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Drachentöter
[Dreveni]
Sie lenkten ihre Guars noch ein Stück weiter den Weg entlang, solange bis sie ausser Sichtweite des Beschwörers waren. Wenn sie nicht gerade herumschriehen, dann sollte er sie auch nicht mehr hören. Dort nahmen sie das Gepäck von den Tieren und ließen sie nach Futter suchen, immer darauf bedacht, dass sie von der Straße weg blieben. Feuer entzündeten sie keines, solange wollten sie hier ohnehin nicht bleiben. Nur endlich ihre Sachen sortieren, die sie bei der kopflosen Flucht einfach wild durcheinander auf die Guars geworfen hatten. Schließlich saßen sie inmitten ihrer Sachen mit etwas gedörrtem Fleisch aus ihrem Proviant auf dem Boden. "Merkt Arranges auch mal, wenn er nicht mehr in der Position ist, sich so aufzuführen?", fragte sie Erynn, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten. Dreveni würde ihn am liebsten wirklich zurücklassen, und sie merkte gerade, dass sie sich später arg überwinden würde müssen, um ihn wieder einzusammeln. Von den Fesseln befreien würde sie ihn jedenfalls so schnell nicht.
[Erynn]
Erynn war hauptsächlich erstmal froh daß sie Zeit hatten, ihren Kram in Ordnung zu bringen. Sie haßte es, wenn ihre Ausrüstung durcheinander war und man nichts fand - unter Umständen konnte so etwas sogar lebensgefährlich sein. Als sie schließlich ihre Rüstung wieder angelegt hatte und gedankenverloren auf einem Streifen Trockenfleisch herumkaute, sprach Dreveni sie an. "Nein", antwortete sie und zog die Brauen in einer halb resignierenden, halb entschuldigenden Geste hoch. "Das heißt, er merkt es schon, und das macht ihn erst recht fuchsig. Mittlerweile lasse ich ihn meistens einfach zetern, aber das gerade war einfach zu viel. Vielleicht kommt er endlich mal ans Nachdenken, wenn wir ihn eine Weile dort sitzen lassen." Erynn deutete mit dem Daumen über die Schulter in die ungefähre Richtung, in der sich der Kaiserliche befinden mußte. "Er wird sich irgendwann schon wieder beruhigen, auch wenn das nach dieser Aktion hier etwas länger dauern dürfte als sonst..."
[Dreveni]
Dreveni sah eine Weile ins leere, bevor sie antwortete. "Er sollte sich besser beruhigt haben, bis wir ihn holen, sonst bleibt er dort liegen." Inzwischen hatte sie ihren Kamm gefunden, und setzte fort, was sie vorhin begonnen hatte, immerhin waren ihre Haare inzwischen getrocknet, auch wenn sie immer noch ein paar Blätter fand, die im Fluß getrieben waren. "Ich habe jedenfalls keine Lust mehr, die Launen von dem zu ertragen, nur weil der sich nicht im Griff hat. Wir finden diese Echse bestimmt viel besser ohne ihn." Ihr war klar, dass Erynn den Magier nie zurücklassen würde, aber noch wollte sie nicht aufgeben. "Und ihr unterstützt ihn auch noch, weil er sich euch gegenüber anscheinend benehmen kann, wie es ihm beliebt. Diese Aktion wird sowieso nicht als wirklicher Dämpfer reichen, ich fürchte bei dem ist wirklich alles zu spät." fügte sie noch leise grummelnd hinzu während sie ihre Haare wieder zu einem Zopf flocht.
[Erynn]
"Ich finde Mittel und Wege, Dreveni, keine Sorge." Sie grinste schief. "Dauerhaft ändern läßt der sich eh nicht mehr, der lernt nichtmal durch Schmerzen. Glaubt mir." Erynn holte einmal tief Luft und kratzte sich am Kopf. Ein kleines Aschewölkchen löste sich aus ihrem Haar und trieb träge davon. Sie schaute ihm versonnen nach, dann platzte sie heraus: "Er ist arrogant, lernresistent, launisch, verzogen und manchmal einfach nur kindisch! Außerdem hab ich keine Ahnung, wie er bei seiner Art zu kämpfen bis heute überlebt hat. Bringt sich dauernd in die unmöglichsten Situationen und ich hab hinterher den Ärger, wenn ich ihn wieder zusammenflicken darf! Jedesmal! Aber nein, der Herr weiß es natürlich besser... keine Wildsau wäre so stur und würde so oft mit dem Schädel gegen die gleiche Wand rennen wie der da... und trotzdem glaubt er mir sagen zu können wohin ich gehen und mit wem ich mich nicht rumtreiben darf! Manchmal... ach, keine Ahnung", knurrte sie.
[Dreveni]
Als Dreveni sah, wie sich Erynn am Kopf kratzte und eine Aschewolke davon flog, die sie zwar beobachtete, aber sonst nichts tat, verzog sie leicht den Mund. Wie kann einem sein Aussehen nur so egal sein? Der Schimpftirade auf Arranges hörte sie nur noch mit unbewegtem Gesicht zu. Erynn musste wirklich etwas an dem Tyrannen finden, sonst hätte sie ihn schon längst in die Wüste gejagt, etwas was Dreveni beim besten Willen nicht nachvollziehen konnte. Und doch gab es ihr wieder diesen Stich, dass sogar ein Ekel wie Arranges jemanden zu haben schien, der sich um ihn sorgte. Sie wusste dass sie auch allein zurecht kam, aber trotzdem.... Halb unbewußt setzte sie sich währendessen näher zu Erynn und begann, ihr den Staub aus den Haaren zu kämmen. "Manchmal was?" fragte sie leise an Erynns Ohr. Natürlich wusste sie nicht, ob Erynn das überhaupt recht war, aber sie konnte es gerade wirklich nicht mehr sehen, und Erynn selbst machte auch keine Anstalten, sich wieder in Ordnung zu bringen, nachdem sie ihre Rüstung angelegt hatte.
[Erynn]
Die Elfin wunderte sich zwar, als sich Dreveni begann sich an ihrem Haar zu schaffen zu machen, ließ sie aber gewähren. So wie es ziepte, als die Assassinin ihr den Kamm durch die Mähne zu ziehen, mußte sie tatsächlich recht wild aussehen. "Manchmal... hab ich wirklich keine Ahnung mehr, wie ich damit umgehen soll. Arranges kann sehr besorgt um mich sein, dann wieder ist er ein absolutes Ekel, an einem Tag besitzergreifend und am nächsten würde er mich am Liebsten zum Sharmat jagen... warum muß dieser Kerl bloß alles so kompliziert machen?" Sie schüttelte den Kopf, aber nur ganz leicht, um Dreveni nicht den Kamm aus der Hand zu schlagen. "... und vor allem frage ich mich: Warum laß ich mich jedesmal davon überrumpeln?" Dann seufzte sie leise, lehnte sich ein wenig zurück und begann, Drevenis Bemühungen einfach nur zu genießen. Die letzte Person, die ihr die Haare gekämmt hatte, war eine völlig verstörte Gatheringnovizin gewesen, die Erynn nach ihrer schrecklichen Entstellung kein Wort mehr sprechen gehört hatte. Im Gegensatz dazu war die jetzige Situation kein bißchen skurril. "Egal. Ich will das gar nicht zu Eurem Problem machen, die Lösung muß ich schon selber finden, wenn es denn eine gibt... seh ich wirklich so zerzaust aus, wie es sich gerade anfühlt?"
[Dreveni]
Dreveni musste auf Erynns Frage hin leicht grinsen. "Ja, wenn ihr euer Haar noch öfter so zerzauseln lasst, hilft nur noch abschneiden.", antwortete sie. Gleichzeitig musste sie daran denken, welche Geduld Mordan eigentlich aufgebracht hatte, als er ihr die Haare entwirrt hatte, als sie noch klein gewesen war. Sie wusste nur noch, dass er sie meistens erst einmal einfangen musste, für Geziepe hatte sie auch nicht viel übrig gehabt, wobei sich Mordan wirklich geschickt angestellt hatte. "Wieso meint ihr, mit Arranges umgehen zu müssen? Quält ihr euch gerne selbst?" Dreveni hoffte dass das nicht allzu schnippisch klang, denn so war es nicht gemeint. Ausserdem interessierte es Dreveni wirklich. Wieso gab man sich lieber mit so jemandem ab und ließ sich wie Dreck behandeln statt allein zu bleiben? Inzwischen hatte sie alle Knoten aus Erynns Haar gekämmt und begann es mit ein paar Haarnadeln zu einem Knoten im Nacken festzustecken, wobei sie seitlich ein paar kürzere Strähnen raushängen lies. So würde es nicht gleich wieder total zerzaust sein.
