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Legende
[Arranges]
Eine kleine Kommode aus sehr massiv wirkendem Holz, ein Tisch aus ähnlichem Material, ein breiter Stuhl mit Armlehnen und ein zur Abwechslung tatsächlich bequem wirkendes Bett stellten das Mobiliar des Zimmers dar. Nun, das erklärt wenigstens, warum es 20 statt den normal üblichen 10 Draken sind. Dachte sich Arranges und entledigte sich seines Kettenhemdes und des feuchten Umhangs... oder eben dem, was davon noch übrig war nach der Schlacht. Die Meerluft hat aber nicht nur Schmutzkrusten teilweise gelöst, sondern auch dafür gesorgt, dass seine doch recht zahlreichen Wunden, vor allem die am Rücken, wenngleich diese nicht sehr tief war, dafür aber groß, nicht nessten oder sich ungünstig entzündeten. Es war ein breiter, roter Striemen geritzter Haut, der sich von der linken Schulter bis fast zum rechten Hüftgelenk zog. Auf Erynns Frage hin sah er die Dunkelelfe erst einen etwas zu gedehnten Augenblick schweigend an, während er überlegte. Tatsächlich hatte er die eine ihrer zwei Karten, die sie nach der Überquerung des Nabia noch hatten, das letzte Mal in der Amur gesehen. Er legte seine Stirn in Falten, ehe er antwortete: 'Wie gut, dass ich die Karten etwas genauer studiert habe, als wir noch zwei davon besaßen.' Sein Tonfall, der eher freundlich und müde klang, passte nicht zu dem leicht gereitzten Tenor der Antwort. Er winkte ab. 'Ich habe die Karte jedenfalls in meinem Gepäck nicht mehr gesehen, seit wir in die Weidenländer gekommen sind, wahrscheinlich hat sie Dreveni irgendwo bei sich.' Er setzte sich auf den Stuhl. 'Ich weiss allerdings einiges noch aus dem Kopf. Sheogorad ist im Grunde nicht mehr als ein riesiger Steinhaufen, der sich nach Westen hin zu vielen kleineren Inseln aufsplittert. Weiter im Süden soll es laut Karte eine alte Dunmerfestung geben. Das zentrale Massiv hat in der Mitte, direkt südlich von hier einen tiefen, kegelartigen Krater. Das Gebiet war auf der Karte rötlich markiert, ich denke, da wird, wie in der Amur, öfter mal Lava durch die dünne Kruste von Asche und Schwefel brechen.'
[Erynn]
"Steine, Wasser und alte Festungen also. Schlechter könnte es kaum sein. Verdammt, wir hätten gleich dem Hinweis der Wirtin nachgehen sollen, baden können wir hinterher immer noch!" Erynn fuhr sich mit den Händen durch die zerzausten Haare. Wo Drevenis Frisur immer irgendwie zu sitzen schien, hatte sie nach kürzester Zeit ein Vogelnest auf dem Kopf. "Ich meine damit, daß Gumora wohl ohnehin schon wenige Spuren hinterlassen wird, auf Fels und im Wasser aber gar keine. Er könnte überall sein. Ich habe mich vorhin gefragt, ob er hier vielleicht Kontakte hat, oder ob er es wagen würde, sich von hier aus schwimmend weiterzubewegen... keine Ahnung, wie viel Kälte Argonier vertragen, ihre tierischen Verwandten sind da jedenfalls sehr empfindlich."
Sie schwieg kurz, nachdem sie Arranges ihre Überlegungen mitgeteilt hatte. Dann hob sie den Kopf und sah ihn an: "Was denkst du dazu?"
[Arranges]
'Der Bemerkung der Wirtin gleich nachgehen? Um dann festzustellen, dass es nur irgendein Jäger oder Wanderer war, während Gumora auf dem Schiff längstens Solstheim erreicht hat oder noch weiter ist und wir wieder genau da stehen, wo wir waren, bevor wir tagelang durch die Amur geirrt sind in der schwach glimmenden Hoffnung, irgendeinen noch so geringen Hinweis zu finden, dass wir überhaupt noch seiner Färte folgen? Nein.' Nach allem, was Arranges für Informationsfetzen mitgenommen hatte, verzieh Sheogorad noch weniger als das Feuerland im Süden. 'Wir müssen erst in Erfahrung bringen, ob es wirklich ein Argonier war. Mit zerklüfteten Felsen dürfte er ähnliche Probleme haben, wie wir. Außerdem kenne ich ihn, jetzt wo er weiss, dass wir ihm so nahe sind, wird er eher versuchen, uns loszuwerden indem er sich uns stellt oder uns einen Hinterhalt legt, das war schon immer seine Waffe für etwaige hartnäckige Verfolger.' Und wenn er das tatsächlich versucht, müssen wir doppelt vorsichtig sein. Arranges sprach sehr bestimmt um Erynns Drang zu unterbinden, bevor er sie voll eingenommen hätte und sie sich von ihrer Rache beherrschen ließ.
