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Kämpfer
Fluffy erwachte frühmorgens mit einem unguten Gefühl in der Magengegend. Beunruhigt lief sie zwischen den schlafenden Schafen hin und her, auf der Suche nach der ursache ihres Unbehagens. Doch sie konnte keinen triftigen Grund ausmachen. Alle schliefen soch seelenruhig.
Außer einer. Sie bemerkte, wie sich das Menschenschaf unruhig im Schlaf herumwälzte, so als hätte es Alpträume. Sie erinnerte sich an seinen Namen, Mike. Vorsichtig fuhr sie ihm beruhigend mit der Zunge über die Wolle, bedacht darauf, ihn nicht aufzuwecken. Schaf hatte in diesen Tagen sowieso zu viele schlaflose Nächte.
"Ich hoffe, der Leithammel hat schlafen können. Ob er wohl stolz darauf ist, einen Wolf entlarvt zu haben? Auf jeden Fall hat er noch einiges vor sich." Es durchzuckte sie wie als wäre sie in den Elektrozaun höchstpersönlich gerannt. "Der Leithammel!" Sie konnte sich nicht erinnern, ihn unter den schlafenden Gesichtern gesehen zu haben. Und mähte er am vorigen Tag nicht, dass er bald sterben würde? Noch einmal lief sie durch die schlafende Menge und diemal war sie sich sicher: Der Leithammel befand sich nicht unter den Schlafenden.
Fluffy rannte wie noch nie un ihrem Leben. Sie suchte an all seinen Lieblingsplätzen, auf der Schmetterlingswiese, und sogar dem Düsterfelsen, fand aber dort keine Spur von ihm. Schließlich entdeckte sie ihn unter dem alten Apfelbaum. Sie hätte ihn fast nicht erkannt. Doch nicht die Verstümmelung entstellte ihn fast zur Unkenntlichkeit, sondern das Alter. Die Haut hing in schlaffen Lappen über seinem mageren Körper, und aus seinen sonst so verträumten Augen sprach selbst im Tod noch unendliche Weisheit. Schluchzend brach Fluffy über seinem erkalteten Körper zusammen und weinte in seine blutige Nackenwolle hinein.
Irgendwann bemerkte sie eine Berührung an der Schulter. Es war Mike, der kurz nach ihrem Rundgang aufgewacht sein musste, da er den leblosen Leithammel noch vor ihr gefunden hatte. Aus dem Augenwinkel bemerkte Fluffy die Schrift an dem Apfelbaum. Nun würde Mike der neue Leithammel sein.
Und dieser versuchte sie gerade eben zu trösten. Mit einem mal überkam Fluffy unbändige Wut. Noch nicht einmal in der Stunde von Möbius' Tod konnte sie stark sein.
"Nie mehr!", schwor sie sich, "Ich werde mich nicht mehr auf andere stützen. Ich werde das Schicksal selbst in die Hand nehmen. Vor allem das der Wölfe. Ich werde sie finden und zur Verantwortung ziehen, für das, was sie uns angetan haben! Ich werde mich nicht mehr hinter Anderen verstecken. Nie mehr!"
Fluffy raffte sich auf, drehte sich sich zu dem neuen Leithammel um und fragte ihn: "Sollen wir ihn auf der Schmetterlingswiese begraben? Dort war er immer gerne und so kann er die Schmetterlinge weiterhin beobachten. Er..."
Sie ärgerte sich über sich selbst, als ihre Stimme versagte.
Geändert von Neadyn (14.05.2011 um 23:46 Uhr)
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