sie verfluchte sich selbst, sie stand wirklich noch neben sich, und versuchte herauszufinden, woher die Stimmen gekommen waren. Da wuchsen neben Arranges schon zwei Monster aus dem Boden. Eine bessere Bezeichnung fiel Dreveni dafür beim besten Willen nicht ein, die Kreaturen hatten etwas von Zombies, wirkten aber irgendwie frischer. Hektisch sah sie sich um, ob neben ihr und Erynn ebenfalls solche Kreaturen erscheinen würden, aber es blieb alles ruhig. Selbst Arranges sackte nur zusammen. Dreveni hatte damit gerechnet, dass sich die Monster sofort auf ihn stürzen würden, aber nichts weiter geschah, außer dass eine Dunmer zu dem Beschwörer trat. Als sie die nächsten Worte der Frau hörte, dämmerte Dreveni langsam, was in etwa hier los war.
    Opfern? Arranges? Wunderbar. Was sollte sie jetzt tun? Ihr erster Impuls war zu tun, was die Dunmer von ihnen verlangte, allerdings durften sie nicht wirklich mit ihr reden, sonst würde sie schnell merken, dass Dreveni und Erynn nicht die waren, für die die Frau sie hielt. Außerdem wäre Erynn vermutlich nicht damit einverstanden, Arranges einfach zu opfern. Allerdings war das doch schon fast ein Wink des Schicksals... Fragend sah sie kurz zu Erynn während sie sich schon einmal langsam in Bewegung setzte. Sie wollte die andere nicht misstrauisch machen, und hoffte dass sich Erynn bald entscheiden würde, ob sie angreifen sollten oder nicht. Inzwischen näherte sie sich auch ihrem Bogen und dem Schwert, die nahe am Feuer lagen.

    [Erynn]
    Sie hielt inne, als sie eine ihr unbekannte Stimme hörte. Die dazugehörige Dunmerin sprach cyrodiilisch, und offenbar verwechselte sie die kleine Gruppe mit jemand anderem - was Glück im Unglück sein mochte, bedachte man die exotische und offensichtlich ausgezeichnete Glasrüstung, welche die Fremde trug, und ihre beiden widerwärtige Kreaturen, die Arranges zumindest vorübergehend gefechtsunfähig gemacht hatten. Die Biester waren wieder verschwunden, aber die Neun allein wußten, was diese Hexe noch aus dem Ärmel schütteln würde, sobald sie ihren Irrtum erkannte. Verflucht! Die Kriegerin schaute Dreveni an, die sich dem Augenschein nach nicht bemüßigt fühlte, das weitere Vorgehen zu entscheiden. Denk schnell, Erynn, denk schnell...
    "Wir..." Erynn richtete sich auf und kam den Hang wieder herunter, trat zu dem Haufen, den ihre Waffen und Rüstung bildeten. "Es gab... eine Komplikation. Das vorbestimmte Opfer ist... nun, dieser Kaiserliche hier war jedenfalls nicht für rituelle Zwecke bestimmt. Das Opfer entschied, sich zur Wehr zu setzen und wurde im folgenden Gerangel getötet. Verzeiht uns, Sera..."

    [Kultistin]
    Der Mund der Dunmer verzog sich und nahm einen beinahe grausamen Zug an, wie das Gesicht im Gesamten wirken mochte, konnte man aufgrund des starren Halbvisiers nur erahnen. 'Was zum...? Was redet ihr da, Novize?!' Sie schaute wieder abfällig auf Arranges, der noch immer völlig unfähig sich zu bewegen, mehr oder weniger auf der Erde klebte und verpasste ihm einen Tritt in die Seite. Der Kaiserliche verzog nur leicht das Gesicht, während die Luft pfeifend aus seinen Lunge gepresst wurde. Zu sehr viel mehr war er schlicht nicht fähig. 'Das hier IST das vorbestimmte Opfer.' Die Dunmerin klang deutlich gereizt. 'Und jetzt nehmt ihm die Waffen ab, sammelt eure Ausrüstung ein und seht zu, dass er nach unten geschafft wird!' Abwartend blickte sie die beiden anderen Dunkelelfen durch das grüne Brillenvisier des Helms an.

    [Dreveni]
    Als Erynn sich endlich zum Handeln entschlossen hatte, tat sie in Drevenis Augen genau das Falsche. Sie sprach die andere nicht nur an, sondern erzählte ihr auch noch seltsame Geschichten, warum man Arranges nicht opfern sollte. Drevenis befürchtung, dass ihr egal war, welchen Kaiserlichen sie opferten, bestätigte sich dann auch gleich.
    Dreveni wollte eigentlich nicht unbedingt nach unten in die Ruinen, wer wußte schon wieviele sich dort noch aufhielten. Erynn würde bestimmt einen Versuch starten Arranges zu retten, und Dreveni konnte sich da schlecht raushalten; und selbst wenn, würde sie vermutlich trotzdem ebenfalls Ziel der Angriffe werden.
    Sie würde mit Erynn bald ein ernstes Wort über das Verhalten in solchen Situationen reden müssen, fast wäre ihr sogar Arranges lieber gewesen, der vermutlich ohne zu Zögern das Weib in Asche verwandelt hätte. Wenigstens ließ man ihnen ihre Waffen, und so begann Dreveni ihre Sachen zusammen zu packen.

    [Erynn]
    Erynn antwortete mit einem scheinbar unterwürfigen Nicken und griff nach ihren Waffen. Innerlich kochte sie, als sie sah, wie das verdammte Weib Arranges einen Tritt versetzte, aber es gelang ihr, einen unbeteiligten Gesichtsausdruck beizubehalten. Die Rüstung wieder anzulegen und so auf Zeit zu spielen, wagte sie nicht. Dann mußte sie eben aufpassen, daß sie selbst nicht getroffen wurde. Sie tauschte einen unmerklichen Blick mit Dreveni, war sich sicher, daß die Assassinin verstehen würde. Sie müßten schnell sein, bevor die Daedrapriesterin die Möglichkeit hatte, ein weiteres Mal diese scheußlichen Monster zu rufen.
    Nur Augenblicke später jedoch sank ihr der Mut. Vier weitere Kultisten erschienen auf der Bildfläche, alle in langen, verzierten Roben und mit einer gewissen Ungeduld auf dem Gesicht. Scheinbar fragten sie sich, was die Frau in der Glasrüstung so lange aufhielt. Ein weiterer Blickwechsel mit Dreveni, und sie beide packten den Beschwörer bei den Armen und wuchteten ihn hoch. Zunächst blieb ihnen nichts anderes übrig als das Spiel mitzuspielen, bis sich eine Gelegenheit zu Kampf oder Flucht ergab.

    [Kultistin]
    'Na also, geht doch...' Sagte die Dunmer in der Vulkanglasrüstung und setzte sich dann in Bewegung, die beiden Dunmer folgten ihr mit Arranges. Ihr Weg führte sie direkt in die verwinkelten Mauern, mehr und mehr erinnerte der gesamte Eindruck an Mehrunes Dagons Reich und die Totenlande, nur, dass der Himmel nach wie vor seine normale Farbe behielt und es nicht wirklich heiß war oder wurde. Vor einer schief, ovalen und nichteinmal im Ansatz symmetrischen Tür, blieben sie stehen, die anderen Kultisten in den Roben schickten sich an, den Eingang, der sich selbst so dick wie eine Festungsmauer präsentierte, zu öffnen. In dem Gang dahinter war eine deutlich daedrische Architektur zu erkennen. Eine Treppe schraubte sich nach unten, schier endlos, bis sie schließlich in eine große Halle traten, die wohl so etwas wie ein Quartier für die Kultisten darstellte. Sie durchschritten den Raum und kamen dann über einige hundert Schritte durch einen naturbelassenen Gang. Plötzlich jedoch schlug ihnen eine gewaltige Hitze entgegen. Blutroter Feuerschein ließ erahnen, was sie sogleich erblicken würden. Nur einen Augenblick später bestätigte sich, was alle wohl gedacht haben mochten. Sie traten in eine gewaltige Höhle, deren Grund mit Magma gefüllt war. Ein schmaler Steg aus Felsen schraubte sich nach oben zu einer gemauerten Plattform, auf welcher die Statue von Molag Bal in typisch aggressiver Haltung zu sehen war.
    'Da hoch, los, bewegt euch!' Erst hier wurde ersichtlich, dass die Dunmer in der schillernd grünen Rüstung wohl eher etwas wie eine Schreinwache war, denn nachdem sie diese Worte gesprochen hatte, postierte sie sich mit dem Blick in Richtung des Ganges und verharrte dort ohne eine weitere Regung. Die anderen Kultisten gingen ohne auf Erynn und Dreveni zu achten, nach oben zu der Statue des Daedras. Unter der Statue war teilweise ein großer Steinaltar zu erkennen, an welchem eine Vulkanglashellebarde lehnte, daneben stand eine Dunmer, in eine Robe gekleidet, die wohl deutlich für etwas, das man eine Hohepriesterin nennen konnte, stand.

  10. #70
    [Erynn]
    Erynns Verstand arbeitete fieberhaft, während sie zusammen mit Dreveni den schlaffen Körper des Beschwörers auf die Ruine zu schleifte. Er war aufgrund des Panzerhemdes und all des Gelörres, das er am Gürtel trug recht schwer, aber zu zweit hatten sie trotzdem keine ernsthaften Probleme deshalb. Ihr fiel auf, daß sich zwei der berobten Gestalten links und Rechts des Eingangsportals zum Schrein positionierten. Vielleicht handelt es sich bei denen um Anwärter des Covens, die dem eigentlichen Ritual noch nicht beiwohnen dürfen. Seltsam nur, daß wir eingelassen werden, obwohl uns scheinbar niemand hier kennt... sinnierte sie. Möglicherweise sind die beiden auch einfach nur zufällig an der Reihe damit, Wache zu halten. Letztendlich war es auch völlig egal. Zwei Leute am Eingang bedeuteten zwei Leute weniger, die sie jetzt begleiteten. Nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit Treppen heruntergestiegen waren, erreichten sie eine Halle, die anscheinend Wohn- und Schlafsaal für die Kultisten darstellte. Dort blieben die anderen beiden Robenträger zurück, aber die Schreinwächterin in der Vulkanglasrüstung hielt sich weiterhin dicht hinter ihnen, so daß weder Erynn noch Dreveni die Möglichkeit hatten zu sehen, ob es in der Rüstung irgendeine Schwachstelle gab, in der man in einem unbeobachteten Moment einen Dolch hätte versenken können.
    Es wurde wärmer, je weiter sie gingen. Viel wärmer. Die Kriegerin fühlte sich wieder einmal an die Totenlande erinnert, umso mehr, als sie den inneren Schrein schließlich erreichten. Aus einem Lavasee erhob sich ein mächtiger, bearbeiteter Felsen, gekrönt von einer überlebensgroßen Statue des Daedrafürsten Molag Bal, dessen steinerner Blick den gesamten Raum beherrschte. Für einige Herzschläge lang stand Erynn wie erstarrt vor Faszination, dann jedoch schlug die Nervosität zu. Um den Altar vor der Statue herum hatten sich mehrere Kultisten gruppiert, fünf an der Zahl, davon eine in einer leuchtenden, offensichtlich unverschämt teuren Seidenrobe. Sie schien die Hohepriesterin zu sein, denn alle anderen hielten gebührenden Abstand von ihr, während sie irgendwelche Vorbereitungen trafen, Kerzen entzündeten, irgendwelche Kräuter verbrannten und dabei unverständliche Worte murmelten. Erynn hörte nicht, was sie sagten, aber sie sah, wie sich die Lippen der Männer und Frauen bewegten. Sie alle waren Elfen. Altmer und Dunmer. Der Widerschein des Feuersees auf ihren Gesichtern gab ihnen etwas archaisches, erinnerte an längst vergangene und halb vergessene Zeiten, in denen es die Mer waren, die Nirn mit eiserner Hand beherrschten.

