Arranges verfolgte das Scharmützel, das der erste Stoßtrupp der Kaiserlichen vor dem Tor anrichtete, wie alle anderen Magier auch, ohne große Regung. Nichteinmal das große Obliviontor, eine Wand aus Feuer, höher als jede Festungsmauer und so breit, als wolle es ganz Vvardenfell auf einmal verschlingen, konnte auch nur einen der Kampfmagier dazu verleiten, mit der Wimper zu zucken.

Der Sturm, den die Söldner lostraten, als sie plötzlich mit allerlei Kampfrufen in die beiden kleinen Portale links und rechts des großen Tors drangen, war auch gleichzeitig das Kommando für die Kampfmagier. Stumm setzten sie sich in Bewegung. Unter einem Helm hörte Arranges hinter sich die blecherne Stimme eines Dunmers: 'Baune Ruhn Telvanni!' Jedoch leise und für sich selbst gesprochen. Kein Kampfruf war aus der Menge der arkanen Krieger zu hören, noch stürmten sie wild wie die Söldner auf das Tor zu.

Arranges hatte wieder das Gefühl, gegen eine heiße Mauer aus Stein zu laufen, als er in der ersten Schlachtreihe neben Joltexa durch das Tor trat. Der Kaiserlichen schien es nicht anders zu gehen, allerdings war sie auf soetwas wohl nicht vorbereitet gewesen. Sie keuchte und atmete für einen Moment schwer. Vor ihnen eröffnete sich ein Feld aus Asche, Staub und erstarrter Lava. Die Ebene war so breit, dass man links und rechts jeweils nur erahnen konnte, wo das Plateau steil in den blutroten Schimmer der Lavameere abfallen würde. Etwas, das Arranges mit absolut gar nichts zu vergleichen wusste, erhob sich in einiger Entfernung. Eine Festung, ein Bergfried, schwarz wie die Nacht, hob sich vom roten Firmament dieser Dimension ab. Verglichen mit dem Weißgoldturm wirkte diese Befestigung allerdings schlicht überdimensioniert und klobig. Der Kampfmagier blickte zu Boden, als er in etwas matschiges trat. Die verwesenden Überreste eines Mannes, den er dank des halb im Staub begrabenen Helms als Legionär des Reichs erkannte, zeugten von dem letzten Angriff auf den Belagerungsring. Aber wo sind die Daedra?! Tatsächlich war nichts, das man als eine dieser Kreaturen erkennen konnte, in weitem Umkreis zu sehen. Auf einen stummen Befehl hin marschierten die Telvanni unbeirrt weiter auf die Festungsanlage zu. Es zeigte sich, dass das Flimmern der Hitze und das Licht wohl das Auge zu täuschen vermochten, tatsächlich wuchs die Festung sehr viel schneller, als Arranges die Entfernung zwischen ihr und dem Tor geschätzt hatte und so dauerte es nicht sehr lange, bis sie einzelne Details erkennen konnten. Die Daedra scheinen sich ihrer Sache ziemlich sicher zu sein... Hinter den Magiern rückten Verbände der kaiserlichen Legion nach. Zuerst dachte Arranges, dass das leichte, rhytmische Beben von den Schritten der Soldaten kam, welche diesen lockeren Haufen Dreck durchrüttelten, doch das Beben wurde stärker. 'HALT!' Brüllte plötzlich jemand aus den hinteren Reihen. General Rovundh'Jàre drängte in die vorderste Reihe. Sie standen mittlerweile keine hundert Meter mehr von der monströsen Festung entfernt. Ein Graben verlief links von ihr durch die Ebene. Außer einem gewaltigen Tor und wenigen Schießscharten war nichts weiter zu erkennen, als die typisch gezackte und eckige Architektur der Daedra. An der roten Feuersäule, die aus dem höchsten der Türme innerhalb der Festung emporschoss, war die Position des Siegelsteins auszumachen. Arranges Herzschlag ging bei diesem Gedanken fast ein wenig zu schnell...

