[Dreveni]
Sie lenkten ihre Guars noch ein Stück weiter den Weg entlang, solange bis sie ausser Sichtweite des Beschwörers waren. Wenn sie nicht gerade herumschriehen, dann sollte er sie auch nicht mehr hören. Dort nahmen sie das Gepäck von den Tieren und ließen sie nach Futter suchen, immer darauf bedacht, dass sie von der Straße weg blieben. Feuer entzündeten sie keines, solange wollten sie hier ohnehin nicht bleiben. Nur endlich ihre Sachen sortieren, die sie bei der kopflosen Flucht einfach wild durcheinander auf die Guars geworfen hatten. Schließlich saßen sie inmitten ihrer Sachen mit etwas gedörrtem Fleisch aus ihrem Proviant auf dem Boden. "Merkt Arranges auch mal, wenn er nicht mehr in der Position ist, sich so aufzuführen?", fragte sie Erynn, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten. Dreveni würde ihn am liebsten wirklich zurücklassen, und sie merkte gerade, dass sie sich später arg überwinden würde müssen, um ihn wieder einzusammeln. Von den Fesseln befreien würde sie ihn jedenfalls so schnell nicht.

[Erynn]
Erynn war hauptsächlich erstmal froh daß sie Zeit hatten, ihren Kram in Ordnung zu bringen. Sie haßte es, wenn ihre Ausrüstung durcheinander war und man nichts fand - unter Umständen konnte so etwas sogar lebensgefährlich sein. Als sie schließlich ihre Rüstung wieder angelegt hatte und gedankenverloren auf einem Streifen Trockenfleisch herumkaute, sprach Dreveni sie an. "Nein", antwortete sie und zog die Brauen in einer halb resignierenden, halb entschuldigenden Geste hoch. "Das heißt, er merkt es schon, und das macht ihn erst recht fuchsig. Mittlerweile lasse ich ihn meistens einfach zetern, aber das gerade war einfach zu viel. Vielleicht kommt er endlich mal ans Nachdenken, wenn wir ihn eine Weile dort sitzen lassen." Erynn deutete mit dem Daumen über die Schulter in die ungefähre Richtung, in der sich der Kaiserliche befinden mußte. "Er wird sich irgendwann schon wieder beruhigen, auch wenn das nach dieser Aktion hier etwas länger dauern dürfte als sonst..."

[Dreveni]
Dreveni sah eine Weile ins leere, bevor sie antwortete. "Er sollte sich besser beruhigt haben, bis wir ihn holen, sonst bleibt er dort liegen." Inzwischen hatte sie ihren Kamm gefunden, und setzte fort, was sie vorhin begonnen hatte, immerhin waren ihre Haare inzwischen getrocknet, auch wenn sie immer noch ein paar Blätter fand, die im Fluß getrieben waren. "Ich habe jedenfalls keine Lust mehr, die Launen von dem zu ertragen, nur weil der sich nicht im Griff hat. Wir finden diese Echse bestimmt viel besser ohne ihn." Ihr war klar, dass Erynn den Magier nie zurücklassen würde, aber noch wollte sie nicht aufgeben. "Und ihr unterstützt ihn auch noch, weil er sich euch gegenüber anscheinend benehmen kann, wie es ihm beliebt. Diese Aktion wird sowieso nicht als wirklicher Dämpfer reichen, ich fürchte bei dem ist wirklich alles zu spät." fügte sie noch leise grummelnd hinzu während sie ihre Haare wieder zu einem Zopf flocht.

[Erynn]
"Ich finde Mittel und Wege, Dreveni, keine Sorge." Sie grinste schief. "Dauerhaft ändern läßt der sich eh nicht mehr, der lernt nichtmal durch Schmerzen. Glaubt mir." Erynn holte einmal tief Luft und kratzte sich am Kopf. Ein kleines Aschewölkchen löste sich aus ihrem Haar und trieb träge davon. Sie schaute ihm versonnen nach, dann platzte sie heraus: "Er ist arrogant, lernresistent, launisch, verzogen und manchmal einfach nur kindisch! Außerdem hab ich keine Ahnung, wie er bei seiner Art zu kämpfen bis heute überlebt hat. Bringt sich dauernd in die unmöglichsten Situationen und ich hab hinterher den Ärger, wenn ich ihn wieder zusammenflicken darf! Jedesmal! Aber nein, der Herr weiß es natürlich besser... keine Wildsau wäre so stur und würde so oft mit dem Schädel gegen die gleiche Wand rennen wie der da... und trotzdem glaubt er mir sagen zu können wohin ich gehen und mit wem ich mich nicht rumtreiben darf! Manchmal... ach, keine Ahnung", knurrte sie.