    „Da hoch, los, bewegt euch!“ Die Bogenschützin wurde aus ihren Gedanken gerissen. Verdammt, verdammt, verdammt! Was jetzt? Das sind zu viele, um sie bekämpfen zu können... aber ich werde sicherlich nicht daneben stehen und zusehen, wie diese Irren Arranges aufschlitzen. Lieber reiße ich so viele von denen mit in den Abgrund, wie ich nur kann! Sie spannte sich und schritt langsam auf den schmalen Steg zu, der den Absatz, auf dem sie jetzt standen, mit dem Allerheiligsten verband.
    „Nicht dorthin, ihr hirnlosen Schläger“, blaffte die Vulkanglasfrau, mittlerweile offensichtlich genervt. „Da hinauf!“
    Erynn wandte den Blick etwas unsicher nach rechts. Sie bemerkte einen kleinen Durchgang, hinter dem ein natürlich entstandener, unbearbeitete Gang lag, der leicht nach oben anstieg. „Wer hat euch beide eigentlich losgeschickt, das Opfer auszuwählen?“ Die Wächterin kam näher, ihr drohender Blick wechselte von Erynn zu Dreveni und zurück. „Ich solltet besser anfangen, dieses Ritual ernstzunehmen. Der Herr Molag Bal ist niemand, der Dummheit verzeiht. Eben sowenig wie ich. Und jetzt geht und entledigt diesen da endlich seiner Rüstung! Ich will, daß er zum Höhepunkt der Anrufung gewaschen und gesalbt zum Altar geführt wird... Keine weiteren Fehler!“ zischte sie und wandte sich ab, scheinbar um ihren Platz für den Ritus einzunehmen, irgendwo unterhalb der Statue.

    [Dreveni]
    Sie schleiften Arranges zwischen sich in die Ruine, während Dreveni krampfhaft überlegte, wie sie da wieder heraus kommen sollten. Erynn würde mit Sicherheit versuchen, den Magier zu befreien, vielleicht sogar wenn es absolut aussichtslos war. Dreveni selbst hatte kein größeres Problem, Arranges zu opfern, auch wenn er dieses mal komplett unschuldig an der Situation war. Dreveni hatte die Dunmer auch nicht bemerkt. Aber es ergab für sie trotzdem keinen Sinn, wenn sich bei einem Befreiungsversuch sie beide auch noch opferten, und im Moment waren die anderen einfach in der Überzahl. Im Inneren der Ruine wurde es immer wärmer, je tiefer sie kamen. Schließlich kamen sie zur Quelle der Wärme, und anscheinend auch dem Schrein dieser Kultisten. Drevenis Gesichtszüge entgleisten für ein paar Sekunden, als sie sah, dass sich hier noch mehr Kultisten aufhielten, und ihre Chancen, das alles noch zu einem halbwegs gutem Ende zu bringen, gegen Null sanken. Als sie schließlich von der Dunmer in der Glasrüstung angeschnauzt wurden, sah Dreveni nur betreten zu Boden. Sie hatte längst fest gestellt, dass es keinen Schwachpunkt in der Rüstung gab, und so beschloss sie mitzuspielen so gut es ging. Auch wenn sie sich bei den letzten Worten ernsthaft ein Grinsen verkneifen musste. Arranges zu waschen, zu salben und dann zu opfern wäre wirklich ein schöner Gedanke.

    Als sich die Dunmer abwandte, hielt sie mit Arranges im Schlepptau auf den Durchgang zu, worauf Erynn ihr folgte, ihr blieb auch kaum etwas übrig, wollte sie den Magier nicht fallen lassen. Dieser wirkte noch immer komplett weg getreten und nicht handlungsfähig. Nachdem der Gang eine scharfe Rechtskurve gemacht hatte, endete er in einem kleinen Raum. Dort stand eine Liege, sowie Krüge und Schalen mit Wasser, auf einem Stapel lagen weiße Leinentücher. Auf einem kleinen Tisch sah Dreveni noch Schüsseln die Cremes und Kräuter enthielten. Außerdem hing eine weite, weiße Robe an der Wand, diese sollte wohl dem Opfer als letztes Hemd dienen. Das ganze wurde etwas spärlich von Kerzen erhellt. Einen zweiten Ausgang gab es leider nicht. Sie legten Arranges vorsichtig auf den Boden, dann trat Dreveni dicht an Erynn und sagte leise zu ihr: "Und jetzt? Da draußen sind definitiv zu viele für einen offenen Kampf. Das wäre Selbstmord, und Arranges müsste am Schluss doch drann glauben. Ich wüsste auch nicht, wie man sie ablenken könnte, um an ihnen vorbei zu kommen." Abwartend sah sie Erynn an, obwohl ihr bewusst war, dass die andere Arranges vermutlich nicht im Stich lassen würde. Verflucht.

    [Erynn]
    Erynn warf Dreveni einen schiefen Blick zu, schaute dann auf Arranges herab, der zwar unfähig war sich großartig zu bewegen, ansonsten aber bei vollem Bewußtsein zu sein schien. Dann wandte sie sich ab und schlich den kurzen Gang zur Haupthalle wieder herunter, spähte vorsichtig um die Ecke. Die Kultisten hatten sich in einem Halbkreis um die Statue herum versammelt, die Gesichter dem steinernen Abbild zugewandt. Die hochelfische Hohepriesterin stand aufrecht, eine tönerne Schale in den hochgereckten Händen, während die übrigen Teilnehmer des Rituals knieend zu beiden Seiten des Altars verharrten. Die Hochelfin stimmte einen langsamen Singsang in einer Eynn unbekannten Sprache an, der auffallend dissonant klang. Die Worte kamen abgehackt, halb gesungen, halb geschrien und mit fanatischer Inbrunst ausgestoßen. Die Bogenschützin zog sich wieder zurück.
    "Wie wir hier rauskommen?" reagierte sie stark verspätet auf Drevenis Frage, als sie die Kammer wieder erreicht hatte. "Genau so, wie wir hier reingekommen sind. Die Kultisten befinden sich alle auf dieser kleinen Insel in dem Lavasee, dort wo die Statue steht. Wenn wir uns im Schatten direkt an der Wand halten, können wir es aus dem inneren Schrein heraus schaffen. In der Halle davor sind zwei von diesen Kuttenträgern zurückgeblieben, am Ausgang der Anlage noch einmal zwei. Wir beide können die Gestalten still erledigen, bevor sie überhaupt merken, was los ist." Sie warf der Assassinin einen fast flehenden Blick zu. "Bitte, Dreveni. Wer sagt denn, daß wir zwei lebend hier rauskommen, selbst wenn wir... selbst wenn das Ritual wie geplant über die Bühne geht? Wir wissen gar nicht, was wir tun müssen. Diese Wächterin ist ohnehin schon mißtrauisch. Was glaubt Ihr, wird die mit uns machen wenn sie herausfindet, daß wir eigentlich gar keine Ahnung von all dem hier haben?"

    [Dreveni]
    Sie hörte Erynn zu, und musste ihr soweit zustimmen. Allerdings standen ihre Chancen ohne Arranges deutlich besser. "Je eher wir hier raus sind, desto besser, da muss ich euch Recht geben. Allerdings muss ich auch ganz offen sagen, dass unsere Chancen ohne ihn größer sind." Dabei deutete sie auf Arranges. Sie sah allerdings auch ein, dass das kein Punkt war, über den sie mit Erynn jetzt diskutieren konnte, wer wusste wie viel Zeit ihnen blieb. Sie kniete sich vor Arranges, nahm seinen Kopf ihn ihre Hände und drehte ihn so, dass sie ihm in die Augen sehen konnte. Obwohl sie nicht wusste, in wie weit er sie verstehen würde, sagte sie leise und eindringlich: "Arranges, wenn ihr hier lebend raus wollt, seid einfach einmal in eurem Leben still bis wir hier draußen sind und zickt nicht rum." Dazu sollte er zwar kaum in der Lage sein, aber sie wusste auch nicht, wie lang dieser Zauber wirken würde. Dann nahm sie ihn mit Erynn zusammen wieder in ihre Mitte und bewegten sich auf die Höhle zu. Die Kultisten befanden sich immer noch im Gebet um die Statue, so dass sie es tatsächlich schaffen konnte. Den Gesang so weit wie möglich ignorierend ging Dreveni leise an der Wand entlang. Inzwischen hatten sie Arranges an Armen und Beinen zwischen sich genommen, aus Angst die Kultisten könnten die Schleifgeräusche hören. Diese Befürchtungen waren allerdings unbegründet, als sie den Gang erreichten, der zu den Schlafgemächern führte, waren die Anhänger Molag Bals immer noch in ihr Gebet versunken und knieten vor der Statue.
    In einer Kurve des Ganges legten sie Arranges ab, da sich vor ihnen zwei Dunmer befinden mussten. "Wir müssen beide gleichzeitig erwischen", sagte sie flüsternd zu Erynn, "Ich hoffe wir erwischen sie noch aus dem Gang heraus mit dem Bogen." Dreveni hatte natürlich nicht ihre komplette Ausrüstung mitgenommen, ein Teil lag noch bei den Guars, aber wenigstens ihre Waffen.

    [Arranges]
    Der Kaiserliche bekam nur die Hälfte mit. Er hatte zwar wohl die Augen geöffnet, hörte und sah recht deutlich, aber nur die Hälfte dieser Informationen drangen bis in sein Bewusstsein vor. Er stemmte sich vielmehr noch gegen die Magie, die ihn so sehr einschränkte und an ihm hing, wie Scheisse an der Stiefelsohle. Sie fesselte ihn regelrecht und Arranges wusste nur zu gut um ihre Wirkung bescheid, schließlich wandte er selbst diesen Zauber nur zu oft an. Allerdings hielt die Wirkung, selbst nach dem Ableben der beiden Kreaturen. Und das konnte nur eins bedeuten. Der Kaiserliche schüttelte sich innerlich, als ihm klar wurde, dass hier kein einfacher Zauber auf ihn einwirkte, sondern ein brachialer Fluch, der sich so lange halten würde, bis er einen Geistlichen oder Schrein aufsuchen würde, der den Bann brechen können würde. Er selbst hatte von Flüchen nur grundlegende Ahnung, war es doch nie sein tatsächliches Fachgebiet gewesen.
    Dreveni riss ihn plötzlich aus seinen Gedanken. Ihre Worte drangen nur langsam zu ihm durch. Blödes Weib... was soll ich denn bitteschön machen können?! Er hätte diese Worte am liebsten herausgebrüllt, aber sogar um seine Zunge zu heben war er zumindest in diesem Moment zu schwach, es reichte lediglich für einen zähen Lidschlag und ein trockenes Glucksen. Dann spürte er, wie ihn die beiden Elfen hoch hoben und wegschleiften. Für einen kurzen Moment schwanden ihm die Sinne, als er wieder sehen und hören konnte, waren sie bereits heraus aus der inneren Schreinkammer...

