[Erynn]
Erynn wickelte sich gerade in ihre Decke und wollte eigentlich nur noch schlafen, als Arranges sie ansprach. Er klang seltsam, irgendwie verletzt. Seine leise Stimme war kaum zu verstehen. "Unterschwelliges Bündnis? Was meinst du damit? Wir sind momentan Verbündete, oder nicht?" Sie unterdrückte ein Gähnen. "Hör zu, wir müssen irgendwie miteinander auskommen. Es ist nicht gut, wenn wir auch noch untereinander dauernd kämpfen. Wer weiß, was uns auf dieser Insel noch erwartet."

[Arranges]
'Tatsächlich sind wir verbündet, auch wenn es bei ihr in erster Linie des Geldes wegen ist.' Er blickte ihr einen Moment nur wortlos in die Augen, bevor er weitersprach. 'Ich will,' er stockte und überlegte, 'ich möchte nur nicht, dass du dich von Dreveni zu sehr beeinflussen lässt... Schlimm genug, dass du durch mich so viel Verwirrung in den letzten Monaten erfahren musstest.'

[Erynn]
Für einen Moment saß sie nur da und erwiderte den Blick des Beschwörers. Sie wußte nicht gleich, was sie darauf sagen sollte. Ja, in der Tat. Verwirrend war die Zeit tatsächlich. Aber ich hätte nicht gedacht, daß du dir wirklich so viele Gedanken darum machst. Die Elfin versuchte sich an einem beruhigenden Lächeln, wenngleich sie Arranges eigentlich recht geben mußte. Er hatte ihr Leben ins Chaos gestürzt, und jetzt stand sie da und wußte nicht mehr, wer sie war oder was sie mit sich anfangen sollte. "Ich... weiß nicht, Arranges", gab sie leise zur Antwort. "Sie ist so stark, so anders. Aber ob sie mich wirklich beeinflußt? Ich möchte nicht sein wie sie, aber das ist kein Grund, sie wie Luft zu behandeln, findest du nicht?" Das stimmte nicht ganz, auch wenn es ebenfalls nicht ganz gelogen war. Drevenis kühle Effizienz faszinierte die junge Dunkelelfin. Manchmal wirkte es, als könnte sie nichts wirklich anrühren. Selbst wenn sie wütend war blieb sie wachsam, und als Erynn nach der Sache mit dem Obliviontor ihren Arm gerichtet hatte, war sie dennoch beherrscht und ihre Gedanken auf die Notwendigkeiten der Situation ausgerichtet gewesen, wenngleich die Schmerzen entsetzlich gewesen sein mußten.
"Mach dir keine Sorgen um mich", setzte sie deshalb hinzu, halb um den Magier zu beruhigen, halb, um vor sich selbst zu bekräftigen, daß sie tatsächlich nicht werden wollte wie die Assassinin. "Ich will Gumora tot sehen, ja, aber ich habe gute Gründe dafür."

[Arranges]
'Nein, natürlich ist das kein Grund. Ich kann sie ja auch schlecht behandeln wie Luft.' Bestätigte der Nekromant ihre Worte. 'Aber...' Er brach ab und wandte den Blick ab und sah in die Flammen. 'Sind dir die Pilze aufgefallen, die hier überall stehen?' Er hob den Kopf und seine Augen wanderten an dem Stamm des Riesenpilzes entlang, den er auch zuvor schon angestarrt hatte. 'Genau solche Pilze stehen auch im Reich Sheogoraths... nur noch viel herrlicher und irgendwie... lebensfreudiger...' Es schien, als würde er sich wieder in seinen Gedanken verlieren und redete einfach nicht weiter.

[Erynn]
Was für ein seltsamer Themenwechsel... du bist heute wirklich etwas zerstreut, Magier. Die Kriegerin richtetet sich vollends wieder auf, als Arranges Sheogorath erwähnte. Sie folgte seinem Blick und musterte ihrerseits den baumgroßen Pilz. "Ich finde die Dinger auch so schon recht beeindruckend", bemühte sie sich die entstandene Stille zu überbrücken. Ihr Freund schien mit seinen Gedanken sehr weit weg zu sein. So wie in diesem Moment hatte sie ihn nur selten gesehen. "Erzählst du mir davon? Wie sind die... Zitternden Inseln, das war ihr Name, richtig?"

