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Thema: Schildstadt

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  1. #29
    Methys Galethran langweilte sich. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag fragte er sich, warum er den beschwerlichen Weg von Balmora bis hierher überhaupt noch auf sich nahm. Molag Mar in seiner Eigenschaft als Pilgerort und Sitz eines der bedeutendsten Tempel auf Vvardenfell war niemals ein Ausbund schierer weltlicher Ausgelassenheit gewesen, aber seit es den Sklavenmarkt nicht mehr gab und auch die Pilgerströme zunehmend weniger wurden, lohnte es sich wirklich kaum noch sich mit der Karawane zu diesem ascheumwehten Klotz durchzuschlagen. Zwar glaubte er nicht, daß er auf dieser Reise würde zusetzen müssen, aber Methys erkannte unzweifelhaft, woher der Wind blies. Wenn es so weiterging, könnte er Molag Mar von seiner Liste streichen. Ebenso wie Suran, Ald’Ruhn, Ebenherz, die großen Plantagen, die jetzt in Schutt und Asche lagen und demnächst vermutlich auch Vivec, wenn sich die Lage auf den Ascadiainseln im gleichen Maße weiter zuspitze, wie sie es seit geraumer Zeit tat.
    Mißmutig nippte er an seinem Flin und sah sich im Schankraum der einzigen Herberge am Ort um. Vor einigen Sonnenläufen noch war es hier immer brechend voll gewesen, jetzt war die Zahl der Gäste eher übersichtlich, hauptsächlich Pilger und ein paar Gestrandete, die wahrscheinlich hofften, von hier aus eine Überfahrt nach Port Telvannis zu ergattern, der letzten, halbwegs sicheren Route zum Festland. ...und wenn ich gescheit wäre, würde ich genau dasselbe tun. Vvardenfell hat es hinter sich. Die einzigen, die sich auf diesem staubigen Felsen einigermaßen behaupten können sind die Telvanni, und die haben kein Interesse an Geschäften mit dem Haus Hlaalu. Es ist zum Verrücktwerden!
    Sein Blick wanderte weiter durch die Schänke und blieb an zwei jungen Frauen hängen, wie sie unterschiedlicher kaum hätten sein können: Die eine war sehr groß und hatte schwarze, glänzende Haare. Ihre ganze Art wirkte reserviert, effizient und selbstsicher, eine Frau, die selbst ein unterbelichteter Ork aus reinem Selbsterhaltungsinstinkt nicht unterschätzen würde. Und sie wirkte nicht, als hätte sie Lust auf ein Pläuschchen. Methys war schon drauf und dran, sich enttäuscht wieder abzuwenden, sah es doch so aus, als würde er, nachdem schon die Geschäfte heute schlecht liefen, noch nicht einmal einen interessanten Gesprächspartner in dieser lausigen, tempelverseuchten Absteige finden. Dann aber besah er sich die zweite Frau genauer. Ihr schneeweißes Haar war das Auffälligste an ihr, wenngleich diese Farbe für eine Dunmer auch nicht allzu exotisch war. Neben der großen Schwarzhaarigen war das Mädchen beinahe unsichtbar. Und doch... Sie ist etwas kurz geraten, kaum größer als eine Bosmer, aber abgesehen davon... Die feinen Gesichtszüge, der gertenschlanke Leib und die großen, lebendig wirkenden Augen ließen sie wirken wie eine Tochter einer der ältesten und reinsten Blutlinien Resdayns, und im Gegensatz zu ihrer Begleiterin zeichnete sich keine kühle Zurückhaltung in ihrer Miene ab, sonder vielmehr... Neugier?
    Mit einem Mal war Methys faszinert. Die beiden waren gekleidet wie Fremdländer, was ungewöhnlich war. Abgesehen von Gruppen freigelassener Tierwesen, die hier gelegentlich noch durchkamen, hatten sich die meisten Fremden längst aus diesem Teil der Insel verdrückt. Aber er wäre nicht Methys Galethran, wenn er diesem Rätsel nicht noch auf den Grund gehen würde.

    Der Hlaalu packte die Gelegenheit beim Schopfe, als die Dunkelhaarige aufstand und auf den Tresen zusteuerte, scheinbar um Nachschub zu besorgen. Er setzte ein gewinnendes Lächeln auf und trat an den Tisch, wo die kleinere und, aus der Nähe betrachtet, auch etwas jüngere Dunmer nunmehr allein saß. „Sunnabe, Sedura adonai“, grüßte er höflich.