[Erynn]
Erynn baute ihre wenig beeindruckende Körpermasse vor Arranges auf und senkte die Stirn ein wenig, wie ein verärgerter Widder, der in absehbarer Zeit gegen irgendetwas anrennen wollte. "Aber..."
Es paßte ihr gar nicht, hier herumzusitzen. Es paßte ihr nicht, daß Dreveni dieses Zimmer gemietet hatte und es paßte ihr nicht, daß Arranges ihr Vorhaben, der Echse einfach in die Berge hinterherzustürmen so abbügelte. Andererseits hatte sie nach seiner Meinung gefragt, da konnte sie sich wohl kaum beschweren, wenn sie genau diese auch zu hören bekam. Nicht zuletzt kannte der Beschwörer Gumora besser als sie. Erynn atmete tief durch und setzte nochmal an, diesesmal klang es schon weniger bockig: "Willst du damit sagen daß wir einfach hierbleiben sollen, bis er genug davon hat sich den Arsch in irgendeiner Felsspalte abzufrieren und wieder in Dagon Fel auftaucht?" Sie hob abwehrend die Hände, als Arranges ihr einen seiner 'Was-habe-ich-dir-gerade-erklärt?' - Blicke zuwarf. "Wenn die Wirtin nichts genaues weiß, könnten wir an den Kais nachfragen. Dort ist es ständig voller Leute und irgendwer mag sich an einen Argonier erinnern, der allein mitten aus dem Telvannigebiet hier herkam..."
[Arranges]
Als Antwort auf Erynns letzten Gedankengang zog Arranges nur eine Augenbraue hoch und zeigte sich sonst recht unbeeindruckt von ihrer halben Drohgebärde. 'Du wirst das jetzt vielleicht kaum glauben, aber wir haben das seit wir Vvardenfell betreten haben die ganze Zeit so gemacht und da dieses Vorgehen langsam aber sicher durchbrechenden Erfolg zu versprechen scheint, werden wir auch hier selbiges wieder zur Anwendung bringen.' Sagte er ruhig. 'Was ist los mit dir? Warum muss ich uns neuerdings bremsen, damit du nicht wie ein rasender Gockel unter Druck im Frühling direkt mit dem Kopf voraus in die Schlinge rennst?'
[Erynn]
Die Dunkelelfin machte zwei Schritte und ließ sich dann in den Sessel fallen, der an dem niedrigen Tisch stand. Sie stützte den linken Ellbogen auf die Armlehne und massierte mit den Fingern ihre Nasenwurzel. Plötzlich wirkte sie älter und sehr müde, doch in ihren Augen loderte der Zorn. "Gestern hätten wir ihn um ein Haar gehabt, Arranges. Bevor ich dich traf, hatte ich erst ein einziges Mal Menschen getötet, und es war schrecklich. Seit wir beide gemeinsam unterwegs sind, konnte ich meinem Schwertgriff ein paar Kerben hinzufügen, und es war irgendwann nicht mehr schrecklich. Aber wenn ich getötet habe, dann in irgendwelchen Kämpfen, denen wir nicht entgehen konnten, nicht, weil ich jemanden aus persönlicher Rache gejagt hätte - das war immer dein Part."
Sie holte einmal Luft, als sei das Folgende sehr schwierig zu erklären - oder aber so einfach, daß es dafür keine Worte gab, weil sich normalerweise niemand die Mühe machte, nach welchen zu suchen: "Ich habe mir, seit wir an Drevenis Tür geklopft haben, immer eine Frage gestellt: Wäre ich fähig, einen Menschen oder Tiermenschen zu jagen und zu töten wie einen tollwütigen Fuchs. Allein aus dem Grund, weil ich einen Groll gegen ihn hege und ihn tot sehen will. Wo es keine Anhörung gibt und keinen Richter, sondern nur einen Henker - mich. Bis gestern war ich mir nicht sicher. Aber als ich seine verfluchte, bösartige Visage gesehen habe, seine abstoßenden, berechnenden Augen und als mir klar wurde, daß er..."
