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Fossil
Weideländer
Es gelang Erynn an dem Abend tatsächlich ein Essen zu bereiten, das trotz interessanter Konsistenz ziemlich gut genießbar war, wenngleich Arranges nicht müde wurde zu betonen, daß es in Farbe wie Beschaffenheit extrem, wie er sich ausdrückte, 'phantasievoll' sei. Es hielt ihn trotzdem nicht davon ab, ordentlich zuzulangen. Dreveni zog sich wieder etwas in ihre Reserviertheit zurück, wenngleich sie Erynn plötzlich nicht mehr ganz so kalt erschien wie bisher. Es war, als ließe die Aussicht darauf, die gefährliche Molag Amur morgen endgültig hinter sich zu lassen, sie alle etwas gelöster und entspannter werden.
Die Nacht verging ohne Zwischenfälle und sie brachen das Lager ab, noch lange bevor sich die Sonnenscheibe über die Hügelkämme östlich von ihnen geschoben hatte. Tatsächlich waren sie noch keine halbe Stunde unterwegs, bis die zerklüftete Aschewüste die drei Reisenden in das weite Grasland entließ, dessen kleine, sanfte Hügel die ganze Gegend wirken ließen wie ein in der Zeit erstarrtes, grünes Meer. Erynn mußte unwillkürlich lächeln und fühlte sich irgendwie, als hätte man sie aus einem Käfig gelassen, als sie ihren Blick über die vom Morgenlicht beschienene Ebene schweifen ließ. Ja, irgendwie hatte sie die Molag Amur lieben gelernt, aber die Wüste war... erschlagend. Vereinnahmend. Irgendwann wurde es mehr, als man ertragen konnte. Jetzt, wo sie die schroffen, skurrilen und verwinkelten Felsformationen der Amur hinter sich gelassen hatten, die irgendwelche Lavaströme vor Urzeiten geschaffen hatten, wäre die Elfin am liebsten von ihrem Guar gesprungen und vor schierer Lebensfreude einfach nur geradeaus gerannt. Sie verkniff sich diese Anwandlung und gab sich damit zufrieden, einfach nur die Sonne auf ihrem Gesicht zu genießen.
Einen halben Tag lang waren sie schon in flottem Trab im Grasland unterwegs und kamen gut voran. Vereinzelt zogen sich breite Trampelpfade durch das Hügelland, jedoch zogen sie es vor, sich querfeldein immer in Richtung Nord-Nordost zu halten, um Zeit zu schinden.
Es war früher Nachmittag, als sie die Kuppe einer kleinen Erhebung überquerten und sich plötzlich, ohne jede Vorwarnung, in einer Art Jägerlager wiederfanden. Die vier wild aussehenden, in Tierhäute gekleideten Dunmer, die um ein gerade erlegtes Kagouti herumhockten, wirkten nicht weniger überrascht als sie selbst, fingen sich jedoch als erste wieder.
Bevor auch nur einer der Neuankömmlinge reagieren konnte waren sie aufgesprungen und kampfbereit. Primitiv aussehende Bögen und Keulen erschienen in ihren Händen und sie verteilten sich zunächst in einem Halbkreis um die Gruppe aus Cyrodiil herum, doch es dauerte nur wenige weitere Herzschläge, die Dreveni, Arranges und Erynn brauchten, um von ihren Guars zu springen und ihrerseits nach den Waffen zu greifen, bis die Aschländer den Ring um die drei geschlossen hatten. Sie wirkten nicht, als hätten sie auch nur das geringste Interesse an einer Unterhaltung, bei der Worte verwendet wurden.
Erynn hob ihren Bogen. Deckung gab es nicht, also müßte sie schnell sein. Sie hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als sie einen heftigen Schlag in der linken Schulter spürte, als hätte jemand einen Stein auf sie geworfen. Mit einem Schlag wurde ihr Arm bis zu den Fingerspitzen taub und der Bogen fiel aus ihrer Hand. Verwirrt schaute sie an sich herab und starrte ungläubig auf den Pfeilschaft, der aus ihrer Schulter ragte. Was zum Henker...? Wie kannst du es wagen?! Wutentbrannt riß sie ihr Schwert aus der Scheide und machte Anstalten, sich auf den fremden Dunmer zu stürzen, der bereits einen zweiten Pfeil auf der Sehne und alle Zeit der Welt hatte, um genau zu zielen. Das Geschoß schlug in ihren rechten Oberschenkel ein und ließ die Kriegerin straucheln und auf die Knie fallen, während um sie herum der Tumult losbrach. Dann schlug der Schmerz ein.
Erynn warf den Kopf in den Nacken und brüllte all ihre Pein heraus, ebenso wie die Wut darüber, hilflos und entwaffnet am Boden zu liegen und nichts tun zu können. Was bildeten sich diese Wilden eigentlich ein, sie ohne vernünftigen Grund mit Pfeilen zu spicken? Durch den roten Nebel aus Qual spürte sie, wie sie auf die Seite kippte. Trotzdem arbeitete ihr Hirn fieberhaft an einer Lösung, bis ihr plötzlich das Smaragdamulett wieder einfiel, das um ihren Hals hing. Arranges hatte es ihr eingentlich als Abschiedsgeschenk gegeben, kurz bevor sie sich dann doch entschieden hatten, Gumora gemeinsam zu jagen. Benutzt hatte sie das magische Schmuckstück noch nie, aber Erynn wußte, welche Macht darin schlummerte. Ihre Rechte schloß sich fest um den Edelstein und nur mit dem festen Willen, die Magie darin zu wecken gelang es ihr, einen Caitiff aus dem Reich des Vergessens an ihre Seite zu rufen. Sie spürte die Gedanken des Wesens, den heißen, fast rasenden Zorn, hervorgerufen durch den Schmerz derer, die ihn in diese Existenzebene geholt hatte. Töte unsere Feinde! schleuderte sie der Beschwörung in Gedanken entgegen und rief sich ein Bild der Aschländer vor Augen um dem Daedra zu vermitteln, was sein Ziel sein sollte.
Die Dunmer hörte noch das wütende Fauchen des Dremora, als er sich den Angreifern entgegenwarf, dann schloß sie die Augen, als die Pein, welche die Pfeilwunden verursachten, sie überwältigte. Am Rande der Bewußtlosigkeit konzentrierte sich Erynn nur noch darauf, die Verbindung zu der Kreatur aus Oblivion aufrecht zu erhalten, während der Kampfeslärm um sie herum zu einem unentwirrbaren Donnern verschmolz...
Geändert von Glannaragh (12.12.2011 um 06:02 Uhr)
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