    Erynn blickte ein wenig verwirrt auf, erwiderte das Lächeln aber unwillkürlich. „Seid gegrüßt“, antwortete sie, „bitte verzeiht, aber ich verstehe Euch nicht...“
    Methys nickte und wechselte ansatzlos ins Cyrodiilische: „Ich wünschte Euch Segen auf Euren Wegen, meine Dame. Mein Name ist Methys Galethran. Bitte, darf ich mich zu Euch setzen?“
    Erynn schaute sich kurz nach der Assassinin um, sah aber nur ihren Rücken, dann konzentrierte sie sich wieder auf den Fremden. „Erynn Releth. Ja, bitte setzt Euch.“ Sie machte eine einladende Geste.
    Der Händler kam der Aufforderung nach und nahm ihr gegenüber Platz. So aus der Nähe betrachtet sieht sie aus, als hätte sie einiges hinter sich... ich frage mich, woher all diese alten Verletzungen stammen mögen. „Vergebt mein forsches Auftreten, Sera, aber ich war neugierieg. Ich besuche diesen Außenposten häufiger, und Ihr seid mir hier noch niemals aufgefallen.“ Wieder lächelte er, ein über die Jahre geübter und verfeinerter Ausdruck, von dem er sehr genau wußte, daß dieser seine Wirkung nur selten verfehlte.
    „Ihr seid tatsächlich sehr neugierig“, gab die Kriegerin zurück. „Dies ist eine Pilgerstätte, oder nicht? Wie viele Leute mögen wohl hier durchkommen, deren Gesichter Ihr nicht kennt?“
    Methys legte den Kopf ein wenig schief, doch sein Gesichtsausdruck blieb unverändert freundlich. Dieses Gespräch schien tatsächlich einigermaßen interessant zu werden. „Das ist unzweifelhaft wahr“, gestand er ein, „aber, vergebt mir erneut, Ihr und Eure Begleiterin wirken auf mich nicht wie Pilger des Tribunalstempels.“
    „Tatsächlich?“ Erynn lehnte sich zurück und musterte den anderen abschätzend. Er wirkte ebenso gepflegt, wie es seine Audrucksweise vermuten ließ. Sein Alter war nur schwer zu schätzen, aber sie vermutete, daß er irgendwas zwischen neunzig und hundertdreißig Jahre zählen mochte. Seine Augen waren eher braun als rot, etwa von der selben Farbe wie sein Haar, daß er zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden hatte, was ihn ein bißchen verwegen erscheinen ließ. „Nun, da Ihr Euch hier auskennt, fällt Euch das vielleicht tatsächlich auf den ersten Blick auf. Aber wollt Ihr mir nicht erst einmal verraten, was sich noch so hinter dem Namen Methys Galethran verbirgt, bevor Ihr mich weiter ausfragt?“
    „Natürlich.“ Der Hlaalu nickte. „Das ist kein Geheimnis. Ich bin Händler. Hauptsächlich Gewürze, alchemistische Zutaten und ähnliches. Nicht wirklich aufregend, wie ich gestehen muß...“
    Nein, tatsächlich nicht wirklich aufregend, dachte Erynn bei sich. Fast automatisch warf sie einen Blick auf seine Hände. Hände verrieten viel über einen Menschen oder Mer, oft sogar mehr als sein Gesicht. Wenn sie weiche, schwielenlose Haut und manikürte Fingernägel erwartet hatte, so wurde sie eines Besseren belehrt. „Soso“, gab sie zurück. „Aber Ihr wirkt auch nicht wie jemand, der dewn lieben langen Tag in seinem Kontor hockt und Auftragslisten vollkritzelt... auch, wenn Ihr Eure Warenkisten und Säcke nicht selber schleppt. Aber Ihr seid viel unterwegs, nicht wahr?“