[Dreveni]
Als Dreveni sah, wie sich Erynn am Kopf kratzte und eine Aschewolke davon flog, die sie zwar beobachtete, aber sonst nichts tat, verzog sie leicht den Mund. Wie kann einem sein Aussehen nur so egal sein? Der Schimpftirade auf Arranges hörte sie nur noch mit unbewegtem Gesicht zu. Erynn musste wirklich etwas an dem Tyrannen finden, sonst hätte sie ihn schon längst in die Wüste gejagt, etwas was Dreveni beim besten Willen nicht nachvollziehen konnte. Und doch gab es ihr wieder diesen Stich, dass sogar ein Ekel wie Arranges jemanden zu haben schien, der sich um ihn sorgte. Sie wusste dass sie auch allein zurecht kam, aber trotzdem.... Halb unbewußt setzte sie sich währendessen näher zu Erynn und begann, ihr den Staub aus den Haaren zu kämmen. "Manchmal was?" fragte sie leise an Erynns Ohr. Natürlich wusste sie nicht, ob Erynn das überhaupt recht war, aber sie konnte es gerade wirklich nicht mehr sehen, und Erynn selbst machte auch keine Anstalten, sich wieder in Ordnung zu bringen, nachdem sie ihre Rüstung angelegt hatte.

[Erynn]
Die Elfin wunderte sich zwar, als sich Dreveni begann sich an ihrem Haar zu schaffen zu machen, ließ sie aber gewähren. So wie es ziepte, als die Assassinin ihr den Kamm durch die Mähne zu ziehen, mußte sie tatsächlich recht wild aussehen. "Manchmal... hab ich wirklich keine Ahnung mehr, wie ich damit umgehen soll. Arranges kann sehr besorgt um mich sein, dann wieder ist er ein absolutes Ekel, an einem Tag besitzergreifend und am nächsten würde er mich am Liebsten zum Sharmat jagen... warum muß dieser Kerl bloß alles so kompliziert machen?" Sie schüttelte den Kopf, aber nur ganz leicht, um Dreveni nicht den Kamm aus der Hand zu schlagen. "... und vor allem frage ich mich: Warum laß ich mich jedesmal davon überrumpeln?" Dann seufzte sie leise, lehnte sich ein wenig zurück und begann, Drevenis Bemühungen einfach nur zu genießen. Die letzte Person, die ihr die Haare gekämmt hatte, war eine völlig verstörte Gatheringnovizin gewesen, die Erynn nach ihrer schrecklichen Entstellung kein Wort mehr sprechen gehört hatte. Im Gegensatz dazu war die jetzige Situation kein bißchen skurril. "Egal. Ich will das gar nicht zu Eurem Problem machen, die Lösung muß ich schon selber finden, wenn es denn eine gibt... seh ich wirklich so zerzaust aus, wie es sich gerade anfühlt?"

[Dreveni]
Dreveni musste auf Erynns Frage hin leicht grinsen. "Ja, wenn ihr euer Haar noch öfter so zerzauseln lasst, hilft nur noch abschneiden.", antwortete sie. Gleichzeitig musste sie daran denken, welche Geduld Mordan eigentlich aufgebracht hatte, als er ihr die Haare entwirrt hatte, als sie noch klein gewesen war. Sie wusste nur noch, dass er sie meistens erst einmal einfangen musste, für Geziepe hatte sie auch nicht viel übrig gehabt, wobei sich Mordan wirklich geschickt angestellt hatte. "Wieso meint ihr, mit Arranges umgehen zu müssen? Quält ihr euch gerne selbst?" Dreveni hoffte dass das nicht allzu schnippisch klang, denn so war es nicht gemeint. Ausserdem interessierte es Dreveni wirklich. Wieso gab man sich lieber mit so jemandem ab und ließ sich wie Dreck behandeln statt allein zu bleiben? Inzwischen hatte sie alle Knoten aus Erynns Haar gekämmt und begann es mit ein paar Haarnadeln zu einem Knoten im Nacken festzustecken, wobei sie seitlich ein paar kürzere Strähnen raushängen lies. So würde es nicht gleich wieder total zerzaust sein.

