Sie war schweigend hinter Arranges hergeritten, als es schließlich zu glatt wurde um weiterzukommen. Sie war ohnehin so in Gedanken versunken gewesen, dass ihr das Schweigen nicht weiter aufgefallen war, mit halber Aufmerksamkeit hatte sie noch den Weg nebenher beobachtet. Es hatte sie schon immer gereizt, Morrowind zu sehen, gerade nachdem, was ihr Feryn davon erzählt hatte. Bei dem Gedanken an ihn verfinsterte sich ihre Miene noch mehr, als sie schließlich begann, ihrem Pferd das Gepäck abzunehmen und sich selbst in die Decken zu wickeln.
Halbwegs überrascht sah sie auf, als sie von Erynn angesprochen wurde, sie wollte sich gerade etwas abseits auf den Boden setzen. "Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Er hat gute vier Wochen Vorsprung, ihr solltet euch nicht zuviel Hoffnung machen." Schließlich entschied sie sich doch, sich etwas näher bei den beiden nieder zu lassen. "Ich weiß wo ein Bekannter vorn Mordan wohnt, der uns vielleicht weiter helfen kann."

Die Kriegerin nickte, während sie sich bemühte, ein Zittern zu unterdrücken. "Ich hoffe sehr, daß er das kann", sagte sie grimmig. "Ich muß diesen Kerl finden, wenn ich jemals wieder Frieden haben will..." Dann schüttelte sie leicht den Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Aber das interessiert Euch wahrscheinlich gar nicht", sprach sie mit einem fast scheuen Lächeln weiter. "Wie dem auch sei, wenn es etwas gibt, womit ich mich nützlich machen kann, so laßt es mich wissen." Das Zittern ließ sich nicht weiter unterdrücken und es schüttelte sie einmal heftig, worauf sie sich tiefer in ihren zwei Decken vergrub. Wahrscheinlich sah sie jetzt schon wieder aus wie ein Häuflein Elend. Wenigstens stürmte und schneite es diesesmal nicht. Noch nicht...

Der Kaiserliche zeigte sich sichtlich unbeeindruckt von der Kälte. Es war nichteinmal so kalt, dass er großen Gebrauch von seiner Feuermagie machen musste. Das könnte sich allerdings noch ändern... Er hatte sich in eine seiner drei Wolldecken gewickelt, die Zeltplane nur vorsichtshalber vom Sattel geschnallt, aber nur zusammengerollt neben sich liegen. 'Gumora hat sich vermutlich irgendwo eingegraben und hofft darauf, dass wir ihn nicht finden oder von den Daedra zuvor zerfetzt werden... er weiss, dass ich ihn zumindest verfolgen lasse, es wird ihm kaum entgangen sein, dass ich seine... List überlebt habe...' Mischte sich Arranges ein, dann wandte er sich direkt an Erynn: 'Brauchst du noch eine Decke?'

"Nein, vermutlich interessiert es mich wirklich nicht, aber ich kann nachvollziehen, was ihr meint.", antwortete sie Erynn nur, und bereute es im selbem Moment fast schon, so schroff zu Erynn zu sein. Dabei beeindruckte sie weniger, dass die andere wie ein Hund fror, sondern dass sie doch noch irgendwie Sympathien für Erynn zu hegen schien.
"Wenn er nur denkt, dass ihr hinter ihm her seid, dann wird er vielleicht doch leichter zu finden sein.", wandte sie sich an Arranges. Sie selbst spürte die Kälte auch schon unangenehm, aber noch hielten sie die Decken warm genug. In dem Moment bot Arranges Erynn eine Decke an, was sie dann doch überraschte. Was bei Oblivion läuft zwischen den beiden eigentlich?