    An diesem Punkt war Methys ehrlich beeindruckt. Wer verbarg sich eigentlich hinter dieser jungen Frau, die ihre eigene Landessprache nicht beherrschte und die mehr Kampfspuren auf ihrer Haut trug als so mancher Veteran? „Ihr beobachtet sehr gut. Ja, ich reise mit meiner Karawane und kümmere mich persönlich um die Abwicklung. Das ist mir lieber, als mir in einer Schreibstube den Hintern breitzusitzen... vielleicht könnt ihr das nachvollziehen.“
    Als Antwort darauf grinste Erynn nur. Ja, jetzt sprach er wirklich ihre Sprache. Der Anflug von Desinteresse, der bei der Erwähnung seines Berufes aufgekommen war, verflüchtigte sich wieder. „Trotzdem interessiert mich nach wie vor“, fuhr der Dunmer fort, „was Euch ausgerechnet in dieses Nest treibt. Ihr stammt aus der Kaiserprovinz, wenn ich mich nicht irre. Wenn ja, dann habt Ihr Euch einen seltsamen Zeitpunkt ausgesucht, in die Heimat zu kommen.“
    „Ich habe auch nicht vor zu bleiben“, sagte Erynn. „Zwar wurde ich auf Vvardenfell geboren, aber ich habe nur eine sehr kurze Zeit meines Lebens hier verbracht.“ Sie warf einen Blick in den leeren Matzekrug vor sich und schob ihn dann ein Stück von sich fort, was Galethran dazu veranlaßte, dem Wirt ein Zeichen zu geben. Nur Augenblicke darauf stand dieser an ihrem Tisch und platzierte zwei neue Krüge vor ihnen. Cyrodiilischer Brandy. Teures Zeug, allerdings sieht dieser Mann auch so aus, als könne er es sich leisten. Die Kriegerin schenkte ihm zum Dank ein warmes Lächeln und kostete von dem Weinbrand. Er war weich, stark und rann durch hre Kehle wie flüssiges Feuer. „Aber daß Vvardenfell interessante Zeiten erlebt, ist mir nicht entgangen. Was geschieht hier eigentlich? Nehmt es mir nicht übel, wenn ich so offen spreche, doch hier scheint sich alles irgendwie in Auflösung zu befinden, jedenfalls im Südwesten. Viel weiter bin ich noch nicht herumgekommen.“
    „Eure Beobachtung ist wieder korrekt, Sera Releth. Hier ist vieles im Umbruch, und nicht zum Guten.“ Sein Gesicht verfinsterte sich ein wenig. Nicht nur, daß wir hier ebenso mit den Obliviontoren zu kämpfen haben wie der Rest Tamriels auch. Erst vor Kurzem hat unser hochgeehrter König Hlaalu Helseth beschlossen, die Praxis der Sklaverei abzuschaffen, was dazu führte, daß jetzt zusätzlich noch Banden von Freigelassenen marodierend durch die Gegend ziehen und sich nicht selten an ihren früheren Herren rächen... oder ganz einfach kleinere Höfe plündern, weil sie nicht wissen, woher sie sonst das bekommen sollten, was sie zum Leben brauchen. Als hätte man mit so etwas nicht rechnen müssen bei den Biestkreaturen... Naja, und noch einige andere Dinge mehr, aber ich will Euch damit nicht belasten. Trinkt lieber mit mir, wer weiß schon, wie lange wir noch die Gelegenheit dazu haben.“
    Erynn sah Methys etwas irritiert an, nahm aber dennoch einige weitere Schlucke von dem Brandy. „Warum hätte man das von den Tierwesen erwarten müssen?“, fragte sie.