[Erynn]
"Gute Frage." Sie tastete vorsichtig nach dem kunstvollen Gebilde an ihrem Hinterkopf. "Ich muß es eigentlich gar nicht, außerdem bin ich nicht allein. Aber... Ich habe ihn irgendwann schätzen gelernt in der recht langen Zeit, die wir jetzt schon zusammen unterwegs sind, so seltsam das vielleicht klingt. Das war sicherlich nicht immer so, besonders zu Anfang nicht - irgendwann haben wir uns dann zusammengerauft und uns, wie ich Euch schonmal sagte, immer wieder gegenseitig aus der Klemme geholfen. Das verbindet schon irgendwie... Ach, verdammt! Ich mag den alten Bockskopf einfach!" Erynn verzog das Gesicht ein wenig, so als wüßte sie nicht genau, ob sie sich deswegen über sich selbst ärgern sollte oder nicht. "Zudem", fuhr sie fort, "weiß ich gerade gar nicht, was ich sonst mit mir anfangen sollte, wenn ich nicht mit Arranges auf diese Jagd ginge. Es ist zu viel passiert, als daß ich dem Beschwörer jetzt einfach sang- und klanglos den Rücken kehren und zurück zu meinem Gildenhaus reiten zu können."

[Dreveni]
Dreveni wusste zuerst nicht, was sie darauf erwiedern sollte. Wenn die andere darauf stand, sich von Arranges so behandeln zu lassen, dann war das wirklich nicht ihr Problem. Sie sah eine Weile gedankenverloren ins Nichts, während sie wieder an Feryn denken musste. Er hatte sich nie benommen wie Arranges, ausser natürlich da, wo er sie eiskalt verraten und dem sicheren Tod überlassen hatte. Aber selbst das war irgendwie etwas anderes gewesen. Vermutlich war Arranges zu soviel kalkulierter Hinterhältigkeit gar nicht in der Lage, Dreveni sah in ihm nur einen Choleriker, sonst nichts. Sie zweifelte aber auch nicht daran, dass es bei seinen Wutanfällen durchaus irgendwann einmal Tote geben würde. "Ihr solltet dennoch aufpassen. Ich halte Arranges für unberechenbar, wenn er seine Aussetzer hat, und er wäre nicht der erste, der jemanden im Affekt erschlägt oder verstümmelt.", sagte sie leise zu Erynn, wobei sie auf den Boden vor sich sah.

[Erynn]
"Das könnte mein Pferd auch, wenn es austickt", antwortete Erynn weit selbstsicherer als sie sich fühlte. Sie wußte nur zu gut was geschehen konnte, wenn die Vernunft sich bei dem Beschwörer vorübergehend abmeldete. Aber genau genommen wollte sie das mit Dreveni nicht diskutieren. Am Liebsten wollte sie diese Szenen auch vor sich selbst ausblenden, so unvernünftig das auch sein mochte. Die Elfin beschloß, den Spieß umzudrehen. Langsam aber sicher hatte sie genug von sich preisgegeben. Jetzt war die Assassinin an der Reihe: "Warum sorgt Ihr Euch so deswegen? Es klingt fast, als hättet Ihr dazu ein bestimmtes Ereignis im Kopf... außerdem habt Ihr vor nicht allzu langer Zeit selbst noch versucht, Arranges und mich zu töten, wenngleich das mit Affekt wohl nicht viel zu tun gehabt haben dürfte. Woher also dieser Sinneswandel?"
Erynn wollte es wirklich gern wissen. Dreveni verhielt sich doch sonst nicht so widersprüchlich...

[Dreveni]
"Ganz einfach, es zahlt mich keiner dafür, euch jetzt umzubringen. Ich hätte euch nicht getötet, weil ich wütend war oder einen Hass auf euch hätte. Es ist nichts persönliches wenn mir jemand einen Auftrag gibt." Erynn schien wirklich wenig bis gar keine Ahnung von diesen Geschäften zu haben. Der anderen Frage wich sie zuerst aus, das mit Feryn war tatsächlich etwas anderes gewesen. Oder doch nicht? "Und... Und wegen der anderen Sache..." Was sollte sie sagen? Sie konnte selbst tatsächlich die meiste Zeit noch kaum fassen was sie getan hatte. Auch dass sie schon vorher völlig die Kontrolle über sich verloren hatte, als sie Feryn nicht gleich getötet hatte, wie es ihr Auftrag war. "Nun ja, manchmal ist man anderen Menschen oder Mer gegenüber einfach blind." Während sie gesprochen hatte, hatte sie vor sich mit den Fingern in einem Häufchen Asche gestochert. "Gerade wenn man denkt man würde ihnen nahe stehen." Mehr wollte sie Erynn gegenüber auch nicht zugeben, für ihren Geschmack war das schon mehr als genug.