"Mhm..." ein dankbares Lächeln teilte ihre blaugefrorenen Lippen und sie wurschtelte einen Arm frei, um das Wolltuch entgegenzunehmen, als Arranges es ihr reichte. Dann konzentrierte sie sich wieder auf die andere Dunkelelfe und nickte nur um ihr zu verstehen zu geben, daß diese sich keine Sorgen darum zu machen brauchte, daß Erynn versuchen könnte, ihr ihre Lebensgeschichte aufzuzwingen. Aber Dreveni hatte scheinbar ohnehin bereits wieder das Interesse an ihr verloren und vertrieb sich lieber die Zeit damit, den Beschwörer zu reizen. Sie schloß die Augen und hoffte, daß Arranges den Seitenhieb einfach würde ins Leere laufen lassen. Das Gegifte zwischen den beiden war fast noch schlimmer als peinliches Schweigen...

An dieser Stelle reichte es dem Kaiserlichen. Er ließ sich vieles gefallen, aber das musste nicht sein. Er legte es für gewöhnlich nicht darauf an, dass andere direkt Angst vor ihm hatten, ein wenig gesunder Respekt reichte ihm völlig... Aber das, was Dreveni da unterschwellig behauptete, spielte jede seiner Fähigkeiten insgesamt herunter. 'Wollt ihr herausfinden, warum eure Worte so rein gar nichts mit Tatsachen zu tun haben, Dreveni?' Er funkelte sie drohend an.

Dreveni musste sich ernsthaft zusammenreißen um sich das Lachen zu verkneifen, dass ihr auf den Lippen lag. Es wäre ohnehin ziemlich freudlos geworden. Glaubte dieser komische jähzornige Beschwörer wirklich, sie hätte Angst vor ihm? Sie wußte, dass man bei Magiern vorsichtig sein musste, aber sie hatte auch noch lebhaft das Bild vor Augen, als Erynn ihm den Pfeil aus dem Arm gezogen hatte. Sie verkniff sich das Lachen erfolgreich, verzog aber den Mund zu einem leicht zynischem Grinsen. Vermutlich war es eh zu dunkel, dass es Arranges erkennen konnte. Sie konzentrierte sich schon auf die Formel eines Stillezaubers. Würde Arranges auch nur einen Finger krümmen, wäre sie schneller, hoffentlich. Vielleicht sollte sie aber auch gar nicht darauf warten, wobei der unsichere Faktor wieder Erynn war. Dabei hatte sie gar nicht vor, Arranges ernsthaft etwas zu tun. Sie hatte unauffällig das Stilett unter den Decken gezogen, während sie sich scheinbar dichter eingewickelt hatte, und antwortete Arranges: "Ich habe gesehen wie subtil ihr vorgeht. Als Zielscheibe für die Dremora zum Beispiel.", wobei der Spott in ihrer Stimme unüberhörbar war.

Erynn seufzte abgrundtief, wärend sie sich bemühte, Dunkelelfin und Kaiserlichen gleichzeitig im Blick zu behalten. "In Neungötternamen, kriegt euch wieder ein, ihr Beiden! Was wollt ihr eigentlich beweisen, wenn ihr euch gegenseitig an die Kehle geht? Ich jedenfalls bin nicht beeindruckt von diesem kindischen Unsinn!" Vielleicht war die Idee, Dreveni mitzunehmen, doch nicht so glorios. Andererseits... der Vorschlag kam von Arranges. Also muß er damit jetzt auch irgendwie klarkommen. Vorzugsweise, ohne daß Dreveni von einer seiner Dienerkreaturen zerfetzt wird...

Wie bin ich nur auf die Idee gekommen, sie zu fragen... jeder andere Meuchler aus der dunklen Bruderschaft hätte das mindestens so gut hinbekommen... 'Ihr habt gesehen, wie ich gegen Kreaturen gekämpft habe, deren Angriffsweise ich nicht routiniert zu kontern wusste...' Im Hinterkopf legte sich Arranges bereits einige brauchbare Zauber bereit, wobei er seine komplette Feuermagie wohlwissend der Resistenz dieser verfluchten Blutaugen außen vor ließ. 'Für jemanden wie euch müsste ich nichteinmal lange überlegen, ich hätte euch schneller an die Felswand in eurem Rücken geheftet, als ihr euer Stilett ziehen könnt.' Sagte er und es klang sowohl herablassend, als auch überzeugt. Erynn ignorierte er schlichtweg...

"Wieso sollte ich ihm an die Kehle gehen? Ich brauche doch nur zu warten, bis er dem nächsten ins Schwert läuft.", wandte sie sich an Erynn. Den Beschwörer lies sie dabei jedoch nicht aus den Augen, sie war sich bewußt dass es ihm vermutlich bald reichte. Sie hätte sowieso nicht gedacht, dass es mit seiner Gedult überhaupt so weit her war. "Ohne seine Magie ist er doch ohnehin verloren." Nein, sie konnte es gerade ebenfalls einfach nicht lassen. Das hinderte sie aber nicht daran, klar zu denken. Beim geringstem Zucken von Arranges würde sie ebenfalls auf den Beinen sein.

Die Bogenschützin hob nur abwehrend die Hände, was unter dem Stoff der Decken allerdings weitgehend unsichtbar blieb. Dann stand sie wortlos auf und verzog sich ein Stück weit fort von den beiden Streithähnen. Sie hielt es nach wie vor für blöde, wie sie sich aufführten, aber sie würde sich auch nicht zum Blitzableiter machen, den sie stattdessen angiften oder mit Verachtung strafen konnten. Wachsam hockte sie sich sechs Schritt weiter weg auf die Fersen und tastete nach dem Dolch in ihrem Stiefel. Sollten sich die zwei tatsächlich nicht wieder einkriegen und alles außer Kontrolle geraten, wollte sie wenigstens eingreifen können - auch wenn sie sich keineswegs sicher war, ob sie schnell genug sein würde, um die Meuchlerin überwältigen zu können.

Für einen kurzen Moment huschte Verblüffen über das Gesicht des Magiers, ehe es rot vor Zorn wurde. Wir werden hier alle schön nach meinen Spieleregeln spielen... und selbige besagen, dass du, Dreveni, nichts zu melden hast... ab jetzt... Damit sprang er mit hasserfüllter Miene auf, mit der Rechten das Schwert ziehend, während eine matt schimmernde Kugel die Fingerspitzen seiner Linken in Richtung Dreveni verließ...

Dreveni bekam noch mit, wie sich Erynn ein paar Schritte entfernte, als es Arranges entgültig zu reichen schien. Kaum machte er anstalten, aufzuspringen, war Dreveni ebenfalls auf den Beinen und warf sich zur Seite. Keine Sekunde zu spät, sonst hätte sie der Zauber von Arranges voll erwischt. Ausserdem bemerkte sie, dass es inzwischen glatt geworden war, was den Beschwörer aber ebenso behindern sollte. Sie sprach den Stillezauber und traf den Beschwörer voll. Das machte ihn zwar nicht Kampfunfähig, und ewig wirkte er auch nicht, aber es sollte ihn zumindest verwirren. Ihr Schwert lag nicht weit von ihr bei ihrem Gepäck, mit einem Satz war sie dort und hatte es ebenfalls gezogen. Nur mit dem Stilett gegen ein Schwert vorzugehen, war Wahnsinn, ohne Rüstung sowieso. Sie hoffte nur, dass Erynn sich nicht einmischen würde, als sie Arranges mit dem Schwert entgegentrat. Sie mußte ihn bald zu Boden bringen, bevor der Zauber nachlassen würde.

Das darf doch alles nicht wahr sein! Ein götterverfluchter Albtraum, die Zwei! Dann sah sie, wie Dreveni mit beeindruckender Geschwindigkeit ihr Schwert erreichte. Diese Verrückten bringen sich tatsächlich gegenseitig um... Erynn sprang ebenfalls auf, warf die Decken ab und tauchte nach ihrem Bogen, der nebst Köcher bei ihrem Gepäck lag. Als sie sich wieder aufrichtete, zeigte ihr Pfeil auf ihre beiden Begleiter. Erynn merkte, wie sie selbst die Geduld verlor angesichts dieses bekloppten Schauspiels. "Habt ihr alle nen Nagel im Kopf?! Ihr führt euch schlimmer auf als tollwütige Goblins! Schluß jetzt mit diesem kindischen Unfug, oder ich schwöre, ich jage euch beiden einen Pfeil durchs Bein!"