[Arranges]
Ihre Frage traf Arranges völlig unvorbereitet, hatte er gerade noch den schlicht unbeschreiblichen Nachthimmel über Dementia vor Augen, fragte die Dunmer jetzt plötzlich, ob er ihr von den Inseln erzählen könnte. Einen Herzschlag lang schaute er ihr nur in die Augen. 'Nun ja, so heißt das Reich des Wahngotts. Aber, was würdest du denn hören wollen?' Er fühlte sich irgendwie seltsam bei dem Gedanken laut von den Inseln zu erzählen. Schon allein deshalb, weil man sie eigentlich selbst gesehen haben müsste, um zu verstehen, was er versucht gehabt hätte, in Worte zu fassen.

[Erynn]
Erynn überlegte kurz. Ja, was wollte sie eigentlich hören? Ihr gingen so viele Fragen durch den Kopf. Arranges hatte erwähnt, wie gefährlich es dort war, sie kannte die Narbe, die der Skalon ihm zugefügt hatte Was zum Henker ist überhaupt ein Skalon? Leben dort Menschen und Mer? Zeigt sich Sheogorath persönlich in seinem Reich, so wie es die Tribunalsgötter manchmal tun, oder ist er eher so wie die Neun Göttlichen, die nicht sichtbar auf Nirn wandeln? Wie ist das Leben an einem Ort, wo der Herr des Wahnsinns gebietet? "Wie sieht es dort aus?" fragte sie schließlich, aus dem Versuch heraus, irgendwie einen sinnvollen Anfang zu finden, "Ist es da so ähnlich wie in den Totenlanden?"

[Arranges]
'Hm...' Arranges überlegte einen Moment. 'Die Zitternden Inseln sind wie die Totenlande auch, eine Oblivionebene. Aber und das habe ich dir im Zusammenhang mit Boethias Schrein damals, glaube ich schonmal knapp erklärt, hat jeder Daedraprinz seine eigene Ebene... Und jeder Daedraprinz gestaltet seine Ebene so, wie es ihm beliebt. Mehrunes Dagon zum Beispiel lässt die Totenlande seinem Sinnbild gleich, wüst und grob erscheinen, wenngleich sie insgesamt auch ein Kunstwerk in sich bedeuten mögen. Die Zitternden Inseln sind da allerdings eher das genaue Gegenteil. Die Verliebtheit, die Sheogorath selbst in sein Reich steckt, ist geradezu rührend. Auch wenn es auf den ersten Blick irgendwie platt und überladen wirkt, so wird man sich der Schönheit erst wirklich gewahr, wenn man sich mitten drin befindet. Alles ist so andersartig bunt und alles lebt einfach.' Bei seinen eigenen Worten wurde der Magier sich tatsächlich darüber bewusst, dass er die Natur Cyrodiils, die er vor den Inseln immer als schön empfunden hatte, doch eher nur als öden, braunen Erdklumpen im Vergleich zu den Inseln beschreiben hätte können. 'Die Inseln sind nicht vergleichbar mit irgendeinem Flecken von Mundus. Man ist sich zwar ständig der Tatsache bewusst, dass alles, was man dort sieht, das die Sinne so derartig berauscht, nichts weiter ist, als ein großes Trugbild, eben wie jede andere Oblivionebene. Allerdings macht es die Gabe Sheogoraths selbst, die Gabe des Wahnsinns, zu einem überaus realen Empfinden, das ich damals nur zu gerne bereit war zu genießen, statt es azustreiten.' Er seufzte leise. 'Das Reich selbst ist in zwei Herzogtümer aufgeteilt. das Herzogtum Dementia, in dem ich die meiste Zeit verbrachte. Dementia, das Reich des geistigen Zerfalls, der grausamen Schönheit. An jeder Ecke lauert in gewisser Weise der Tod, allerdings ein Tod mit unbeschreiblicher Faszination, sodass man sich nur schwerlich, der eigentlichen Gefahr bewusst wird und sich entsprechend ersteinmal wieder daran erinnern muss, sich zu wehren. Alles in Dementia wirkt auf den ersten Blick grau und dunkel, aber in Wahrheit ist es eine Welt, wie sie schöner kaum sein kann. Riesige, majestätische Wurzeln ranken in sich verdrehten Schlingen durch das Land, so endlos wie der Nachthimmel, welcher sich in tausend Sprenkeln, von Blau und Grün, wie du noch keine andere Farbe klarer gesehen hast, in der Aufgehenden Sonne, auflöst, welche dir die Augen zu verbrennen doht, du den Blick aber nicht schirmen kannst, da ihr Anblick gleich dem nur im Ansatz erahnbaren und vermutlich auch genauso vernichtenden Kuss einer Mazke gleicht.
Dem gegenüber steht Mania. Ein Land, in dem sich Raserei und Genie die Hand geben. Eine einzige kleine Blüte aus diesem Land hält an Faszination inne, was ganz Tamriel zu bieten hat. Leider weiss ich über Mania nicht zu viel zu erzählen, da ich dort damals nur vergleichsweise kurz war...' Bei seinen letzten Worten wurde ihm selbst das Herz ein wenig schwer. Er kam nicht weiter um diesen Gedanken herum: Er hatte Sehnsucht nach Sheogoraths Reich, ausgelöst durch das blasse, aber dennoch so süße Abbild der Riesenpilze hier auf Vvardenfell.

