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							Wie die Zeit kam, so verging sie auch wieder. Weitere Minuten voller Angst vor der Elektrizität vergingen, ohne dass Friedobert der Schlag traf und mit jeder vergangenen Minute wurde er ein wenig sicherer. Irgendwann war die Angst gänzlich verschwunden und er kroch wieder unter seinem Tisch hervor. Schon damals konnten die anderen Schafe nicht verstehen, wieso er solche Angst vor dem Zaun hatte und hätten sie es gewusst, wer weiß, was sie dann von Friedobert gehalten hätten.
 
 Es muss nur wenige Wochen nach seiner Geburt gewesen sein, das Datum wusste er nicht mehr, aber zumindest das Wetter war an diesem Tag recht kühl. Es war einer der wenigen Sommertage, in denen die Hitze mal nicht alles und jeden erschlägt. Studien waren bereits für den Tag zur Genüge getan und da bleibt einem jungen Lamm natürlich nichts anderes, als endlich seine Kräfte endgültig zu verausgaben. Natürlich war Friedobert nicht das einzige Lamm und so kam es, dass sich auch an diesem Tag eine kleine Gruppe gebildet hatte, eine Gruppe aus kleinen Lämmern, die nichts anderes im Kopf hatten, als Dummheiten anzustellen. Niemand konnte ahnen, dass die Dummheit, die heute begangen werden würde, die wohl prägendste sein sollte.
 
 Das umzäunte Gebiet das Friedobert als seine alte Heimat sah, war größentechnisch ungefähr doppelt so groß, wie die Düsterheide, mit sehr viel mehr Verstecken und Möglichkeiten, einfach nur ungesehen Blödsinn anzustellen. Es gab Gebiete mit kleineren Höhlen, die wohl von Maulwürfen stammten, Gebiete, in denen es nur so von Bienen wimmelte (was die betraf, schien der Schäfer sich nicht wirklich drum zu kümmer, anscheinend hielt er die Schafe für intelligent genug). Es gab Teile, in denen verschiedene Bäume und sträucher standen und an einem Ende der Weide auch einen See. Nun, nicht ganz, der See selber befand sich nicht mehr auf dem umzäunten Gebiet. Dennoch war er ein beliebtes Reiseziel der Lämmer, das war er schon immer und in jeder neuen Generation durften sich die neuen Lämmer die alte Geschichte der älteren Schafe anhören. Verlasst nicht die Weide, es ist dort draußen gefährlich. Wagt es nicht, zum See zu gehen, der Zaun ist gefährlich! Wenn ihr da ran geht, werden das sehr schlimme Schmerzen, aber nur, wenn ihr Glück habt! Sollten wir auch nur eines von euch Lämmern dort sehen, dann ist was los, darauf könnt ihr euch gefasst machen!
 
 Natürlich, wie sollte es anders sein, die Lämmer hörten nie auf das, was die Älteren sagten, so auch an diesem Tag. Genauer gesagt, gab es genau an der Stelle des Zauns, die am See lag, einen Tunnel der Maulwürfe, ein kleiner Tunnel, durch den nur ein kleines Lamm passte, von weitem praktisch nicht sichtbar, aber wenn man wusste, wo er war, so konnte man sich sehr schnell aus der Heide entfernen. Angeblich soll es wohl schon ein paar Male vorgekommen sein, dass sich Lämmer aus dem Staub gemacht hatten, seit dem hat man nichts mehr von ihnen gehört. Angeblich sollen es ein paar sogar bis zu einer weit entfernten Heide geschafft haben, an anderer Stelle wurde auch behauptet, sie seien alle von dunklen Kreaturen verschlungen worden.
 
 Was sollte Lämmer dazu treiben, zum See zu gehen, obwohl der Tag dann doch recht kühl war? Dummheit natürlich, Dummheit und eine kleine runde Scheibe, die man in der Gegend rumschleudern kann. Dies war nämlich der Grund, zusammen mit der Tatsache, dass die Lämmer es als aufregend erachteten, diese besagte Scheibe in der Nähe des Zaunes herumzuschleudern. Insgesamt waren sie fünf Schafe, fünf Schafe und eine Scheibe in der Nähe des Zauns an der uneinsichtigen Stelle nahe des Sees.
 
