Im Schutze der nun schon fortgeschrittenen Nacht gingen Dreveni und Erynn weiter, nachdem die Assassinin ihren Pfeil wieder aus dem Baumstamm gepflückt hatte. Flink und leichtfüßig wie sie waren, bereitete ihnen das schwierige Gelände keine allzu großen Probleme, aber es war kalt so weit im Norden. Ein scharfer Wind pfiff ihnen um die Ohren, sobald sie eine einigermaßen offene Stelle erreichten und machte es schwierig, irgendetwas zu hören außer seinem Jaulen. Noch hatten sie auch keine Spuren gefunden, was kein Wunder war bei der Landschaft, die außer Felsen, niedrigen Flechten und gelegentlichen Kreshkraut - Büschen, die sich in geschützteren Nischen kauerten, nicht viel bot, wodurch sich ein erfahrener Kundschafter hätte verraten können. Wie Erynn es prophezeit hatte.
Lange Zeit folgten sie später einem natürlichen Pfad, der tief in einem weichen Schlenker in süd-südöstlicher Richtung durch das Gelände schnitt. Einmal sahen sie von fern ein verräterisches rötliches Glimmen, zu groß, als daß es ein Lagerfeuer oder ähnliches hätte sein können. Selbst hier standen Dagons Truppen. Am Ende der Welt. Dann war das Leuchten wieder hinter den Hügeln verschwunden.

Als der junge Morgen sich durch den ersten, violetten Streifen am Horizont ankündigte, beschlossen die beiden Frauen, eine Rast einzulegen. Zuvor hatten sie versucht, über ein paar kleine Nebenpfade tiefer ins Innere von Sheogorad zu gelangen, aber diese Wege hatten sie nur in Sackgassen geführt, einmal sogar zu einem kleinen Lavatümpel. Dort war es zur Abwechslung zwar warm gewesen, allerdings hatte der glühende, geschmolzene Stein ihre Nachtsicht aber auch auf Minuten hinaus ruiniert.
Von der Felsspalte aus, in der sie es sich jetzt leidlich bequem gemacht hatten, konnten sie das Meer hören. Leise besprachen Dreveni und Erynn sich und kamen zu dem Schluß, daß sie zu weit östlich sein mußten, so, wie sie beide die Karte im Kopf hatten. Bisher hatten sie aber noch keinen Weg in die südlichen Hügel hinein gefunden, was vermuten ließ, daß es nur sehr wenige Stellen geben konnte, von denen aus man die Festung erreichte – was, wenn man den Sinn von Festungen bedachte, durchaus nachvollziehbar war. Ärgerlich für die zwei Dunmer, daß diese Pässe vermutlich bewacht waren oder daß Gumora ihnen dort womöglich eine Falle stellen würde. Sie müßten sehr vorsichtig sein, und dafür brauchten sie ihre Körper und Sinne ausgeruht. Es wurde Nachmittag, bis sie den Weg fortsetzten. Die letzten Stunden des Tageslichts wollten sie nutzen, um sich genauer zu orientieren. Gelang es ihnen, einen Zugang nach Rotheran zu finden, wären sie in der Nacht noch ausgeruht genug, um ihre Beute endgültig zu stellen.