[Erynn]
Gebannt hörte Erynn zu. Zwar blieb noch vieles verschwommen und ein richtiges Bild konnte sie sich noch lange nicht machen, aber ihr entging der Unterton nicht, der in Arranges' Stimme mitschwang. Die Ebene des Daedrafürsten hatte irgendetwas in seiner zwar schwer ramponierten, aber immer noch vorhandenen Seele berührt, das ihn sich dort vielleicht mehr zuhause fühlen ließ als an irgendeinem Ort auf Nirn. Sie verstand es vollkommen, auch ohne ein genaues Bild von den Zitternden Inseln zu haben. "Gibt es dort..." das Gähnen ließ sich nicht länger unterdrücken. "Gibt es dort auch Menschen und Mer und Tiere, so wie hier, oder sind dort nur Daedra, so wie in Mehrunes Dagons Reich?"

[Arranges]
'Ja, sowohl Mensch, als auch Mer leben dort. Auch Khajiit und Argonier sind dort vereinzelt zu finden. Die Fauna ist nur schwer umfassend zu beschreiben, ich habe damals vermutlich auch nur einen Bruchteil der Tierwelt gesehen. Allerdings sind auch nur die aller wenigsten Kreaturen auf den Inseln daedrischen Ursprungs. Lediglich einige wenige Kreaturen, wie der Fleischatronach oder die Hunger sind echte Daedra. Auch gibt es keine Dremoras auf den Inseln. Die Krieger Sheogoraths sind in Mania die Aureale und in Dementia die Mazken oder wie sie das gemeine, dumme Volk nennt: Goldene Heilige und Dunkle Verführer. Der größte Teil der Bevölkerung lebt in Neu Sheoth, der Hauptstadt der Inseln. Dort steht auch der Palast des Wahngottes selbst, in dem er residiert und über sein Reich wacht...' Arranges hielt einen Moment inne, als er bemerkte, dass Erynn wohl doch deutlich müde war. 'Du bist müde. Ich denke, wir sollten das auf ein andermal verschieben.' Er lächelte. 'Schau lieber zu, dass du ein wenig Schlaf findest...'

[Erynn]
Erynn hätte gern noch mehr gehört, aber ihr fielen tatsächlich die Augen zu, das ließ sich kaum leugnen. Kurz huschte ein Anflug von Enttäuschung über ihr Gesicht, aber dann rollte sie sich doch nahe am Feuer zusammen. Die Flammen wärmten ihren Rücken, und mit geschlossenen Augen lauschte sie wieder einmal auf die fremden Geräusche, die sich zu Vvardenfells ganz eigenem Lied verwoben. Es dauerte nicht lange, bis sie davon einschlief.