[Erynn]
"Gute Frage." Sie tastete vorsichtig nach dem kunstvollen Gebilde an ihrem Hinterkopf. "Ich muß es eigentlich gar nicht, außerdem bin ich nicht allein. Aber... Ich habe ihn irgendwann schätzen gelernt in der recht langen Zeit, die wir jetzt schon zusammen unterwegs sind, so seltsam das vielleicht klingt. Das war sicherlich nicht immer so, besonders zu Anfang nicht - irgendwann haben wir uns dann zusammengerauft und uns, wie ich Euch schonmal sagte, immer wieder gegenseitig aus der Klemme geholfen. Das verbindet schon irgendwie... Ach, verdammt! Ich mag den alten Bockskopf einfach!" Erynn verzog das Gesicht ein wenig, so als wüßte sie nicht genau, ob sie sich deswegen über sich selbst ärgern sollte oder nicht. "Zudem", fuhr sie fort, "weiß ich gerade gar nicht, was ich sonst mit mir anfangen sollte, wenn ich nicht mit Arranges auf diese Jagd ginge. Es ist zu viel passiert, als daß ich dem Beschwörer jetzt einfach sang- und klanglos den Rücken kehren und zurück zu meinem Gildenhaus reiten zu können."
[Dreveni]
Dreveni wusste zuerst nicht, was sie darauf erwiedern sollte. Wenn die andere darauf stand, sich von Arranges so behandeln zu lassen, dann war das wirklich nicht ihr Problem. Sie sah eine Weile gedankenverloren ins Nichts, während sie wieder an Feryn denken musste. Er hatte sich nie benommen wie Arranges, ausser natürlich da, wo er sie eiskalt verraten und dem sicheren Tod überlassen hatte. Aber selbst das war irgendwie etwas anderes gewesen. Vermutlich war Arranges zu soviel kalkulierter Hinterhältigkeit gar nicht in der Lage, Dreveni sah in ihm nur einen Choleriker, sonst nichts. Sie zweifelte aber auch nicht daran, dass es bei seinen Wutanfällen durchaus irgendwann einmal Tote geben würde. "Ihr solltet dennoch aufpassen. Ich halte Arranges für unberechenbar, wenn er seine Aussetzer hat, und er wäre nicht der erste, der jemanden im Affekt erschlägt oder verstümmelt.", sagte sie leise zu Erynn, wobei sie auf den Boden vor sich sah.
[Erynn]
"Das könnte mein Pferd auch, wenn es austickt", antwortete Erynn weit selbstsicherer als sie sich fühlte. Sie wußte nur zu gut was geschehen konnte, wenn die Vernunft sich bei dem Beschwörer vorübergehend abmeldete. Aber genau genommen wollte sie das mit Dreveni nicht diskutieren. Am Liebsten wollte sie diese Szenen auch vor sich selbst ausblenden, so unvernünftig das auch sein mochte. Die Elfin beschloß, den Spieß umzudrehen. Langsam aber sicher hatte sie genug von sich preisgegeben. Jetzt war die Assassinin an der Reihe: "Warum sorgt Ihr Euch so deswegen? Es klingt fast, als hättet Ihr dazu ein bestimmtes Ereignis im Kopf... außerdem habt Ihr vor nicht allzu langer Zeit selbst noch versucht, Arranges und mich zu töten, wenngleich das mit Affekt wohl nicht viel zu tun gehabt haben dürfte. Woher also dieser Sinneswandel?"
Erynn wollte es wirklich gern wissen. Dreveni verhielt sich doch sonst nicht so widersprüchlich...
[Dreveni]
"Ganz einfach, es zahlt mich keiner dafür, euch jetzt umzubringen. Ich hätte euch nicht getötet, weil ich wütend war oder einen Hass auf euch hätte. Es ist nichts persönliches wenn mir jemand einen Auftrag gibt." Erynn schien wirklich wenig bis gar keine Ahnung von diesen Geschäften zu haben. Der anderen Frage wich sie zuerst aus, das mit Feryn war tatsächlich etwas anderes gewesen. Oder doch nicht? "Und... Und wegen der anderen Sache..." Was sollte sie sagen? Sie konnte selbst tatsächlich die meiste Zeit noch kaum fassen was sie getan hatte. Auch dass sie schon vorher völlig die Kontrolle über sich verloren hatte, als sie Feryn nicht gleich getötet hatte, wie es ihr Auftrag war. "Nun ja, manchmal ist man anderen Menschen oder Mer gegenüber einfach blind." Während sie gesprochen hatte, hatte sie vor sich mit den Fingern in einem Häufchen Asche gestochert. "Gerade wenn man denkt man würde ihnen nahe stehen." Mehr wollte sie Erynn gegenüber auch nicht zugeben, für ihren Geschmack war das schon mehr als genug.
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Fossil
[Erynn]
„Und wenn das noch einmal jemand täte? Euch bezahlen, meine ich? Würdet Ihr mir dann eiskalt einen Dolch in den Rücken treiben, wenn ich mich umdrehe? Wärt Ihr dazu fähig? Arranges mag sich mitunter benehmen wie die Axt im Walde, aber ihm kann ich trauen.“ Erynn sah der anderen ernst in die Augen. „Ihr fragt mich, ob ich es wirklich nötig habe, mit ihm herumzuziehen. Ich weiß auch wie es wirkt, wenn ich seine Beleidigungen wortlos hinnehme... Laßt mich Euch eine Gegenfrage stellen: Habe ich es denn nötig mich von jemandem belehren zu lassen, der bereits versucht hat mich zu töten? Von jemandem, bei dem ich mir nie sicher sein kann ob er es nicht noch einmal versuchen würde, mit dem Hinweis, es sei nichts Persönliches?“ Sie atmete hörbar aus. „Vielleicht bin ich blind Arranges gegenüber. Vielleicht paßt meine Art mit ihm umzugehen aber auch nur nicht in Euer Konzept, wie Ihr glaubt, daß die Dinge laufen sollten.“ Erynn beobachtete, wie Drevenis Finger fast unsicher durch die feine Asche auf dem Boden fuhren, als wollte sie mit dieser Handlung irgend etwas überspielen und ihre Stimme wurde etwas weicher, als sie fortfuhr: „Aber an Eurem Gesicht sehe ich, daß Ihr tatsächlich an eine bestimmte Situation denkt, die Euch widerfahren ist...“
[Dreveni]
Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, Erynn zu belehren, sie wollte sie eher warnen. "Vertrauen ist ein interessantes Konzept...", setzte sie an. Tatsächlich tat Dreveni genau das, was Erynn sie gerade fragte. Sie rechnete immer damit, dass ihr jederzeit jeder in den Rücken fallen konnte. "Ich hätte jedenfalls keine größeren Gewissensbisse, wenn ich euch oder Arranges doch noch umbringen sollte. Allerdings arbeite ich gerade für euch, und damit habt ihr - zumindest im Moment - eine gewisse Sonderstellung." Sie überlegte, ob sie auf Erynns letzten Satz eingehen sollte, und betrachtete derweil ihr Gesicht. Trotz der Narben hatte es immer noch etwas unschuldiges, wenn sie Dreveni mit ihren großen Augen ansah. Ausserdem war die andere wirklich hübsch, wenn sie nicht immer so zerrupft rumlaufen würde. "Es gab schon viele Situationen, in denen ich besser daran tat, dem anderen nicht zu vertrauen.", antwortete sie schließlich ausweichend. Sie konnte allerdings nicht verhindern, dass sich wieder dieser verbitterte Zug um ihren Mund legte, der ihr selbst schon aufgefallen war, nachdem sie nach dem Mord an Feryn wieder zuhause bei Cheydinhal in den Spiegel geblickt hatte.
[Erynn]
"Nun, dann weiß ich wenigstens, woran ich bin", antwortete die Kriegerin, doch in ihrer Stimme lag keine Schärfe. "Es wird Euch vielleicht überraschen, aber ich habe genau diese Diskussion schon mit Arranges geführt, vor einer ganzen Weile. Es ging ebenfalls um Vertrauen, und warum es so unklug ist - oder auch nicht. Vielleicht könnt Ihr Euch das in Eurem Beruf tatsächlich nicht leisten, aber... es gibt Situationen, in denen man allein hilflos ist. Eine solche ist auch der Grund, weshalb ich hier bin, aber das nur am Rande. Vor allem muß es furchtbar einsam sein. Laßt mich Euch eine weitere Frage stellen: Wofür lebt Ihr? Woran freut Ihr Euch, und mit wem teilt Ihr diese Freude? Oder Euren Kummer? Macht Ihr all das mit Euch alleine ab, weil Ihr niemandem so weit trauen könnt, etwas von Euch preiszugeben? Werden Euch nicht irgendwann auch die schönen Dinge zur Last, wenn ihr sie niemandem zeigen könnt? Mir jedenfalls würde das Herz davon wohl irgendwann so schwer, daß es einfach aufhören würde zu schlagen..."
