"In Ordnung, ICH werde mich dann um die Karte kümmern.", sagte Dreveni und stieß sich dabei von der Wand ab. Sie hoffte dass es klar genug geworden war, dass sie auf Arranges Gesellschaft keinen Wert legte, und Erynn war ohnehin zu fertig um irgend etwas zu unternehmen. Sie ging noch kurz auf ihr Zimmer, um ihren Beutel mit den Münzen zu holen, sperrte die Türe hinter sich zu und ging nach oben. Im Schankraum, der um die Zeit schon wieder relativ leer war, überlegte sie kurz etwas zu essen, entschied sich aber dann dagegen. So richtig hungrig war sie noch nicht. Draußen vor der Tür stellte sie erfreut fest, dass es kaum windig war und somit die Luft nicht getränkt von Aschestaub. Außerdem war der Himmel relativ klar, so dass sie die wärmenden Strahlen der Sonne spürte. Die Straßen von Molag Mar waren jetzt auch um einiges belebter als am Vorabend. "Verflucht." Als sie überlegte, in welche Richtung sie sich wenden sollte, fiel ihr ein, dass sie besser den Wirt nach einem Händler hätte fragen sollen, also drehte sie wieder um und betrat erneut den Schankraum. Sie trat an den Tresen und fragte: "Verzeiht, wo kann ich hier eine Karte erwerben?"
"In der unteren Wohnebene gibt es einen Händler, Vasesius Viciulus, bei ihm solltet ihr fündig werden. Das ist die Ebene direkt unter uns.", bemerkte er noch, als er Drevenis fragenden Blick sah.
Dreveni bedankte sich und verließ die Taverne zum zweiten mal an diesem Tag. Vasesius Viciulus, das kann doch nur ein Kaiserlicher sein, dachte sie sich. Die hatten immer so zungenbrecherische Namen. Nachdem sie Molag Mar gefühlte drei mal umrundet hatte, fand sie endlich einen Eingang in die Wohnebene. In Wahrheit war sie nur ein halbes mal herumgelaufen, aber vergleichbare Architektur war sie aus Cyrodiil einfach nicht gewohnt. Nach kurzem suchen fand sie schließlich das Geschäft und trat ein. Hinter der Theke stand wie erwartet ein Kaiserlicher, sonst befand sich nur noch ein Dunmer in dem Raum, der ihr den Rücken zugewandt hatte und ein paar Auslagen betrachtete. Dreveni nahm ihn allerdings nur aus dem Augenwinkel war, da sie sofort auf den Händler zuhielt. "Seid gegrüßt.", sprach sie ihn an. "Ich suche eine Karte von Vvardenfell." Sie hoffte dass er einen halbwegs humanen Preis nennen würde, und überhaupt eine Karte besaß. Allerdings fragte sicher auch öfter jemand in einer Stadt wie Molag Mar danach. Sie konzentrierte sich immer noch auf den Händler, deshalb entging ihr auch, dass sich der Dunmer beim Klang ihrer Stimme umgedreht hatte.
"Ihr habt Glück, ich besitze noch ein Exemplar, für 40 Draken gehört sie euch."
"Es tut mir leid, ich besitze nur Septime..." Außerdem ist das reinster Wucher.
"Dann 60 Septime."
Dreveni sah ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen an, 60 Septime für eine Karte? Sie hatte nicht viel Ahnung wie das Verhältnis von Septimen zu Draken war, aber das war eindeutig zu teuer.
Der Händler musste ihre Gedanken wohl aus ihrem Gesicht gelesen haben, denn er schob hinterher: "Ihr müsst verstehen, was es für ein Umstand ist, fremdländische Münzen anzunehmen..."
Sie stütze sich mit den Händen auf den Tresen, sah den Händler fest in die Augen und setzte an: "Nein, ich verstehe nicht, da ihr bis jetzt der erste seid der...." Weiter kam sie nicht, denn da wurde sie von dem Dunmer auf cyrodiilisch mit einem starken Akzent angesprochen: "Dreveni? Bist du das?"
Wenig begeistert drehte sie sich zur Seite und musste erst ein paar Sekunden überlegen, bis sie den Mann einordnen konnte. Er war nur etwas größer als sie, leicht untersetzt, hatte dunkelrotes, kurzes Haar und war durchaus wohlhabend gekleidet. Vor ein paar Jahren hatte er für ein paar Wochen bei Mordan gewohnt, außerdem war er wohl einer seiner Kontakte in Morrowind. Allerdings war sie der Meinung, er würde in Sadrith Mora leben.
"Tavyn?"
"Die Welt ist klein, nicht wahr?", sagte er lächelnd zu Dreveni, dann wandte er sich Vasesius zu. "Habt ihr es immer noch nicht aufgegeben, Fremdländer übers Ohr zu hauen? Nun, zumindest hier solltet ihr eine Ausnahme machen, oder?"
Der Händler überlegte eine Weile, gab dann aber nach. "Aber auch nur, weil ihr ein guter Kunde seid, wenn ihr hier durchkommt.", nuschelte er, und dann zu Dreveni: "30 Septime, aber ihr müsst verstehen, Karten haben ihren Preis."
"Danke.", sagte sie nur, als sie die Septime aus dem Beutel zählte und die Karte in Empfang nahm.
"Ich hatte vor, etwas zu Mittag zu essen, willst du mir Gesellschaft leisten?", fragte er Dreveni als sie das Geschäft verließen.
"Gern. Vielleicht können wir uns später auch noch privat sprechen, ich bin leider nicht zum Vergnügen in Morrowind.", ergriff sie die Gelegenheit.