Erynns Stimme war lauter und schriller geworden, während sie sprach. Jetzt schluckte sie einmal und redete mit einer fast unnatürlichen Ruhe weiter: "...und mir klar wurde, daß wir für ihn tatsächlich nichts anderes sind als Vieh, das er zum Schlachter geführt hat, als mir klar wurde, daß er uns gegenüber nicht die geringste Reue fühlt, da wußte ich, ich würde ihn töten können. Ich will seinen Kopf auf einem Spieß, Arranges, und ich will es sein, die seinen Kopf darauf steckt und ihm in die toten Augen spucken."
[Arranges]
Man konnte ihm ansehen, dass er mit so einer Antwort wirklich nicht gerechnet hatte. Und er kam nicht umhin, sich selbst einzugestehen, dass es ihn ein wenig zumindest schmertzte, die Dunmer so zu sehen, aber eher bereitete es ihm Sorge. Hatte er ganz am Anfang noch fast Freude daran empfunden, das Mädchen, das Erynn fast noch war, in ihrer geborgenen, manchmal etwas blutroten, aber dennoch mehrheitlich sicheren Welt zu quälen, so sehr wurde ihm in diesem Moment übel, da er sah wie grausam Rachegedanken auf sie wirkten. Der Magier hatte mit den wenigsten Situationen Probleme. Aber mit Erynn tat er sich seit einiger Zeit in so ziemlich jeder Hinsicht schwerer als er es je für möglich gehalten hatte. Das erste Mal in Bal Fall, dann im Molag Mar und jüngst ihr Ausbruch im Legionslager und viele Male dazwischen auch. Er seufzte tonlos und ging vor Erynn in die Knie um der in sich zusammengesunkenen Dunmer in die Augen schauen zu können. Um ihre vollständige Aufmerksamkeit zu erringen legte er seine Hand auf die ihrige. 'Hör mir zu! Den Kopf von jemandem zu fordern, der einem Übles angetan hat, ist mehr natürlich als abartig. Es ist nicht nur Groll, den du gegen Gumora hegst. Er hat dich verraten. Es ist schierer, heißer Zorn. Bring ihn um, zerfleische ihn, die Welt wird es eher als Erlösung verbuchen, wenn eine solche Kreatur nicht mehr ist... Nur bitte, tu wenigstens dir selbst einen Gefallen und lass soetwas nicht zur Gewohnheit werden.' Man konnte dem Kaiserlichen seine Sorge um Erynn deutlich anhören. Er zog seine Hand wieder zurück und erhob sich.
[Erynn]
Bevor sich Arranges aus ihrer Reichweite zurückziehen konnte, packte Erynn zu und bekam seine Hand zu fassen. Sie hielt sie ebenso sanft wie er die Ihre zuvor, doch mit einer gewissen Bestimmtheit. "Du kennst mich gut genug, Arranges. Ich habe nicht vor, daraus eine Gewohnheit zu machen und ich denke, daß es nicht viele Personen geben wird, die es ebenso verdienen wie Gumora, daß man sie bis ans Ende von Nirn jagt. Aber es ist, wie du sagst. Ich muß ihn erlegen, aus so vielen Gründen... Meine Kameraden in der Gilde wären nicht begeistert über das, was ich hier tue. Aber mir bleibt einfach nichts anderes übrig, sonst werde ich verrückt an dem Gedanken, daß ich es zugelassen habe, daß mir eine Kröte wie Gumora ungestraft so übel mitspielt."
