Ergebnis 1 bis 20 von 72

Thema: Wölfe von der Düsterheide - der sechste Tag

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #3
    Glöckchen wachte an diesem Morgen langsam und mit einem guten Gefühl auf. Der gestrige Abend war erneut ein voller Erfolg gewesen, und sie hatte Goliath mit Lob und Kuscheleien überschüttet, bis sie eingeschlafen war, und er noch eine Runde über die Heide machen wollte. Er nahm seine Aufgabe wirklich ernst, und war wie geschaffen dafür. Hätte sie gekonnt, hätte sie ihr Glöckchen abgenommen und ihm als Belohnung überreicht, aber mit Schafshufen ging das schwer.
    Für den neuen Tag hatte sie unglaublich viel Hoffnung. Sie war lebendig, und Goliath war an ihrer Seite, um den nächsten Reißer, sollte es noch einen geben, zur Strecke zu bringen.
    Sie rollte sich ein wenig nach links, wo sie ihren Bruder vermutete... aber da war nichts. Sie sah zur Seite und entdeckte einen Bausch weißen Felles, der in der Nähe der Schlafplätze lag. Mit zittrigen Beinen erhob sie sich, und trottete zu dem Wollhaufen. Er roch ohne Zweifel nach Goliath, und, was beunruhigend war, eine rote Spur führte von ihm zu einem dicken, hohen Baum. Dort lag etwas, was eine merkwürdige, rosa Farbe hatte.
    Glöckchen ging vorsichtig zu dem Ding, das ein bisschen Ähnlichkeit mit dem Schäfer hatte, aber es war viel kleiner, und übersäht mit Bissen und Wunden. Ein paar Teile schienen auch zu fehlen.
    Glöckchen sah sich um. Der Fellbausch bewegte sich ein bisschen im morgentlichen Wind. Dann richtete sie ihren Blick auf das rosa Ding. Wieder zurück zum Fellbausch. Zum Ding. Fellbausch. Ding.

    Vorsichtig schnupperte sie an dem Fleischberg, der bei dem hohen Baum lag, und es konnte keine Zweifel mehr geben.
    "Goli...ath? GOLIATH?!" Was immer geschehen war, warum auch immer hier nicht Goliath lag, wie sie ihn gekannt hatte, und wer auch immer dieses rosa Ding wirklich gewesen war... es machte keinen Unterschied. Ihr geliebter Bruder war weg, und würde nie mehr zurückkehren.

    Ein ganz kurzer, aber lauter und quietschieger Schrei entfuhr ihr, und sie wusste sich nicht anders zu helfen, als vollkommen außer sich über die Heide zu rennen. Von einem Ende zum anderen, und wenn der Zaun in Sicht kam, drehte sie um und lief in eine andere Richtung. Bis schließlich die Düsterlache direkt vor ihr lag, und sie stürmte hinein, in der Hoffnung, das kalte Wasser würde irgend etwas in ihr betäuben. Doch es wirkte nicht. Dicke Tränen flossen unaufhörlich über ihr Gesicht, und es gab nichts, was diese hätte stoppen können.

    Geändert von Lynx (10.05.2011 um 21:49 Uhr)

Stichworte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •