[Dreveni]
Dreveni bekam von dem Gespräch zwischen Erynn und Arranges nichts mit, wollte sie auch gar nicht. Sie saß schweigend auf ihrem Guar und hing ihren Gedanken nach, wobei sie immer ein waches Auge auf den Weg hatte. Auch hier wuchsen die riesigen Pilze, sowie normale Bäume und Pflanzen die nicht ganz so fremdartig aussahen. Allerdings war Alchemie auch nicht ihr Fachgebiet, sie hätte nicht sagen können welche davon vielleicht auch in Cyrodiil wuchsen. Sie wurden weder von Banditen noch von Tieren angegriffen und als es dunkel wurde suchten sie eine Stelle, an der sie rasten konnten.
Dreveni nahm ihr Gepäck von dem Guar, der friedlich anfing zu grasen. Sie sammelten Holz für ein kleines Feuer, um das sie schließlich saßen. Dreveni schwieg immer noch, sie hätte ohnehin nicht gewußt über was sie mit den beiden reden sollte, selbst wenn sie das Bedürfnis gehabt hätte.

[Erynn]
Erynn hakte das Thema schließlich innerlich ab - hauptsächlich deshalb, weil sie nach einigem Nachdenken tatsächlich das Gefühl hatte, völlig überreagiert und den Magier zu Unrecht angegiftet zu haben. Wie machst du das nur, Arranges? fragte sie sich, während sie nachdenklich seinen Nacken betrachtete. Dann winkte sie ab. Der nekromant kam aus einer komplett anderen Welt als sie, legte andere Maßstäbe bezüglich seiner Vorgehensweise an. Vermutlich verstand er wirklich nicht, warum sie sich so aufführte.
Die Bogenschützin entspannte sich ein wenig und betrachtete stattdessen die fremdartige aber bezaubernd schöne Umgebung, spürte die Bewegungen des Guars, der sich so ganz anders bewegte als ein Pferd. Trotz seines seltsam unproportionalen, fast komischen Aussehens bewegte sich das Tier trittsicher und fließend, so daß kaum eine Erschütterung zu fühlen war.
Zum Abend rasteten sie an einer von einer felsengruppe geschützten Stelle abseits des Weges. Erynn, der die Wegrationen schon längst wieder zum hals raushingen, fragte sich unwillkürlich, welche von den Wildtieren Vvardenfells wohl eßbar waren. Abgesehen von Ratten vielleicht. Nach einer Weile ging sie zu Dreveni hinüber. Die Assassinin saß etwas abseits an einen großen Stein gelehnt und hatte, seit sie mit den Guars aufgebrochen waren, praktisch nur noch geschwiegen. Sie fühlte sich nicht wohl in ihrer beider Gesellschaft, das war ihr deutlich anzumerken. Die Söldnerin hoffte inständig, daß sich das mit der Zeit noch ändern mochte, und sei es nur, weil eine uneinige Gruppe weniger effizient zusammen kämpfte.
Ein wenig unsicher war sie sich schon, wußte nicht genau, was sie der anderen Dunmer überhaupt sagen sollte, ohne aufdringlich zu wirken. Sie entschied sich schließlich über eine Frage zu sprechen, die sie der Assassinin ohnehin noch stellen wollte. "Dreveni?" fragte sie ohne große Einleitung und hockte sich neben sie. "Dieser Bretone... was hattet Ihr für einen Eindruck von dem Kerl? Ich meine, er wirkte auf mich eigentlich nicht wie jemand, der normalerweise so bereitwillig mit Informationen rausrückt, wie er es getan hat. Ich frage nur, denn es erschien mir irgendwie seltsam..."

[Dreveni]
Dreveni wusste nicht, was sie davon halten sollte, als sich Erynn plötzlich neben sie setzte. Ihr machte es nichts aus, auch einmal tagelang zu schweigen, auch wenn das meistens nur vorkam, wenn sie allein unterwegs war. Mit ihrer Frage konnte Dreveni auch nicht viel anfangen, sie zeigte ihr nur dass Erynn anscheinend tatsächlich keine Ahnung hatte, was hintenrum noch so ablief in der Welt. "Welche Informationen hat er denn preisgegeben? Eigentlich haben wir nur erfahren dass eine Gruppe Argonier unterwegs ist. Ausserdem kennt er Mordan schon relativ lange, für einen Bretonen. Er ist älter als er aussieht, er hatte nie ein körperlich anstrengendes Leben. Das war nur ein kleiner Gefallen unter Freunden." Bei dem letzten Satz hatte sie mit den Schultern gezuckt und sah Erynn jetzt schweigend an. Nichts an ihrem Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, an was sie dachte.