'Die Daedra scheinen kein großes Interesse daran zu haben, sich mit dem Hause Telvanni direkt zu messen. Und da das Reich vergessen hat, uns Belagerungsgerät zu schicken, müssen wir wohl selbst anklopfen.' Ertönte die Stimme des Generals. Er wandte sich zu dem Tor um, sprach eine Formel und im nächsten Augenblick verließ ein gleißendes Geschoss seine ausgestreckten Arme. Der Feuerball schlug in das Tor ein und ein gewaltiges Scheppern und Krachen ging mit lautem Nachhall durch die Festung. Als der Widerhall im Bauch des schwarzen Ungeheuers verklungen war und sich weitere elend lange Augenblicke nichts tat, wollte der Dunmer einen neuerlichen Zauber wirken, wurde in seiner Formel aber abrupt von einem Brüllen und Fauchen unterbrochen, das in Arranges Ohren nur mehr ein schrilles Pfeifen hinterließ, das die gequälten Ausrufe der anderen komplett übertönte. Das Tor explodierte förmlich unter dem Hieb von etwas sehr großem. Kreischend wurde ein Flügel aus den Angeln gerissen und flog davon, während der andere nur noch halb in seiner Verankerung hing.

Rovundh'Jàre konnte gar nicht so schnell reagieren, wie er von einem Feuerstrahl aus dem Maul eines Daedroths erfasst wurde. Ein Daedroth, das buchstäblich über sich hinausgewachsen war. Mindestens acht Meter schätzte Arranges und der Rest war ähnlich kolossal proportioniert. Der Dunmer hatte mehr Glück als Verstand und überlebte den Flammenstoß wegen seiner natürlichen Affinität zum Feuer. Den folgenden Prankenhieb jedoch sah er anscheinend nicht kommen. Im hohen Bogen segelte der Befehlshaber durch die Luft und schlug Staub aufwirbelnd auf. Er rührte sich nicht mehr. Das Daedroth kümmerte sich nicht weiter darum, sondern visierte jetzt die Kampfmagier und Soldaten an. Reines Chaos brach aus. Magier und Legionär rannten planlos ineinander in dem Versuch, den Hieben und dem Feueratem der Bestie auszuweichen, während andere versuchten, das Ungetüm anzugreifen. Zauber und unzählige Pfeile trafen die Kreatur. Zum Glück bewiesen die Magier mehr Hirn, als die zugegebenermaßen gänzlich wehrlosen Krieger. Es dauerte nicht lange, bis sich viele der Telvanni weit genug entfernt hatten um nun in Ruhe ihre Zauber sprechen zu können. Vor allem Schockzauber waren es, die das Reptil trafen und zusehends schwächten. Jedoch wurden jene, die dem Tor am nächsten standen bereits mit neuen Feinden konfrontiert. Vor allem Atronache und Valkynaz quollen jetzt aus dem zerstörten Tor und bedrängten die Verteidiger Vvardenfells dort mehr als hart. Arranges musste zusehen, dass er sich vom Tor wegbewegte, um dort nicht direkt zwischen die Fronten zu geraten. Das Daedroth blutete mittlerweile aus vielen Wunden, wobei ihn die Pfeile tatsächlich mehr zu schaden schienen, als die Magie. Es war aber deswegen nicht minder gefährlich, im Gegenteil. Es schien fast so, als würde sich seine Raserei mit jeder neu geschlagenen Verletzung noch mehr steigern. Sie mussten zuerst diesen überdimensionierten Wachhund loswerden, bevor sie wirklich in die Feste dringen konnten, um das Tor zu schließen. Indem ich den Siegelstein an mich nehme... Arranges sah, wie sich Einzelne wagemutig - oder weil ihnen die Pfeile ausgegangen waren - dem Monster im Nahkampf zu stellen versuchten. Einer Eingebung folgend, sprintete Arranges los. Er hielt direkt auf das Ungeheuer zu, das immer wieder mit Hieben versuchte, die zu treffen, die es