Die Wahl war zu Ende und die Schafe haben es wieder geschafft, die Wölfe zu dezimieren. Aber war die Gefahr nun endgültig gebannt? Glöckchen sagte vor ihrem Tod noch, dass sie nicht die letzte war. Sagte sie die Wahrheit oder wollte sie die anderen nur verunsichern? In Gedanken versunken merkte Silvus, dass es bereits dunkel wurde. Er wollte Fluffy beglückwünschen, aber sie war bereits weg. "Ich habe sie doch tatsächlich verpasst... Ach Silvus, du hast einfach kein gutes Händchen mit Frauen. Wo könnte sie denn bloß hingegangen sein?"

Silvus suchte nach Fluffy und ging zuerst zu dem Apfelbaum. Nach einer kurzen Kletterei blickte er von der Spitze des Baumes auf die Weide. Es war schön zu sehen, dass die anderen Schafe trotz Angst friedlich schlafen konnten. Nur Fluffy war nirgendwo zu sehen. "Sie... Sie kann doch nicht... Nein! Wenn es stimmt, was sie sagte; wenn sie diese Nacht wirklich in Gefahr sein wird, dann...! Ich muss sofort zu ihr! Bitte, Fluffy, tue nichts, was du später bereust!"

Die Nacht war zwar bereits herangebrochen und es war düster auf der Weide, aber der Vollmond erhellte den gesamten Platz, wenn auch nur schwach. Dann, plötzlich, konnte Silvus einen Klang vernehmen. Es hörte sich an, als würde etwas zerrissen werden. Nein, nicht etwas. "Bitte... nicht..." Auf dem Boden waren Fußabdrücke zu erkennen. Die Abdrücke gehörten einem Wolf, dessen war er sich bewusst. Er folgte den Abdrücken und fand Fluffy. "Fluffy!" Silvus rannte so schnell er konnte zu ihr. "Du blutest ja! Das... das waren die Wölfe, oder!? Verdammt, wäre ich doch nur früher gekommen!" Es schien, als hätte Fluffy Silvus gehört. Sie drehte sich um und sah ihm in die Augen. "Es tut mir Leid, Silvus... Ich... war nicht... stark genug. Vergib mir..." "Nein, bitte sag nichts! Du musst dich schonen, ich werde dir helfen!" "Nein... Es ist zu spät..." "Bitte, sag soetwas nicht! Ich... Ich will dich nicht verlieren, ich... liebe dich doch so sehr!" Silvus legte sich neben die schwer verletzte Fluffy. "Du warst heute so gut... Ich beneide dich." "Ich war zu schwach... Ich habe... Ich bin auf... ein Trick hereingefallen... Aber wenigstens..." Fluffy hustete und spuckte dabei Blut. "Wenigstens konnte ich dich noch einmal sehen... Versprich mir, du musst... du musst weiterleben... Du wirst den anderen Schafen helfen, das weiß ich..." "...Nein, ich bin nicht stark... Ich kann nicht... Ohne dich kann ich nicht leben... Du musst...!" Es war zu spät. Fluffy ist in diesem Moment gestorben. Der Schmerz, den Silvus verspürte, war größer, als alles andere bisher. Zur gleichen Zeit fing es an zu regnen. Es schien, als würden die Wolkenschafe um die beiden trauern.

"Ich kann nicht... ich kann nicht... ohne dich leben... Es... es tut mir Leid, Fluffy..." Mit Fluffy ist für Silvus das gestorben, was ihm am meisten bedeutete. Es gab für ihn nur eine Möglichkeit, seinen Schmerz zu lindern - den Tod. Er machte sich auf den Weg zu der Stelle, an der die Metallkiste mit der Säure stand. "Fluffy... Mmii... Und alle anderen... Es tut mir Leid..." Er legte sich ohne zu zögern in die Säure. In dem Moment dachte er an die guten Zeiten mit Fluffy.

Aber etwas Seltsames passierte. "Bin ich... tot?" Silvus öffnete seine Augen. Er war am Leben, und Fluffy auch. "Was machst du denn da, Schlafmütze? Freu dich doch mit uns, wir haben den ersten Wolf getötet!" Der erste Wolf? Aber das hätte bedeutet, dass sie damit Böckling gemeint hat. War es möglich? War Silvus in der Vergangenheit? Es schien so. Doch wie war das möglich? "Haben mir... Habe ich eine zweite Chance bekommen?" "Wovon redest du da? Es ist schon dunkel, du solltest dich auch bald schlafen legen!" Fluffy ging weg. Auch die anderen waren da, Jill und auch Goliath. Es musste einfach die Vergangenheit gewesen sein. Silvus lief Fluffy hinterher und legte sich neben sie. "Ich bin so froh dich zu sehen." Fluffy blickte etwas verwundert zu ihm. "Wovon redest du denn da? Wir haben uns heute doch den ganzen Tag gesehen! Hach, ich kann es immer noch nicht glauben, dass soetwas wie Liebe auf den ersten Blick existiert. Als du heute auf die Weide kamst, wusste ich, dass du der Richtige für mich bist." "Fluffy..." Die beiden kamen sich immer näher und kuschelten miteinander. Die beiden liebten sich wirklich sehr. "Ich liebe dich, Silvus."

"Fluffy, es gibt da etwas, dass du wissen musst. Ich bin..." Silvus wusste nicht, wie er es ihr sagen konnte. "Ja, du bist was?" "Ich bin... glücklich, dich zu haben." Fluffy durfte es nicht erfahren. Es war das Beste für sie - und für Silvus. Und so vergingen die Tage, die Herde beseitigte drei weitere Wölfe. Dann war es die Nacht. Die Nacht, in der Fluffy gestorben ist. "Fluffy, ich werde nicht von deiner Seite weichen. Lass mich heute Nacht bei dir bleiben. Okay?" In der Nacht wurde es sehr kalt, die beiden lagen wieder direkt nebeneinander - bis der Wolf kam. "Sieh an, sieh an... Das Liebespärchen..." Silvus sprang auf. "Du... DU!!! Ich werde Fluffy rächen, das schwöre ich dir!!!" "Wovon sprichst du denn da? Die Dame ist doch direkt hinter dir, außerdem lebt sie, noch." Er versuchte sich zurückzuhalten, aber seine Wut war stärker. "ICH BRING DICH UM, ERBÄRMLICHER WOLF!!!" Silvus griff den Wolf mit seiner ganzen Kraft an, aber der Wolf konnte ausweichen. "Eigentlich wollte ich dich heute Nacht verschonen, aber du willst es ja nicht anders." Es war ein blutiger Kampf. Doch die Schafe konnten ihn nicht besiegen. Fluffy und Silvus lagen schwer verletzt auf dem Boden; sie wussten, dass sie nicht überleben werden. "Ich war zu schwach..." "Nein, du warst nicht schwach... Aber warum? Warum hast du dein Leben riskiert?" "Ich wollte immer mit dir zusammen sein... Aber jetzt... Ich konnte dich nicht beschützen... Und deswegen werden wir beide sterben..." "Silvus... lass uns... mit unserer letzten Kraft... zum See gehen..." Obwohl der See nur knapp zehn Meter entfernt war, war es sehr anstrengend für die beiden, diesen zu erreichen. Sie nahmen sich an den Hufen und gingen immer weiter ins Wasser. "Wir werden für immer zusammen sein..." Die beiden versanken. Silvus konnte Fluffy nicht retten. Aber sie waren zusammen, für immer.