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Legende
Die Genesung der Dunkelelfe machte während der folgenden beiden Tage deutliche Fortschritte und am dritten Tag war sie bereits wieder so weit, dass sie aufstehen konnte. Arranges war allerdings so lange noch skeptisch, bis die Mer ihn schließlich doch noch davon überzeugen konnte, dass sie sich selbst im Sattel zu halten vermochte. Der Magier war zwar noch der Meinung, dass es vielleicht besser wäre, wenn sie entweder hinter Dreveni oder ihm sitzen würde, aber auch ihm war diese ganze Jagd und vor allem die Warterei schlussendlich doch langsam aber sicher zuwider, sodass er es nicht darauf ankommen ließ, mit Erynn stundenlang darüber zu streiten und sie stattdessen gewähren ließ. Sie hatten das Lager rasch abgebrochen.
Die hatten auch die letzten Ausläufer der Aschewüste bald hinter sich gelassen, die Amur war nur mehr als sehr schmaler, dunkler Streifen am Horizont über den weiten, von sanften Hügeln gewellten Landschaften die sie jetzt umgaben, zu erkennen. So weit das Auge reichte, sah man beinahe ausschließlich saftiges Grünland aus dem vereinzelt Baumgruppen hervorstießen, deren Kronen nach der kargen Staubwüste fast ein wenig überladen von Blättern und Früchten wirkten. Lediglich im Westen erhob sich hinter einer dunklen Aufwerfung ein so gewaltiger einzelner Berg, dass er es vermochte, mit seinem Schatten größte Teile der Ländereien östlich seiner Flanken ins Dunkel zu tauchen, wenn die Sonne hinter ihm versank, die Welt ringsherum aber noch im letzten Abendgruß erhellte. Hin und wieder entluden sich breitere Wolkenbänder, die von den leichten Briesen aus der Richtung über das Innere Meer getrieben wurden, in der die Zafirbelbucht mehr zu erahnen, als zu sehen war, in sanften Regenschauern. Allein dieses Land jenseits der kaiserlichen Imperialisierung im Westen und jenseits der Ascheländer, schien die Strapazen wert gewesen zu sein. Aber Arranges musste sich dann doch immer wieder konzentrieren und zusammenreissen um nicht im Anblick von am Wegesrand wachsenden Blumen zu versinken.
Vvardenfell war so andersartig, bizarr und vielseitig. Mehr und mehr drängten sich vereinzelte Erinnerungen an die Zitternden Inseln in seine Gedanken.
Sie waren mittlerweile gut und gerne 6 Tage unterwegs, als sich endlich wieder Silhouetten am Horizont im Norden abzeichneten. Lediglich zur Erahnung taugten Umrisse, die sie bis jetzt weitab ihrer Route gesehen hatten, eine davon hatte Arranges als eine Festung der alten Chimer erkannt... oder glaubte zumindest, dass der Schatten des dunklen Gemäuers der Abbildung in einem Buch über die Ahnen der Dunmer sehr ähnlich gewesen war. Was sie jetzt allerdings vor sich hatten, waren eindeutig wieder höhere Hügel. Auf einer Anhöhe, die man vielleicht schon als kleinen Berg beziechnen hätte können, thronte eindeutig der hochgreifende Umriss einer kaiserlichen Festung, allerdings mischten sich unter die geometrisch korrekten Formen der Türme aus Stein und Mörtel noch andere, sehr gewagte spitze und kugelartige Gebilde. Ein Pilzturm? Arranges hatte von diesen sehr seltsamen Behausungen schon gehört, aber eben auch nur dass es sie gab, diese Häuser in Pilzen. So klein die Festung am äußersten Rande ihres Sichtfeldes auch wirkte, so neugierig konzentrierte sich der Nekromant auf sie. Er grübelte darüber nach, was er noch alles von diesen Türmen wissen mochte, als ihm plötzlich auffiel, was genau daran nicht stimmte. Aus dem Dunst, der schon seit Beginn des Tages über dem Norden des Landes hing und Regen ankündigte, schälten sich jetzt deutliche Rauchsäulen, die der Schätzung des Kaiserlichen nach gar nicht so weit von der Festung weg waren. Großartig... ich hoffe, das sind nur irgendwelche Ritenfeuer, die Dunmer dort entzündet haben. Er sprach die Säulen allerdings nicht an, die beiden Elfen würden sie bereits selbst entdeckt haben. Vor einem Tag hatten sie eine mehr oder wenig gut befestigte Straße gekreuzt, der sie dann schließlich nach Norden gefolgt waren. Aber als auch weder Dreveni, noch Erynn etwas zu den Rauchschwaden sagten, ritten sie in stummem Einvernehmen auf der Straße weiter.
Es zeigte sich, als der Abend bereits dämmerte, dass Arranges sich leicht verschätzt hatte, die Erhebungen waren deutlich näher, als er dachte, die weiten Ländereien um sie herum hatten über die Entfernung arg getäuscht. Während die Festung, die Hügel und leider auch der Rauch, sehr viel schneller näherkamen, schlug ihnen zudem auch noch sehr bald ein Geruch von schwelendem Fleisch und Holz entgegen. Allerdings war alles zusammen noch so weit weg, dass man noch immer kaum etwas Genaueres erkennen konnte.