mit Schwert und Lanze beharkten. Der Kaiserliche rief einen Speer, während er seinen Lauf nochmals beschleunigte. Hinter sich hörte er, wie die Linien vor dem Tor allmählich überrannt wurden. Ein Zauber verfehlte ihn nur knapp. Er hatte das Daedroth, das bis jetzt noch keine Notiz von ihm genommen hatte, fast erreicht. In diesem kurzen Augenblick musste alles stimmen, sonst wäre von ihm wie von dem dunmerischen General nicht mehr viel übrig. Er passte seinen Lauf zeitlich an. Ein weiterer Hieb ging auf einen Legionär nieder, der sich mit einem Satz nach hinten retten konnte. In diesem Moment kam Arranges von der Seite. In vollem Sprint hatte er den beschworenen Speer niedergesenkt, sodass die Spitze leicht schräg auf den Boden wies. Er festigte seinen Griff nochmals, sprang ab und stieß mit dem Speer zu, als wolle er mit einer Stange einen Bach im Sprung überqueren. Den Schwung, den er dabei mitgenommen hatte, trieb den Speer komplett durch die klauenbewährte Pranke des Monster und auf der Unterseite beinahe eine Elle tief in den Boden. Wie ein alles zerschmetterndes Donnergrollen rollte ein Brüllen über das Heer hinweg. Ein Ruck ging durch den Arm des Daedra, aber die Pranke war auf dem Boden festgepinnt. Ein Telvanni ließ die Chance nicht ungenutzt, duckte sich unter der anderen Pranke weg und war mit einem Satz auf dem Arm des Monsters. Mit einem Dolch krallte er sich in das Fleisch der Bestie, die jetzt ihre Extremität mit einem zornigen Ruck befreit hatte und wild um sich schlug und den Dunmer heftig durchschüttelte. Arranges kam nach einer etwas unsanften Landung schnell wieder auf die Füße. Gerade noch rechtzeitig. Er wandte sich zu dem Daedroth. Blitzschnell hatte er einen Zauber gesprochen. Der Arm des Monsters, mit dem er gerade nach dem Dunmer auf sich greifen wollte, wurde mitten in der Bewegung gestoppt und kurz ein wenig zurückgerissen. Das verschaffte dem Telvanni Zeit genug, um einen zweiten Dolch zu ziehen um sich mehr Halt zu verschaffen. Jetzt schien auch ein Großteil des Heers diese eine Chance zu begreifen und setzte alles daran, der Kreatur irgendwie zu schaden. Viele zogen jetzt ihre Klingen und rannten los. Der Daedra, noch immer mit dem lästigen Elf beschäftigt, der sich Stück für Stück nach oben kämpfte, bemerkte nicht, wie viele wütende Soldaten und Elfen mehr oder minder gleichzeitig ausholten und in diesem Augenblick war nicht nur das Kreischen von Klingen auf Hornschuppen und das Reissen von Fleisch zu hören, sondern es flog alles, was auch nur entfernt scharfkantig oder magisch war, auf das Daedroth zu. Das Biest wurde regelrecht eingedeckt, von Pfeilen, Schockmagie, Eiszaubern, Dolchen, Speeren, Schwertern, Messern, Steinen und Knochen... begleitet von einem wütenden Fauchen knickte der rechte Fuß ein. Der Elf war mittlerweile auf dem von massiven Knochenplatten bedeckten Rücken des Daedroths angekommen. Mit einem Satz war er auf dem Kopf und jagte der Kreatur einen Dolch direkt in eines der hasserfüllten Augen. Ein weiteres Brüllen wurde erstickt, als ein Legionär seine Saufeder im Hals des Monsters versenkte. Weitere Streiche, geführt auf den Hals und die Augen sorgten dafür, dass sich dieser Daedra nicht mehr erheben konnte. Während einige Gruppen schon wieder auseinander und in eine halbwegs geordnete Formation drängten, ging ein Jubeln durch das gesamte Heer ob diesem kleinen Etappensieg.