[Erynn]
"Mag sein", antwortete Erynn nachdenklich. "Andererseits hat er mehr preisgegeben, als nötig gewesen wäre, oder nicht? Ihr hattet nie erwähnt, daß Mordan nicht euer leiblicher Vater ist - nicht, daß mich das etwas anginge, aber der gelackte Bretone hat diesen Umstand sehr genau betont - so deutlich, daß es auch Arranges und mir nicht entgehen konnte. Als wollte er... ich weiß nicht. Ein Revier abstecken oder so." Sie legte den Kopf schräg und sah der Assassinin gerade in die Augen. "Ich weiß nicht, ob dieser Marcel glaubte Euch gegenüber damit einen Trumpf ausspielen zu können oder was weiß ich. Ich wollte nur, daß Ihr wißt... ich halte nicht sehr viel von verweichlichten, verschlagenen Winkeladvokaten wie diesem da. Und ich mag den Gedanken nicht, daß er versucht haben mag, mit euch vor meinen Augen ein seltsames Machtspielchen zu spielen."

[Dreveni]
Dreveni sah Erynn einen Moment dann doch überrascht an. Die andere schien die ganze Situation gründlich missverstanden zu haben. "Ihr interpretiert da etwas viel hienein", antwortete sie Erynn lächelnd. "Es war nie ein Geheimnis zwischen den beiden, dass Mordan mein Ziehvater ist. Und das mit Bruma oder Cheydinhal war nur ein Test, ob ich wirklich Dreveni bin. Auch wenn wir uns da bald etwas anderes überlegen müssen, bevor es zu viele wissen. Und als verweichlicht würde ich ihn auch nicht bezeichnen. Er mag im offenen Kampf keine Chance haben, aber es ist bestimmt nicht leicht, dieses Doppelleben zu führen, wie er es tut, vor allem nicht so lange. Für die Drecksarbeit kennt er genügend Leute, ich möchte ihn jedenfalls nicht gegen mich haben." Sie überlegte einen Moment, bevor sie weitersprach: "Dass Mordan nicht mein leiblicher Vater ist habe ich nie erwähnt, weil es unwichtig ist. Ich bin bei ihm aufgewachsen, ob wir verwand sind oder nicht ist egal. Ich habe es nicht mit Absicht verschwiegen, ich halte nur nichts davon, ungefragt meine Lebensgeschichte auszubreiten."

[Erynn]
"Ich... oh." Erynn schüttelte den Kopf und lächelte ein wenig hilflos. "Nein, das war mir wirklich nicht bewußt und ich wäre nicht darauf gekommen - und nein, es ist nicht wichtig, welche Verbindung Ihr zu Mordan habt." Sie zuckte die Achseln. "Die Regeln und Gesetzmäßigkeiten, nach denen Ihr lebt, sind mir fast ebenso fremd wie..." Wie jene, denen Arranges sich bei seinem Nekromantenverein verschrieben hat. "...unwichtig. Vergeßt es." Sie schwieg kurz, fragte sich, ob es wohl indiskret wäre, wenn sie jetzt weiterfragte. Andererseits war sie neugierig. "Wie ist es, als Assassine aufzuwachsen? Habt Ihr das von Anfang an gelernt, oder habt Ihr Euch irgendwann selbst dafür entschieden?"

[Dreveni]
Dreveni hätte schon interessiert, was Erynn ebenso fremd war, doch die andere sprach nicht weiter. Die nächste Frage überraschte Dreveni, aber nachdem sie die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben hatte, was Erynn und ihren weiteren Lebensweg anging, antwortete sie: "Mordan hat nie von mir verheimlicht, was er tut. Also bin ich gewissermaßen damit aufgewachsen, und er hat mir auch früh auf meinen Wunsch hin dem Umgang mit Waffen beigebracht. Der Rest hat sich dann ergeben. Sicher hätte ich auch einen anderen Weg gehen können." Was vermutlich geheissen hätte, dass sie irgendwann vielleicht keine Möglichkeit mehr gehabt hätte, mit Mordan in Kontakt zu bleiben. "Aber was wäre das für ein Leben. Als Hausfrau mit Kindern? In einer Gilde? Zimmermädchen, oder Köchin? Sicher nicht. Leider ist in Cyrodiil unser Stand nicht sonderlich angesehen, hier in Morrowind soll es ja ganz anders sein."

[Erynn]
"Die Gilde ist gar nicht so übel", meinte Erynn eher aus Reflex. "Ich sollte Jägerin werden. Ich wollte aber nicht." Sie zögerte kurz, fragte dann ein wenig stockend: "Wie war es für Euch, zum ersten Mal... zu töten? Habt Ihr irgendwas gefühlt? Bedauern? Reue? Oder... Ekel? Wolltet Ihr das, diesen Schritt wirklich gehen? Oder seid Ihr dazu gedrängt worden?"

[Dreveni]
Jägerin kam Dreveni jetzt zwar besser vor als eine Gilde, wo einem jemand mehr oder weniger Befehle erteilen konnte, sie sagte aber nichts. Mit dem, was sie Erynn danach fragte, hätte sie trotz des bissherigen Gesprächs nicht gerechnet. Sie sah Erynn kurz abschätzend an, rang sich aber dann doch zu einer Antwort durch. Sie überlegte nur, wie sie das am besten in Worte fassen konnte. Ihr erstes Opfer war eher ein leichtes Ziel gewesen, ausserdem hatte sie ihn aus der Entfernung getötet, mit Pfeil und Bogen.
"Ich wurde nicht dazu gedrängt.", sagte sie schließlich. Inwieweit das stimmte, war das andere. Tatsächlich war sie nie aufgefordert worden, aber sie kannte auch kaum etwas anderes. Jedenfalls hatte es sie nie groß gestört, und zu Mordan hatte sie eh immer aufgesehen.
"Hätte ich Reue oder Bedauern gefühlt, hätte ich es vermutlich nicht mehr getan. Ich war einfach nur nervös, bei meinem ersten Auftrag. Ich habe ihn erschossen. Das ist auch etwas anderes, als jemanden von Angesicht zu Angesicht zu töten." So wie sie es auch mit Feryn getan hatte. Sie verdrängte den Gedanken an ihn schnell wieder. "Ich glaube nicht, dass man beschreiben kann wie es ist, jemanden mit Absicht zu ermorden. Jemanden der einen nicht angegriffen hat und oft wehrlos ist." Sie warf Erynn einen durchdringenden Blick zu, bevor sie weitersprach: "Was denkt ihr wie es sein wird, wenn wir Gumora tatsächlich finden?"

[Erynn]
Dreveni erwischte sie völlig unvorbereitet mit dieser Frage. Die Kriegerin lehnte sich mit dem Rücken an den Felsen, legte den Kopf in den Nacken und starrte zu den Sternen hinauf. "Keine Ahnung. Ihr werdet es ohnehin bemerken, falls Ihr das nicht schon habt, aber ich fürchte mich davor. Gumora hat durch Verrat dafür gesorgt, daß ich in die Fänge von entsetzlichen Leuten geraten bin. An denen jedoch kann ich keine Rache mehr nehmen... Arranges hat sie getötet. Vielmehr hingerichtet. Ich bin ihm dankbar dafür, aber es läßt mich irgendwie... hilflos zurück, denn ich kann jetzt keine Vergeltung mehr an ihnen üben und so alles wieder geraderücken. Bleibt nur der Argonier, auch wenn er nicht direkt beteiligt war. Ich... weiß nicht, ob ich ihm wirklich in die Augen sehen will, ob ich wirklich seine Furcht sehen will, wenn es uns gelingen sollte ihn in die Enge zu treiben. Aber ich will ihn auch nicht aus dem Hinterhalt abschießen. Er soll wissen, warum ich ihn töte... soll begreifen, was er mir angetan hat." Sie zuckte die Achseln. "Ich weiß nicht, wie ich ihn töten werde. ich weiß noch nicht einmal, ob ich die Nerven dazu habe... aber sterben wird er. Wenn nicht durch meine Hand, dann durch die von Arranges."

