Dass sich Blanche mit einer Frage an sie wandte, registrierte Nivicola gar nicht. Stattdessen schrie sie unentwegt weiter, immer nur kurz unterbrochen durch ihr Schnappen nach Luft. Natürlich hatte Nivicola damit gerechnet, dass diese Nacht ein weiteres Schaf ihres Lebens beraubt worden war, um den Wölfen ein köstliches Mahl zu bescheren. Was sie bei dem, was sie hier vorfand, aus der Fassung brachte, waren die näheren Umstände. Noch am Abend zuvor sollte an diesem Zaun Friedobert hingerichtet werden, doch es war ihm gelungen, an die Liebe der Schafe zu appellieren. Doch nun befand sich an eben dieser Stelle des Zauns ein totes, ihr unbekanntes Schaf, unberührt vom Gebiss eines Raubtiers, doch dafür schändlich aufgespießt.

Nivicolas Geschrei fand abrupt ein Ende. Sie röchelte noch ein wenig, dann sagte sie mit weit aufgerissenen Augen und leicht verrücktem Tonfall: "Es ist, als hätte eine höhere Macht einen Ausgleich schaffen wollen. Da am Abend kein Schaf am Zaun seinen Tod fand, nahm sich der Zaun des Nachts ein Schaf, um seinem Recht und seiner Aufgabe nachzukommen. Ist das die 'Gerechtigkeit', nach der diese Welt funktioniert? Wo ist da die Logik?!"