[Dreveni]
Dreveni hätte es tatsächlich interessiert, was für Ansichten Arranges zu dem Thema hatte - allerdings nur in der Hoffnung, seine schwachen Punkt zu finden. Erynns Ansichten jedenfalls fand sie schon fast rührend, und ziemlich naiv. "Ich glaube nicht, dass mir auch nur einer meiner Auftragsgeber vertraut hat, weil er allein nicht mehr weiterkam. Ich hoffe doch wirklich nicht, dass ihr diese Art von Zweckgemeinschaft als Vertrauen bezeichnet. Vertraut ihr mir vielleicht?" Sie sah Erynn für ein paar Sekunden prüfend in die Augen. "Was das andere angeht: Ja, ich mache alles mit mir selbst aus. Zur Not könnte ich mit Mordan sprechen, wenn ich das Bedürfnis hätte." Dass sie es nicht fertig gebracht hatte, mit ihm über Feryn zu sprechen, bevor sie ihm das Stilett in den Rücken stach, kam kurz an den Rand ihres Bewußtseins, sie verdrängte es aber gleich wieder. "Davon abgesehen bringt es meiner Meinung nach überhaupt nichts, seinen Kummer anderen Leuten um die Ohren zu schlagen. Dadurch ändert sich überhaupt nichts, was geschehen ist, es macht auch.... ach, egal." Der letzte Satz hatte schärfer und bestimmter geklungen als beabsichtigt. "Und ganz so freudlos ist mein Leben auch nicht. Auch wenn es vermutlich schwer zu verstehen ist, ich mag meine Arbeit. Ausserdem muß man nicht sein Seelenleben vor anderen ausbreiten, um ihnen für eine gewisse Zeit nahe zu sein." Sie hoffte dass Erynn verstand, was sie ihr mit diesem Satz sagen wollte, aber sie war sich bei der jüngeren Dunmer gar nicht so sicher.
[Erynn]
Erynn warf Dreveni einen prüfenden Blick zu, forschte in ihrem Gesicht nach weiteren Reaktionen. Sie hatte irgendetwas angekratzt, so jedenfalls schloß sie aus dem heftigen Tonfall, der in gewissem Gegensatz zu den Worten der Assassinin stand. "Ihr habt mir eben selbst gesagt, daß ich Euch nicht trauen kann. Schade eigentlich, aber ich bin auch nicht darauf angewiesen, nur, falls ich diesen Eindruck bei Euch gerade erweckt haben sollte. Ich bin auch nicht hier um Eure Seele zu retten, sondern nur meine eigene."
Sie ließ das Thema fallen und richtete sich an einer Düne, die sich in ihrem Rücken auftürmte, häuslich ein. "Wie dem auch sei, ich bin dafür, daß wir uns zumindest für ein paar Stunden ein wenig hier ausruhen. Der Beschwörer ist in Hörweite, und ein Pfeil überbrückt die Entfernung schnell genug, falls irgendwas sein sollte." Bald begann sie, mit halbgeschlossenen Lidern zu dösen. Wirklich schlafen wollte sie nicht, schon gar nicht nach diesem Gespräch gerade eben. Wenngleich... Doch, Dreveni, ich vertraue dir. Jedenfalls für diesen Moment und so lange ich es muß. Bis wir den Verräter gefunden haben...
Ein Plan reifte langsam in ihr, was sie mit Gumora anstellen würde, wenn sie ihn gestellt hatten. Ein finsterer Plan, der wohl auch Arranges und Dreveni überrascht hätte, hätten die beiden jetzt in ihren Kopf schauen können. Sie wußte genau, wie die beiden über ihre Ansichten dachten, aber weder Nekromant noch Assassinin schienen zu begreifen, daß sie längst nicht mehr so weich und manipulierbar war, wie sie glaubten. Sie würden sich schon noch wundern. Allen voran aber würde sich Gumora wundern... wenn er noch die Zeit dazu fand.
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Legende
Der Kaiserliche döste für einige Augenblicke ein, nachdem ihn plötzliche Müdigkeit befallen hatte, nur, um kurz darauf wieder hochzuschrecken, ohne, dass er gewusst hätte, warum. Mühsam drehte er den Kopf zur Seite und sah... nichts. Nicht wie sonst lag Erynn mehr oder weniger friedlich schlafend neben ihm, das Feuer fehlte und die Guare auch. Guare? Für einen kurzen Augenblick zweifelte Arranges doch ernsthaft an seinem Verstand, als ihm wieder kam, warum er hier war und warum Erynn vor allem nicht hier war. Die Assassinin vermisste er kaum, lediglich die Septime, die er ihr in den Rachen geworfen hatte, ohne, dass sie bis jetzt großartig etwas dafür getan hatte, im Gegenteil irgendwo war sie dafür verantwortlich, dass er jetzt hier in dieser Wüste aus Staub und Asche saß, mit einem Wasserschlauch, gerade eine Armlänge entfernt, der ihn spöttisch anzugrinsen schien, Erynn ließ diese seltsame Hilflosigkeit mit ihrer Abwesenheit nur noch erschlagender wirken.
So sehr es dem Nekromanten insgesamt wiederstrebte, aber fast automatisch geriet er an den Gedanken, dass Erynn doch sehr viel wertvoller - fernab jeglichen Sachpreises, wie zu Beginn - für ihn geworden war, als er es sich überhaupt eingestehen wollte. Und jetzt, da ihm tatsächlich bewusst wurde, dass sie sich wirklich in der Lage befand, sich einfach aus seiner Gesellschaft zu lösen, wann es ihr beliebte und er es nicht verhindern können würde, versetzte ihm das einen doch sehr schmerzhaften Stich, der nahe dem oder sogar gleichberechtigt mit der empfundenen Eifersucht auf Dremoras damals, war. Andererseits jedoch würde... so etwas schlicht und ergreifend Schwäche bedeuten. Im Endeffekt würde ich mich in einer ähnlich prikären Lage befinden, wie nach der Reise in Sheogoraths Reich mit Meryann... oder, was noch viel schlimmer war, die Sache vor... 8 Jahren? Unwillkürlich wanderte sein Blick in den Himmel, wo sich am östlichen Horizont nun sehr deutlich über die Hügel der Molag Amur hinweg, das Morgenrot ankündigte, einem unterbewussten Gedanken folgend, glitten seine Augen über das Firmament, bis sie schließlich gefunden, wonach der Kaiserliche gesucht hatte. Azuras Stern. Wie praktisch alle Himmelskörper war auch sein Stand am Himmel Aussage über die Jahreszeit und das Fortschreiten der Tage. Arranges zog kurz die Augenbrauen zusammen, während er zurückrechnete.
Vor etwa 18 Tagen hat mein 33. Lebensjahr begonnen. Noch zwei Jahre und ich habe den Durchschnitt geschlagen... Dachte der Magier bei sich, als er plötzlich eine Bewegung im Augenwinkel neben sich wahrnahm. Ganz schlechter Zeitpunkt... Schoss es Arranges durch den Kopf, als er sich praktisch im gleichen Moment darüber gewahr wurde, dass er sich nicht bewegen konnte. Langsam drehte er den Kopf zur Seite. Eine kleine Kreatur, von Form und Farbe her erinnerte sie direkt an eine Made oder einen Holzwurm, war neben ihm aus dem Erdreich gekrochen und beäugte nun misstrauisch den Arm des Kaiserlichen, der ganz leicht zuckte. Ein Kwama? Arranges kannte praktisch kaum ein Tier von Vvardenfell beim Namen, aber diese Geschöpfe kannte er sehr gut, wenngleich er jetzt zum ersten Mal eines in echt und in Farbe sah, aber Kwamaeier waren so ziemlich das einzige Exportlebensmittel aus Vvardenfell, zudem hatte Meister Jurano einige Zeit lang Studien zu diesen Geschöpfen betrieben, von denen Arranges unweigerlich einiges mitbekommen hatte. Das kleine Geschöpf war fast so lang wie sein Unterarm und hatte etwa den Durchmesser seines Oberschenkels. Während das Ende der weich gepanzerten Kreatur relativ spitz zulief, bestand der Kopf im Wesentlichen aus einem runden Schlund, dessen Rand von kleinen, angelhakenartigen Zähnchen gesäumt war. Darüber waren drei senkrecht zum Mund stehende dunkle Schlitzaugen zu sehen. Hässliches kleines Biest. Als hätte der Kwama gehört, was Arranges dachte, hob er plötzlich den Kopf und schaute Arranges direkt in die Augen. Ein würgender Laut drang aus dem sich jetzt öffnenden Schlund hervor. Der Magier drehte blitzschnell gerade noch rechtzeitig den Kopf auf die andere Seite und spürte im selben Moment noch, wie eine zähe, dunkelgrüne Flüssigkeit seine zuvor dem Kwama zugewandte, linke Wange streifte und sofort anfing zu brennen wie Feuer. 'Ekelhafte kleine Kreatur!' Fluchte Arranges, hüllte sich in eine beschworene Rüstung und rief zugleich ein Skelett. Ein seltsam elastisches Knarzen war zu hören, als der Untote seine rostige Axt durch den Chitinpanzer des Kwamas trieb und ihn somit zweiteilte...