    Ihr Gegenüber erwiderte den Blick und grinste schief, wenngleich nicht sonderlich humorvoll. „Ihr seid in Cyrodiil aufgewachsen, daher muß Euch unser Umgang mit Khajiiti und Argoniern sehr fremd und wahrscheinlich auch schlicht falsch vorkommen. Aber wir haben hier jahrhundertelange Erfahrung mit diesen Spezies. Sie sind anders. Ihre Kultur, ihre Werte... wenn man sie einfach gewähren läßt, kommen sie über Morrowind wie die Heuschrecken über ein Salzreisfeld und nehmen sich, was sie wollen – wie man jetzt gerade sehr anschaulich beobachten kann. Sie sind kaum mehr als Tiere, und die Sitten oder auch nur das Leben unseres Volkes achten sie nicht. Deshalb ist es wichtig, sie unter Kontrolle zu halten. Wenn sie eine Aufgabe haben und eine starke Hand, die sie führt, kann man sie halbwegs zivilisieren und ihren destruktiven Trieben Einhalt gebieten... aber das ist jetzt vorbei, und dieses Land wird noch lange schwer damit zu kämpfen haben.“
    Erynn dachte an Ah-Malz und öffnete den Mund, um zu widersprechen, als der Händler auch schon eine Hand hob: „Nein, sagt nichts. Ihr wollt mir jetzt erzählen, daß nicht alle Khajiit und Argonier so sind, nicht wahr? Daß Ihr irgendeinen kennt, der ganz anders ist als so, wie ich es gerade geschildert habe.“
    „Ja.“ Erynn war ein wenig erstaunt, außerdem spürte sie, wie der Brandy ihr langsam aber sicher zu Kopfe stieg. „Das wollte ich tatsächlich gerade sagen.“
    „Natürlich kennt Ihr so jemanden, ebenso wie ich. Es gibt immer Ausnahmen, immer solche, die sich respektvoll verhalten. Aber es sind immer nur einzelne. Wenn ich Euch jetzt fragte, ob Ihr schon einmal von einem Argonier oder Khajiit angegriffen, hintergangen oder betrogen wurdet, würde Euch dazu gewiß auch ein Beispiel einfallen, habe ich Recht?“ Methys zuckte die Achseln, bestellte dann mit einem Wink eine weitere Runde. „Ich erwarte gar nicht, daß Ihr Eure Meinung ändert. Dieses Thema war schon immer kontrovers, auch in Morrowind selber, und jetzt gehört es ohnehin der Vergangenheit an. Wichtig ist die Frage, wie wir hier mit den Folgen umgehen. Was nutzt es schon, über zerschlagene Kwamaeier zu streiten?“

    ...und wie verdammt Recht du hast! Gumora ist da ein recht anschauliches Beispiel. Erynn griff nach dem frischen Krug Weinbrand. Mittlerweile war sie deutlich beduselt, hatte ihre fünf Sinne aber noch immer so weit beisammen, um eins und eins zusammenzählen zu können. „Ich hörte von einer Antisklavereibewegung...“, nahm sie den Faden wieder auf, ohne weiter darauf einzugehen, was sie nun tatsächlich von dem Thema hielt.
    „Ja. Die gab und gibt es hier. Ich gehe davon aus, daß diese zum großen Teil hinter den Unruhen steckt, aber hieb- und stichfeste Bewise gibt es dafür nicht.“ Methys fragte sich, worauf das Mädchen hinauswollte, aber da sprach Erynn schon weiter. Vielleicht konnte dieser Dunmer ihr tatsächlich weiterhelfen. „Ihr habt mich gefragt, warum ich hier bin, Sera Galethran... nun, ich suche jemanden. Einen Argonier mit dem Namen Gumora“, vertraute sie ihm an. „Er ist ein Kundschafter und soll Gerüchten zufolge mit dieser Bewegung zu tun haben. Wir haben seine Spur bis hierher verfolgt, aber sie ist relativ kalt. Habt Ihr vielleicht eine Idee, wohin er sich von Molag Mar aus gewendet haben könnte?“

    In den Augen des Hlaalu blitzte Interesse auf. Na bitte, es geht doch. Ein wenig Alkohol, und die Leute werden redselig. Ich wußte doch, daß ich aus ihr herausbekomme, was ich wissen wollte... Mal sehen, wohin das ganze heute Abend noch führt. „warum sucht Ihr diesen Argonier denn? Und bitte, mein Name ist Methys...“
    Sie lächelte und fixierte ihren Blick mit einiger Mühe auf sein Gesicht. „Dann nennt mich Erynn. Ich suche diesen Kerl, weil ich noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen habe... eher einen ganzen Stall voll Hühner, um genau zu sein. Es ist, wie du sagtest. Er ist ein Verräter.“
    Sieh an... „Weiß er, daß du hinter ihm her bist?“
    „Vermutlich. Nachdem sein Plan nicht aufgegangen ist, ist er jedenfalls verschwunden. Vvardenfell ist die einzige Spur, die ich habe.“
    „Wenn er in Molag Mar war, wird er sich wahrscheinlich nach Norden gewendet haben. Direkt nach Norden, nicht erst zur Ostküste. Das ist Telvannigebiet, dort dürfte es ihm schwerfallen Fuß zu fassen. Das Haus Telvan ist dafür bekannt, sich bestenfalls oberflächlich um die Vorgaben des Kaiserreichs zu scheren. Man mag die Sklaverei offiziell abgeschafft haben, aber die Katakomben der Zauberer sind tief und dunkel. Dorthin wird dein Argonier nicht gegangen sein, wenn er auch nur einen Funken Verstand im Kopf hat.“
    „Nach Norden also...“

    „Erynn...“ Mathys beugte sich vor und griff wie selbstverständlich nach ihrer Hand, „es schmerzt mich zu hören, daß du hintergangen wurdest. Ich hoffe, du findest diese Echse und gibst ihm, was er verdient. Aber heute wirst du ihn ohnehin nicht mehr zu fassen bekommen. Sprechen wir über irgend etwas anderes, das weniger unerfreulich ist.“
    Instinktiv wollte die Kriegerin ihre Hand wegziehen. Es war die linke, die verstümmelt war, und jetzt gerade schämte sie sich dafür. Mathys jedoch schien sich nicht weiter daran zu stören, und so ließ sie ihn schließlich gewähren. Wo ist eigentlich Dreveni? schoß es ihr kurz durch den Kopf. Sie hätte doch schon längst wieder zurück sein müssen...