Als Arranges sich gerade neu orientierte, hörte sie Erynns Worte. Dass diese zielen und treffen konnte, wußte sie, und sie war nicht gerade scharf auf einen Pfeil im Bein. Allerdings schien sich Arranges davon nicht aufhalten zu lassen, also beschloss sie, sich aufs ausweichen zu beschränken. Sollte Arranges doch wie ein Wahnsinniger an ihr vorbeistürmen. Sie senkte das Schwert so weit, dass sie seine Schläge noch blocken konnte, und trat schnell zur Seite, als er sie fast erreicht hatte. "Meinetwegen können wir jederzeit aufhören, ich brauche niemandem etwas zu beweisen.", rief sie ihm nur zu.

Aufhören?! Nach dem Stillezauber?! Wohl kaum... Arranges tat einen brutalen Hieb, der von Dreveni jedoch geblockt wurde. Dem zweiten Streich, den Arranges jetzt mit beiden Händen führte, wich sie mit einem Satz nach hinten aus. Arranges tastete wütend nach seiner Magie, während er noch einen weit ausholenden Hieb in Drevenis Richtung tat. Und da war sie wieder, die Verbindung, derer ihn die Dunmer einfach beraubt hatte. Eine schnelle Beschwörung gab dem Kaiserlichen ein gewaltiges Cleymore in die Hände, während er sein Silberschwert fallen ließ. Im nächsten Moment tauchte hinter der Dunkelelfe ein Skelett auf und schon flogen ihr zwei Waffen, einmal ein Streitkolben und einmal das Cleymore, entgegen...

Wäre ja auch zu schön gewesen... du wirst diese Frau nicht in Stücke hacken, Arranges! Erynn korrigierte rasch die Haltung ihres Bogens und feuerte über die Schulter der Assassinin. Der Pfeil schlug in die linke Augenhöhle des Skeletts ein und riß den Totenschädel glatt von der Wirbelsäule herunter. Das kopflose Gerippe schwankte, hielt sich aber erstaunlicherweise noch auf den Füßen, doch die Elfin hatte längst das Interesse an der Beschwörung verloren. Sie sließ den Bogen fallen, sprintete los und sprang dem Magier in den Rücken, krallte sich an seinen Schultern fest und biß ihm fest ins rechte Ohr. Das, so hoffte sie, sollte seine Raserei so weit brechen, daß er wieder klar denken konnte, ohne ihn dabei ernsthaft zu verletzen.

Dreveni lenkte das Cleymore mit einem wuchtigen Schlag zur Seite. Der Streitkolben des Skeletts hätte sie eigentlich töten sollen, aber der Untote machte plötzlich gar keine Anstalten mehr anzugreifen... der Kopf fehlte. Komplett irritiert, wollte der Nekromant der Kreatur befehlen, anzugreifen, als er, noch ehe er das Gewicht Erynns im Kreuz richtig bemerkte, heißen Schmerz durch seinen Kopf zucken spürte. Das Skelett, wie auch der Zweihänder zerfielen augenblicklich, während Arranges aufjaulte und sich heftig schüttelte, bis Erynn losließ. Fast noch mehr in Raserei versetzt als noch vor einigen Augenblicken, glühten seine Hände grellgrün auf, als er sich Erynn zuwandte. 'WAS FÄLLT DIR EIN?!' Brüllte er... doch plötzlich erlosch das Glühen eines Lastzaubers, als er der Dunmer direkt in die Augen sah. Das kranke Funkeln in seinen Augen ließ nach und langsam senkte er die Arme. Wortlos, sich nach seinem Schwert bückend, ging er wieder zu dem Lagerplatz hinüber, setzte sich und legte sich wieder die Decke um die Schultern. Er bemerkte zwar, dass sein Ohr zu bluten begann, aber anstatt etwas dagegen zu tun, starrte er lediglich, die beiden Dunkelelefen ignorierend, vor sich auf den Boden.