Regen setzte ein und ließ die letzten Strahlen der Sonne am Himmel verwischen, während der Geruch von Rauch immer deutlicher wurde, Die Straße schlang sich vor den Wandernden um einen Hügel und plötzlich tauchte eine Laterne vor der Gruppe aus der Dunkelheit auf. Arranges, wie auch die beiden Mer brachten die Guare im Affekt zum Stehen. Brummend stemmten sich die Reitechsen in den matschigen Boden und lockerten dann wieder das Gebissstück, indem sie mit dem Kiefer darauf herummahlten - komischerweise zeigten sie in diesem Augenblick kein Anzeichen davon, dass sie irgendwo Gefahr wahrnahmen. 'Ich würde das nicht tun, wenn ich euch wäre!' Erklang die tiefe und rauhe Stimme eines älteren Dunmers, als alle drei beinahe gleichzeitig zu den Waffen griffen. Die Laterne wurde etwas höher gehalten und zum Vorschein kam eine sehr uniformell wirkende Knochenrüstung, wie sie die drei auch schon in Balfall gesehen hatten. Die roten Augen eines Dunmers blitzten in dem vom Regen schlierigen Schein der Glaslaterne auf. Noch einige Herzschläge lang hielt Arranges seine Worte in seinem Mund und den Schwertgriff in seiner Hand, bevor er seine Finger doch lockerte. 'Wenn ihr kein Wegelagerer seid, so gebt die Straße frei, wir haben es recht eilig.' Sagte der Kaiserliche bestimmt aber nicht aggressiv.
'Wohin? In den Tod?'
'In den Tod?'
'Ja, in den Tod,' gab der Dunmer zurück, 'ihr stammt nicht von hier?'
'Nein.'
'Dann könnt ihr das auch schlecht wissen. Die Daedra belagern Tel Vos, wo ihr zwangsläufig hingelangen werden würdet, folgtet ihr dem Verlauf dieser Straße noch zwei Tage nach Norden.' Arranges stutzte. Das... glaub ich jetzt nicht!
'Ich nehme an, der Hafen Vos ist ebenso betroffen?'
'Allerdings... aber von Hafen kann kaum noch die Rede sein, zumindest wenn man davon ausgeht, dass in einem solchen Schiffe regelmäßig ankern. Meister Aryon Telvanni paktiert mit den Ahemmusa an der Küste zum Geistermeer um von dort aus Flüchtlingsschiffe nach Dagon Fel verkehren können zu lassen.'
Verdammte Scheisse! 'Wir müssen nach Tel Vos!'
Der Soldat schüttelte den Kopf. 'Tut mir leid, aber die Weideländer ab hier sind auf geheiß des Kaiserreichs zivile Sperrzone bis zur Küste.'
'Gut, wir sind auch keine einfachen Zivilisten.'
'In der Tat, einfach vielleicht nicht, aber Soldaten oder Würdenträger seid ihr dennoch nicht. Natürlich kann und werde ich euch nicht daran hindern, der Straße weiter zu folgen, ich bin lediglich dazu da, Unwissende nicht in ihren Tod laufen zu lassen... wenngleich ich das bei machen gerne mal getan hätte...'
'Dann gebt den Weg frei.' Forderte Arranges wiederholt. Der Dunmer trat zur Seite. 'Nur noch ein Wort der Warnung: Spätestens mit dem Morgengrauen werdet ihr den Belagerungsring erreicht haben. Ich weiss, dass sich außerhalb des Ringes im Westen und Süden Truppen der Legion und einige wenige verstreute Kampfmagier der Telvanni stationiert haben um verirrte Reisende, die nicht auf den offiziellen Straßen unterwegs sind, abzufangen. Ich habe keine Ahnung, wie sie mit ihnen verfahren, aber in aller Regel werden sie mit Eskorten zur Küste gebracht.' Ganz klasse! Im Geiste schüttelte Arranges den Kopf. 'Noch eine Frage, bevor wir dieses Riskio auf uns nehmen. Kam hier unlängst ein Argonier durch?'
Der Soldat hob nur die Schultern. 'Zumindest auf dieser Straße in den letzten zehn Tagen nicht, ich weiss aber, dass sie bei der Legion erst vor einigen Tagen eine Gruppe Argonier frisch rekrutiert haben. Ehemalige Sklaven, die sich eine erneute Versklavung ersparen wollten und sich deswegen dem kaiserlichen Drachenbanner angeschlossen haben.'
Arranges nickte nur und drückte dann seinem Guar die Stiefel in die Flanken. Gut, dann müssen wir zum Lager der Legion. Mit ein bisschen Glück ist oder war Gumora unter diesen Argonieren... Diese Erkenntnis dürfte mit Sicherheit auch bei den beiden Dunkelelfen aufgekommen sein.
Geändert von weuze (27.12.2011 um 00:52 Uhr)
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