Geändert von weuze (11.09.2011 um 17:29 Uhr)
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Drachentöter
Auf Erynns letzten Satz reagierte Dreveni nur indem sie sie mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. Ziege. Der schnippische Ton war ihr nicht entgangen. Dreveni für ihren Teil brauchte sowieso niemanden, der sie rettete. Vor was auch. Das mit Feryn würde sich auch noch geben, vielleicht war es auch einfach doch keine gute Idee gewesen, jetzt nach Morrowind zu gehen. So lange war die ganze Sache ja auch noch nicht her. Erynn schien zu schlafen, bemerkte sie, als sie sie unter halb geschlossenen Liedern beobachtete. Dreveni selbst ruhte sich nur etwas aus, es war ohnehin zu gefährlich, wenn sie beide schlafen würden. Außerdem sollten sie auch nicht zu lange rasten, sonst würden sie Gumora niemals einholen.
Sie betrachtete die graue Landschaft, über die der Wind immer wieder kleine Fahnen aus Asche trug, und dachte an die Morag Tong. So sonderlich viel wusste sie nicht über diese Gilde, nur dass sie die Erzfeinde der dunklen Bruderschaft war, und nach einer ganz anderen Moral und anderen Grundsätzen handelte. Vermutlich waren sie der Einstellung, die Dreveni von Mordan gelernt hatte, sogar näher als die Bruderschaft. So oder so, ihre Welt wäre das nicht. Sie brauchte die Freiheit, jederzeit entscheiden zu können, welchen Auftrag sie annahm, und prinzipiell auch jederzeit gehen zu können, ohne dass sie eine ganze Gilde am Hals hatte, weil sie deren Ehre beschmutzt hatte oder ähnliches. So wie Feryn. Was hatte er eigentlich so schlimmes getan? Sie bedauerte es fast etwas, dass sie keine Kontakte in die Gilde hatte, und über Mordan brauchte sie es gar nicht versuchen. Er würde ihr nur sagen, dass sie das ganze ruhen lassen sollte, womit er sicher auch recht hatte. Aber trotzdem, sollte sich die Gelegenheit ergeben... Sie verdrängte den Gedanken schnell wieder, das konnte sie richtig in Bedrängnis bringen, sich in die internen Belange der Morag Tong einzumischen. Seufzend sah sie zu Erynn, ging zu ihr und legte der anderen leicht die Hand auf die Schulter. "Wir sollten unseren Meister-Magier langsam wieder einsammeln..."
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Fossil
[Erynn]
Erynn hob langsam den Kopf und sah Dreveni an. Sie wäre tatsächlich fast eingeschlafen, hatte träge vor sich hingedöst und die Gedanken treiben lassen. Jetzt nickte sie. „Ja, Ihr habt Recht. Ich hoffe nur, daß er sich beruhigt hat...“ Damit wuchtete sie sich etwas mühsam auf die Füße und ging zu ihrem Guar herüber, zog den Gurt seines Sattels ein wenig fester an und schwang sich auf dessen Rücken. Dreveni tat es ihr gleich, und gemeinsam machten sie sich in gemächlichem Tempo auf den Weg zurück zu Arranges. Erynn wurde es doch etwas mulmig zumute, als sie sich dem Beschwörer näherten. Sie wußte nicht, was sie ihm nach dieser Aktion sagen sollte, fühlte sich aber auf eine trotzige Art und Weise im Recht. Am Besten wird es sein, wenn ich erstmal gar nichts sage. Dann werden wir ja sehen, ob das ganze Theater irgendwas gebracht hat.
[Arranges]
Der Kaiserliche wartete noch einen Moment, ehe er den Kopf wieder zur Seite drehte und noch einen, ehe er das Skelett und die Rüstung wieder auflöste. Das war wohl nur einer. Das Gift, was abbekommen hatte brannte zwar wie die Hölle Oblivion selbst, schien aber nicht ätzend zu wirken, so viel konnte Arranges gerade noch feststellen. Knurrend versuchte er die zähe Flüssigkeit irgendwie an der linken Schulter abzuwischen. Besonders gut funktionierte das jedoch nicht und nur einige Augenblicke später bemerkte er, wie sein Gesicht leicht anschwoll. Verfluchtes, kleines... In diesem Moment bemrkte er, wie sich in einigen hundert Metern Entfernung zwei große Umrisse hinter einer Biegung hervorschoben. Die beiden Dunmer?! Arranges war so überrascht und insgeheim erleichtert, dass er für den Moment vergaß, weswegen er sich noch aufgeregt hatte. Selbst die Tatsache, dass Dreveni ebenfalls dabei war, minderte den kurzten Moment der Freude darüber nicht, dass Erynn ihn wohl doch nicht einfach sitzen gelassen hatte. Aber je näher sie kamen, desto schneller sank auch die Laune des Nekromanten wieder. Erst davonlaufen und jetzt wieder ankriechen. Als sie vor ihm standen, schaute er nur mit völlig ausdrucksloser Miene zu ihnen auf und schwieg sie demonstrativ an.
[Dreveni]
Arranges lag noch immer an Ort und Stelle, natürlich, dachte sich Dreveni und verbiss sich ein Grinsen. Sie sah, dass er sich zwar die Fesseln an den Armen und Beinen entfernt hatte, sich aber wohl immer noch nicht bewegen konnte. Das konnte doch kein normaler Zauber mehr sein... Ausserdem war sein Gesicht an einer Stelle angeschwollen, Sheogorath mochte wissen, wovon. Immerhin zog er es vor zu schweigen, auch Erynn machte keine Anstalten, etwas zu sagen. "Nachdem ihr euch anscheinend immer noch nicht bewegen könnt, werden wir euch wohl am besten wieder auf den Guar binden, sonst fallt ihr runter.", brach Dreveni schließlich mit ausdrucksloser Stimme das Schweigen. Würde der Beschwörer wissen, wie man ihm anderweitig helfen konnte, sollte er es gefälligst sagen. Sie würde ihn bestimmt nicht lange danach fragen. Je eher sie weiterkamen, desto besser.
[Arranges]
Arranges zog eine Augenbraue hoch. 'Ich verspüre aber nur wenig Lust, wie ein Sack Reis auf dem Gepäck des Guars den Rest des Weges bis nach Molag Mar reisen zu müssen, bis ich endlich an einen Schrein komme.' Gab Arranges nichteinmal schnippisch und überhaupt erstaunlich ruhig zur Antwort.
[Erynn]
Die Dunkelelfin sah zweifelnd auf Arranges herab. "Schrein?" fragte sie schließlich ziemlich verwirrt. "Und vor allem: Wie willst du dich in deinem Zustand auf dem Guar halten können? Weißt du zufällig ungefähr, was mit dir geschehen ist?" Ihr war klar, daß ihre Fragen ziemlich zusammenhanglos erschienen, aber sie hatte gerade auch keine Ahnung, wo sie anfangen und was sie zuerst wissen wollte - wissen mußte, um sich darüber klarzuwerden, wie sie jetzt am besten weiter vorgingen.
[Arranges]
Ein leicht genervtes Seufzen konnte Arranges nicht unterdrücken. In einer wütenden Geste, die sich allerdings offensichtlich nicht gegen die beiden Dunmer richtete, zog er für einen Moment die Augenbrauen zusammen, ehe er antwortete. 'Das war kein einfacher Zerstörungszauber, der meine körperliche Stärke kurzfristig demontiert, sondern ein Fluch. Ein Zauber, der auch nach dem Ableben des Zaubernden, noch weiter wirkt. Es gibt einige Möglichkeiten, wie man sowas wieder loswird, allerdings sind alle bis auf eine davon eher nutzlos. Ein Schrein kann den Fluch brechen und das unter Garantie.' Er sah einige Male von der einen, zur anderen Dunkelelfe, bevor er etwas leiser fortfuhr. 'Um mich bis dahin überhaupt bewegen zu können, muss ich so viel Gewicht ablegen, wie der Fluch mir gerade erlaubt zu tragen...'
[Dreveni]
Soso, der Nekromant ist doch tatsächlich verflucht worden, dachte sich Dreveni, innerlich von einem Ohr zum anderen grinsend. Äusserlich sah man ihr ausser einem leichten Funkeln in den Augen nichts an. Als Arranges dann auch noch meinte, sie sollten ihn ausziehen, drehte sie sich um, da sie sich nicht länger beherrschen konnte. Mit breitem Grinsen sagte sie zu Erynn: "Bitte, macht ihr das ruhig, ihr kennt ihn schon länger."