    „Worüber willst du denn sprechen?“ nuschelte sie. „Falls es darum geht“, sie nickte in Richtung ihrer Linken, „ich glaub, ich laß mir in nächster Zukunft mal ‚Das war ein Oger’ auf den Handrücken tätowieren.“
    Der Händler lachte ehrlich amüsiert angesichts Erynns Direktheit. Ja, dieses Mädchen war wirklich erfrischend, irgendwie. Und wenn sie es sich schon gefallen ließ, daß er sie so keck einfach berührte, könnte der Aufenthalt in Molag Mar doch noch ganz angenehm werden, wenn er es nur geschickt anstellte.

    Natürlich war er geschickt, schließlich zog Methys Galethran diese Nummer nicht zum ersten Mal ab. Er stellte sehr bald fest, daß die junge Frau vielleicht kampferprobt sein mochte, aber ansonsten doch reichlich naiv. Sie lachte über seine Witze, folgte den kleinen Veränderungen in seiner Mimik und nahm die Komplimente bereitwillig auf, die er ihr machte, ja, schien sogar regelrecht ausgehungert danach zu sein, als bekäme sie nicht oft Schmeichelhaftes über sich selbst zu hören. Eine Schande, eigentlich... aber Glück für mich. Die Investition in den Weinbrand hatte sich definitiv gelohnt.

    „Es wird spät, Erynn. Ich sollte so langsam aufbrechen“, meinte er schließlich und nahm zufrieden wahr, wie sich echtes Bedauern auf ihrem Gesicht abzeichnete. Er machte eine kurze Pause, wärend der er die Worte so, wie sie waren in der Luft hängen ließ und fuhr dann fort, als sei ihm der Einfall gerade erst gekommen: „Willst du mich vielleicht begleiten? Ich würde mich sehr geehrt fühlen...“
    Erynns benebelter Geist brauchte nicht lange, um eine Entscheidung zu treffen. Sie hatte eine ungefähre Ahnung, wohin das hier führen würde, aber... Verdammt noch mal, warum eigentlich nicht? Zumindest fragt er mich anständig, statt mich mit Lastzaubern zu bewerfen! Außerdem fühlte sie sich gerade etwas verwegen und ziemlich mutig, halb durch die Wirkung des Brandys und halb durch Methys’ Beteuerungen, daß sie wohl doch ansehnlicher war, als sie von sich selbst bisher gedacht hatte. Darüber hinaus... sie wollte gerade wirklich festgehalten werden. Von wem, war ihr dabei fast egal, und wenn der Dunmerhändler sich schon anbot... Ja, warum eigentlich nicht?
    Sie erhob sich reichlich unsicher und taumelte, als sie schließlich auf ihren eigenen Füßen stand. Der Hlaalu griff geschickt zu und fing sie auf, bugsierte die Bogenschützin dann durch den Schankraum auf die Ausgangstür zu.
    Die frische Luft draußen traf Erynn wie ein Hammerschlag und ließ es ihr noch schwindeliger werden, was dazu führte, daß sie sich noch schwerer auf Methys stützte. „Sag mal, wo willst du eigentlich hin?“, fragte sie reichlich undeutlich an seiner Schulter. Er grinste. „Wo es etwas gemütlicher ist als in einem Tavernenzimmer. Folge mir einfach.“
    Geändert von Glannaragh (16.10.2011 um 00:38 Uhr)

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