Tavyn nickte ihr kurz zu, dann gingen sie schweigend zur Taverne. Inzwischen war es im Schankraum ziemlich voll, es ging auf Mittag zu. Sie fanden noch einen freien Tisch, bestellten irgendetwas mit Kwamaeiern, was Dreveni sowieso nicht kannte, und als sie auf das Essen wartete, fragte Tavyn: "Hast du den Brief eigentlich bekommen?"
"Welchen Brief?" Natürlich konnte sich Dreveni denken, um was es ging, aber manche Gewohnheiten saßen einfach zu fest inzwischen. Das musste wohl auch Tavyn wissen, denn er antwortete mit einem leichten Grinsen: "Dreveni, spar dir doch diese Spielchen hier. So ein langer Dunmer mit schwarzen, halblangen Haaren hat ihn mir gegeben, es klang ziemlich wichtig." Dreveni verschluckte sich fast am Wasser, sie hatte gerade angesetzt zu trinken. "Feryn?" platze es aus ihr heraus. Konzentriert beobachtete sie Tavyn, so merkte sie nicht, dass einer der zwei Personen am Nebentisch aufhorchte und kurz den Kopf in ihre Richtung drehte. Dann lenkte er allerdings seine Aufmerksamkeit wieder auf den Krug vor ihm, genauso wie der andere Dunmer der bei ihm am Tisch saß. Beide wirkten auf den ersten Blick wie der personifizierte Durchschnitt, bei näherer Betrachtung konnte man allerdings den leichten kalten Zug in ihren Gesichtern und Spuren von Kämpfen sehen.
"Ich wusste nicht einmal seinen Namen, Dreveni. Er hat nur gut gezahlt und meinte, der Brief müsse dich unbedingt erreichen."
"Woher wusste er von dir?"
"Über ein paar Ecken, das brauche ich dir doch nicht zu erklären, oder?" Eigentlich hatte sich Dreveni ja fest vorgenommen, das Thema ruhen zu lassen, aber wer konnte diesen Wink schon ignorieren? "Er war ein Mitglied der Morag Tong, soweit ich von demjenigen weiß, der ihn an mich vermittelt hat, ich dachte es ginge um etwas geschäftliches.", sagte er beiläufig als der Wirt das Essen brachte. Dreveni erbleichte sichtlich, als sie Tavyn so offen davon sprechen hörte, da kam ihr wieder in den Sinn, dass das hier nicht Cyrodiil war. Außerdem war es in der Taverne recht laut, vermutlich hatte es eh keiner außer dem Wirt gehört. Tavyns grinsen wurde breiter, als er Drevenis Gesicht sah. "Es muss schlimm sein in Cyrodiil, oder?" Dreveni nickte nur, dann widmeten sie sich ihrem Essen. Nebenher erzählte sie ihm noch von der Sache mit Gumora, leider war ihm dazu nichts aufgefallen. Er wohnte tatsächlich in Sadrith Mora, er verabschiedete sich auch bald, da er ein Schiff erreichen musste.
Nachdenklich blieb Dreveni noch eine weile sitzen und Trank das Wasser aus. Die beiden Dunkelelfen neben ihr hatten inzwischen Spielkarten auf dem Tisch verteilt, und auch sonst war die Taverne noch gut besucht.

Als sie fertig war, stand sie auf und beschloss noch eine Runde durch Molag Mar zu drehen, gezahlt hatten sie vorhin schon. Dreveni nahm sich Zeit, lief erst über die oberste Ebene, umrundete danach Molag Mar dieses Mal tatsächlich auf den Balkonen, die außen an der Pyramide entlang führten und gab sich dem Anblick der fremdartigen Landschaft hin. Als sie eine Weile unterwegs gewesen war, konnte sich sich des Eindrucks nicht mehr erwehren, beobachtet zu werden. Sie sah sich mehrfach unauffällig um, konnte allerdings niemand sehen, der ihr konstant folgte.
Langsam wurde ihr dabei doch seltsam, auf ihre Instinkte konnte sie sich in dieser Richtung noch immer verlassen. Um ihren Verdacht zu überprüfen verließ sie Molag Mar über die Brücke, sah in den Stallungen bei den Guars vorbei, und obwohl das seltsame Gefühl blieb, konnte sie niemanden entdecken. Seufzend wandte sie sich wieder über die Brücke und dann zur Taverne. Inzwischen ging die Sonne schon fast unter, sie hatte den ganzen Nachmittag damit zugebracht über Feryn und Morrowind nachzudenken. Es gefiel ihr hier, und sie wunderte sich, warum sie nie früher das Land ihrer Ahnen besucht hatte, wo sie doch schon fast an der Grenze wohnten. Außerdem hatte sie beschlossen, doch genauer nach Feryn und der Morag Tong zu fragen, wenn sie das nächste mal einen Informanten von Mordan traf. Wenn sie vorsichtig war, sollte eigentlich alles glatt gehen.
In der Taverne angekommen konnte sie weder Erynn noch Arranges sehen, als sie sich wieder an einem Tisch niederließ. Morgen brauchten sie nur noch Vorräte, überlegte sie, als sie beim Wirt etwas zu essen bestellte. Wieder etwas mit Kwamaeiern, das Zeug schmeckte ihr irgendwie. Sie beobachtete eine Weile die Besucher der Taverne, das Gefühl beobachtet zu werden war wieder von ihr abgefallen und so hatte sie das ganze auch bald vergessen. Später ging sie auf ihr Zimmer, sie wollte zeitig schlafen, da sie morgen früh aufbrechen wollte.