    [Erynn]
    Erynn atmete ein wenig auf, als sie das Allerheiligste hinter sich ließen und sich in den gewundenen Gang stahlen, der dieses mit der Wohnhalle verband. Die erste Etappe war geschafft. Arranges reagierte nicht, als sie ihn im Schatten dicht an der Wand zu Boden gleiten ließen, und das machte Erynn Sorgen. Was für ein Zauber hatte den Beschwörer da bloß erwischt?
    Drevenis Worte lenkten ihre Aufmerksamkeit wieder auf das vordringliche Problem, und sie griff leise nach ihrem Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne. Hatten die beiden Dunmerinnen schon mit Arranges im Schlepp nicht allzu viel Lärm gemacht, so hörte man jetzt keinen Laut, als sie sich langsam und umsichtig vorwärts schoben, bis sie in den großen Saal spähen konnten. Sie entdeckten die beiden Gestalten recht schnell. Sie nahmen ihre Aufgabe offenbar ernst und standen wachsam, allerdings war diese Wachsamkeit ausschließlich in genau die andere Richtung gerichtet als jene, aus der Erynn und Dreveni jetzt kamen. Die Bogenschützin gab ein Handzeichen: Ich die Linke, du den Rechten. Dreveni nickte zur Bestätigung und beide Frauen hoben ihre Bögen und legten an. Eine kurze Distanz, vielleicht zehn Schritte. Unmöglich zu verfehlen. Neben Erynn nickte die Assassinin unmerklich, woraufhin Erynn die Sehne fahren ließ. Beide Pfeile fanden nahezu zeitgleich ihr Ziel, Erynns durchschlug den Hals ihres Opfers, Dreveni hatte auf das Herz gezielt und getroffen. Die zwei Dunmer vor ihnen gaben kaum einen Laut von sich als sie, tödlich verwundet, zu Boden sanken. Erynn spürte Widerwillen in sich aufwallen, es gefiel ihr noch immer ganz und gar nicht, irgendwelche Leute abschießen zu müssen. Dann schob sie das Gefühl beiseite. Welche Wahl hatten sie schon?
    "Weiter", flüsterte sie der Assassinin zu und schlich zurück in den gewundenen Gang, um Arranges einzusammeln.

    [Dreveni]
    Als sie die ersten zwei Wachen erledigten, lief alles glatt. Die beiden waren tot, bevor sie überhaupt merkten, was passierte, mit einem Angriff aus dem Schrein schienen sie nicht gerechnet zu haben. Sie holten Arranges, trugen ihn aber nicht sondern schleiften ihn wieder in ihrer Mitte über den Boden. Ganz so leise mussten sie jetzt auch nicht mehr sein, die anderen beiden Wächter sollten draussen stehen. Das war auch gut, denn es war ausgesprochen mühsam, den Magier die Stufen hinauf zu ziehen, da er zwischen ihnen wie ein nasser Sack hing. Ausserdem saß ihnen immer der Gedanke im Nacken, dass die Kultisten früher oder später merken würden, dass ihr Opfer verschwunden waren, und so beeilten sie sich. Kurz vor der Tür nach draussen in die Freiheit hielten sie kurz an, legten Arranges ab und warteten ein paar Sekunden, um wieder zu Atem zu kommen. Dreveni legte den Bogen ab, nahm den Dolch in die Hand, ihr Schwert hing inzwischen wieder an ihrem Gürtel und sah kurz zu Erynn. Mit dem Bogen brauchten sie nicht anfangen, so blieb ihnen eigentlich nur eine Möglichkeit: Die beiden Flügel der Tür aufzuziehen und zu hoffen, dass die Wachen dicht davor und mit dem Rücken zu ihnen standen. Erynn schien das ähnlich zu sehen, sie nickte ihr nur in stummen Einverständnis zu.

    Sie gingen beide die letzten Meter auf die Tür zu, zogen die Türflügel auf und hatten tatsächlich Glück. Dreveni hatte schon halb befürchtet, sie würden an der Tür lehnen und ihnen entgegenfallen, aber sie standen nur einen knappen Meter vor ihnen. Blitzschnell umfasste Dreveni eine der Wachen von hinten und stieß ihr den Dolch in den ungeschützten Hals, seitlich behinderte sie der Kragen seiner Rüstung. Er gab noch ein paar gurgelnde Laute von sich, Blut quoll aus seinem Mund und lief über ihre Hand, dann sackte er zusammen. Sie fing ihn auf, so gut es ging und ließ ihn langsam zu Boden. Dann fand sie Zeit, zu Erynn zu sehen, allerdings nahm sie an dass alles glatt gelaufen war, da sie von dem anderen Wachmann nichts gehört hatte.

    [Erynn]
    Bevor sich Erynn zu Dreveni an das Portal gesellte, zog sie ihren Dolch aus dem Stiefel und nahm ihn fest in die rechte Hand. Es würde häßlich werden, das wußte sie jetzt schon. Mit einem Ruck zogen sie die Torflügel auf, und sie stürzte neben Dreveni aus dem Eingang, hob ihren Dolch über Schulterhöhe und hackte nach dem Wachposten, der ihr am Nächsten stand. Der Kerl mußte sie gehört haben, denn er drehte sich im selben Augenblick zu ihr herum. Die kurze Klinge, welche die Halsschlagader hatte treffen sollen, glitt am Kieferknochen des Wächters ab und führ mit einem dumpfen Geräusch in die Halskrause seiner Netchlederrüstung, die er unter der Robe trug. Er schien jedoch viel zu überrascht über den plötzlichen Angriff aus unerwarteter Richtung, als daß er großartig hätte reagieren können. Erynn riß den Dolch zurück, stach ein weiteres Mal zu. Diesesmal traf sie. Ein Schwall hellrotes Blut spritzte ihr ins Gesicht, bevor sie den Dunkelelfen von sich stoßen konnte. Angewidert wischte sie sich über die Augen, rannte gemeinsam mit Dreveni zurück in die Ruine und wuchtete sich den Beschwörer ein letztes Mal auf den Rücken.
    Jetzt gaben sie sich keinerlei Mühe mehr leise zu sein, rannten so schnell sie es mit ihrer Last vermochten durch den Irrgarten aus Mauern, Säulen und herabgestürzten Steinblöcken, welche den Schrein säumten, den ganzen Weg zurück zum Flußufer, wo ihre Guars treu auf sie warteten. Die beiden Frauen hielten sich nicht mehr lange auf, zerrten den Magier auf das Packgestell des einen Guars und verschnürten ihn dort, damit er nicht herunterfallen konnte. In Windeseile folgte die Ausrüstung, welche sie früher am Tag zum Trocknen ausgelegt hatten. Wohin? Nach Suran konnten sie nicht; die Guars wieder über das Wasser bringen zu wollen, würde zu viel Zeit kosten. "Weiter nach Osten, in die Aschewüste hinein", rief sie Dreveni zu und gab sich damit gleichzeitig die Antwort auf ihre eigene Frage. Wohin sie dieser Pfad letztendlich genau führen wurde, wußte sie ebensowenig wie die Assassinin, zumal ihre einzige Karte die Flußdurchquerung nicht überlebt hatte. Aber das war erstmal zweitrangig. Sie alle waren lebendig und hatten es bis zu ihren Reittieren geschafft. Nur weg von hier, lautete jetzt die Devise. Erynn trieb den Guar an und versetzte ihm mit der flachen Hand einen Schlag auf die Flanke, gab ihm die Zügel und ließ ihn laufen, hinein in die vom Licht der Monde beschienene graue Einöde.

  11. #71

    Molag Amur

    Arranges sah im Augenwinkel noch die Tür, welche aus dem Schrein herausführte, als er abgelegt wurde. Er spürte den kalten Stein und noch bevor die beiden Dunmer wieder zurückkamen, wurde er abermals von ausnahmsloser Schwärze umfangen...

    Grobes Holpern und unangenehm harte Stöße im Nacken rissen Arranges viel zu plötzlich aus seiner Ohnmacht. Zu seiner Überraschung war er jedoch nach zweimaligem Blinzeln im Gegensatz zu davor, bei vollem Bewusstsein und nahm alles wieder ganz normal wahr. Der von dem Fluch ausgelöste, üble Muskelschwund war jedoch nach wie vor da. Verdammt! Insgeheim hatte sich Arranges noch gewünscht, dass er sich vielleicht getäuscht hatte und das doch nur ein normaler Zerstörungszauber gewesen war. Er hatte keine Ahnung, wie lange sie unterwegs gewesen sein mochten, aber als er unter größter Anstrengung den Kopf drehte, konnte er erkennen, dass nach der Laufrichtung der Tiere, rechts von ihnen der Morgen zaghaft heraufdämmerte. Moment! Rechts? Verdammt nochmal, wir... sind in die komplett falsche Richtung unterwegs... Arranges hatte die Karte nicht genau im Kopf, aber die grobe Route, mit den markanteren Landmarken wusste er noch und demnach lag Molag Mar in ziemlich genau südöstlicher Richtung, nach Telasero, einer alten dunmerischen Festung, wie er sich ziemlich sicher zu erinnern glaubte.

    Zunächst brachte er kaum mehr als ein Krächzen zu stande, aber nach einigen Augenblicken, äußerte sich sein Missmut in einem wütenden, wenn auch heiseren, aber trotzdem sehr durchdringenden: 'STOOOP!'

    Viel mehr als das blieb ihm kaum, der Fluch sorgte dafür, dass Arranges von seinem eigenen Kettenpanzer buchstäblich an den Guar geheftet wurde, ohne, dass er auch nur den Hauch einer Chace hatte, sich irgendwie hoch zustemme...

  12. #72
    [Erynn]
    Sie wußte weder, wie lange sie genau unterwegs waren oder ob sie sich überhaupt noch in die richtige Richtung bewegten, aber es war ihr gerade auch egal. Erynn wollte nur so viel Abstand zwischen sich und Bal Ur bringen wie irgend möglich. Dennoch hatte der Schrein sie irgendwie berührt. Aber wie dem auch sei: Mit einem Gott, der Menschenopfer forderte, wollte sie nichts zu tun haben. Also strich sie Molag Bal von der Liste der Daedrafürsten, über die sie gerne mehr erfahren wollte – zumindest fürs Erste.
    In der Molag Amur sah alles irgendwie gleich aus. Eine Aschedüne reihte sich an die nächste, dazwischen krüppeliges Dornengestrüpp und Büsche mit grobfaserigen Blättern. Vereinzelt wuchsen Farne aus dem kargen Boden, deren blutrote Blüten viel zu zart für diese lebensfeindliche Umgebung wirkten. Dreveni und sie trieben die Guars über halbverwehte Trampelpfade, die alle natürlichen Ursprungs zu sein schienen, hofften dabei im Stillen, daß es ihnen zumindest halbwegs gelang, die Richtung nach Osten beizubehalten, je länger sie unterwegs waren.
    Fast unbemerkt von Erynn ging die finsterste Stunde der Nacht vorüber. Das war der Moment, in dem Arranges seinen gekrächzten Befehl ausstieß. Mehr aus Überraschung über die unerwartete Wortmeldung zerrte die Elfin an den Zügeln und brachte ihr Reittier schlitternd zum Stehen. Dann drehte sie sich im Sattel um und musterte den Beschwörer mit einer Mischung aus Sorge, Erleichterung, Belustigung und Ärger darüber, daß das erste Wort, welches er seit langer Zeit von sich gab, bereits wieder im Befehlston über seine Lippen kam. „Was ist?“

    [Arranges]
    Was ist? Was ist? Was ist? ... Wie kann man nur so saudämlich sein?! Ein tiefes, kehliges und deutlich wütendes Knurren war im ersten Moment alles, was der Beschwörer von sich gab. 'Stell dich nicht dümmer als du bist, auch wenn das kaum möglich sein dürfte... Falls es dir nicht aufgefallen ist, wir sind in die wirklich komplett falsche Richtung unterwegs!' Wütend begann er ohne auf eine Antwort zu warten, unter sichtlich größter Anstrengung unter der Mithrilkette zu zappeln, bis er einerseits zornig feststellte, dass er verschnürt war und andererseits, sich kaum bis gar nicht gegen seine eigene Ausrüstung, welche er am Leib trug, stemmen konnte. 'Verfluchtes Blutauge, schau nicht so, mach mich endlich los!' Kleffte er, noch bevor Erynn tatsächlich überhaupt etwas sagen konnte.

    [Dreveni]
    Dreveni glaubte langsam wirklich, dass sie diesen Kultisten entkommen waren, als Erynn ihren Guar plötzlich anhielt. Das Arranges etwas gesagt hatte, war ihr entgangen, und so bekam sie nur den zweiten Teil seiner Rede mit, als sie sich zu Erynn gesellte. "Euch losmachen? Sicher nicht.", sagte Dreveni hörbar genervt zu Arranges. Sie hatten ihn durch diesen verfluchten Schrein geschleift, und jetzt kam nicht mal ein Wort des Dankes. "Die eurer Meinung nach richtige Richtung könnt ihr uns auch so zeigen."