Doch die Verschnaufpause währte nur wenige Herzschläge. Wütend erklangen die Stimmen einiger Dremora und das Grollen von noch mehr Atronachen, die jetzt vom Tor der Festung her auf die Armee losgingen. Berauscht von dem Sieg über das Daedroth, stürmten unzählige Männer los, ohne auf irgendwelche Befehle zu achten. Andere Verbände formierten sich um das Daedroth neu. Der Schauplatz der Schlacht hatte sich mittlerweile auf beinahe die gesamte Ebene ausgedehnt. Es war keine Schlacht, in der man darauf achten musste, nicht seinen Nebenmann noch zu verletzen bei einem Hieb auf den Gegner. Die gesamte Welt der Totenlande schien erfüllt von Schlachtenlärm, in die allgegenwärtige Hitze mischte sich noch der berauschende Geruch von Blut. Mit Pfeilen versuchte hier keiner mehr Daedra zu töten, die Chance einen Schergen Mehrunes zu treffen war so hoch, wie einen Soldaten aus den eigenen Reihen zu töten. Überall dort, wo Telvanni mitmischten, zuckten vor allem Schockzauber und durchschlugen für den Bruchteil eines Lidschlages das allgegenwärtig rote Licht in dieser Welt. Arranges folgte mit ein bisschen Abstand zwei Kampfmagiern der Telvanni mit großen Schritten Richtung Tor, das momentan am härtesten umkämpft wurde und wo sich hauptsächlich Telvanni aufhielten. Hier wurde schmutzig gekämpft. In der Regel entschied das Arsenal an Zaubern, wer einen Kontrahenten niederstrecken konnte oder selbst fiel. Arranges wurde plötzlich von den beiden Telvanni getrennt, als ein fehlgeleiteter Feuerball neben ihm einschlug. Als sich der Staub und die Rauchschwaden nach wenigen Augenblicken verzogen hatten und Arranges wieder klar sehen konnte, trat vor ihm ein Dremora aus dem Getümmel und hatte spontan ihn als Gegner gewählt. 'Scheiße!' Knurrte Arranges. Mit großen Schritten kam der Daedra auf ihn zu, in einer Hand ein Schwert, in der anderen einen Stab, der verdächtig feurig glühte am oberen Ende. Ich habe keine Zeit für soetwas! Der Magier rief sich kurzerhand einen Dremorafürst an die Seite und hüllte sich selbst in einen daedrischen Panzer. Der Kynreeve Mehrunes zeigte sich dem Markynaz von Arranges nach einem kurzen Schlagabtausch und einer Explosion unterlegen. Arranges steuerte weiter auf das Tor zu, doch plötzlich wurde er am Arm zurückgehalten. Er drehte den Kopf zur Seite und blickte in das ein wenig in Mitleidenschaft gezogene Gesicht Joltexas. 'Sicher, dass ihr da hin wollt?'
'Ja?' Antwortete er. Joltexa ließ seinen Arm wieder los. 'Ich glaube nicht... folgt mir!' Arranges zögerte. 'Na los, ich habe einen Weg gefunden, der einfacher ist, als sich am Tor in Stücke hauen zu lassen...' Arranges folgte nach einem weiteren skeptischen Blick der Kaiserlichen. Konfrontationen ausweichend, so gut das möglich war, bewegten sie sich auf den Rand der Schlucht zu. Die Dichte der Kämpfenden nahm hier stark ab und als Arranges einen Blick in den Abgrund warf, wusste er auch gleich, warum. Das hier war nicht einfach nur eine Schlucht, es war ein Graben ins Nichts. Mit ein bisschen Phantasie hätte man in ungeahnter Tiefe vielleicht einen leichten roten Schimmer erkennen könnten, aber das hätte genausogut Einbildung sein können. Er blickte fragend zu Joltexa. Diese deutete nur stumm auf einen Punkt in der Schlucht. Unmittelbar unter den Mauern der Festung, welche direkt an dem Abgrund stand, war ein Tor mit einer kleinen Plattform. An der Plattform hingen an langen Ketten einige Käfige. Von dem Balkon führte ein schmaler, in den Felsen gehauener Pfad hinauf zur Ebene. Vom oberen Ansatz des Pfades waren sie gar nicht so weit weg. In stummem Einvernehmen huschten sie auf den Pfad zu. Joltexa ging voran, Arranges folgte ihr. Auch hier hatte die Entfernung getäuscht und schon nach kurzem standen sie ungesehen unten auf dem Vorsprung vor dem kleinen Tor. 