 Es waren vielleicht zwei Stunden vergangen, ohne dass etwas nennenswertes passiert wäre, bis einer von ihnen diese Scheibe versehendlich zu weit nach links geschleudert hatte. Anstatt also zum nächstbesten Lamm zu fliegen, entschloss sich diese Scheibe, einen Abstecher zum See zu machen und dort gleich ein Bad zu nehmen. Zunächst standen sie nun alle wie versteinert da, bis ihr selbsternannter Anführer beschloss, dass sie alle nun zu besagtem See gingen und dort ihr Spielzeug wieder zurück holten. Ein paar von ihnen waren natürlich dagegen, hatten ja die Älteren sie vor dem Zaun gewarnt, aber nicht grundlos war der kleine so auf seine Anführerrolle fixiert. Nahezu mühelos kletterte er durch das Loch und kam auf der anderen Seite wieder munter heraus. Vom mut gepackten, taten es ihm die anderen Lämmer gleich, bis alle auf der anderen Seite ankamen. Der Rest ging dann auch ganz leicht, schwimmen konnten sie ja auch alle.
 
 Die Scheibe also wieder im Gepäck waren sie gerade drauf und dran, ihren Weg durch das Loch in Richtung sichere Heide zu machen. Dann fiel dem Anführer ein mittelgroßer Stein am Zaun auf und demonstrierend stellte er sich auf genau diesen. Seht nur, was ich kann. waren seine Worte und mit einem Satz war er auch schon über den Zaun auf die andere Seite gesprungen. Na los, ihr schafft das auch, traut euch. nach langem Zögern ließen sich die vier anderen dann doch überzeugen und einer nach dem anderen sprang über den Zaun, bis nur noch einer übrig war.
 
 Friedobert stand wie versteinert auf dem Stein, der Zaun ließ ein gräßliches, knisterndes Geräusch von sich geben, was Friedobert nur noch mehr verunsicherte. Na los, trau dich, du bist doch kein Feigling, oder? Also versuchte er, allen Mut zusammenzunehmen und setzte zum Sprung an. Er wollte gerade losspringen, doch...
 
 ...er rutschte ab und stürzte genau in den Zaun. Ein extrem lautes und gräßlich klingendes Knistern war zu hören, die Lämmer liefen vollkommen von Angst erfasst, in alle Richtungen davon. Ob es die Angst vor dem Geräusch, oder davor, dass Friedobert geröstet wurde, war, kamm man nicht sagen, eines ist aber sicher: hätte die Heide keine Wachschafe gehabt, wäre Friedobert wohl verloren gewesen. Doch glücklicherweise waren die Älteren klug genug, dort an dieser Stelle verstärkt Wachschafe einzusetzen, die glücklicherweise alle mit einem Stock bewaffnet waren. Genau in dem Moment, in dem Friedobert seinem Verderben entgegengesprungen war, war eben solch ein Schaf in der Nähe und in Windeseile bereits zur Stelle, um Friedobert in Sekundenbruchteilen aus dem Zaun zu befreien.
 
 Schwer verletzt musste er lange behandelt werden, doch auch wenn seine physischen Wunden mittlerweile verheilt waren, die psychischen würde er wohl bis ans Ende seines Lebens tragen müssen, mitsamt aller Erinnerungen an diesen kühlen Sommertag.
 
 
 Es war Zeit, dass auch Friedobert seine Stimme abgab. So machte er sich auf zum Rest der Schafe. Dort angekommen, tat er wie er es vor hatte: "Gestern hatte es Böckling erwischt und er ernannte ein Lamm zum Nachfolger. Ein Lamm, dass ich schon seit einiger Zeit verdächtig finde und meine Meinung wird sich so schnell nicht ändern. Goliath soll es sein, das ist meine Stimme!!!", so sprach Friedobert selbstsicher wie nie.
 
 
 
 
 
 
 
 
	
	
	
	
	
	
	
	
	
	
	
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