    [Erynn]
    Für einige Augenblicke war Erynn so perplex, daß sie den Beschwörer nur wortlos anstarren konnte. Das darf doch nicht wahr sein! Von allen undankbaren, grantigen Holzköpfen bist du wohl der Schlimmste! Man faßt es nicht... Zum Glück füllte Dreveni die durch ihre Sprachlosigkeit entstandene Lücke, und just in diesem Moment war sie sehr froh, die Assassinin bei sich zu haben, oder sie hätte Arranges wahrscheinlich schlicht und ergreifend die Zähne eingeschlagen. "Ich werd dich höchstens noch knebeln, damit ich mir dein Gekeife nicht anhören muß", gab sie heftig zurück. "Sei lieber froh, daß du überhaupt noch lebst!" Erynn atmete einmal tief durch, aber diesesmal half es ihr nicht dabei, sich abzuregen. "Ihr mögt mir vergeben, großer Meister, aber wir waren zu beschäftigt damit, Euch aus den Händen der Daedraanbeter zu erretten, daß uns der rechte Weg wohl entfallen ist", fuhr sie mit vor Spott triefender Stimme fort. Jetzt, wo sie sich sicher war, daß es dem Kaiserlichen gut ging, war es um ihre Nachsicht geschehen. "Also, wenn du weißt wo es lang geht, dann rück endlich heraus damit!"

    [Arranges]
    Die Art und Weise der beiden Dunmer ließ die Flammen seines Zorns nur noch einmal höher lodern. 'Ja, denken und handeln überstieg deine Fähigkeiten schon immer, wobei ersteres allein schon ausreicht, um dich wochenlang zu beschäftigen um dann festzustellen, dass es doch zu nichts führt.' Dass man nicht sah, wie Arranges sich zitternd unter Kontrolle hielt, lag zum einen an dem spärlichen Licht und zum anderen daran, dass er nichteinmal zum Zittern richtig in der Lage war. 'Hättet ihr nicht den Guar auf umständlichste, aber recht erfolgreiche Art und Weise auf biegen und brechen ins Wasser getrieben und dabei unsere einzigen beiden Karten zerstört, hättet ihr schlicht nur ablesen müssen... Zeigen, kann ich den Weg auch nur in Folge einer Bewegung. Ihr wärt ohnehin sogar zusammen mit den Guaren zu dämlich, anhand meiner Worte den richtigen Weg einzuschlagen.' Auch wenn man es sonst nur am unterschwelligen Knurren seiner Stimme bemerken konnte, dass der Kaiserliche sichtlich wütend war, so konnten jene, die ihn gut genug kannten, auch jetzt im wenigen Licht der Dämmerung sehen, wo Adern an Hals und Schläfe ziemlich schnell ziemlich dick wurden.

    [Dreveni]
    Dreveni reichte es bei Arranges Worten. Sie hatte es wirklich nicht nötig, sich von diesem dahergelaufenem Beschwörer so beschimpfen zu lassen, nachdem sie ihn unter Einsatz ihres eigenen Lebens gerettet hatte. Sie baute sich vor dem Guar mit Arranges auf dem Sattel auf, holte aus und schlug ihn mit der flachen Hand erst einmal ins Gesicht. Dann beugte sie sich zu ihm hin, so weit seitlich dass er sie nur schwerlich anspucken konnte, und sagte drohend: "Ihr werdet euer dummes und unverschämtes Maul höchstens noch dazu aufreissen um uns zu sagen, welcher Weg der richtige ist. Ansonsten will ich nichts mehr von euch hören, sonst schlage ich fester zu und schmeiße euch danach gefesselt wie ihr seid an den Straßenrand. Früher oder später werden euch Banditen oder wilde Tiere finden, wenn das Schicksal euch gnädig ist vielleicht sogar bevor ihr wieder zu Bewußtsein kommt. Verstanden?" Dabei sah sie Arranges in die Augen und wartete auf eine Antwort.

    [Erynn]
    Die Kriegerin sagte nichts mehr, sondern blickte Arranges nur mit harten Augen an. Dreveni hatte alles gesagt, was es zu seinen Worten zu sagen gab. Der Beschwörer stand kurz vor der Explosion, so viel ließ sich unzweifelhaft erkennen, aber das interessierte die Elfin gerade nicht im geringsten. Warum auch immer du so ein undankbares Stück sein mußt. Man fragt sich wirklich, wer hier eigentlich blöd ist wie ein Haufen Pferdemist. Wenn wir Zeit gehabt hätten auf den Weg zu achten, dann hätten wir das schon getan. Arroganter Scheißkerl! Vielleicht, so zuckte es ihr kurz durch den Kopf, hätte sie doch auf Dreveni hören und Arranges in Bal Ur zurücklassen sollen. Warum zum Henker tu ich mir das immer wieder aufs Neue an...?

    [Arranges]
    Der Magier brauchte einen Augenblick. 'Ihr... droht mir? Wirklich?!' Der Ausdruck in den Augen des Beschwörers wurde plötzlich so kalt wie Eis und so schwarz wie die Nacht. 'Euer Schicksal wäre garantiert nicht besser als das Meine, wenn ihr verfahrt, wie ihr eben meintet, bevor ich euch sage, welche Richtung die richtige wäre. Über unzählige Meilen hinweg erstreckt sich das Land des Feuers, ihr würdet verdursten oder in einen der Lavaseen stürzen, die es weiter oben im Norden gibt, ehe ihr auf etwas stoßtet, das auch nur im Ansatz an Zivilisation erinnert.' Mehr sagte er nicht und es war klar, dass er auch weiter nichts sagen würde fürs Erste.

    [Dreveni]
    Dreveni hatte für Arranges nicht mehr als ein mitleidiges Lächeln übrig. "Ja, ich drohe euch. Ich bin gerade in der wunderbaren Position, genau das zu tun. Ich für meinen Teil kenne auch den Weg zurück, und werde mit Sicherheit auch vorwärts irgendwann irgendwo heil ankommen." Sie sah zu Erynn, und sprach weiter: "Langsam glaube ich wirklich, wir wären schneller, wenn wir uns von diesem Kerl befreien würden. Vielleicht kommt ja auch jemand vorbei, der dumm genug ist, ihm zu helfen. Ich für meinen Teil bin mit diesem arroganten Sack fertig." Danach schickte sie sich an, die Stricke zu lösen, die Arranges auf dem Guar hielten. Den Rest der Seile ließ sie in Ruhe. Sie würde ihn gerade ohne mit der Wimper zu zucken tatsächlich zurück lassen, aber es würde ihr auch vollkommen reichen, Arranges einen gehörigen Schreck zu versetzen und ihn in ein paar Stunden wieder einzusammeln. Hier gab es genug Dünen hinter denen sie ungesehen rasten konnnten.

    [Erynn]
    Warum eigentlich nicht? Zumindest für eine Weile... ich habe genau diese Situation oft genug durch, um mir das nicht länger bieten lassen zu müssen. Sie schaute Dreveni an, die einen Schritt von Arranges zurückgetreten war. Erynn konnte neben der verständlichen Wut auch den Schalk in ihren Augen blitzen sehen - ein kurzes, an die Assassinin gerichtetes Nicken, und die beiden Frauen wuchteten den Beschwörer ohne ein weiteres Wort zu verlieren von dem Packgestell herunter, lehnten ihn an einen Felsen und schwangen sich wieder auf ihre Reittiere. Als Erynn ihren Guar wendete sah sie aus dem Augenwinkel, wie Dreveni dem Beschwörer einen Wasserschlauch zuwarf: Scheinbar eine letzte spöttische Anspielung auf das schreckliche Schicksal, das die zwei Elfinnen seiner Prophezeiung nach in der Molag Amur erleiden würden. Dann trieben sie ihre Tiere zu einem gemächlichen Trab und folgten weiter dem Pfad, der sich zwischen den Aschedünen hindurchwand...
    Geändert von Glannaragh (06.09.2011 um 23:30 Uhr)

  13. #73
    Der Kaiserliche hatte alles ohne weiteren Kommentar hingenommen, er war komplett mit seiner Wut beschäftigt. Auch der kleine, schwach glimmende Funke tief in seinem Innern, der aufschrie, als Erynn sich tatsächlich von ihm losmachte, verstummte unter dem Inferno, das in seinem Kopf wütete. Dann verreckt eben elendig! Mehr habt ihr auch nicht verdient! Hätte Arranges die Möglichkeit gehabt, hätte er wohl aufs Übelste randaliert, aber die Tatsache, dass er zusätzlich zu dem Fluch noch immer an Händen und Füßen gefesselt war... Moment! Gefesselt... Wie... dämlich bin ich eigentlich selbst?! Erst jetzt registrierte Arranges, dass er an Händen und Füßen nur mit einfachen Stricken gefesselt war. Absolut sinnloser Zorn entfachte gleißende Sphären an Fuß- und Handgelenken und pulverisierte die Fesseln regelrecht. Jedoch noch immer machtlos gegen den Fluch der Untoten, sackten die Arme des Kaiserlichen neben seinem Schoß auf den staubigen Grund. Mit den beiden Dunmer hatte er bereits abgeschlossen, zumindest für diesen Moment. Jetzt zählte nur das reine Überleben und egal wie desolat er aus so einem nüchternen Kampf praktisch immer hervorging, kam er auch genauso jedes Mal auch immer an einem Stück heraus, egal ob mit oder ohne Erynn. Jetzt kannst du doch nochmal gebrauchen, was die Grausamkeiten der Bruderschaft dir nützlichliches... angetan haben! Meldete sich eine finstere Stimme im Hinterkopf. Und der Nekromant ging voll und ganz auf sie ein. Ohne das sonstige Feingefühl, die generelle Rücksicht auf das Reich des Vergessens, die Auswahl derer, die für seine Zwecke geeignet waren, griff er einfach nach einer Seele im Totenreich und zerrte sie brutal durch die Barriere, die Mundus von dem zwielichtigen Zwischenreich trennte und presste sie mit Gewalt in die Hülle eines Skelettschergen. Das Band, welches zwischen ihm und der Kreatur bestand wurde davon beherrscht, dass Arranges anders als sonst, den Untoten regelrecht belagerte, die Seele, welche nicht wirklich wusste, wie ihr geschah, in einem stummen Kampf zerfetzte, so lange, bis nur noch Splitter übrig waren, die sich ihm wiederstandslos beugten. 'NA LOS!' Brüllte der Kaiserliche. 'STEH DA NICHT RUM, HILF MIR AUF!' Das war allerdings etwas, das Arranges in dieser Art noch nicht von seinen Beschwörungen verlangt hatte und plötzlich weigerte das Skelett sich doch wieder, seinen Befehl auszuführen. Du musst es dazu zwingen! Tu es...! Mit gewaltigem Nachdruck rang Arranges den Untoten im Geiste nieder, folgte der Stimme im Hinterkopf. Das Skelett wusste selbst nicht recht, was genau sein Meister von ihm nun ganz genau wollte, es würde, könnte aber nicht. Nur einen Augenblick später zerriss es das Gerippe in einer Wolke aus tausenden von unwirklichen Knochensplittern. Versager... dann zerstör eben dein Kettenhemd! 'NEIN!' Kleffte Arranges, erschrocken vor sich selbst auf. Der Panzer war der seines Vaters und...
    Und plötzlich war das Dröhnen der Stimme weg, die heiße Wut verflogen und Arranges saß nur noch leicht verwirrt mit leerem Blick dort und schaute in die Richtung, in die die beiden Dunmer verschwunden waren, während er mit dem üblichen Groll grübelte, wie er wohl wieder von hier wegkommen würde. Sollen sie doch selber sehen, wie sie den Weg finden...