[Dreveni]
Dreveni bemühte sich wirklich nachzuvollziehen, was Erynn ihr erzählte. Solche Bedenken kannte sie nicht. Sie war bei ihrem ersten Mord tatsächlich nur aufgeregt gewesen. Als sie den Pfeil dann wirklich abgeschossen hatte, hatte sie sich auf eine eigenartige Weise mächtig gefühlt. Und frei. Frei zu entscheiden, ob der Mann auf den sie zielte leben oder sterben sollte. Davon abgesehen war sie es nicht gewohnt, dass jemand sein Seelenleben so vor ihr ausbreitete. Ausser es handelte sich um Opfer, deren Vertrauen sie gewinnen musste, aber dann legte sie es darauf an. "Hilflos werdet ihr euch mit Sicherheit nicht fühlen, solltet ihr ihn selbst umbringen.", antwortete sie. "Es hat viel mit Macht zu tun...", sprach sie vorsichtig weiter. "Und vielleicht auch mit dem Reiz der Gefahr, manchmal wehren sie sich doch, trotz aller Vorsicht.", wobei sie schief grinste.

[Erynn]
Erynn zucke unwillkürlich zusammen. Manchmal wehren sie sich doch... als spräche sie von einem verwundeten Keiler, der zum Angriff übergeht. Woher nimmt sie diese Kälte? "Ja, Macht", murmelte sie und schauderte. "Darum geht es letztendlich. Macht zu demonstrieren, und sei es nur um mir selbst zu beweisen, daß niemand das Recht hat mich zu Dingen zu zwingen, die ich nicht will..." Wieder schaute sie zu Dreveni auf. "Ich muß die Dinge geraderücken", wiederholte sie.

[Dreveni]
Dreveni war nicht entgangen, wie Erynn zusammengezuckt war. "Dann solltet ihr es selbst tun, und Gumora, so wir ihn denn finden, nicht Arranges überlassen.", sagte sie leise zu der Dunmer. Sie musterte Erynn stumm, während sie sich fragte, wie sie eigentlich in die ganzen Sachen hinein geraten war. Hatte sich das alles abgespielt nachdem sie auf Arranges getroffen war? Und warum schloss sie sich überhaupt einem Nekromanten an, wenn sie mit Mord schon solche Probleme hatte? Nekromanten waren eigentlich überall verhasst, Assassinen nicht unbedingt. Man konnte fast etwas Mitleid mit Erynn bekommen, Dreveni glaubte nicht, dass sich Erynn das alles angetan hätte, hätte sie geahnt dass sie einmal auf den Fersen einer Echse sein würde, um diese zu ermorden.

[Erynn]
"Ja, das muß ich wohl", antwortete die junge Elfin zerstreut. "Ich habe es jedenfalls vor. Arranges gefällt das nicht, er würde mich lieber da raushalten. Aber Arranges wird nicht immer da sein, um mich zu schützen, ob es ihm nun paßt oder nicht. Er weiß, daß ich Gumora ohnehin gesucht hätte, darum hat er mir angeboten, ihn zu begleiten... Ich bin auch froh, daß Ihr dabei seid, Dreveni. Ich bin mir sicher, daß Ihr den Molch finden könnt, immerhin ist es Euch auch gelungen, uns mitten im Nirgendwo aufzuspüren." Erynn erhob sich steifbeinig. "Danke fürs zuhören", sagte sie lächelnd und machte sich zurück auf den Weg zum Feuer. Sie wollte nachdenken. Und schlafen.

[Dreveni]
Glücklicherweise stand Erynn auf und ging zurück zum Feuer, so sah sie nicht Drevenis überfahrenen Gesichtsausdruck. Erynns Vertrauen in sie war ihrer Meinung nach etwas voreilig, damals hatte sie ungefähr gewusst, in welchem Teil Cyrodiils sich Arranges und Erynn aufhielten. Dreveni hatte allerdings auch durchaus Interesse daran, dass sie Gumora lebend fanden, allein schon um zu sehen was Erynn schließlich tun würde.