[Erynn]
Innerlich stöhnte Erynn auf. Na, schönen Dank, Dreveni. Dann wandte sie sich wieder an Arranges. "Äh... von wie viel Gewicht sprichst du denn ungefähr?" fragte sie vorsichtig. Er gab ihr seine Einschätzung der Lage. "Na schön, das sollte ja zu machen sein... reiten wirst du trotzdem nicht selber, und wenn du von dem Biest da..." sie deutete mit dem Daumen über die Schulter auf den Guar "...herunterfällst, binde ich dich trotzdem wieder fest. Verlaß dich drauf." Dann kniete sie sich hin, löste etwas umständlich den Lastgurt um Arranges' Hüften und schnallte ihn sich selbst um. Genauer gesagt, sie versuchte es. Das Ding war viel zu weit - und außerdem ungefähr so schwer wie ein Amboß. "Was schleppst du eigentlich alles für Scheiß mit dir rum?" murrte sie leise, während sie die Taschen und Beutel an dem Gurt zurechtrückte, um das Teil enger schnallen zu können. Eine Antwort darauf erwartete sie nicht wirklich, schon gar keine gescheite. Außerdem wollte sie auch gar nicht genau wissen, was für Nekromantenzeugs ihr jetzt gerade auf die Beckenknochen drückte.
Nachdem das geschafft war, zog sie Arranges an den Schultern ein Stück nach vorn, packte beherzt in das Rückenteil der Mithrilkette und wuchtete sie dem Beschwörer über den Kopf, wobei sie Drevenis dummes Grinsen sehr bewußt im Nacken spürte. Sie war sicher, daß sich die Assassinin gerade königlich amüsierte. "Also", fragte sie, als sie das Kettenhemd im Gepäck ihres Guars verstaut hatte und zu Arranges zurückgekehrt war, "wie wärs, wenn du dich so langsam mal erheben würdest?" Dabei hielt sie ihm ihre Hände entgegen, um den Kaiserlichen zur Not hochziehen zu können.
[Arranges]
Der Kaiserliche wusste selber nicht, wie er damit umgehen sollte, dass er sich nicht unbewusst dagegen sträubte lag wohl in der Hauptsache daran, dass sein Drang nach Bewegung größer war und dass Erynn ihn zur Wundversorgung auch schon fast komplett entkleidet hatte. Das blöde Grinsen werd ich Dreveni allerdings irgendwann noch aus der Visage prügeln... Er erahnte es mehr, aber dass sie sich abruppt umgedreht hatte sprach Bände. Als Erynn endlich fertig war und ihm die Hand reichte, langte er noch immer etwas mühsam danach, aber es war ihm wenigstens wieder möglich, sich zu erheben. 'Wir müssen in diese Richtung.' Knurrte er und deutet relativ genau nach Südosten über eine der Aschedünen hinweg. Er wischte sich ruppig über die linke Gesichtshälfte: 'Blödes Geziefer!' Grollte er leise. Er ging zwei unsichere Schritte auf den Guar zu, den er noch bis Bal Ur geritten hatte, ehe er sich zu den beiden für einige Momente ausgeblendeten Dunmer umdrehte. 'Hilf mir... bitte... auf den Guar, Erynn.' Seine Stimme war eine Mischung aus Zorn, Groll und Bockigkeit.
[Erynn]
So freundlich auf einmal? Muß wohl doch etwas gebracht haben, dich ein paar Stunden abkühlen zu lassen... Sie sagte aber nichts weiter, die mühsam unterdrückte Wut über die ganze Situation bei Arranges war nicht zu übersehen und Erynn war hauptsächlich froh, daß er jetzt friedlich war. Sie ging ein weiteres Mal in die Hocke, packte das rechte Bein ihres Begleiters um Fußgelenk und Schienbein und hob ihn mit einem Ruck hoch, bis er das linke über den Rücken des Guars schwingen konnte. Wobei das eine recht freundliche Umschreibung für das Gekraxel war, das Arranges veranstaltete, bis er dem Guar schließlich unsanft in den Rücken plumpste. Sie selbst sprang gleich darauf ebenfalls in den Sattel. Je eher sie weiterkamen, desto besser. "Südosten also", murmelte sie halblaut. So falsch waren wir also gar nicht...
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Legende
Sie setzten ihren Weg fort in Richtung Südosten. Das Land des Feuers erwieß sich jedoch als sehr lebensfeindlich, je weiter sie nach Süden kamen. zudem wurde der Grund deutlich rauher und das Gelände stieg insgesamt an. Weniger wurden sie alsbald von lockeren Aschedünen links und rechts begleitet, als mehr von Fels und reihenweise verkohlter und abgestorbener, hohler Bäume. Gelegentlich hörten sie das weit entfernte Grollen irgendwelcher fremder Kreaturen, aber die einzige Lebensform, die sie tatsächlich zu Gesicht bekamen, waren die dunklen Farne, die an einigen geschützten Stellen wuchsen. Sie sprachen allgemein nicht viel, was auch ohnehin nicht sehr viel Sinn gehabt hätte, da sie nun in den höheren Lagen mehr und mehr von Aschestürmen begleitet wurden, deren Brüllen teilweise so sehr anschwoll, dass man nichteinmal mehr das eigene Wort verstand. Jedoch stellten diese Stürme anders als die sengenden Winde in Elsweyr keine wirkliche Gefahr dar, welche Sand mit sich führte, der einem das Fleisch von den Knochen schmirgelte. Sie waren nur zweimal gezwungen deswegen kurz zu rasten und das auch nur wegen der unzureichenden Sicht.
Arranges hatte kaum eine andere Möglichkeit, als auf dem Gepäck hinter Erynn zu sitzen und zu schweigen, jede noch so kleine Bewegung strengte ihn bereits an. Glücklicherweise musste er nicht zu viel Konzentration darauf verschwenden, sich auf dem Guar zu halten, denn trotz des absolut unebenen Geländes, gingen die Tiere sicherer, als jedes Pferd und schwankten kaum. Der Nekromant hing indes seinen eigenen Gedanken nach. Wobei Gedanken wohl eher etwas übertrieben war. Er weigerte sich innerlich, darüber nachzudenken, dass sich Erynn tatsächlich von ihm lösen konnte, wenn sie denn wollte. Stattdessen hielt er sich lieber damit auf, seinem Unmut über seine missliche Lage durch gelegentlich unterdrücktes Grollen Luft zu machen.
Und was zum Henker waren das überhaupt für Kreaturen? Arranges rief sich nochmals die Situation in Bal Ur ins Gedächtnis, er hatte nicht sehr viel gesehen von diesen seltsamen Monstern, er wusste nur, dass sie untot waren. Aber etwas Vergleichbares ist ihm bis dahin noch nicht untergekommen. Es gibt noch immer Beschwörungen, die ich nicht beherrsche... oder die mir vielmehr komplett unbekannt sind. Kurz ärgerte er sich darüber, warum Meister Jurano ihm nie etwas von der Vielfalt der Beschwörungen in Morrowind erzählt hatte. Jedoch nur so lange, bis der Ergeiz sich in ihm meldete. Er musste wenigstens versuchen, diese Beschwörungen zu erlernen und bei Gelegenheit versuchen einige Informationen zu bekommen, was es wohl noch für Diener gab, die man rufen konnte. Die Dunkelelfen schienen den lächerlichen Kampfmagiern und Hexern in Cyrodiil hier um einiges voraus zu sein. Arranges überlegte einen Augenblick angestrengt. Jurano hatte ihm damals so viel von Morrowind erzählt - wovon leider nicht mehr zu viel vorhanden war in seinem Gedächtnis. Unter anderem auch davon, dass es einige große Fürstenhäuser auf der Insel selbst gab. Eines davon bestand im Prinzip aus Magiern und war, wie er sich dunkel erinnerte, so ähnlich aufgebaut wie die Gathering, nur, dass es eben in der Öffentlichkeit stand, offiziell im positiven Sinne handelte und eben ein gewisses politisches Interesse an Vvardenfell oder eben Morrowind hatte. Wenn ich mich noch recht erinnere, kommen wir sogar recht nahe an den Einflussbereich dieses Hauses heran, ich meine, das waren die größten Teile im Osten der Insel, möglicherweise erfahre ich in Molag Mar etwas darüber...