  14. #74
    [Dreveni]
    Sie lenkten ihre Guars noch ein Stück weiter den Weg entlang, solange bis sie ausser Sichtweite des Beschwörers waren. Wenn sie nicht gerade herumschriehen, dann sollte er sie auch nicht mehr hören. Dort nahmen sie das Gepäck von den Tieren und ließen sie nach Futter suchen, immer darauf bedacht, dass sie von der Straße weg blieben. Feuer entzündeten sie keines, solange wollten sie hier ohnehin nicht bleiben. Nur endlich ihre Sachen sortieren, die sie bei der kopflosen Flucht einfach wild durcheinander auf die Guars geworfen hatten. Schließlich saßen sie inmitten ihrer Sachen mit etwas gedörrtem Fleisch aus ihrem Proviant auf dem Boden. "Merkt Arranges auch mal, wenn er nicht mehr in der Position ist, sich so aufzuführen?", fragte sie Erynn, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten. Dreveni würde ihn am liebsten wirklich zurücklassen, und sie merkte gerade, dass sie sich später arg überwinden würde müssen, um ihn wieder einzusammeln. Von den Fesseln befreien würde sie ihn jedenfalls so schnell nicht.

    [Erynn]
    Erynn war hauptsächlich erstmal froh daß sie Zeit hatten, ihren Kram in Ordnung zu bringen. Sie haßte es, wenn ihre Ausrüstung durcheinander war und man nichts fand - unter Umständen konnte so etwas sogar lebensgefährlich sein. Als sie schließlich ihre Rüstung wieder angelegt hatte und gedankenverloren auf einem Streifen Trockenfleisch herumkaute, sprach Dreveni sie an. "Nein", antwortete sie und zog die Brauen in einer halb resignierenden, halb entschuldigenden Geste hoch. "Das heißt, er merkt es schon, und das macht ihn erst recht fuchsig. Mittlerweile lasse ich ihn meistens einfach zetern, aber das gerade war einfach zu viel. Vielleicht kommt er endlich mal ans Nachdenken, wenn wir ihn eine Weile dort sitzen lassen." Erynn deutete mit dem Daumen über die Schulter in die ungefähre Richtung, in der sich der Kaiserliche befinden mußte. "Er wird sich irgendwann schon wieder beruhigen, auch wenn das nach dieser Aktion hier etwas länger dauern dürfte als sonst..."

    [Dreveni]
    Dreveni sah eine Weile ins leere, bevor sie antwortete. "Er sollte sich besser beruhigt haben, bis wir ihn holen, sonst bleibt er dort liegen." Inzwischen hatte sie ihren Kamm gefunden, und setzte fort, was sie vorhin begonnen hatte, immerhin waren ihre Haare inzwischen getrocknet, auch wenn sie immer noch ein paar Blätter fand, die im Fluß getrieben waren. "Ich habe jedenfalls keine Lust mehr, die Launen von dem zu ertragen, nur weil der sich nicht im Griff hat. Wir finden diese Echse bestimmt viel besser ohne ihn." Ihr war klar, dass Erynn den Magier nie zurücklassen würde, aber noch wollte sie nicht aufgeben. "Und ihr unterstützt ihn auch noch, weil er sich euch gegenüber anscheinend benehmen kann, wie es ihm beliebt. Diese Aktion wird sowieso nicht als wirklicher Dämpfer reichen, ich fürchte bei dem ist wirklich alles zu spät." fügte sie noch leise grummelnd hinzu während sie ihre Haare wieder zu einem Zopf flocht.

    [Erynn]
    "Ich finde Mittel und Wege, Dreveni, keine Sorge." Sie grinste schief. "Dauerhaft ändern läßt der sich eh nicht mehr, der lernt nichtmal durch Schmerzen. Glaubt mir." Erynn holte einmal tief Luft und kratzte sich am Kopf. Ein kleines Aschewölkchen löste sich aus ihrem Haar und trieb träge davon. Sie schaute ihm versonnen nach, dann platzte sie heraus: "Er ist arrogant, lernresistent, launisch, verzogen und manchmal einfach nur kindisch! Außerdem hab ich keine Ahnung, wie er bei seiner Art zu kämpfen bis heute überlebt hat. Bringt sich dauernd in die unmöglichsten Situationen und ich hab hinterher den Ärger, wenn ich ihn wieder zusammenflicken darf! Jedesmal! Aber nein, der Herr weiß es natürlich besser... keine Wildsau wäre so stur und würde so oft mit dem Schädel gegen die gleiche Wand rennen wie der da... und trotzdem glaubt er mir sagen zu können wohin ich gehen und mit wem ich mich nicht rumtreiben darf! Manchmal... ach, keine Ahnung", knurrte sie.

    [Dreveni]
    Als Dreveni sah, wie sich Erynn am Kopf kratzte und eine Aschewolke davon flog, die sie zwar beobachtete, aber sonst nichts tat, verzog sie leicht den Mund. Wie kann einem sein Aussehen nur so egal sein? Der Schimpftirade auf Arranges hörte sie nur noch mit unbewegtem Gesicht zu. Erynn musste wirklich etwas an dem Tyrannen finden, sonst hätte sie ihn schon längst in die Wüste gejagt, etwas was Dreveni beim besten Willen nicht nachvollziehen konnte. Und doch gab es ihr wieder diesen Stich, dass sogar ein Ekel wie Arranges jemanden zu haben schien, der sich um ihn sorgte. Sie wusste dass sie auch allein zurecht kam, aber trotzdem.... Halb unbewußt setzte sie sich währendessen näher zu Erynn und begann, ihr den Staub aus den Haaren zu kämmen. "Manchmal was?" fragte sie leise an Erynns Ohr. Natürlich wusste sie nicht, ob Erynn das überhaupt recht war, aber sie konnte es gerade wirklich nicht mehr sehen, und Erynn selbst machte auch keine Anstalten, sich wieder in Ordnung zu bringen, nachdem sie ihre Rüstung angelegt hatte.

    [Erynn]
    Die Elfin wunderte sich zwar, als sich Dreveni begann sich an ihrem Haar zu schaffen zu machen, ließ sie aber gewähren. So wie es ziepte, als die Assassinin ihr den Kamm durch die Mähne zu ziehen, mußte sie tatsächlich recht wild aussehen. "Manchmal... hab ich wirklich keine Ahnung mehr, wie ich damit umgehen soll. Arranges kann sehr besorgt um mich sein, dann wieder ist er ein absolutes Ekel, an einem Tag besitzergreifend und am nächsten würde er mich am Liebsten zum Sharmat jagen... warum muß dieser Kerl bloß alles so kompliziert machen?" Sie schüttelte den Kopf, aber nur ganz leicht, um Dreveni nicht den Kamm aus der Hand zu schlagen. "... und vor allem frage ich mich: Warum laß ich mich jedesmal davon überrumpeln?" Dann seufzte sie leise, lehnte sich ein wenig zurück und begann, Drevenis Bemühungen einfach nur zu genießen. Die letzte Person, die ihr die Haare gekämmt hatte, war eine völlig verstörte Gatheringnovizin gewesen, die Erynn nach ihrer schrecklichen Entstellung kein Wort mehr sprechen gehört hatte. Im Gegensatz dazu war die jetzige Situation kein bißchen skurril. "Egal. Ich will das gar nicht zu Eurem Problem machen, die Lösung muß ich schon selber finden, wenn es denn eine gibt... seh ich wirklich so zerzaust aus, wie es sich gerade anfühlt?"

    [Dreveni]
    Dreveni musste auf Erynns Frage hin leicht grinsen. "Ja, wenn ihr euer Haar noch öfter so zerzauseln lasst, hilft nur noch abschneiden.", antwortete sie. Gleichzeitig musste sie daran denken, welche Geduld Mordan eigentlich aufgebracht hatte, als er ihr die Haare entwirrt hatte, als sie noch klein gewesen war. Sie wusste nur noch, dass er sie meistens erst einmal einfangen musste, für Geziepe hatte sie auch nicht viel übrig gehabt, wobei sich Mordan wirklich geschickt angestellt hatte. "Wieso meint ihr, mit Arranges umgehen zu müssen? Quält ihr euch gerne selbst?" Dreveni hoffte dass das nicht allzu schnippisch klang, denn so war es nicht gemeint. Ausserdem interessierte es Dreveni wirklich. Wieso gab man sich lieber mit so jemandem ab und ließ sich wie Dreck behandeln statt allein zu bleiben? Inzwischen hatte sie alle Knoten aus Erynns Haar gekämmt und begann es mit ein paar Haarnadeln zu einem Knoten im Nacken festzustecken, wobei sie seitlich ein paar kürzere Strähnen raushängen lies. So würde es nicht gleich wieder total zerzaust sein.

    [Erynn]
    "Gute Frage." Sie tastete vorsichtig nach dem kunstvollen Gebilde an ihrem Hinterkopf. "Ich muß es eigentlich gar nicht, außerdem bin ich nicht allein. Aber... Ich habe ihn irgendwann schätzen gelernt in der recht langen Zeit, die wir jetzt schon zusammen unterwegs sind, so seltsam das vielleicht klingt. Das war sicherlich nicht immer so, besonders zu Anfang nicht - irgendwann haben wir uns dann zusammengerauft und uns, wie ich Euch schonmal sagte, immer wieder gegenseitig aus der Klemme geholfen. Das verbindet schon irgendwie... Ach, verdammt! Ich mag den alten Bockskopf einfach!" Erynn verzog das Gesicht ein wenig, so als wüßte sie nicht genau, ob sie sich deswegen über sich selbst ärgern sollte oder nicht. "Zudem", fuhr sie fort, "weiß ich gerade gar nicht, was ich sonst mit mir anfangen sollte, wenn ich nicht mit Arranges auf diese Jagd ginge. Es ist zu viel passiert, als daß ich dem Beschwörer jetzt einfach sang- und klanglos den Rücken kehren und zurück zu meinem Gildenhaus reiten zu können."

    [Dreveni]
    Dreveni wusste zuerst nicht, was sie darauf erwiedern sollte. Wenn die andere darauf stand, sich von Arranges so behandeln zu lassen, dann war das wirklich nicht ihr Problem. Sie sah eine Weile gedankenverloren ins Nichts, während sie wieder an Feryn denken musste. Er hatte sich nie benommen wie Arranges, ausser natürlich da, wo er sie eiskalt verraten und dem sicheren Tod überlassen hatte. Aber selbst das war irgendwie etwas anderes gewesen. Vermutlich war Arranges zu soviel kalkulierter Hinterhältigkeit gar nicht in der Lage, Dreveni sah in ihm nur einen Choleriker, sonst nichts. Sie zweifelte aber auch nicht daran, dass es bei seinen Wutanfällen durchaus irgendwann einmal Tote geben würde. "Ihr solltet dennoch aufpassen. Ich halte Arranges für unberechenbar, wenn er seine Aussetzer hat, und er wäre nicht der erste, der jemanden im Affekt erschlägt oder verstümmelt.", sagte sie leise zu Erynn, wobei sie auf den Boden vor sich sah.

    [Erynn]
    "Das könnte mein Pferd auch, wenn es austickt", antwortete Erynn weit selbstsicherer als sie sich fühlte. Sie wußte nur zu gut was geschehen konnte, wenn die Vernunft sich bei dem Beschwörer vorübergehend abmeldete. Aber genau genommen wollte sie das mit Dreveni nicht diskutieren. Am Liebsten wollte sie diese Szenen auch vor sich selbst ausblenden, so unvernünftig das auch sein mochte. Die Elfin beschloß, den Spieß umzudrehen. Langsam aber sicher hatte sie genug von sich preisgegeben. Jetzt war die Assassinin an der Reihe: "Warum sorgt Ihr Euch so deswegen? Es klingt fast, als hättet Ihr dazu ein bestimmtes Ereignis im Kopf... außerdem habt Ihr vor nicht allzu langer Zeit selbst noch versucht, Arranges und mich zu töten, wenngleich das mit Affekt wohl nicht viel zu tun gehabt haben dürfte. Woher also dieser Sinneswandel?"
    Erynn wollte es wirklich gern wissen. Dreveni verhielt sich doch sonst nicht so widersprüchlich...