'Bleibt nur zu hoffen, dass das nicht verschlossen ist.' Sagte Arranges und legte Hand an das Tor. Zu ihrer beider Überraschung schwang der Flügel jedoch butterweich nach innen auf. Drinnen erblickte Arranges die Architektur, die für diese Bergfriede ebenfalls mehr als typisch war und die er jetzt zum vierten Mal bestaunen durfte - oder wenn es nach ihm ging, musste. Sie folgten dem langen Gang, bis sie in eine kleine Halle traten. Rechts führte eine Rampe nach oben, während links Licht aus einem angrenzenden Raum in die eher dunkle Halle fiel. Einige Schatten waren zu sehen und kurz waren einige Worte zu hören. An der Stimme erkannten die beiden Kaiserlichen Dremoras. Joltexa drehte sich zu Arranges herum, legte einen Finger an die Lippen und deutete die Rampe hinauf. Arranges wollte zuerst lauthals widersprechen. Was waren das schon, Dremora, er hatte dort draußen mehr als nur zwei getötet, da während diese Wachen hier unten auch kein Problem mehr gewesen. Aber etwas im Hinterkopf zügelte ihn. Wenn ich den Sigelstein sicher haben will, muss ich mir meine Kräfte aufsparen, wer weiss, von was für Ungeziefer ein großer Siegelstein bewacht wird... So leise wie irgend möglich, versuchten die beiden die Rampe hinaufzuschleichen. Aber Arranges Art war es nunmal nicht, sich möglichst leise zu bewegen. sie waren fast oben, als etwas an seinem Gürtel klapperte, nicht sehr laut, aber dennoch deutlich hörbar. Ein Fauchen kam aus dem Wachraum. Verdammt! Beide handelten sie instinktiv. SIe kauerten sich so flach es ohne weiteren Lärm möglich war, auf die Rampe. Ein gekrönter Helm erschien in der Tür und ließ seinen Blick einmal umherschweifen. 'Nichts!' Und die roten Augen verschwanden wieder. Arranges und Joltexa ließen beide gleichermaßen den Atem entweichen. Sie richteten sich wieder auf und schlichen weiter nach oben. Plötzlich jedoch hörten sie sehr lautes und deutliches Geschepper von Bänderrüstungen aus dem Gang, von wo auch sie kamen. Die kleine Halle stand schneller voller Dremoras, als Arranges oder Joltexa es für möglich gehalten hatte. Fackelschein wurde hell in dem Gang und es dauerte keine weitere fünf Herzschläge, da stürmten Legionäre aus dem Gang. 'Ja gut, dann können wir auch gleich mitmachen.' Sagte Arranges einfach nur, richtete sich auf. Ein Daedroth wuchs aus dem dunklen Stein der Rampe. Die Daedra unten in der Halle konnten kaum so schnell reagieren, wie sie sich eingekesselt wiederfanden. Zwar waren die Soldaten an sich keine Herausforderung, doch wurden sie jetzt zusätzlich von oben mit Zaubern eingedeckt. Arranges, der nicht anders konnte, musste auf Frostmagie zurückgreifen, was aber für die Dremora niederen Ranges allemal genügte. Für jeden Dremora, der fiel, drängten gleich zwei Legionäre nach. Anscheinend sind wir doch nicht gänzlich ungesehen verschwunden... Auch gut, mit einem Angriff von innen rechnen die Daedra ersteinmal sicher nicht... Es dauerte nicht lange und die Halle war sauber. Ohne groß Notiz von den beiden Kampfmagiern zu nehmen, stürmten die Soldaten nach oben. Arranges und Joltexa wurden einfach mitgezogen. Oben kamen sie in eine weitere kleine Halle, von der aus zwei Türen wegführten. Eine davon stand offen und man hatte direkten Einblick in den Hof. Schlachtenlärm drang herein, das statische Knacken von Schockmagie war zu hören und jede Menge Fauchen und Brüllen von den Daedra. Mit teils barbarischem Getöse quetschten sich die Legionäre auf den Hof hinaus. Bestialisches Fauchen war zu vernehmen, als die Schergen Mehrunes realisierten, was los war. Aber über all dem Scheppern von Stahl auf Stahl, ertönten plötzliche Kampfrufe: 'Baune Telvan!' Immer wieder waren diese Worte zu vernehmen. Explosionen mächtiger Zauber wurden laut neben der tobenden Raserei, in welche sich die Daedra nun steigerten, ob der drohenden Niederlage.