Sie waren mindestens zwei Tage beinahe durchgehend unterwegs, als das Gelände plötzlich rasch nach Süden hin zur Küste abfiel. Die Landschaft wechselte entsprechend nochmals ihr Gewand. Die monotonen Grautöne der versteinerten Asche um sie herum wurden an einigen Stellen von stechendem Schwefelgelb durchbrochen. Ebenso veränderte sich die Luft. Durchzogen von einem unterschwelligen Geruch, der sich wie einen leicht prickelnden, zähen Belag in Mund und Nase niederzuschlagen schien, fiel das Atmen entsprechend in der Nähe dieser Schwefelfelder recht schwer. In der Ferne konnten sie das Innere Meer erblicken, während etwas links von ihnen mehr und mehr ein gewaltiges Bauwerk zwischen den Hügeln auftauchte. Es erinnerte vom Umriss her stark an die Wohninseln Vivecs, die sie von Ebenherz aus gesehen hatten, diese hier jedoch stand allein. Das musste Molag Mar sein.
Wie die letzte Bastion der Zivilisation an sich, ragte das Ungetüm im Schein des durch Rauch- und Ascheschwaden am Himmel, gedämpften Sonnenlichts des Nachmittages aus dem Wasser an der Küste auf.
Als sie näher kamen, konnten sie eine gewaltige Kreatur an einem Hügel, auf welchem eine Art Baldachin stand, erkennen. Das müssen die Schickschreiter sein, jene Rieseninsekten aus deren Panzern die ungewöhnlichen Chitinrüstungen gefertigt sind, wie sie auch Yuphaistos trägt. Dachte Arranges, während er staunend zu dem gut und gerne 10 Meter hohen Ungetüm aufschaute, welches friedlich dort stand und auf den insgesamt 6 stelzenartigen Füßen ganz leicht in der Brise vom Meer schwankte.
Geändert von weuze (17.09.2011 um 12:27 Uhr)
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Fossil
Molag Mar
Sie ließen die Guars in einem Verschlag in der Nähe des riesigen Schlickschreiters zurück. Auf Vvardenfell war es offenbar ebensowenig wie in Cyrodiil üblich, das Nutzvieh innerhalb der Stadtmauern zu halten, und so gingen sie das letzte Stück nach Molag Mar zu Fuß. Dreveni und Erynn teilten das Gepäck unter sich auf, Arranges hatte momentan an seinem eigenen Körpergewicht genug zu tragen.
Der ganze, kompakte Komplex wirkte verwirrend auf die Kriegerin. Von außen betrachtet, wirkte Molag Mar schlicht und ergreifend abweisend, ein regelrechtes Bollwerk. Ein Torwächter in fremdartiger Rüstung, dessen Stimme durch seinen Vollhelm einen etwas unheimlichen Klang hatte, erklärte ihnen in gebrochenem cyrodiilisch den Weg zum hiesigen Tempel, nachdem sie ihm hatten begreiflich machen können, was mit dem Beschwörer nicht stimmte. Die kleine Gruppe schien jedenfalls nicht dadurch Mißtrauen erregt haben, daß sie einen Verfluchten bei sich hatten. Erynn konnte sich ohne weiteres vorstellen, daß man in diesem Außenposten, fernab jeglicher Zivilisation, noch ganz andere Dinge gewohnt war.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie den zentralen Platz von Molag Mar erreichten, ganz oben auf der festungsartigen Stadt und von hohen Mauern eingefaßt, die vermutlich hauptsächlich dazu dienten, während eines Aschesturms ein wenig Abschirmung zu gewährleisten. Der Dunmertempel mit seiner Kuppel was das bei weitem auffälligste Gebäude auf dem Platz, wenngleich auch dieser wirkte, als ducke er sich schutzsuchend hinter die Mauern. „Da wären wir“, war das erste, was die Bogenschützin sagte, seit sie den Stadtwächter nach dem Weg gefragt hatte. „Wollen wir hoffen, daß man uns hier wirklich helfen kann...“
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Drachentöter
Molag Mar
Der Weg nach Molag Mar hatte sie immer weiter durch diese Aschewüste geführt. Dreveni wunderte sich, ob es hier schon immer so ausgesehen hatte, da der Weg von toten Bäumen gesäumt war. Wann waren sie hier gewachsen? Änderte sich das Klima hier doch ab und zu? Endlich tauchte Molag Mar vor ihnen aus den Ascheschwaden auf, was durchaus wörtlich zu verstehen war. Die Stadt bestand aus einer riesigen steinernen Pyramide ohne Spitze, die mit dem Festland über eine Brücke verbunden war, aber ansonsten im Wasser lag. Das ganze wirkte auf sie eher wie eine Festung, ein Außenposten mitten in der Ödnis, als wie eine Stadt. Vermutlich war es auch nicht viel mehr. Dreveni erwachte fast wie aus einem Traum, als sie von den Guars stiegen und sich durch das Tor in die Stadt begaben. Die lebensfeindliche Umgebung, die ihr doch irgendwie vertraut erschien, war so gleichförmig dass der Weg Dreveni fast in Trance versetzt hatte, dazu kam noch das ewige Pfeifen des Windes. Sie folgte Erynn und Arranges über die Brücke und sie gingen wie beschrieben auf die oberste Ebene, wo sie schließlich vor dem Tempel stehen blieben. Dort trennten sie sich von Arranges, er wollte alleine im Tempel nach Hilfe suchen, Dreveni und Erynn sollten sich währenddessen um Zimmer kümmern.
Nicht weit vom Tempel fanden sie die Herberge "Zum heiligen Veloth". Der Schankraum war eher spärlich aber doch gemütlich eingerichtet, wozu die rötlich-gedämpfte Beleuchtung ihren Teil beitrug. Hinter dem Tresen stand ein Dunmer, dessen Alter Dreveni nicht schätzen konnte. Er wirkte irgendwie anders als die Dunmer, die sie in Cyrodiil kannte, sie konnte sich aber nicht erklären, was ihn genau unterschied. Dreveni war gelegentlich außerhalb Cyrodiils unterwegs gewesen, aber selten hatte sie sich so fremd gefühlt wie in diesem Moment. Vielleicht lag es daran, dass sie den Bewohnern Morrowinds so ähnlich sah und doch ganz anders war. Bevor sie den Gedanken allerdings vertiefen konnte, ging sie entschlossen auf den Wirt zu. "Seid gegrüßt, wir würden gerne drei Zimmer mieten.", sprach sie ihn an.
Überraschend freundlich antwortete dieser in fast einwandfreiem Cyrodiilisch: "Es sind noch drei Zimmer frei, macht zusammen 30 Draken die Nacht. Oder 24 Septime.", fügte er noch an, als er Drevenis zögernden Blick bemerkte. Anscheinend war der Wirt eher an den Umgang mit Fremden gewöhnt, außerdem machten sie anscheinend einen großen Teil seines Umsatzes aus. Dreveni kramte die Münzen hervor, wobei sie feststellte, dass sie relativ bald pleite sein würde. Die Guars hatten ein ziemliches Loch gerissen.
"Unten ist außerdem ein Badezimmer, ihr müsst euch aber den Zuber selbst herrichten. Alles was ihr braucht findet ihr unten.", teilte ihnen der Wirt noch mit, nachdem ihm Dreveni die Münzen gereicht hatte, dann schob er die Schlüssel über den Tresen. Vermutlich sahen sie inzwischen reichlich abgerissen aus, wenn er das Badezimmer schon so betonte. Sie nahm einen vom Tresen, die anderen beiden sollte Erynn nehmen und wandte sich zur Treppe die zu den Zimmern führte.
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Legende
Arranges kam sich regelrecht nackt vor. Nur selten trug er in der Öffentlichkeit kein Kettenhemd oder insgesamt nur Kleidung. Wobei man von Kleidung nur mehr schwerlich sprechen konnte. Seine dunkelblaue Tunika war inzwischen mehr grau als farbig und seine Hose wirkte arg abgenutzt. Lediglich seine Stiefel und die Beinschienen hielten sich noch recht gut. Dazu kam allerdings noch, dass Arranges selbst arg geschwächt war, nicht zuletzt durch den Fluch, der es ihm unmöglich machte, mehr zu tragen, als das, was er jetzt am Leib trug.
Endlich hatten sie den Tempel erreicht. Arranges war froh, dass die Erlösung endlich zum Greifen nahe war. Er hatte es mittlerweile satt, von heftigen Windböen teilweise fast vom Guar geweht worden zu sein und sich selbst nur mit einiger Mühe gerade auf den Beine halten zu können. Mit ein paar knappen Worten verabschiedeten sich die beiden Dunmer und machten sich dann auf in Richtung Taverne, an welcher sie zuvor schon vorbeigekommen waren. Und dann ersteinmal ausgiebig schlafen... Arranges war einen kurzen Moment erstaunt über sich selbst bei diesem Gedanken. Bevor er mit Erynn unterwegs war, ließ er sich nur ungern seinen Schlaf rauben, egal von wem. Seit er allerdings in Begleitung der Dunmer unterwegs war, hatte er oft die Nachtwache einfach übernommen, aus dem Gedanken heraus, die Elfe ein wenig zu entlasten. Aber jetzt hat sie ja wenigstens jemanden in ihrer Liga gefunden. Dachte sich Arranges seltsamerweise völlig neutral. Die Situation nach Bal Ur hatte bei ihm im Endeffekt nicht viel mehr gelassen, als ein kleines leeres Loch, das er nichteinmal versuchte zu stopfen, er wusste schlicht und einfach nicht, wie er damit umgehen sollte.