[Arranges]
Er wartete einen Moment nachdem Erynn geendet hatte und löste sich dann schweigend von ihrem Griff. Manchmal bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich dich wirklich so gut kenne, wie ich es mir wünsche... 'Ich hoffe zumindest, dass du nicht weiterhin der süßen Frucht der Rache verfällst.' Er wusste nicht, was er ihr noch sagen sollte, er hatte tatsächlich Angst und Sorge um Erynn, darum, dass sich ihr Wesen zu einem wie Torrah wandeln könnte. Er sagte nichts weiter dazu, sondern wandte sich ab und entledigte sich schließlich noch seiens Lastgurtes und der des Schwertes. Mit einem grimmigen Blick hob er die Mithrilkette an und besah sich die Bescherung nochmal in Ruhe. Es war schlicht und einfach zerfetzt am Rücken. Rücken. Dachte Arranges nacheinigen Herzschlögen, die ihm wie Stunden vorkamen, in denen er auf das Panzerhemd gestarrt hatte. Mit einem Schnauben beförderte er die Rüstung wieder unsanft auf den Boden zurück. Er drehte sich zu Erynn um, die noch immer auf dem Stuhl saß. Kurz überlegte er. 'Erynn? Du erinnerst dich noch daran, wie ich eine Verspannung im Rücken hatte, die ich nicht selbst lösen konnte? Irgendetwas schmerzt wieder an der Stelle.' Zum Beweis hob er den rechten Arm und verzog gequält das Gesicht.
[Erynn]
Die Dunkelelfin lächelte. "Für einen Moment hatte ich befürchtet daß du mich bitten würdest, dein Kettenzeug zu reparieren. Dabei ist Mithril so ein verdammt kompliziertes Material." Sie nickte. "Wenn du willst, sehe ich mir die Sache mal an."
[Arranges]
'Nein, ich will es zur Abwechslung mal repariert und nicht nur geflickt haben.' Sagte er ohne dabei ihre Arbeit, die sie diesbezüglich schon oft geleistet hatte, abzuwerten. Für einen kurzen Moment zögerte er und es schien, als wäre er von seiner Bitte nicht wirklich überzeugt, aber schließlich entkleidete er seinen Oberkörper und sie tauschten die Positionen. Arranges saß jetzt mit verschrenkten Armen auf der Lehne des Stuhls und selbige zwischen den Beinen, leicht nach vorn gebeugt, während Erynn sich hinter ihn stellte. 'Ich kann es diesmal nur ungenau beschreiben, es ist wieder irgendwo auf Höhe des Brustkorbs.'
[Erynn]
Erynn ging nicht auf den Kommentar ein - tatsächlich hatte sie zumeist Flickschusterei geleistet, wenn unterwegs irgendwo etwas kaputtgegangen war - allein schon, weil sie kein Ersatzmaterial gehabt hatte. Stattdessen schaute sie etwas unsicher im Zimmer umher - es erschien ihr seltsam, bequem zurückgelehnt in einem Sessel zu sitzen und Arranges dabei zuzusehen, wie er sich auszog. Das war... nicht in Ordnung.
Ein paar Minuten später stand sie hinter dem Beschwörer und bekam einen genaueren Blick auf die Bescherung. "Was hat dich da getroffen? Eine Klinge?" fragte sie und bemühte sich, den langen, wunden Striemen nicht aus Versehen zu berühren, während sie die Muskelstänge neben Arranges' Wirbelsäule mit den Fingern entlangstrich. Wie immer war es nicht ganz einfach zu sagen, welche Muskeln wirklich verkrampft waren und welche ihr Begleiter unwillkürlich anspannte, weil jemand anderes ihm so nahe kam wie sie jetzt gerade. Erynn legte eine Hand auf seinen Hinterkopf und übte leichten Druck aus, bis er die Stirn auf seine Unterarme sinken ließ - das nahm zumindest einige Spannungen aus Nacken und Schultern.
"Ich hoffe, du hast ein wenig Zeit und Dreveni ist noch etwas mit Zuber füllen beschäftigt", bemerkte Erynn, als sie sich hinter ihren Freund kniete. "Das hier könnte etwas Zeit in Anspruch nehmen." Die Dunmer begann, die Rückenmuskeln etwa auf Nierenhöhe mit ruhigen, festen Bewegungen auszustreichen, wobei sie sich langsam aufwärts zu der schmerzenden Stelle vorarbeitete.
[Arranges]
Auch wenn er es nicht wollte, so verspannte er sich unwillkürlich, als Erynn begann. Der Striemen sah zwar böse aus, aber er schmerzte nicht. Teilweise fühlten sich die kühlen Hände der Dunmer eher angenehm an der heilenden Wunde an. Es dauerte nicht lange, bis der Kaiserliche sich doch völlig lockerte. Natürlich war da keine Verspannung. Für einen kurzen Moment fühlte der Magier sich auch ein wenig schlecht dabei. Aber noch während Erynn einen verkrampften Muskelknoten suchte, der gar nicht existierte, döste Arranges auf der Stuhllene friedlich hinüber in einen angenehmen Dämmerzustand.
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