    [Dreveni]
    "Ganz einfach, es zahlt mich keiner dafür, euch jetzt umzubringen. Ich hätte euch nicht getötet, weil ich wütend war oder einen Hass auf euch hätte. Es ist nichts persönliches wenn mir jemand einen Auftrag gibt." Erynn schien wirklich wenig bis gar keine Ahnung von diesen Geschäften zu haben. Der anderen Frage wich sie zuerst aus, das mit Feryn war tatsächlich etwas anderes gewesen. Oder doch nicht? "Und... Und wegen der anderen Sache..." Was sollte sie sagen? Sie konnte selbst tatsächlich die meiste Zeit noch kaum fassen was sie getan hatte. Auch dass sie schon vorher völlig die Kontrolle über sich verloren hatte, als sie Feryn nicht gleich getötet hatte, wie es ihr Auftrag war. "Nun ja, manchmal ist man anderen Menschen oder Mer gegenüber einfach blind." Während sie gesprochen hatte, hatte sie vor sich mit den Fingern in einem Häufchen Asche gestochert. "Gerade wenn man denkt man würde ihnen nahe stehen." Mehr wollte sie Erynn gegenüber auch nicht zugeben, für ihren Geschmack war das schon mehr als genug.

  15. #75
    [Erynn]
    „Und wenn das noch einmal jemand täte? Euch bezahlen, meine ich? Würdet Ihr mir dann eiskalt einen Dolch in den Rücken treiben, wenn ich mich umdrehe? Wärt Ihr dazu fähig? Arranges mag sich mitunter benehmen wie die Axt im Walde, aber ihm kann ich trauen.“ Erynn sah der anderen ernst in die Augen. „Ihr fragt mich, ob ich es wirklich nötig habe, mit ihm herumzuziehen. Ich weiß auch wie es wirkt, wenn ich seine Beleidigungen wortlos hinnehme... Laßt mich Euch eine Gegenfrage stellen: Habe ich es denn nötig mich von jemandem belehren zu lassen, der bereits versucht hat mich zu töten? Von jemandem, bei dem ich mir nie sicher sein kann ob er es nicht noch einmal versuchen würde, mit dem Hinweis, es sei nichts Persönliches?“ Sie atmete hörbar aus. „Vielleicht bin ich blind Arranges gegenüber. Vielleicht paßt meine Art mit ihm umzugehen aber auch nur nicht in Euer Konzept, wie Ihr glaubt, daß die Dinge laufen sollten.“ Erynn beobachtete, wie Drevenis Finger fast unsicher durch die feine Asche auf dem Boden fuhren, als wollte sie mit dieser Handlung irgend etwas überspielen und ihre Stimme wurde etwas weicher, als sie fortfuhr: „Aber an Eurem Gesicht sehe ich, daß Ihr tatsächlich an eine bestimmte Situation denkt, die Euch widerfahren ist...“

    [Dreveni]
    Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, Erynn zu belehren, sie wollte sie eher warnen. "Vertrauen ist ein interessantes Konzept...", setzte sie an. Tatsächlich tat Dreveni genau das, was Erynn sie gerade fragte. Sie rechnete immer damit, dass ihr jederzeit jeder in den Rücken fallen konnte. "Ich hätte jedenfalls keine größeren Gewissensbisse, wenn ich euch oder Arranges doch noch umbringen sollte. Allerdings arbeite ich gerade für euch, und damit habt ihr - zumindest im Moment - eine gewisse Sonderstellung." Sie überlegte, ob sie auf Erynns letzten Satz eingehen sollte, und betrachtete derweil ihr Gesicht. Trotz der Narben hatte es immer noch etwas unschuldiges, wenn sie Dreveni mit ihren großen Augen ansah. Ausserdem war die andere wirklich hübsch, wenn sie nicht immer so zerrupft rumlaufen würde. "Es gab schon viele Situationen, in denen ich besser daran tat, dem anderen nicht zu vertrauen.", antwortete sie schließlich ausweichend. Sie konnte allerdings nicht verhindern, dass sich wieder dieser verbitterte Zug um ihren Mund legte, der ihr selbst schon aufgefallen war, nachdem sie nach dem Mord an Feryn wieder zuhause bei Cheydinhal in den Spiegel geblickt hatte.

    [Erynn]
    "Nun, dann weiß ich wenigstens, woran ich bin", antwortete die Kriegerin, doch in ihrer Stimme lag keine Schärfe. "Es wird Euch vielleicht überraschen, aber ich habe genau diese Diskussion schon mit Arranges geführt, vor einer ganzen Weile. Es ging ebenfalls um Vertrauen, und warum es so unklug ist - oder auch nicht. Vielleicht könnt Ihr Euch das in Eurem Beruf tatsächlich nicht leisten, aber... es gibt Situationen, in denen man allein hilflos ist. Eine solche ist auch der Grund, weshalb ich hier bin, aber das nur am Rande. Vor allem muß es furchtbar einsam sein. Laßt mich Euch eine weitere Frage stellen: Wofür lebt Ihr? Woran freut Ihr Euch, und mit wem teilt Ihr diese Freude? Oder Euren Kummer? Macht Ihr all das mit Euch alleine ab, weil Ihr niemandem so weit trauen könnt, etwas von Euch preiszugeben? Werden Euch nicht irgendwann auch die schönen Dinge zur Last, wenn ihr sie niemandem zeigen könnt? Mir jedenfalls würde das Herz davon wohl irgendwann so schwer, daß es einfach aufhören würde zu schlagen..."

    [Dreveni]
    Dreveni hätte es tatsächlich interessiert, was für Ansichten Arranges zu dem Thema hatte - allerdings nur in der Hoffnung, seine schwachen Punkt zu finden. Erynns Ansichten jedenfalls fand sie schon fast rührend, und ziemlich naiv. "Ich glaube nicht, dass mir auch nur einer meiner Auftragsgeber vertraut hat, weil er allein nicht mehr weiterkam. Ich hoffe doch wirklich nicht, dass ihr diese Art von Zweckgemeinschaft als Vertrauen bezeichnet. Vertraut ihr mir vielleicht?" Sie sah Erynn für ein paar Sekunden prüfend in die Augen. "Was das andere angeht: Ja, ich mache alles mit mir selbst aus. Zur Not könnte ich mit Mordan sprechen, wenn ich das Bedürfnis hätte." Dass sie es nicht fertig gebracht hatte, mit ihm über Feryn zu sprechen, bevor sie ihm das Stilett in den Rücken stach, kam kurz an den Rand ihres Bewußtseins, sie verdrängte es aber gleich wieder. "Davon abgesehen bringt es meiner Meinung nach überhaupt nichts, seinen Kummer anderen Leuten um die Ohren zu schlagen. Dadurch ändert sich überhaupt nichts, was geschehen ist, es macht auch.... ach, egal." Der letzte Satz hatte schärfer und bestimmter geklungen als beabsichtigt. "Und ganz so freudlos ist mein Leben auch nicht. Auch wenn es vermutlich schwer zu verstehen ist, ich mag meine Arbeit. Ausserdem muß man nicht sein Seelenleben vor anderen ausbreiten, um ihnen für eine gewisse Zeit nahe zu sein." Sie hoffte dass Erynn verstand, was sie ihr mit diesem Satz sagen wollte, aber sie war sich bei der jüngeren Dunmer gar nicht so sicher.

    [Erynn]
    Erynn warf Dreveni einen prüfenden Blick zu, forschte in ihrem Gesicht nach weiteren Reaktionen. Sie hatte irgendetwas angekratzt, so jedenfalls schloß sie aus dem heftigen Tonfall, der in gewissem Gegensatz zu den Worten der Assassinin stand. "Ihr habt mir eben selbst gesagt, daß ich Euch nicht trauen kann. Schade eigentlich, aber ich bin auch nicht darauf angewiesen, nur, falls ich diesen Eindruck bei Euch gerade erweckt haben sollte. Ich bin auch nicht hier um Eure Seele zu retten, sondern nur meine eigene."
    Sie ließ das Thema fallen und richtete sich an einer Düne, die sich in ihrem Rücken auftürmte, häuslich ein. "Wie dem auch sei, ich bin dafür, daß wir uns zumindest für ein paar Stunden ein wenig hier ausruhen. Der Beschwörer ist in Hörweite, und ein Pfeil überbrückt die Entfernung schnell genug, falls irgendwas sein sollte." Bald begann sie, mit halbgeschlossenen Lidern zu dösen. Wirklich schlafen wollte sie nicht, schon gar nicht nach diesem Gespräch gerade eben. Wenngleich... Doch, Dreveni, ich vertraue dir. Jedenfalls für diesen Moment und so lange ich es muß. Bis wir den Verräter gefunden haben...
    Ein Plan reifte langsam in ihr, was sie mit Gumora anstellen würde, wenn sie ihn gestellt hatten. Ein finsterer Plan, der wohl auch Arranges und Dreveni überrascht hätte, hätten die beiden jetzt in ihren Kopf schauen können. Sie wußte genau, wie die beiden über ihre Ansichten dachten, aber weder Nekromant noch Assassinin schienen zu begreifen, daß sie längst nicht mehr so weich und manipulierbar war, wie sie glaubten. Sie würden sich schon noch wundern. Allen voran aber würde sich Gumora wundern... wenn er noch die Zeit dazu fand.

  16. #76
    Der Kaiserliche döste für einige Augenblicke ein, nachdem ihn plötzliche Müdigkeit befallen hatte, nur, um kurz darauf wieder hochzuschrecken, ohne, dass er gewusst hätte, warum. Mühsam drehte er den Kopf zur Seite und sah... nichts. Nicht wie sonst lag Erynn mehr oder weniger friedlich schlafend neben ihm, das Feuer fehlte und die Guare auch. Guare? Für einen kurzen Augenblick zweifelte Arranges doch ernsthaft an seinem Verstand, als ihm wieder kam, warum er hier war und warum Erynn vor allem nicht hier war. Die Assassinin vermisste er kaum, lediglich die Septime, die er ihr in den Rachen geworfen hatte, ohne, dass sie bis jetzt großartig etwas dafür getan hatte, im Gegenteil irgendwo war sie dafür verantwortlich, dass er jetzt hier in dieser Wüste aus Staub und Asche saß, mit einem Wasserschlauch, gerade eine Armlänge entfernt, der ihn spöttisch anzugrinsen schien, Erynn ließ diese seltsame Hilflosigkeit mit ihrer Abwesenheit nur noch erschlagender wirken.

    So sehr es dem Nekromanten insgesamt wiederstrebte, aber fast automatisch geriet er an den Gedanken, dass Erynn doch sehr viel wertvoller - fernab jeglichen Sachpreises, wie zu Beginn - für ihn geworden war, als er es sich überhaupt eingestehen wollte. Und jetzt, da ihm tatsächlich bewusst wurde, dass sie sich wirklich in der Lage befand, sich einfach aus seiner Gesellschaft zu lösen, wann es ihr beliebte und er es nicht verhindern können würde, versetzte ihm das einen doch sehr schmerzhaften Stich, der nahe dem oder sogar gleichberechtigt mit der empfundenen Eifersucht auf Dremoras damals, war. Andererseits jedoch würde... so etwas schlicht und ergreifend Schwäche bedeuten. Im Endeffekt würde ich mich in einer ähnlich prikären Lage befinden, wie nach der Reise in Sheogoraths Reich mit Meryann... oder, was noch viel schlimmer war, die Sache vor... 8 Jahren? Unwillkürlich wanderte sein Blick in den Himmel, wo sich am östlichen Horizont nun sehr deutlich über die Hügel der Molag Amur hinweg, das Morgenrot ankündigte, einem unterbewussten Gedanken folgend, glitten seine Augen über das Firmament, bis sie schließlich gefunden, wonach der Kaiserliche gesucht hatte. Azuras Stern. Wie praktisch alle Himmelskörper war auch sein Stand am Himmel Aussage über die Jahreszeit und das Fortschreiten der Tage. Arranges zog kurz die Augenbrauen zusammen, während er zurückrechnete.