Er beließ es dabei und trat stattdessen entschlossen in den Tempel ein. Direkt neben der Tür stand eine... Wache? Arranges kam nicht umhin, kurz zu stoppen und die Gestalt in Vollplatte zu mustern. Die Rüstung war eindeutig von massiver Machart. Weit ausgezogene Schulterplatten saßen auf einem Muskelharnisch, an dem feingliedrige Schürzenteile hingen, welche die Oberschenkel und die Leiste schirmten. Ebenso waren auch die Stiefel eher etwas starr, wenngleich auch wohl bequem zu tragen. Panzerhandschuhe schützten die Hände. Die Krönung dieser Rüstung war wohl der Helm. Ein Vollhelm mit Gesichtsmaske und ausladendem Helmbusch quer zur Körperhaltung. Das Material erinnerte an eine Goldlegierung. Insgesamt war Arranges erster Vergleich die Aurealen von den Zitternden Inseln. Das muss einer dieser Ordinatoren sein, eine heilige Wa...
'Geht weiter, N'wah!' Die finstere, raue Stimme des Dunmers hinter der Maske überrollte Arranges regelrecht. Der Kaiserliche starrte noch einen Moment auf die dunklen Seeschlitze in der Maske, fügte sich aber dann.
Bei den Trioliten stand ein Dunmer, der insgesamt nach Mönch aussah. Arranges, der nicht mehr länger warten wollte, diesen Fluch endlich loszuwerden, schritt direkt auf den Dunkelelf zu, der gerade nachdenklich zu Boden schaute und vor sich hin murmelte. 'Serjo... seid ihr ein Priester des Tempels hier?' Fast automatisch wandte Arranges an, was er aus dem Dunmeri konnte. Der Dunmer schaute auf. 'Sera, nein, ich bin Mönch,' nach einem kurzen Blick auf den Kaiserlichen fuhr er etwas freundlicher fort, 'ihr seht aus, als wäred ihr von einem Rudel Alits durch Molag Amur gejagt worden.'
'Ich komme in der Tat aus der Amur, aber von Alits verfolgt, was auch immer das für Kreaturen sein mögen. Nein, ich und meine Begleiter wurden bei Bal Ur von Daedraanbetern überfallen. Einer von ihnen hat irgendwelche Untoten beschworen, die mich mit Flüchen meiner Kräfte beraubt haben. Deswegen bin ich hier.' Die Miene des Dunkelelfen verzog sich. 'Verdammte Totenbeschwörer und Daedraanhänger... Ich will versuchen euch zu helfen, aber ich kann nichts versprechen. Große Knochenläufer haben euch angegriffen... ihr... seid der Magie mächtig, wenn ihr wisst, dass es sich um Flüche handelt?'
'Ja, neben dem Umgang mit dem Schwert beherrsche ich noch ein wenig Zerstörungsmagie.'
'Ah... das macht die Sache möglicherweise einfacher. Folgt mir.' Arranges folgte dem Dunmer in eine Nische ein wenig abseits. 'Das könnte vielleicht etwas schmerzhaft werden.'
'So lange es funktioniert.' Der Dunmer nickte nur und begann dann Worte zu nuscheln. Arranges erkannte das verzogene Dunmeri eines Dunmers, dessen Wurzeln tatsächlich noch nahe den Chimer liegen mussten.
Zunächst passierte nichts. Der Elf starrte jedoch nach wenigen Augenblicken nur noch angestrengt zu Boden, seine Brauen zogen sich zusammen und er kniff die Augen zu, so, als würde er mit einer unsichtbaren Kraft ringen. Arranges spürte jedoch noch immer nichts. Der Nekromant begann sich nach einigen weiteren Minuten ernsthaft zu fragen, ob der Mönch tatsächlich in der Lage war, ihm zu helfen, doch dann spürte er plötzlich einen Zug nach vorn vom Brustbein aus. Was zur Hölle?! Im Augenwinkel sah er, wie einer der Trioliten kurz aufblinkte. Ein mehr zu spürendes, als hörbares Kreischen entrang sich seines Unterbewusstseins, als irgendetwas nicht greifbares aus seinem Leib gezerrt wurde, sich aber noch mit aller Macht dagegen wehrte. Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn des Dunkelelfen. Ein letzter Ruck ging durch den Körper des Magiers und schlagartig kehrte die Kraft wieder, welche zuvor so massiv blockiert wurde. Arranges spürte förmlich, wie sich seine sehnigen Muskelstränge am ganzen Körper wieder spannten. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er testweise seinen rechten Arm einmal beugte. 'Das wären dann 35 Draken...' Sagte der Mönch ohne Einleitung und völlig trocken, während er sich noch mit dem Robenärmel den Schweiß von der Stirn wischte. Habgieriges Mönchspack. Arranges langte automatisch dort hin, wo normalerweise sein Geldbeutel an seinem Gürtel hing, aber er trug ja noch nichteinmal den Gürtel. Entschuldigend sah er auf. 'Tut mir leid, aber ich trage momentan kein Geld bei mir.' Der Dunkelelf zog eine Augenbraue hoch. 'Der Tempel verlangt eine kleine Spende...' Seine Augen wanderten zu den wenn auch etwas mitgenommenen, aber trotzdem gut gearbeiteten Beinschienen des Beschwörers. Das kannst du aber sauber vergessen! 'Ich dachte der Tempel handelt im Glauben an das Tribunal und die Götter und nicht zum Erhalt selbiger.'
'Allerdings, aber genauso wenig, wie ihr kann der Tempel und seine Diener nicht von Luft und Liebe leben... Eure Beinschienen, wenn ich bitten dürfte?' Der Ton war unmissverständlich und Arranges hatte nur wenig Lust, sich noch mit dem Ordinator anlegen zu müssen, sollte der Mönch auf diese Idee kommen. Mit einem Seufzer schnallte er die Rüstungsteile ab und gab sie dem Elfen. 'Mögen die Drei euch segnen, Sera!' Sagte der Mönch nun wieder freundlich und wollte sich gerade abwenden, als Arranges ihn nochmal ansprach: 'Eine Frage habe ich noch, wenn ihr gestattet?'
'Natürlich.'
'Von welchen Kreaturen spracht ihr zuvor?'
'Ihr meint die Alits? Sie gehören zur einheimischen Fauna Vvardenfells. Ihr findet sie überall auf der Insel, vornehmlich jedoch hier in den Feuerlanden und in der Westspalte. Grausame Jäger. Mannshoch, mit einem übergroßen Maul voller rasiermesserscharfer Fänge. Sie laufen auf zwei Beinen, das sind auch zugleich die einzigen Gliedmaßen. Haltet die Augen nach ihnen offen. Sie sind normalerweise keine zu große Gefahr, wenn man sie kommen sieht, wenn sie einen jedoch überraschen und verletzen, kann es sein, dass ihr unter Umständen schwer vergiftet werdet oder euch üble Krankheiten wie die Gelbfäule oder die Pest einfangt.'
'Ah... nun, danke, Sera!'
Der Mönch nickte nur noch und ging dann davon.
Arranges verließ ebenfalls den Tempel mit dem stechenden Blick des Ordinators im Nacken. Draußen auf dem Platz wandte er sich richtung Taverne. Dort sollte ich mich dann bevor wir abreisen noch nach einem Rüstungsschmied erkundigen, mal sehen, was die dunmerischen Schmiede können.
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Fossil
Molag Mar
Ja, Zuber ist eine gute Idee... Die beiden Dunmerinnen wandten sich ab, um das Gepäck auf die Zimmer zu schaffen. Diese lagen im Untergeschoß und waren geräumig und sehr sauber. Der Boden war mit großen Steinplatten gefliest, die Wände mit hellem Lehm verputzt, was eine freundliche und warme Atmosphäre schuf. Es gab keine Fenster. Dennoch schien es irgendeine Art der Belüftung zu geben, denn es war kein bißchen stickig in dem Raum.
Erynn ließ das ganze Geraffel von ihren Schultern gleiten und seufzte zufrieden, als sie das Gewicht endlich los war. Arranges’ Kram brachte sie in das Zimmer nebenan und half danach Dreveni dabei, Wasser zu erhitzen und den zuber zu füllen. Damit waren sie eine ganze Weile gut beschäftigt, und als sie endlich fertig waren, ließ sie der anderen Dunmer den Vortritt. Die Assassinin wirkte aus irgendeinem Grund höchstens halb so dreckig wie sie selbst - Erynn fragte sich ernsthaft, wie sie das hinbekam, waren sie jetzt doch seit Tagen durch den selben Dreck gekrochen.