Arranges wollte sich neben einem Soldaten ebenfalls auf den Hof hinausquetschen, als er abermals von Joltexa zurückgehalten wurde. Sie deutete auf die andere Tür. 'Wir müssen den Siegelstein holen, auf dem Hof werden wir das nicht schaffen.' Arranges hinterfragte gar nicht, warum Joltexa anscheinend zu wissen schien, wie der Weg zum Siegelturm war, er wollte nur den Stein in Händen halten. Er folgte der Kaiserlichen. Sie durchschritten das Portal nach draußen und fanden sich auf einer Rampe wieder, die sich steil an der Mauer entlang zu einem weiteren Turm hinaufwandt. Von diesem Turm aus führte eine Brücke hinüber zu einem Turm, der nur der Siegelturm sein konnte. Sie wurden nicht aufgehalten, noch mussten sie sich nochmal an Wachen vorbeischleichen. die gesamte Besatzung der Feste war mittlerweile unten im Hof und wehrte sich mit aller Kraft gegen das Heer aus Nirn, das - den Daedra zahlenmäßig mittlerweile weit überlegen - die Dämonen immer mehr bedrängten. Das jedoch musste nichts heißen. Ein Dremora war locker 3 oder 4 gute Soldaten wert, zudem waren sie ausdauernder als die sterblichen Krieger. Jedoch verlieh die Aussicht auf einen sauberen Sieg hier Mer und Mensch ungeahnte Kräfte.

Joltexa und Arranges hatten die Siegelkammer erreicht und betraten die halbkreisförmigen Gänge, die symmetrisch um die runde Kammer angelegt waren. Joltexa stoppte allerdings vor den türlosen Durchgängen, die in den von organischem Gewebe bespannten Dom der Siegelkammer führten. Sie drehte sich zu Arranges herum. 'Was ist?!' Fragte Arranges gereizt. 'Und ihr wart doch schon im Reich Mehrunes!' Was zum... Teufel?! 'Ja, ihr habt mich ertappt, ich war schon ziemlich oft in den Totenlanden...'
'Gut, das werte ich als Geständnis. Und die Morgenröte war sich langsam schon unsicher.'
'Die Morgenröte? Ihr meint die Mythische Morgenröte?'
'In der Tat.' Joltexa umgab sich mit einem Schleier, der sich zu einer Rüstung verfestigte, die Arranges zwar noch nie selbst gesehen, aber bereits unzählige Beschreibungen dazu gehört hatte. Eine Rüstung, deren geschmiedete Teile Schutz boten, wo er nötig war und sonst mit rotem Tuch kombiniert wurde. 'Ihr habt drei Tore geschlossen... Einen Menschen, mit solch umfangreichem Wissen über Mehrunes Reich und die Tore, können wir nicht weiter dulden, ihr behindert unseren Herrn!' Arranges war einigermaßen überrascht. Joltexa hatte ihn sauber in die Irre geführt... und das zugegeben nicht nur allein mit ihrem Wissen über die Zerstörung, er hatte sich überhaupt von ihr täuschen lassen. Das kommt dabei raus, wenn man sich nicht auf das Wesentliche konzentriert. 'Ihr bleibt stumm?'
'Was soll ich denn sagen, außer geht zur Seite?'