    Vor etwa 18 Tagen hat mein 33. Lebensjahr begonnen. Noch zwei Jahre und ich habe den Durchschnitt geschlagen... Dachte der Magier bei sich, als er plötzlich eine Bewegung im Augenwinkel neben sich wahrnahm. Ganz schlechter Zeitpunkt... Schoss es Arranges durch den Kopf, als er sich praktisch im gleichen Moment darüber gewahr wurde, dass er sich nicht bewegen konnte. Langsam drehte er den Kopf zur Seite. Eine kleine Kreatur, von Form und Farbe her erinnerte sie direkt an eine Made oder einen Holzwurm, war neben ihm aus dem Erdreich gekrochen und beäugte nun misstrauisch den Arm des Kaiserlichen, der ganz leicht zuckte. Ein Kwama? Arranges kannte praktisch kaum ein Tier von Vvardenfell beim Namen, aber diese Geschöpfe kannte er sehr gut, wenngleich er jetzt zum ersten Mal eines in echt und in Farbe sah, aber Kwamaeier waren so ziemlich das einzige Exportlebensmittel aus Vvardenfell, zudem hatte Meister Jurano einige Zeit lang Studien zu diesen Geschöpfen betrieben, von denen Arranges unweigerlich einiges mitbekommen hatte. Das kleine Geschöpf war fast so lang wie sein Unterarm und hatte etwa den Durchmesser seines Oberschenkels. Während das Ende der weich gepanzerten Kreatur relativ spitz zulief, bestand der Kopf im Wesentlichen aus einem runden Schlund, dessen Rand von kleinen, angelhakenartigen Zähnchen gesäumt war. Darüber waren drei senkrecht zum Mund stehende dunkle Schlitzaugen zu sehen. Hässliches kleines Biest. Als hätte der Kwama gehört, was Arranges dachte, hob er plötzlich den Kopf und schaute Arranges direkt in die Augen. Ein würgender Laut drang aus dem sich jetzt öffnenden Schlund hervor. Der Magier drehte blitzschnell gerade noch rechtzeitig den Kopf auf die andere Seite und spürte im selben Moment noch, wie eine zähe, dunkelgrüne Flüssigkeit seine zuvor dem Kwama zugewandte, linke Wange streifte und sofort anfing zu brennen wie Feuer. 'Ekelhafte kleine Kreatur!' Fluchte Arranges, hüllte sich in eine beschworene Rüstung und rief zugleich ein Skelett. Ein seltsam elastisches Knarzen war zu hören, als der Untote seine rostige Axt durch den Chitinpanzer des Kwamas trieb und ihn somit zweiteilte...
    Geändert von weuze (11.09.2011 um 18:29 Uhr)

  17. #77
    Auf Erynns letzten Satz reagierte Dreveni nur indem sie sie mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. Ziege. Der schnippische Ton war ihr nicht entgangen. Dreveni für ihren Teil brauchte sowieso niemanden, der sie rettete. Vor was auch. Das mit Feryn würde sich auch noch geben, vielleicht war es auch einfach doch keine gute Idee gewesen, jetzt nach Morrowind zu gehen. So lange war die ganze Sache ja auch noch nicht her. Erynn schien zu schlafen, bemerkte sie, als sie sie unter halb geschlossenen Liedern beobachtete. Dreveni selbst ruhte sich nur etwas aus, es war ohnehin zu gefährlich, wenn sie beide schlafen würden. Außerdem sollten sie auch nicht zu lange rasten, sonst würden sie Gumora niemals einholen.
    Sie betrachtete die graue Landschaft, über die der Wind immer wieder kleine Fahnen aus Asche trug, und dachte an die Morag Tong. So sonderlich viel wusste sie nicht über diese Gilde, nur dass sie die Erzfeinde der dunklen Bruderschaft war, und nach einer ganz anderen Moral und anderen Grundsätzen handelte. Vermutlich waren sie der Einstellung, die Dreveni von Mordan gelernt hatte, sogar näher als die Bruderschaft. So oder so, ihre Welt wäre das nicht. Sie brauchte die Freiheit, jederzeit entscheiden zu können, welchen Auftrag sie annahm, und prinzipiell auch jederzeit gehen zu können, ohne dass sie eine ganze Gilde am Hals hatte, weil sie deren Ehre beschmutzt hatte oder ähnliches. So wie Feryn. Was hatte er eigentlich so schlimmes getan? Sie bedauerte es fast etwas, dass sie keine Kontakte in die Gilde hatte, und über Mordan brauchte sie es gar nicht versuchen. Er würde ihr nur sagen, dass sie das ganze ruhen lassen sollte, womit er sicher auch recht hatte. Aber trotzdem, sollte sich die Gelegenheit ergeben... Sie verdrängte den Gedanken schnell wieder, das konnte sie richtig in Bedrängnis bringen, sich in die internen Belange der Morag Tong einzumischen. Seufzend sah sie zu Erynn, ging zu ihr und legte der anderen leicht die Hand auf die Schulter. "Wir sollten unseren Meister-Magier langsam wieder einsammeln..."

  18. #78
    [Erynn]
    Erynn hob langsam den Kopf und sah Dreveni an. Sie wäre tatsächlich fast eingeschlafen, hatte träge vor sich hingedöst und die Gedanken treiben lassen. Jetzt nickte sie. „Ja, Ihr habt Recht. Ich hoffe nur, daß er sich beruhigt hat...“ Damit wuchtete sie sich etwas mühsam auf die Füße und ging zu ihrem Guar herüber, zog den Gurt seines Sattels ein wenig fester an und schwang sich auf dessen Rücken. Dreveni tat es ihr gleich, und gemeinsam machten sie sich in gemächlichem Tempo auf den Weg zurück zu Arranges. Erynn wurde es doch etwas mulmig zumute, als sie sich dem Beschwörer näherten. Sie wußte nicht, was sie ihm nach dieser Aktion sagen sollte, fühlte sich aber auf eine trotzige Art und Weise im Recht. Am Besten wird es sein, wenn ich erstmal gar nichts sage. Dann werden wir ja sehen, ob das ganze Theater irgendwas gebracht hat.

    [Arranges]
    Der Kaiserliche wartete noch einen Moment, ehe er den Kopf wieder zur Seite drehte und noch einen, ehe er das Skelett und die Rüstung wieder auflöste. Das war wohl nur einer. Das Gift, was abbekommen hatte brannte zwar wie die Hölle Oblivion selbst, schien aber nicht ätzend zu wirken, so viel konnte Arranges gerade noch feststellen. Knurrend versuchte er die zähe Flüssigkeit irgendwie an der linken Schulter abzuwischen. Besonders gut funktionierte das jedoch nicht und nur einige Augenblicke später bemerkte er, wie sein Gesicht leicht anschwoll. Verfluchtes, kleines... In diesem Moment bemrkte er, wie sich in einigen hundert Metern Entfernung zwei große Umrisse hinter einer Biegung hervorschoben. Die beiden Dunmer?! Arranges war so überrascht und insgeheim erleichtert, dass er für den Moment vergaß, weswegen er sich noch aufgeregt hatte. Selbst die Tatsache, dass Dreveni ebenfalls dabei war, minderte den kurzten Moment der Freude darüber nicht, dass Erynn ihn wohl doch nicht einfach sitzen gelassen hatte. Aber je näher sie kamen, desto schneller sank auch die Laune des Nekromanten wieder. Erst davonlaufen und jetzt wieder ankriechen. Als sie vor ihm standen, schaute er nur mit völlig ausdrucksloser Miene zu ihnen auf und schwieg sie demonstrativ an.

    [Dreveni]
    Arranges lag noch immer an Ort und Stelle, natürlich, dachte sich Dreveni und verbiss sich ein Grinsen. Sie sah, dass er sich zwar die Fesseln an den Armen und Beinen entfernt hatte, sich aber wohl immer noch nicht bewegen konnte. Das konnte doch kein normaler Zauber mehr sein... Ausserdem war sein Gesicht an einer Stelle angeschwollen, Sheogorath mochte wissen, wovon. Immerhin zog er es vor zu schweigen, auch Erynn machte keine Anstalten, etwas zu sagen. "Nachdem ihr euch anscheinend immer noch nicht bewegen könnt, werden wir euch wohl am besten wieder auf den Guar binden, sonst fallt ihr runter.", brach Dreveni schließlich mit ausdrucksloser Stimme das Schweigen. Würde der Beschwörer wissen, wie man ihm anderweitig helfen konnte, sollte er es gefälligst sagen. Sie würde ihn bestimmt nicht lange danach fragen. Je eher sie weiterkamen, desto besser.

    [Arranges]
    Arranges zog eine Augenbraue hoch. 'Ich verspüre aber nur wenig Lust, wie ein Sack Reis auf dem Gepäck des Guars den Rest des Weges bis nach Molag Mar reisen zu müssen, bis ich endlich an einen Schrein komme.' Gab Arranges nichteinmal schnippisch und überhaupt erstaunlich ruhig zur Antwort.

    [Erynn]
    Die Dunkelelfin sah zweifelnd auf Arranges herab. "Schrein?" fragte sie schließlich ziemlich verwirrt. "Und vor allem: Wie willst du dich in deinem Zustand auf dem Guar halten können? Weißt du zufällig ungefähr, was mit dir geschehen ist?" Ihr war klar, daß ihre Fragen ziemlich zusammenhanglos erschienen, aber sie hatte gerade auch keine Ahnung, wo sie anfangen und was sie zuerst wissen wollte - wissen mußte, um sich darüber klarzuwerden, wie sie jetzt am besten weiter vorgingen.

    [Arranges]
    Ein leicht genervtes Seufzen konnte Arranges nicht unterdrücken. In einer wütenden Geste, die sich allerdings offensichtlich nicht gegen die beiden Dunmer richtete, zog er für einen Moment die Augenbrauen zusammen, ehe er antwortete. 'Das war kein einfacher Zerstörungszauber, der meine körperliche Stärke kurzfristig demontiert, sondern ein Fluch. Ein Zauber, der auch nach dem Ableben des Zaubernden, noch weiter wirkt. Es gibt einige Möglichkeiten, wie man sowas wieder loswird, allerdings sind alle bis auf eine davon eher nutzlos. Ein Schrein kann den Fluch brechen und das unter Garantie.' Er sah einige Male von der einen, zur anderen Dunkelelfe, bevor er etwas leiser fortfuhr. 'Um mich bis dahin überhaupt bewegen zu können, muss ich so viel Gewicht ablegen, wie der Fluch mir gerade erlaubt zu tragen...'

    [Dreveni]
    Soso, der Nekromant ist doch tatsächlich verflucht worden, dachte sich Dreveni, innerlich von einem Ohr zum anderen grinsend. Äusserlich sah man ihr ausser einem leichten Funkeln in den Augen nichts an. Als Arranges dann auch noch meinte, sie sollten ihn ausziehen, drehte sie sich um, da sie sich nicht länger beherrschen konnte. Mit breitem Grinsen sagte sie zu Erynn: "Bitte, macht ihr das ruhig, ihr kennt ihn schon länger."