Während Dreveni badete, kümmerte sich die Bogenschützin um Rüstung und Waffen. Der feine Aschestaub saß wirklich in jedem möglichen und unmöglichen Winkel der Ausrüstung und Erynn konnte nach wenigen Minuten schon sehr gut nachvollziehen, warum die Einheimischen hier Rüstzeug aus Chitin oder dem glatten Netchleder bevorzugten.
Nach einer Weile, die der Kriegerin ziemlich lang vorkam, klopfte die Assassinin endlich an ihre Tür. Erynn griff nach einigen verhältnismäßig sauberen Kleidungsstücken aus dem Gepäck und ging ihrerseits baden. Das Wasser war bestenfalls noch lauwarm, aber sie störte sich nicht daran. Wirklich lange wollte sie sich ohnehin nicht damit aufhalten, im dem Zuber herumzuplanschen, dafür war sie viel zu neugierig auf Molag Mar. Die erste echte Dunmerstadt, in die sie gekommen war. Ebenherz hätte genauso gut irgendwo in Cyrodiil stehen können, aber dieser Ort hier war wirklich fremdartig und aufregend. Entschlossen schrubbte sie sich den Dreck der letzten Tage von Haut und Haar und war schon wenig später wieder trocken und angezogen. Mit dem Ärmel wischte sie Kondenswasser von einem Bronzespiegel an der Wand und warf einen kritischen Blick auf ihr Spiegelbild. Erynn. So wie immer. Vielleicht sollte sie tatsächlich irgendwann mal damit anfangen, interessante Dinge mit Frisur und Schminke anzustellen, überlegte sie, aber gewiß nicht heute. So kunstvolle Gebilde wie Dreveni bekam sie ohnehin nicht zustande und da sie nicht vorhatte in die Gefahr zu geraten sich ein Auge auszustechen, würde sie die Assassinin auch nicht nach einem Kohlestift fragen. Ganz abgesehen davon, daß das Ergebnis am Ende wohl ziemlich gruselig aussehen dürfte... Nachdem sie eine Weile reichlich planlos an ihren Haaren gezupft hatte, entschied sich Erynn dafür, sie einfach offen fallen zu lassen... als Zugeständnis an die Zivilisation.
Schließlich klopfte sie an die Tür der anderen Elfin und steckte nach deren Zuruf den Kopf in das Zimmer. „Ich würde gern nach oben in die Schänke gehen und mich danach vielleicht noch etwas in der Stadt umsehen. Wollt Ihr mitkommen?“
Geändert von Glannaragh (13.10.2011 um 20:36 Uhr)
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Drachentöter
Als der Zuber endlich gefüllt war und Dreveni im heißen Wasser lag, wäre sie beinahe eingeschlafen. Vielleicht hatte sie auch tatsächlich geschlafen, denn auf einmal fröstelte sie, als das Wasser spürbar abgekühlt war. Schnell wusch sie sich noch die Haare, stieg aus dem nunmehr nur noch lauwarmen Wasser und wickelte sich ein Leinentuch um den Körper. Nachdem sie an Erynns Tür geklopft hatte, ging sie auf ihr eigenes Zimmer und besah kritisch den Inhalt ihrer Taschen. Das Bad im Fluss und das anschließende Trocknen auf den warmen Steinen hatte ihrer Kleidung nicht unbedingt gut getan, aber es würde - und musste - gehen. Sie zog wieder das dunkelrote Kleid an, dass sie als einzige etwas anständigere Kleidung dabei hatte und kämmte ihre noch nassen Haare. Zum trocknen ließ sie diese einfach offen, und gerade als sie halbwegs zufrieden ihr Spiegelbild betrachtete, streckte Erynn nach kurzem Klopfen den Kopf zur Tür herein. Ihr Vorschlag kam Dreveni durchaus gelegen, sie mussten ohnehin herausfinden, ob Gumora hier gewesen war. Sie nickte der anderen kurz zu, schlang sich ihren Gürtel mit dem Dolch um die Hüften und ging hinter Erynn die Treppe nach oben in den Schankraum. Dieser war inzwischen etwas voller geworden bemerkte Dreveni, als sie zum Tresen ging. Der Wirt musterte sie jetzt schon etwas anders als vorhin, wo sie noch voll Asche gewesen waren. Sie bestellten etwas, das Matze hieß, und ließen sich an einem kleinen Tisch nieder.
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Legende
Arranges fühlte sich fast ein wenig nackt, als er über den Platz zur Taverne schritt. Alles, was er jetzt noch am Leib trug war seine normale Kleidung. Ein wenig fühlte er sich an frühere Jahre erinnert. An jene Zeit in Cheydinhal, vor der Gathering und noch bevor er frühe Lehrer wie Harchaxas oder Nahestehende wie Nienna kannte, sondern eben nur die Dunmer, welche sich um ihn gekümmert hatte, nachdem seine Eltern gestorben waren. Er war auch in den Wäldern nahe der Stadt nie mit Rüstung unterwegs - wenn er sich denn überhaupt großartig aus der Stadt wagte. Damals war alles noch so einfach gewesen. Er war absolut niemandem verpflichtet, tat, was ihm Spaß machte um den Verlust zu verdrängen, was doch recht gut funktionierte, war Nekromantie doch ein sehr weitläufiges Gebiet magischer Schulung und eine echte Herausforderung für den sonst nur in der Mystik und Zerstörung bewanderten jungen Kaiserlichen.
Auch in der Gathering später, fehlte es ihm im Grunde an nichts. Natürlich gab es Zeiten, in denen er herbe Rückschläge hinnehmen musste, aber keiner war so schwerwiegend, dass er aufgegeben hätte. Nach und nach entwickelte er sich zu einem herausragenden und im Vergleich recht mächtigen Mitglied der Bruderschaft. Er stellte seine Wissenserweiterung bald schon an aller erste Stelle nachdem er mehrmals zu spüren bekommen hatte, wie vergänglich Liebe und Freundschaft war und es nicht Wert waren, danach zu streben und doch... Und doch bin ich mir seit einiger Zeit nicht mehr sicher, ob ich nicht vielleicht etwas sehr Wichtiges ausgelassen habe... aber diese Empfindung scheint auch nur irgendein Gespinnst meiner selbst zu sein. Erynn tat sich mehr und mehr mit Dreveni zusammen, dessen war er sich zumindest seit Bal Ur sicher. Es kränkte ihn irgendwie und tat beinahe körperlich weh. Aber das sollte ihn nicht aufhalten, er hatte sich zunächst schließlich allein wegen dem Argonier nach Vvardenfell begeben und nicht um zu zusehen, wie sich Erynn von ihm abwandte.
Arranges verdrängte die Gedanken, als er vor dem Aushänger der Taverne stand. Einen Moment später betrat er das Gebäude. Sofort fühlte er sich an das Anwesen Juranos erinnert, bis auf ein paar Details sah die Schenke von der Einrichtung und der Bauart her fast genauso aus. Entschlossen trat der Nekromant an den Tresen. 'Guten Tag, Sera, sind hier vor kurzem zwei Dunmerrinnen angekommen?'
'Ja, ich nehme an, ihr seid der, für den sie das dritte Zimmer bezahlt haben?'
'Genau. Wurde ein Schlüssel hinterlegt?'
'Nein, ich kann euch im Moment auch nicht sicher sagen, ob die beiden noch im Haus sind.' MItdenken war noch nie die Stärke von Kriegern... Arranges seufzte. 'Nun gut... dann werde ich wohl warten müssen. Sagt, gibt es hier einen Schmied?'
Der andere schaute ihn einen Moment fragend an. 'Eine Redoranfeste ohne Schmied wäre wohl sehr seltsam. Es gibt einen, ein Nord. Saetring, ihr findet ihn auf der oberen Wohnebene.'
Nachdem Arranges sich den Weg hatte erklären lassen, stand er wenig später in der kleinen Schmiede. Klassische Lederbeinschienen schien es auf Vvardenfell gar nicht zu geben. Arranges ließ sich die einheimische Schmiedekunst zeigen und erklären und entschied sich dann für ein Paar Beinschienen aus Netchleder. Aufgrund des Materials mussten diese allerdings teilweise maßgefertigt sein. Der Kaiserliche würde die fertigen Rüstungsteile morgen abholen können.
Arranges ging wieder zurück zur Taverne. Er war doch länger bei dem Schmied gewesen, stellte er fest, als der Magier oben auf dem Platz einen kurzen Blick in den Himmel war und am nördlichen Firmament Azuras Sterne schwach aufglimmen sah.
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