'Nein, ihr werdet diesen Siegelstein nicht bekommen, Tel Vos wird fallen!' Arranges hob recht unbeeindruckt eine Augenbraue. 'Los, geht zur Seite...' Sagte er tadelnd. Stur blieb Joltexa stehen und versperrte ihm den Durchgang. Allerdings war Arranges Geduld an dieser Stelle auch zu Ende, gleißende Flammen hüllten seine Hände ein. 'Ich werde euch töten, wenn ihr es auch nur versucht, den kleinen Finger...' Statt den Satz zu vollenden drang nur ein Keuchen, gefolgt von einem erstickten Geräusch unter der Gesichtsmaske hervor. Einen Lidschlag später folgte entsetztes Kreischen, während Qualm aus den Augenlöchern drang. Die Rüstung begann an manchen Stellen zu glühen, während die Stoffteile plötzlich in Flammen aufgingen. Joltexa begann förmlich vor ihm zu schmelzen. Wieder konnte Arranges nur ein verdutztes Gesicht machen. 'Der Siegelstein bleibt nie unbewacht!' Hörte Arranges eine dünne und krächzende Stimme aus der Sigelkammer. Er trat durch den kleinen Torbogen und stand plötzlich direkt einem... Daedroth? gegenüber. Nunja, an und für sich war es ein Daedroth, nur besaß es eine schmale Gavialsschnauze und einen sonst sehr menschenähnlichen Körper, mit einem Lendenschurz. Außerdem war die Kreatur kaum größer als Arranges. 'Noch ein Opfer?' Fragte das Ding. 'Nein, kein Opfer, ich bin nur hier um den Siegelstein zu holen...' Sagte er, grinste kurz und machte, noch während er sich arg über sich selbst wunderte, Anstalten, einfach an dem Daedra vorbei zugehen. 'Opfer!' Der Ausruf, der wie ein Befehl stehen zu bleiben klang, bewog Arranges, sich nochmal zu der Kreatur umzudrehen und seinem Reflex hatte er es zu verdanken, dass sein Kopf eine Sekunde später noch an seinem angestammten Platz saß. Mit einem saftigen Klacken schnappten die Kiefer vor Arranges Gesicht zusammen. Jetzt reichts! Arranges zog seinerseits schneller sein Schwert, als das Daedroth reagieren konnte und zog die Klinge einmal quer über den Torso der Kreatur. Er erwartete eigentlich ein kleines Zeitfenster, in dem er direkt den nächsten Streich führen konnte, aber obwohl der Daedra aus einer klaffenden Wunde blutete, sprach er einen Zauber. Der Nekromant warf sich gerade noch rechtzeitig zur Seite, um dem Feuerstrahl entkommen zu können. Sein Umhang wurde jedoch erfasst und wurde bis zur Hälfte von unten versengt. Grün glühte auf und traf das Daedroth. Sofort knickte es ein, jedoch schien dieses Daedroth mehr Willenskraft zu besitzen, als alle anderen, denn statt flach auf den Boden gezogen zu werden, kniete es nur und stützte sich mit einer Hand hoch. 'Stirb!' Rief Arranges, holte mit dem Schwert aus und hätte das Daedroth sicherlich geköpft. Das Schild eines beschworenen Caitiffs jedoch blockte den Angriff und sofort folgte der Konter. Arranges sah sich beraubt jeglicher Magie. Jetzt aber raus hier... Er lenkte einen Streich des Dremoras zur Seite weg, machte dann auf dem Absatz kehrt und sprintete so schnell er es noch vermochte, die Treppen hinauf zum Siegelstein. Das Dremora war ihm jedoch dicht auf den Fersen und just in dem Moment, in dem er nach der faustgroßen Kugel griff, spürte er noch, die Klinge des Daedra quer über seinen Rücken fuhr und die Mithrilkette teilweise durchdrang.

Die Dimension Mehrunes zerbrach einfach und schleuderte alles, das noch am Leben war und nicht in die Totenlande gehörte, zurück nach Mundus. Arranges fiel an Ort und Stelle zwischen unzähligen Soldaten auf die Knie. Allgemeine Verwirrung rollte über das Feld, doch dann, eine Sekunde des Begreifens später, brach Jubel aus. Arranges richtete sich auf. Rund um ihn umarmten sich mit Blut verschmierte Männer, ob ihr eigenes oder fremdes. Gestandene Krieger brachen in Freudentränen aus, während andere ihre Waffe gen Himmel reckten und 'Baune Telvan!' oder 'Für das Kaiserreich!' Brüllten. Arranges nutzte den Freudentaumel und ließ den Siegelstein in einer tiefen Tasche verschwinden. Die lange Wunde am Rücken blutete zwar und sein Kettenhemd hing ihm nur noch in Fetzen am Leib, aber es war nur eine oberflächliche Fleischwunde, nichts Ernstes, auch wenn es brannte wie Feuer.

Einer Eingebung folgend, wandte er sich in die Richtung, in der das kleine Tor stand, welchem Erynn zugeteilt war. Er genoss die schwache Brise, die jetzt aufkam und das, was von seinem Umhang noch übrig war, zur Seite wegwehte.