    [Erynn]
    Innerlich stöhnte Erynn auf. Na, schönen Dank, Dreveni. Dann wandte sie sich wieder an Arranges. "Äh... von wie viel Gewicht sprichst du denn ungefähr?" fragte sie vorsichtig. Er gab ihr seine Einschätzung der Lage. "Na schön, das sollte ja zu machen sein... reiten wirst du trotzdem nicht selber, und wenn du von dem Biest da..." sie deutete mit dem Daumen über die Schulter auf den Guar "...herunterfällst, binde ich dich trotzdem wieder fest. Verlaß dich drauf." Dann kniete sie sich hin, löste etwas umständlich den Lastgurt um Arranges' Hüften und schnallte ihn sich selbst um. Genauer gesagt, sie versuchte es. Das Ding war viel zu weit - und außerdem ungefähr so schwer wie ein Amboß. "Was schleppst du eigentlich alles für Scheiß mit dir rum?" murrte sie leise, während sie die Taschen und Beutel an dem Gurt zurechtrückte, um das Teil enger schnallen zu können. Eine Antwort darauf erwartete sie nicht wirklich, schon gar keine gescheite. Außerdem wollte sie auch gar nicht genau wissen, was für Nekromantenzeugs ihr jetzt gerade auf die Beckenknochen drückte.
    Nachdem das geschafft war, zog sie Arranges an den Schultern ein Stück nach vorn, packte beherzt in das Rückenteil der Mithrilkette und wuchtete sie dem Beschwörer über den Kopf, wobei sie Drevenis dummes Grinsen sehr bewußt im Nacken spürte. Sie war sicher, daß sich die Assassinin gerade königlich amüsierte. "Also", fragte sie, als sie das Kettenhemd im Gepäck ihres Guars verstaut hatte und zu Arranges zurückgekehrt war, "wie wärs, wenn du dich so langsam mal erheben würdest?" Dabei hielt sie ihm ihre Hände entgegen, um den Kaiserlichen zur Not hochziehen zu können.

    [Arranges]
    Der Kaiserliche wusste selber nicht, wie er damit umgehen sollte, dass er sich nicht unbewusst dagegen sträubte lag wohl in der Hauptsache daran, dass sein Drang nach Bewegung größer war und dass Erynn ihn zur Wundversorgung auch schon fast komplett entkleidet hatte. Das blöde Grinsen werd ich Dreveni allerdings irgendwann noch aus der Visage prügeln... Er erahnte es mehr, aber dass sie sich abruppt umgedreht hatte sprach Bände. Als Erynn endlich fertig war und ihm die Hand reichte, langte er noch immer etwas mühsam danach, aber es war ihm wenigstens wieder möglich, sich zu erheben. 'Wir müssen in diese Richtung.' Knurrte er und deutet relativ genau nach Südosten über eine der Aschedünen hinweg. Er wischte sich ruppig über die linke Gesichtshälfte: 'Blödes Geziefer!' Grollte er leise. Er ging zwei unsichere Schritte auf den Guar zu, den er noch bis Bal Ur geritten hatte, ehe er sich zu den beiden für einige Momente ausgeblendeten Dunmer umdrehte. 'Hilf mir... bitte... auf den Guar, Erynn.' Seine Stimme war eine Mischung aus Zorn, Groll und Bockigkeit.

    [Erynn]
    So freundlich auf einmal? Muß wohl doch etwas gebracht haben, dich ein paar Stunden abkühlen zu lassen... Sie sagte aber nichts weiter, die mühsam unterdrückte Wut über die ganze Situation bei Arranges war nicht zu übersehen und Erynn war hauptsächlich froh, daß er jetzt friedlich war. Sie ging ein weiteres Mal in die Hocke, packte das rechte Bein ihres Begleiters um Fußgelenk und Schienbein und hob ihn mit einem Ruck hoch, bis er das linke über den Rücken des Guars schwingen konnte. Wobei das eine recht freundliche Umschreibung für das Gekraxel war, das Arranges veranstaltete, bis er dem Guar schließlich unsanft in den Rücken plumpste. Sie selbst sprang gleich darauf ebenfalls in den Sattel. Je eher sie weiterkamen, desto besser. "Südosten also", murmelte sie halblaut. So falsch waren wir also gar nicht...

  19. #79
    Sie setzten ihren Weg fort in Richtung Südosten. Das Land des Feuers erwieß sich jedoch als sehr lebensfeindlich, je weiter sie nach Süden kamen. zudem wurde der Grund deutlich rauher und das Gelände stieg insgesamt an. Weniger wurden sie alsbald von lockeren Aschedünen links und rechts begleitet, als mehr von Fels und reihenweise verkohlter und abgestorbener, hohler Bäume. Gelegentlich hörten sie das weit entfernte Grollen irgendwelcher fremder Kreaturen, aber die einzige Lebensform, die sie tatsächlich zu Gesicht bekamen, waren die dunklen Farne, die an einigen geschützten Stellen wuchsen. Sie sprachen allgemein nicht viel, was auch ohnehin nicht sehr viel Sinn gehabt hätte, da sie nun in den höheren Lagen mehr und mehr von Aschestürmen begleitet wurden, deren Brüllen teilweise so sehr anschwoll, dass man nichteinmal mehr das eigene Wort verstand. Jedoch stellten diese Stürme anders als die sengenden Winde in Elsweyr keine wirkliche Gefahr dar, welche Sand mit sich führte, der einem das Fleisch von den Knochen schmirgelte. Sie waren nur zweimal gezwungen deswegen kurz zu rasten und das auch nur wegen der unzureichenden Sicht.

    Arranges hatte kaum eine andere Möglichkeit, als auf dem Gepäck hinter Erynn zu sitzen und zu schweigen, jede noch so kleine Bewegung strengte ihn bereits an. Glücklicherweise musste er nicht zu viel Konzentration darauf verschwenden, sich auf dem Guar zu halten, denn trotz des absolut unebenen Geländes, gingen die Tiere sicherer, als jedes Pferd und schwankten kaum. Der Nekromant hing indes seinen eigenen Gedanken nach. Wobei Gedanken wohl eher etwas übertrieben war. Er weigerte sich innerlich, darüber nachzudenken, dass sich Erynn tatsächlich von ihm lösen konnte, wenn sie denn wollte. Stattdessen hielt er sich lieber damit auf, seinem Unmut über seine missliche Lage durch gelegentlich unterdrücktes Grollen Luft zu machen.

    Und was zum Henker waren das überhaupt für Kreaturen? Arranges rief sich nochmals die Situation in Bal Ur ins Gedächtnis, er hatte nicht sehr viel gesehen von diesen seltsamen Monstern, er wusste nur, dass sie untot waren. Aber etwas Vergleichbares ist ihm bis dahin noch nicht untergekommen. Es gibt noch immer Beschwörungen, die ich nicht beherrsche... oder die mir vielmehr komplett unbekannt sind. Kurz ärgerte er sich darüber, warum Meister Jurano ihm nie etwas von der Vielfalt der Beschwörungen in Morrowind erzählt hatte. Jedoch nur so lange, bis der Ergeiz sich in ihm meldete. Er musste wenigstens versuchen, diese Beschwörungen zu erlernen und bei Gelegenheit versuchen einige Informationen zu bekommen, was es wohl noch für Diener gab, die man rufen konnte. Die Dunkelelfen schienen den lächerlichen Kampfmagiern und Hexern in Cyrodiil hier um einiges voraus zu sein. Arranges überlegte einen Augenblick angestrengt. Jurano hatte ihm damals so viel von Morrowind erzählt - wovon leider nicht mehr zu viel vorhanden war in seinem Gedächtnis. Unter anderem auch davon, dass es einige große Fürstenhäuser auf der Insel selbst gab. Eines davon bestand im Prinzip aus Magiern und war, wie er sich dunkel erinnerte, so ähnlich aufgebaut wie die Gathering, nur, dass es eben in der Öffentlichkeit stand, offiziell im positiven Sinne handelte und eben ein gewisses politisches Interesse an Vvardenfell oder eben Morrowind hatte. Wenn ich mich noch recht erinnere, kommen wir sogar recht nahe an den Einflussbereich dieses Hauses heran, ich meine, das waren die größten Teile im Osten der Insel, möglicherweise erfahre ich in Molag Mar etwas darüber...

    Sie waren mindestens zwei Tage beinahe durchgehend unterwegs, als das Gelände plötzlich rasch nach Süden hin zur Küste abfiel. Die Landschaft wechselte entsprechend nochmals ihr Gewand. Die monotonen Grautöne der versteinerten Asche um sie herum wurden an einigen Stellen von stechendem Schwefelgelb durchbrochen. Ebenso veränderte sich die Luft. Durchzogen von einem unterschwelligen Geruch, der sich wie einen leicht prickelnden, zähen Belag in Mund und Nase niederzuschlagen schien, fiel das Atmen entsprechend in der Nähe dieser Schwefelfelder recht schwer. In der Ferne konnten sie das Innere Meer erblicken, während etwas links von ihnen mehr und mehr ein gewaltiges Bauwerk zwischen den Hügeln auftauchte. Es erinnerte vom Umriss her stark an die Wohninseln Vivecs, die sie von Ebenherz aus gesehen hatten, diese hier jedoch stand allein. Das musste Molag Mar sein.

    Wie die letzte Bastion der Zivilisation an sich, ragte das Ungetüm im Schein des durch Rauch- und Ascheschwaden am Himmel, gedämpften Sonnenlichts des Nachmittages aus dem Wasser an der Küste auf.

    Als sie näher kamen, konnten sie eine gewaltige Kreatur an einem Hügel, auf welchem eine Art Baldachin stand, erkennen. Das müssen die Schickschreiter sein, jene Rieseninsekten aus deren Panzern die ungewöhnlichen Chitinrüstungen gefertigt sind, wie sie auch Yuphaistos trägt. Dachte Arranges, während er staunend zu dem gut und gerne 10 Meter hohen Ungetüm aufschaute, welches friedlich dort stand und auf den insgesamt 6 stelzenartigen Füßen ganz leicht in der Brise vom Meer schwankte.
    Geändert von weuze (17.09.2011 um 13:27 Uhr)

  20. #80

    Molag Mar

    Sie ließen die Guars in einem Verschlag in der Nähe des riesigen Schlickschreiters zurück. Auf Vvardenfell war es offenbar ebensowenig wie in Cyrodiil üblich, das Nutzvieh innerhalb der Stadtmauern zu halten, und so gingen sie das letzte Stück nach Molag Mar zu Fuß. Dreveni und Erynn teilten das Gepäck unter sich auf, Arranges hatte momentan an seinem eigenen Körpergewicht genug zu tragen.
    Der ganze, kompakte Komplex wirkte verwirrend auf die Kriegerin. Von außen betrachtet, wirkte Molag Mar schlicht und ergreifend abweisend, ein regelrechtes Bollwerk. Ein Torwächter in fremdartiger Rüstung, dessen Stimme durch seinen Vollhelm einen etwas unheimlichen Klang hatte, erklärte ihnen in gebrochenem cyrodiilisch den Weg zum hiesigen Tempel, nachdem sie ihm hatten begreiflich machen können, was mit dem Beschwörer nicht stimmte. Die kleine Gruppe schien jedenfalls nicht dadurch Mißtrauen erregt haben, daß sie einen Verfluchten bei sich hatten. Erynn konnte sich ohne weiteres vorstellen, daß man in diesem Außenposten, fernab jeglicher Zivilisation, noch ganz andere Dinge gewohnt war.

    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie den zentralen Platz von Molag Mar erreichten, ganz oben auf der festungsartigen Stadt und von hohen Mauern eingefaßt, die vermutlich hauptsächlich dazu dienten, während eines Aschesturms ein wenig Abschirmung zu gewährleisten. Der Dunmertempel mit seiner Kuppel was das bei weitem auffälligste Gebäude auf dem Platz, wenngleich auch dieser wirkte, als ducke er sich schutzsuchend hinter die Mauern. „Da wären wir“, war das erste, was die Bogenschützin sagte, seit sie den Stadtwächter nach dem Weg gefragt hatte. „Wollen wir hoffen, daß man uns hier wirklich helfen kann...“

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